Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2019)

  
Schwerpunkt Erster Sitzungstag im Mai-Landtag 
null 
Vorsteher könnten 
wieder mehr erfahren 
Steuergesetz Lange Zeit 
schienen die Positionen von 
Landtag und Regierung in 
dieser Frage unvereinbar zu 
sein. Doch gestern näherten 
sich beide Seiten dann doch 
noch an. 
VON HOLGER FRANKE 
Bei 
der Behandlung der Vor- 
prüfung der parlamenta- 
rischen Initiative betreff end 
das Gesetz über die Landes- 
und Gemeindesteuern geht es im 
Kern darum, ob neben Regierung, 
den Gerichten, den inländischen öf- 
fentlich-rechtlichen Versicherungs- 
anstalten eben auch die Gemein- 
devorsteher Auskunft über die 
Verhältnisse der juristischen Steuer- 
pfl ichtigen erhalten sollten. 
Nur soweit notwendig 
Wie die Regierung in ihrem Bericht 
und Antrag deutlich macht, hat sie 
«grundsätzlich keine Einwendungen 
gegen die Aufnahme der Gemeinde- 
vorsteher» in den entsprechenden 
Artikel im Steuergesetz. «Jedoch nur 
mit dem Inhalt, den Gemeindevor- 
stehern in begründeten Einzelfällen 
die Steuerbeträge von juristischen 
Personen auf ihrem Gemeindegebiet 
mitzuteilen. Eine generelle Über- 
mittlung von den Steuerbeträgen al- 
ler juristischen Personen lehnt sie 
aufgrund des Verhältnismässigkeits- 
prinzips jedoch ab. Ebenfalls man- 
gelt es am öffentlichen Interesse, da 
nicht alle Daten für amtliche Zwecke 
benötigt werden», schreibt die Re- 
gierung. Diesen Standpunkt unter- 
strich gestern auch noch einmal Re- 
gierungschef Adrian Hasler, der sich 
vehement dagegen aussprach, dass 
den Vorstehern Steuerdaten «auf 
Vorrat» zugestellt werden sollten. In 
der gestrigen Debatte war es aber 
wohl der stv. Angeordnete Rainer 
Beck (VU) – bekanntlich selbst Vor- 
steher in Planken –, der einen mögli- 
chen Ausweg aufzeigte: «Gegenüber 
den Ausführungen der Regierung in 
diesem Bericht und Antrag geht es 
den Gemeinden 
nicht darum, un- 
aufgefordert und 
pauschal über 
sämtliche Steue- 
rerträge in ihrer 
Gemeinde auf Vor- 
rat informiert zu 
werden», machte 
Beck deutlich. Es 
geht den Gemein- 
devorstehern grundsätzlich darum, 
wie die vorher genannten amtshil- 
feberechtigten Stellen über die Ver- 
hältnisse der bei ihnen ansässigen 
Unternehmen Auskunft zu erhalten, 
«soweit dies für amtliche Zwecke 
notwendig ist». Genau jene Passage 
macht nun offenbar den entschei- 
denden Unterschied. «Natürlich wä- 
re es wünschenswert und hilfreich, 
wenn die Gemeindevorstehungen 
beispielsweise von den 10 oder 20 
steuerstärksten Unternehmungen in 
der Gemeinde die Ertragssteuern 
ohne Weiteres erhalten würden, 
weil dies im Sinne der Standortpoli- 
tik einer Gemeinde wichtige Infor- 
mationen sind», so Beck. 
Vorsteher müssten Bescheid wissen 
Ein Ansatz, dem Regierungschef Ad- 
rian Hasler augenscheinlich etwas 
abgewinnen konnte. In der Debatte 
kristallisierten sich vor allem zwei 
verschiedene Standpunkte heraus. 
«Ein Vorsteher 
sollte nicht nur 
ein Grüssau- 
gust sein», sag- 
te der Abgeord- 
nete Mario 
Wohl wend 
(VU). Vielmehr 
müssten die 
Vorsteher auch 
Geschäftsfüh- 
rer sein, «die Bescheid wissen müss- 
ten, was in ihren Gemeinden läuft». 
Georg Kaufmann (FL) erinnerte dar- 
an, dass sich Liechtenstein zum glo- 
balen Informationsaustausch ver- 
pflichtet hat. «Insofern ist der Aus- 
tausch zwischen Land und Gemein- 
den für mich selbstverständlich.» 
Der FBP-Abgeordnete Elfried Hasler 
erinnerte daran, dass es sich beim 
Steuergeheimnis um ein sehr hohes 
Gut handelt, dass geschützt werden 
müsse. Mit einer Datenlieferung 
könnte er sich nur anfreunden, so- 
fern es eben «für amtliche Zwecke 
notwendig» ist. 
