Zu guter Letzt
Gericht in Honkong gewährt
Homosexuellen mehr Rechte
HONGKONG Das oberste Gericht in
Hongkong hat am Donnerstag in ei-
nem wegweisenden Urteil homose-
xuellen Paaren mehr Rechte einge-
räumt. Geklagt hatte ein Beamter,
der für seinen Ehemann, den er im
Ausland geheiratet hatte, die glei-
chen Rechte und Vergünstigungen
wollte wie heterosexuelle Ehepaare.
Die Richter entschieden einstimmig,
dass die Verweigerung dieser Rechte
gegen die Antidiskriminierungsge-
setze verstösst.
Hongkong erkennt gleichgeschlecht-
liche Ehen und Lebenspartnerschaf-
ten bislang nicht an. Homosexualität
wurde erst im Jahr 1991 entkrimina-
lisiert. Trotz wachsender öffentli-
cher Unterstützung konnten Aktivis-
ten bislang kaum mehr Rechte für
Homosexuelle bei der pro-chinesi-
schen Regierung durchsetzen. In
jüngster Zeit erzielten sie aber einige
Erfolge vor Gericht.
Der Beamte Angus Leung hatte 2014
seinen Partner Scott Adams in Neu-
seeland geheiratet. In Hongkong be-
antragte Leung bei seinem Arbeitge-
ber für seinen Ehemann die gleichen
medizinischen Leistungen, wie sie
heterosexuelle Ehepaare erhalten.
Dies wurde jedoch abgewiesen. Auch
Steuervergünstigungen wurden ihm
nicht gewährt. Nun entschied das
Gericht zu seinen Gunsten.
Vergangenes Jahr hatte eine lesbi-
sche Britin vor Gericht durchge-
setzt, dass ihrer Partnerin ein Ehevi-
sum in Hongkong gewährt wurde.
Vor dem Hintergrund der beiden Ur-
teile haben die Behörden in Hong-
kong es nun schwerer, im Ausland
anerkannte gleichgeschlechtliche
Ehen abzulehnen. (sda/dpa)
Sehr amerikanische Lösung
Bundesstaat Alabama plant
Kastration von Kinderschändern
MONTGOMERY Im US-Bundesstaat Ala-
bama ist ein Gesetz zur chemischen
Kastration verurteilter Kinderschän-
der verabschiedet worden. Wegen
sexueller Vergehen an Minderjähri-
gen verurteilte Häftlinge sollen nur
dann vorzeitig unter Bewährung aus
der Haft entlassen werden, wenn sie
sich einer solchen medizinischen
Behandlung unterziehen. Dem Ge-
setz muss noch die republikanische
Gouverneurin Kay Ivey zustimmen.
Sie hatte bereits ihre Unterstützung
signalisiert. Die Regeln sollen für Tä-
ter ab dem Alter von 21 Jahren gel-
ten, die Minderjährige unter 13 Jah-
ren missbraucht haben, beschloss
das Regionalparlament.
Die vorgesehenen Medikamente sen-
ken den Testosteronspiegel der Ver-
urteilten, die auch die Kosten für die
Behandlung tragen müssen. Sie sol-
len verpflichtet werden, sich der Be-
handlung so lange zu unterziehen,
bis ein Gericht diese als nicht mehr
nötig ansieht. Setzt der Verurteilte
die Medikamente eigenständig ab,
muss er zurück ins Gefängnis. «Sie
haben ihre kleinen Opfer für das Le-
ben gezeichnet. Deshalb sollte die
Strafe ihrem Verbrechen entspre-
chen», sagte der Initiator des Geset-
zes, der Abgeordnete Steve Hurst,
dem Lokalradio Wiat.
Ähnliche Regeln gibt es bereits in
mehreren anderen US-Bundesstaa-
ten, darunter Kalifornien und Flori-
da. In Texas können sich Verurteilte
einer chirurgischen Kastration un-
terziehen. Die chemische Kastration
ist jedoch wegen möglicher Neben-
wirkungen umstritten. Auch Men-
schenrechtler kritisieren die Praxis.
(sda/afp)
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7. JUNI 2019
Immer mehr Kokain in der EU:
Über 140 Tonnen beschlagnahmt
Heftig Die Menge an be-
schlagnahmtem Kokain
in Europa hat sich binnen
eines Jahres verdoppelt und
einen Rekordstand erreicht.
2017 stellten Fahnder in der
EU 140,4 Tonnen der Droge
sicher, im Vergleich zu 70,9
Tonnen ein Jahr zuvor.
