MONTAG
15. APRIL 2019 | null
Humor ist, wenn man trotzdem schreibt
Blattkritik Jedes Jahr zum Palmsonntag laden die drei Herren Stefan Becker, Mathias Ospelt und Jürgen Schremser zur Kultlesung. Auch gestern im
Schlössle-Keller Vaduz wurde die heimische Journaille wieder ordentlich aufs Korn genommen. Sehr zum Gefallen des Publikums.
VON DIETMAR HOFER
Einiges,
was gestern vom il-
lustren Trio aus Zeitungen
und Online-Portalen rezitiert
wurde, mag wohl so manchen
Leser oder auch Leserin beim Erschei-
nen auf die Palme gebracht haben.
Vielleicht ist deshalb der Palmsonntag
der ideale Tag, um die kleineren und
grösseren journalistischen Fehltipper
gnadenlos einem Publikum, das das
ganze mit einem Gelächter hinnimmt,
zu präsentieren. Den Herren geht
es dabei nicht darum, die Verfasser
blosszustellen, sondern aufzuzeigen,
welche lustige Konsequenzen falsch
geschriebene Wörter, Tippfehler oder
eine unglückliche Zuordnung von
Text und Bild haben können. «Will-
kommen zur fröhlichen Deutschlek-
türe» eröff neten Becker, Ospelt und
Schremser ihre Lesung im randvollen
Schlösslekeller. Und machten gleich
zu Beginn klar, dass die Frühförde-
rung in Sachen Deutsch, die im Regie-
rungsprogramm verankert ist, wohl
für machen zu spät kommt. Dass sich
aus Liechtensteiner Sicht die Welt
oftmals anders dreht, unterstrichen
die Herren mit dem Beispiel, dass
eben aus Liechtensteiner Sicht noch
nie ein Mensch auf dem Mond war.
Völlig ohne einen Menschen dürfte –
einem Zeitungsartikel nach – auch das
Zentrum von Vaduz sein. In grossen
Lettern stand dort geschrieben, dass
es sich um eine fussgängerfreie Zone
handelt.
Bundeskanzler «getreten»
Was fehlende oder vertauschte Buch-
staben für Auswirkungen haben kön-
nen, wurde bei einem Treffen des
liechtensteinischen Regierungschefs
Adrian Hasler mit seinem österrei-
chischen Amtskollegen Sebastian
Kurz sichtbar. In grossen Lettern ti-
telte ein Medium «Regierungschef
tritt Bundeskanzler». Glücklicherwei-
se nur ein orthografischer Fehltritt,
der auf die hervorragenden Bezie-
hungen zwischen Liechtenstein und
Österreich keine negativen Auswir-
kungen hatte. Dass eine Aussage ei-
ner Ministerin eine völlig andere Be-
deutung erhalten kann, offenbarte
sich im falsch geschriebenen Wort
«mitnichten». Es sei mitnichten zu
viel Geld für die Sache XY ausgege-
ben worden, betonte die Ministerin
in einem Interview. Also überhaupt
nicht. Der wenig sprachkundige Re-
dakteur bzw. die Redakteurin mach-
te daraus aber den Satz: «Es sei mit
Nichten zu viel Geld ausgegeben wor-
den.» Da werden sich wohl die Neffen
der Frau Ministerin geärgert haben,
dass sie beim fröhlichen Geldausga-
ben völlig übergangen wurden.
Die Suche nach den Hoppalas
Seit 1991 macht sich das Trio nun be-
reits auf alljährliche Suche nach klei-
nen und grossen Hoppalas, die am
Palmsonntag dann vorgetragen wer-
den. Natürlich fiel den Herren dabei
ein Zeitungstitel, der da lautete:
«Palmsonntag findet täglich statt»
sofort ins Auge. Aber immerhin
steckt ein Körnchen Wahrheit in die-
ser Aussage. Denn Fehler passieren
in den Redaktionen tatsächlich täg-
lich. Zumeist, weil grosser Zeitdruck
herrscht. Bleibt zu hoffen, dass dies
auch in Zukunft der Fall sein wird,
damit es auch im nächsten Jahr wie-
der eine kultige Lesung gibt. Ganz
nach dem Motto: Humor ist, wenn
man trotzdem schreibt.