«Die Regierung hat aber 
etwas dagegen, dass 
Steuerdaten aller juristischen 
Personen übermittelt 
werden sollen.» 
ADRIAN HASLER 
REGIERUNGSCHEF 
Blick in die FBP-Reihe, von links: 
Daniel Oehry, Wendelin Lampert 
und der stv. Abgeordnete Michael 
Ospelt. (Fotos: Michael Zanghellini) 
Tunnelsanierung: Trotz Ablehnung 
zeigt Xaver Jehles Petition Wirkung 
Hartnäckig Der Landtag hat sich mit der Petition von Xaver Jehle zur Tunnelsanierung Gnalp 
Steg befasst. Zwar wurde sie nicht überwiesen, die Regierung wird aber Massnahmen wie Flucht- 
stollen, Brandmeldeanlage sowie eine reduzierte Geschwindigkeit im Tunnel nochmals prüfen. 
VON HANNES MATT 
«Dilettantische Tunnelsanierung», 
«irrwitzige Telefonzellen als Todes- 
fallen», «INKOMPETENTER IRRWEG» 
oder ein «!!» nach jedem Satz: Die 
äusserst herb formulierte und mit 
Majuskelpassagen (nur Grossbuch- 
staben) durchsetzte Form von Xaver 
Jehles Petition kam im Landtag 
nicht gut an. Gleiches galt für seine 
happigen Vorwürfe in Richtung des 
zuständigen Ingenieurbüros. «Man 
kennt den Xaver Jehle halt so», 
merkte Herbert Elkuch (NF) an. 
Dennoch gabs auch Lob von den Ab- 
geordneten – etwa für die Hartnä- 
ckigkeit des Schaaner Tunnelbau- 
ers. Obschon die Petition schlussend- 
lich überdeutlich nicht überwie - 
sen wurde, hatte Xaver Jehle mit sei- 
nen Einwänden gewissen Erfolg: 
Gleich mehrere Abgeordnete haben 
sich nochmals näher mit dem The- 
ma Tunnelsanierung Gnalp Steg be- 
fasst und sich des Gruner Berichts 
angenommen. Diese Expertise hatte 
Xaver Jehle erst nach seinem Gang 
vor das Verwaltungsgericht erhalten 
und den interessierten Volksvertre- 
tern zur Verfügung gestellt. So zeig- 
ten sich insbesondere Daniel Oehry 
(FBP) und die Neue Fraktion er- 
staunt, dass die Regierung gewisse 
Massnahmen nicht wie darin vorge- 
schlagen umgesetzt hat. Im Gruner 
Bericht waren von den Experten bei 
der «Vorzugsvariante im Gegenver- 
kehr» nämlich auch zwei Notausgän- 
ge, eine Brandmeldeanlage sowie ei- 
ne Geschwindigkeitsreduktion auf 
40 km/h vorgesehen gewesen. Dies 
wurde bei der Sanierung des Tun- 
nels aber nicht berücksichtigt. «Die 
Sanierungsmassnahmen sind schon 
auf reduziertem Niveau», wie Tho- 
mas Rehak (NF) zusammenfasste. 
«Dass die Regierung beschlossen 
hat, nochmals wichtige Sicherheits- 
elemente zu streichen, ist für mich 
nicht nachvollziehbar.» Er forderte 
Regierungschefstv. Daniel Risch auf, 
zeitnah nachzurüsten. Auch Daniel 
Oehry fragte sich, warum man mit 
dem Bau von Fluchtwegen in Verbin- 
dung mit dem schon vorhandenden 
Werkstollen zugewartet hat. Vor al- 
lem bei einem Brandunglück im 
Tunnel würde ein Fluchtstollen das 
Risiko, dass Menschen zu Schaden 
kommen, stark minimieren. «Eine 
Sparvariante, die im schlimmsten 
Fall tödlich endet?», fragte sich Wen- 
delin Lampert (FBP). Das Land hätte 
die dafür nötigen Mittel in Höhe von 
1,4 Millionen Franken. 
Daniel Risch wies darauf hin, dass 
der Tunnel heute so sicher sei wie 
noch nie: «Wir nehmen Sicherheit 
sehr ernst.» Er sagte aber auch zu, 
die angesprochenen Massnahmen zu 
einem späteren Zeitpunkt im Land- 
tag auf den Tisch zu bringen. Zuerst 
müssten sie nochmals geprüft wer- 
den. Warum dies von der vorherigen 
Regierung so entschieden worden 
war? Einfach «gewürfelt» hätte man 
damals sicherlich nicht, so Risch. 
Regie- 
rungs- 
chefstv. 
Daniel 
Risch. 
Landtag fordert Taten für den «Lebensraum Wald» 
«Diese Regierung wird nicht mehr an ihren Worten gemessen!» 
