Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2019)

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29. MAI 
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Wohlwollens geschenkt. In der An- 
kündigung des Fürsten, seinen dau- 
ernden Wohnsitz im Land zu neh- 
men, sah Schädler den fürstlichen 
Willen, «die Verbindung von Fürst 
und Volk noch fester, noch inniger 
und vor allem lebendiger zu gestal- 
ten». Schädler würdigte den Einsatz 
des Fürsten für die Beilegung des 
heftigen Parteienstreits: Schon weni- 
ge Wochen nach der Übernahme der 
Regierung sei es ihm gelungen, «die 
innerpolitischen Gegensätze, die bis 
anhin oft hohe Wellen schlugen, aus- 
zugleichen und dem Land den inne- 
ren Frieden zu geben». 
NZZ – der Treueschwur ist 
mehr als eine Zeremonie 
Die Huldigungsfeier mit den patrio- 
tischen Ansprachen fand auch Reso- 
nanz in den Medien der Nachbarlän- 
der, obwohl bedeutend weniger Gäs- 
te aus dem Ausland eingeladen wa- 
ren als ein Jahr zuvor vorgesehen. 
Für die geplante Huldigungsfeier 
1938 für den Prinzregenten, die auf- 
grund des Todes von Fürst Franz I. 
verschoben werden musste, standen 
nicht nur Bundesräte aus Bern und 
Regierungsvertreter der Nachbar- 
kantone auf der Gästeliste, sondern 
auch massgebliche Vertreter aus 
dem Deutschen Reich und Öster- 
reich, insbesondere Vorarlberg. Ein 
Jahr später wurde Deutschland nur 
noch durch den Generalkonsul ver- 
treten, der zudem auf Konsuln aus 
anderen Ländern traf, sozusagen als 
Gegengewicht. Vorarlberg war gar 
nicht vertreten, was wohl mit dem 
zwei Monate vorher gescheiterten 
Putschversuch zusammenhing, bei 
dem Vorarlberger Nationalsozialis- 
ten eine bedeutende Rolle gespielt 
hatten. 
Viele Zeitungen aus der Schweiz be- 
richteten über die Huldigungsfeier 
und würdigten in Kommentaren das 
Zusammenspiel von Fürst und Volk. 
Stellvertretend für diese Medien ein 
paar Sätze aus der «Neuen Zürcher 
Zeitung» (NZZ), die sich in ihrem Be- 
richt überrascht zeigte ob der gros- 
sen Menschenmenge an der Huldi- 
gungsfeier, die beinahe der gesam- 
ten Bevölkerungszahl Liechtensteins 
entsprochen habe: «Wie für die 
Schweiz die föderative Vielfalt und 
kulturelle Mannigfaltigkeit ihre äus- 
sere Kleinheit in manchen Teil auf- 
zuwiegen vermag, so liegt für das 
kleine Liechtenstein in der Verbin- 
dung mit einem alten angesehenen 
Fürstenhaus eine Gewähr für seinen 
Bestand und seine Geltung. Die mo- 
narchistische Tradition, die ange- 
sichts der geringen Grössenverhält- 
nisse des Landes gelegentlich des 
musealen Charakters nicht entbehr- 
te, hat vitale Gegenwartsbedeutung 
erlangt. Die internationalen Ereig- 
nisse der jüngsten Vergangenheit, 
die bis hart an die Grenzen Liech- 
tensteins brandeten, sind nicht ohne 
Einfluss auf sein politisches Leben 
geblieben.» Ferner würdigte die 
«NZZ» den Entschluss des Fürsten, 
seinen dauernden Wohnsitz im Land 
zu nehmen: «Wenn er mit der Tradi- 
tion seiner Vorgänger bricht, bekun- 
det er damit gleichzeitig die Absicht, 
die ihm verfassungsmässig zukom- 
mende Anteilnahme an den Regie- 
rungsgeschäften wahrzunehmen 
und in enger Verbundenheit mit der 
Bevölkerung des Landes zu bleiben, 
die der gediegenen und bescheide- 
nen Persönlichkeit ihres Fürsten 
echte Verehrung entgegenbringt. 
Der Treueschwur, der Höhepunkt 
der Erbhuldigung, an dem Männer, 
Frauen und Kinder teilnahmen, war 
daher mehr als eine Zeremonie.» 
Tausende Menschen versammelten 
sich auf der Schlosswiese – fast die 
gesamte Bevölkerung war erschienen. 
(Foto: Unbekannt /Landesarchiv) 
Die Huldigungsfeier bot in der unruhigen Zeit von 1939 – erst zwei Monate zuvor versuchten Nazi-Anhänger einen Putsch- 
versuch – eine willkommene Gelegenheit, um die Einigkeit im Volk zu beschwören. (Foto: Unbekannt /Landesarchiv
	        

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