Man sollte über Fehler auch lachen können. Dies führten «Die Herren» sehr deutlich vor Augen. (Foto: Michael Zanghellini)
www.volksblatt.li
Zufall und Notwendigkeit fl iessen in
staunenswerte Schönheit zusammen
Vernissage Mit Tusche,
Tinte, Farbe und chine-
sischem Xuan-Papier be-
schäftigt sich die Künstlerin
Hanni Schierscher schon seit
Mitte der 1990er-Jahre inten-
siv. Immer ist das Fliessende,
Zufällige und Unbestimm-
bare der Natur ihr Vorbild –
so auch in der neuen Ausstel-
lung «innen und aussen».
Die letzte Ausstellung in der Galerie
Hollabolla am Standort St. Luzi-Stras-
se 7 in Eschen bescherte Ausstel-
lungsmacher Elmar Gangl am gestri-
gen Sonntag gleich noch einmal ein
volles Haus. Berufskolleginnen und
-kollegen sowie viele Kunstfreunde
aus nah und fern waren zur Vernissa-
ge der Ausstellung «innen und aus-
sen» gekommen. Die Künstlerin Han-
ni Schierscher war natürlich auch vor
Ort, bedankte sich für den grossen
Aufmarsch und spendete Vernissage-
rednerin Cornelia Wieczorek einen
speziellen Dank für ihre treffenden
Einführungsworte. Einmal mehr sind
Hanni Schierschers anderthalb Dut-
zend Arbeiten, die bis 19. Mai in der
Galerie Hollabolla zu sehen sind,
ganz behutsame Annäherungen an
die natürlichen Phänomene des
Wachsens, Werdens, Fliessens, des
Entstehens und Vergehens. Wenn Bil-
der eine Momentaufnahme eines be-
stimmten Hier und Jetzt sind, so sind
Hanni Schierschers Bilder so etwas
wie Einzelclips aus einem geahnten,
emotional getasteten Naturfilm.
Vernissagerednerin Cornelia Wieczo-
rek beschrieb die Malweise der Künst-
lerin in behutsamen Worten: «In ei-
nem ruhigen, fast besinnlich zu nen-
nenden, aber gleichwohl sehr be-
wussten Malvorgang zieht sie eine
erste Linie in den weissen Grund und
überlässt sie dann den materialimma-
nenten Prozessen: Zumeist Tusche,
gelegentlich auch Gouache oder Tinte
entfalten auf dem Papier ihren eige-
nen Atem, dehnen sich aus und zie-
hen sich zusammen, werden hier
ganz flüchtig, um sich dort zu kon-
zentrieren. Mit weiteren Farblinien
oder dem partiellen Einsatz von Was-
ser greift sie dann in einen ansonsten
ganz bewusst weitgehend dem Zufall
überlassenen Prozess ein. So entste-
hen im Zusammenspiel von Fluidem
und Festem vertikale und horizontale
Strukturen, die oft an Landschaften
erinnern, an Flüsse, Nebel, Wolken,
an vegetabile Gebilde oder diffuse Ge-
stalten, die sich in der Ferne aufzurei-
hen scheinen, zeigen sich abstrakte
Gebilde und Spuren, wie etwa Strei-
fen in verschiedensten Anordnun-
gen.» Soweit Cornelia Wieczorek in
ihrer Einführung.