VADUZ Sie will es wirklich. Das mach- 
te Umwelt- und Innenministerin Do- 
minique Hasler gestern deutlich: 
Nach Jahrzehnten des Konflikts um 
das Thema Schutzwald muss jetzt, 
das heisst wirklich «jetzt», etwas ge- 
schehen. Denn Gefahr ist im Verzug. 
Und: Es wird teuer. 
Das Problem in einem Satz: Der 
Wald kann sich nicht verjüngen, 
weil das Wild sich an seinen Spröss- 
lingen gütlich tut, also verschwindet 
er – und mit ihm seine schützende 
Wirkung. 
Auch unter den Abgeordneten gab 
es niemanden, der hier eine abwei- 
chende Meinung vertrat. Das zeigte 
der Landtag über fast drei Stunden 
hinweg, während er die Interpellati- 
onsbeantwortung «Lebensraum 
Wald» zur Kenntnis nahm. Doch der 
Unmut bei den Abgeordenten war 
gross und nach fast 30 Jahren des 
«Lamentierens», wie es Wendelin 
Lampert (FBP) nannte, die Grenze 
der Geduld längst überschritten. 
Von ihm, der bereits 18 Jahre im Par- 
lament sitzt, kam denn auch die heis- 
seste Brandrede des Abends. Aber 
bei Weitem nicht die einzige. Dabei 
hatte bereits die Regierung nicht an 
Deutlichkeit gespart, als sie die 
mehr als 100 Seiten umfassende In- 
terpellationsbeantwortung verfass- 
te. Fazit: Wir haben zu lange zu we- 
nig gemacht, wenn wir jetzt weiter 
nichts machen, haben wir ein Prob- 
lem. 
Was das politisch bedeutet, brachte 
der Abgeordnete Christoph Wena- 
weser (VU) bereits nach wenigen Mi- 
nuten auf den Punkt: «Diese Regie- 
rung wird nicht mehr an ihren Wor- 
tebn gemessen, sondern an ihren Ta- 
ten.» Und trotz der vermeintlichen 
Einsicht der Exekutive blieb er 
 skeptisch, «ob es die Regierung bes- 
ser macht» als die vielen anderen 
zuvor. 
Massnahmenpaket soll 
bis Ende Sommer stehen 
Diese Skepsis, die der zuständigen 
Ministerin Dominique Hasler von al- 
len sprechenden Abgeordneten ent- 
gegenschlug, versuchte sie mit Ruhe 
und Sachlichkeit zu entkräften. 
Hasler schöpft ihre Hoffnung daraus, 
dass es erstmals überhaupt gelungen 
sei, alle Anspruchsgruppen – nament- 
lich Jäger, Förster, Grundbesitzer 
und Verwaltung – an einen Tisch zu 
bekommen. In einer Arbeitsgruppe 
hatten diese in den vergangenen Mo- 
naten nach Lösungen gesucht. Der 
Bericht liegt dem Ministerium seit 
März vor. Daraus wird nun ein Len- 
kungsauschuss unter dem Vorsitz 
von Ministerin Hasler ein Massnah- 
menpaket schnüren. Bis Ende Som- 
mer 2019 soll die Regierung dieses 
verabschieden, zeigte Hasler den vor- 
gesehenen Fahrplan auf. 
Indem sie sich für die vielen vehe- 
menten Voten bedankte, machte sie 
aber auch deutlich, dass sie auf die 
politische Unterstützung des Parla- 
ments zählt. Von welcher Seite auch 
immer, hatte es in den vergangenen 
Jahrzehnten nämlich offenbar am 
politischen Willen gefehlt. Weil kein 
Weg gefunden wurde, es allen recht 
zu machen, verharrten die Entschei- 
dungsträger. Und weil «Bäume nicht 
wählen können», wie es Wendelin 
Lampert pointiert ausdrückte, hatte 
der Wald das Nachsehen. Nun sei 
aber ein Punkt erreicht, in dem un- 
populäre Entscheide gefällt werden 
müssten, betonte die Ministerin. 
 Irritiert hatte zahlreiche Abge- 
ordnete dahingehend jedoch, dass 
die Regierung erst kürzlich die vom 
Amt für Umwelt und dem Jagdbeirat 
empfohlenen Abschussvorgaben für 
Rot- und Rehwild nach unten korri- 
giert hatte. 
Die Regierung habe hierbei die Emp- 
fehlung der Fachpersonen gegen das 
Machbare abwägen müssen, recht- 
fertigte sich Dominique Hasler. Es 
habe schliesslich keinen Sinn, ein 
Ziel vorzugeben, wenn im Vorhinein 
klar ist, dass es nicht erreicht wird. 
Die Zahlen der Experten stünden für 
das, was nötig ist, die der Regierung 
für das, was machbar ist. Dennoch, 
so Hasler, seien dies die höchsten 
Abschussvorgaben, die je beschlos- 
sen wurden.   (ds)
	        

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