Das
geht aus dem am Don-
nerstag in Brüssel veröf-
fentlichten Jahresbericht
der EU-Beobachtungsstelle
für Drogen und Drogensucht hervor.
Dieser bezieht sich grösstenteils auf
Daten aus 2017 für die 28 EU-Staaten,
die Türkei und Norwegen. Ähnlich
hoch wie 2017 war die Menge an be-
schlagnahmtem Kokain bereits schon
einmal – nämlich 2006 mit 120 Ton-
nen. Danach war die Menge aber
kontinuierlich gesunken. Für 2017
meldete die Beobachtungsstelle ins-
gesamt 104 000 Einzelfunde, im Ver-
gleich zu 98 000 im Jahr davor. Eine
besondere Herausforderung sei gross
angelegter Schmuggel in Schiffscon-
tainern, hiess es im Bericht.
Behördenchef Alexis Goosdeel sag-
te, seit 2016 sei ein rapider Anstieg
der Kokain-Produktion aus Kolumbi-
en festzustellen. Das sei eine mögli-
che Erklärung dafür, dass grössere
Mengen beschlagnahmt wurden. Es
gebe Anzeichen, dass pflanzenba-
sierte Drogen wie Kokain leichter
verfügbar seien. Viel Kokain werde
aber in Europa nur umgeschlagen
und dann weiter nach Asien und in
den Nahen Osten transportiert, wo
Dealer neue Märkte suchten, erklär-
te Goosdeel weiter.
Neue Vertriebswege
Besorgt zeigten sich die Experten
auch über neue, digitale Vertriebswe-
ge zum Endkonsumenten. Dealer bö-
ten Drogen im Darknet und über ver-
schlüsselte Kommunikationswege
an. Neue «Call-Center» für Kokain
brächten die Droge mit Kurieren zu
den Kunden – im Wettbewerb mit an-
deren Kriminellen setzten die Dealer
auf zusätzliche Dienstleistungen. Die
Rolle digitaler Vertriebswege am ge-
samten Drogenhandel sei noch ver-
hältnismässig klein, verdopple sich
aber jedes Jahr, sagte Goosdeel. Ko-
kain ist nach Angaben der Beobach-
tungsstelle die in der EU am häufigs-
ten gebrauchte aufputschende illega-
le Droge. Rund 2,6 Millionen junge
Leute zwischen 15 und 24 Jahren hät-
ten sie 2017 konsumiert. Eine neue
Abwasserstudie habe ergeben, dass
die Menge an Kokain-Abbauproduk-
ten von 2017 bis 2018 in 22 der 38
überprüften Städte gestiegen sei. Die
höchsten Werte seien in Städten in
Belgien, Spanien, den Niederlanden
und Grossbritannien entdeckt wor-
den. Insgesamt haben 96 Millionen
Erwachsene in der EU bereits irgend-
wann einmal illegale Drogen pro-
biert, wie es in dem Bericht weiter
heisst. Rund 1,2 Millionen Menschen
werden jährlich wegen Drogenge-
brauchs medizinisch behandelt. Die
Suchtstelle hat 730 Rauschmittel im
Blick. 2018 kamen 55 neue psychoak-
tive Substanzen hinzu.
Cannabis anscheinend
am gefragtesten
Insgesamt beschlagnahmten Dro-
genfahnder mehr als eine Million
Mal illegales Rauschgift. Das war in
etwa so häufig wie im Jahr davor.
Meist ging es um kleine Mengen. In
zwei Drittel der Fälle wurden Can-
nabis-Produkte sichergestellt, insge-
samt mehr als 850 Tonnen. Behör-
denchef Goosdeel warnte zudem,
synthetische Opioide, die in den
USA im Mittelpunkt einer schweren
Drogenkrise stehen, seien auch in
Europa auf dem Vormarsch.
Die EU-Drogenbeobachtungsstelle
mit Sitz in der portugiesischen
Hauptstadt Lissabon liefert nur Da-
ten und Statistiken – Prävention und
Bekämpfung liegen in der Zustän-
digkeit der Staaten der Europäi-
schen Union. (sda/dpa)
Geschätzt
Welttag für
Mauer- und
Alpensegler
Eine aussergewöhnli-
che Vogelfamilie, die
auch in der Schweiz
heimisch ist, wird am
heutigen Freitag mit
einem Welttag geehrt.