Werden lassen …
In der Tat wirken Hanni Schier-
schers Bilder wie Spiele von Zufall
und Notwendigkeit. Die Künstlerin
lenkt nur wenig, tritt zum grössten
Teil hinter das Entstehen ihrer Bil-
der zurück, vertraut auf das Wach-
sen und Werden ihrer Zutaten auf
dem Medium des zarten Papiers. Sie
benutzt Wasser, Farben, Tinten, Tu-
schen, als wären sie Samen oder Ge-
würze, sie benutzt das Papier, als
wäre es die erdige Grundlage eines
Blumenbeets oder ein chinesischer
Wok, in dem sich kleingeschnittene
Gemüse- und Fleischstreifen zu ei-
ner farbigen, sich selbst strukturie-
renden Melange mischen. Damit
ahmt die Künstlerin in der Beschei-
denheit der hinter das werdende
Werk Zurücktretenden und in intui-
tiv meditativer und achtsam beob-
achtender Weise das Schaffen der
Natur nach. Sie ahmt nach, wie Blu-
men ihre Blüten werden lassen, wie
Berge ihre Silhouetten in Wind und
Wetter werden lassen, wie eine Was-
seroberfläche einen Sonnenstreifen
in sanfter Bewegtheit werden lässt.
… im Fluss des Gefühlten
Die Künstlerin ist die Fühlende, das
Werk ist das materiell Werdende, die
Materialien sind die Zutaten für ma-
teriell werdende emotionale Befind-
lichkeiten. Ein Rot, ein Gelb fliesst,
wie Freude fliesst, ein Lila fliesst,
wie Innerlichkeit fliesst, ein Grün
fliesst, wie der Frühling aus dem Eis
des Winters fliesst – ein Frühling, der
den nachfolgenden Sommer und die
Erntezeit des Herbstes bereits im
Herzen trägt und sacht erahnen lässt.
Werden und Vergehen, Atmen, Duf-
ten, wachsen und gewähren lassen –
das sind vielleicht die besten begriff-
lichen Annäherungen an Hanni
Schierschers zarte Werke auf zartem
Papier. Indes muss auch der einfüh-
lende Betrachter nicht mehr fassen,
als es die Künstlerin tut und täte, so
sie es denn wollte. Die Endgültigkeit
von Beschreibungen und die begriff-
liche Festsetzung in Worten von dem,
was Hanni Schierscher ihren Werken
im Entstehungsfluss zubilligt, wären
schliesslich das Gegenteil des Inten-
dierten. Hingehen, hinschauen, hin-
einfühlen und sich vom eigenen Ge-
fühl angesichts des Gesehenen und
Geahnten tragen lassen – das rät der
Berichterstatter den interessierten
Galeriebesuchern kurz gefasst mit
den besten Empfehlungen. (jm)
Die Ausstellung «innen und aussen» von Hanni
Schierscher in der Galerie Hollabolla in Eschen
läuft bis 19. Mai. Rahmenprogramm unter gale-
rie.hollabolla.li
Hanni Schierscher, Cornelia Wieczorek und Elmar Gangl (v. l.). (Foto: Paul Trummer)
Musikalisch
Musikschüler
spielen auf
TRIESENBERG Gemeinsam mit
der Kulturkommission Trie-
senberg veranstaltete die
Liechtensteinische Musikschu-
le das traditionelle Schülerkon-
zert. Dabei konnten die Trie-
senberger Musikschüler ihr
Können zum Besten geben. Im
Foto: Die Posaunenklasse un-
ter der Leitung von Gerhard
Lampert. (Text: red, Foto: Trummer)
Weltkulturerbe
Stiftsbezirk
St. Gallen zieht an
ST. GALLEN Der «Tag der offenen Tü-
ren» des Unesco Weltkulturerbes
Stiftsbezirk St. Gallen hat am Sams-
tag zahlreiche Besucher angezogen.
Dies teilten die Organisatoren in der
Nacht auf Sonntag in einer Medien-
information mit. Ihre Erwartungen
an den Besucherandrang seien weit
übertroffen worden. So seien Work-
shops ausgebucht und die Kathedra-
le zur Inspiration in Musik und Wort
sei vier Mal fast voll gewesen. Oben-
drein nahmen rund 5000 Teilneh-
mer an Führungen sowie anderen
Aktivitäten des Stiftsbezirks teil,
hiess es weiter im Communiqué. Am
Vortag hatte bereits Bundesrat Alain
Berset einen neuen Ausstellungssaal
im Stiftsbezirk eröffnet. (sda)