Es handelt sich um
die Segler, die fast ihr
ganzes Leben in der
Luft verbringen.Die
meisten Segler, die in
der Schweiz brüten,
sind Mauersegler. Die
Vogelwarte Sempach
beziff ert ihren Bestand
auf 40 000 bis
60 000 Paare. Zudem
ist in der Schweiz der
Alpensegler mit rund
2000 Paaren heimisch.
Im Tessin brüten
überdies knapp drei
Dutzend Fahlsegler-
paare. (Text: sda/Foto:
Keystone/Schweizer
Vogelschutz Birdlife)
«City of Justice»
R. Kelly plädiert auf
«nicht schuldig»
CHICAGO Der wegen sexuellen Miss-
brauchs angeklagte US-Sänger R.
Kelly (Foto, «Gotham City») hat sich
vor Gericht nach ausgeweiteten Vor-
würfen gegen ihn «nicht schuldig»
bekannt. «Wir haben auf nicht schul-
dig plädiert, weil er nicht schuldig
ist», sagte Anwalt Steve Greenberg
am Donnerstag nach der Anhörung.
Ende Mai hatte die Staatsanwalt-
schaft dem 52-jährigen Kelly elf zu-
sätzliche Anklagepunkte zur Last ge-
legt. Darunter sei auch der Vorwurf
schwerer sexueller Übergriffe
(Höchststrafe: 30 Jahre Haft). Die elf
Anklagepunkte beziehen sich auf ei-
ne der vier Frauen, die den RnB-Mu-
siker beschuldigen, sie vor Jahren
missbraucht zu haben.
Kellys Anwalt Green-
berg hatte im Vorfeld
der jüngsten Verhand-
lung gesagt, dass der
Musiker in einem beste-
henden Fall erneut an-
geklagt worden war.
(sda/dpa)
Mit Fentanyl-Spritzen
US-Arzt wegen
Tötung vor Gericht
CHICAGO Ein US-Arzt ist wegen Mor-
des an 25 Patienten angeklagt wor-
den, denen er absichtlich tödliche
Überdosen eines Schmerzmittels
verabreicht haben soll. Der 43-jähri-
ge Mediziner William Husel hatte
sich freiwillig der Polizei gestellt.
Ihm droht eine lebenslange Haft-
strafe. Die Mengen des syntheti-
schen Opioids Fentanyl, die der Arzt
verabreicht habe, hätten «keinen le-
gitimen medizinischen Zweck» er-
füllt, sagte Staatsanwalt Ron O’Brien
am Mittwoch in Columbus im Bun-
desstaat Ohio. Die überhöhten Fen-
tanyl-Dosen von 500 Mikrogramm
und mehr soll Husel über einen Zeit-
raum von vier Jahren hinweg an bis
zu 35 lebensgefährlich erkrankte Pa-
tienten verabreicht haben. Die An-
klage konzentriert sich auf 25 Todes-
fälle. Die Überdosen beschleunigten
nach Angaben der Ermittler den Tod
der Patienten. Die meisten von ih-
nen waren demnach derart schwer
erkrankt, dass sie auch ohne die
Überdosen keine Überlebenschan-
cen hatten. Husel arbeitete für die
Mount-Carmel-Spitäler in Columbus.
Er geriet ins Visier der Polizei, nach-
dem Anwälte der Spitäler die ver-
dächtigen Todesfälle gemeldet hat-
ten. Er wurde daraufhin vor einigen
Monaten entlassen. (sda/afp)
(Symbolfoto: Shutterstock)
Zufallsfund
Wegen entwurzelten
Baumes: Riesiges
Labor entdeckt
DEN HAAG Ein entwurzelter Baum hat
in den Niederlanden zur Entdeckung
eines riesigen Drogenlabors zur Ko-
kainherstellung geführt. Es handle
sich um eines der grössten jemals in
dem Land entdeckten Kokainlabore,
teilte die Polizei am Donnerstag mit.
Einsatzkräfte waren nach dem
Sturm am Donnerstagmorgen im
südlichen Oud-Vossenmeer dabei,
den umgestürzten Baum zu entfer-
nen, als sie einen chemischen Ge-
ruch wahrnahmen und «verdächti-
ge» Männer in der Nähe eines Schup-
pens herumlaufen sahen. Sie ver-
ständigten die Polizei, die dann das
Drogenlabor in dem Schuppen ent-
deckte. Wie viel Kokain beschlag-
nahmt wurde, teilte die Polizei nicht
mit. Sie erklärte aber, es werde
«mehrere Tage» dauern, das Labor
auseinanderzunehmen. Festnah-
men gab es zunächst nicht, da die
Verdächtigen flüchteten. (sda/afp)