MONTAG
1. APRIL
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Land Liechtenstein steigt ins Casino-Geschäft ein
Jackpot Die Regierung will ein staatliches Casino in Vaduz eröffnen. Das hat sie in ihrer letzten Sitzung entschieden. Das
sogenannte «Fürsten Palace» soll im Vaduzer Regierungsviertel mit royalem Charme punkten.
«Die staatlichen Erträge aus der
Geldspielsteuer sind zwar nicht
schlecht», erklärt Regierungschef
Adrian Hasler an der kurzfristig ein-
berufenen Pressekonferenz am
Sonntag. «Wir haben uns an den Re-
gierungssitzungen aber trotzdem
immer wieder gefragt: Warum darf
eigentlich das Land kein Casino be-
treiben? Schliesslich wollen die teu-
ren Reformen in den sozialen Berei-
chen irgendwie auch bezahlt wer-
den.» Am vergangenen Dienstag sei
dann eine Entscheidung getroffen
worden. «Rasch und unkompli-
ziert», wie Regierungschef-Stv. Dani-
el Risch nachlegt. «Das Land steigt
in das Casino-Geschäft ein!»
«Fürsten Palace» im Städtle
In bester Lage im Städtle vor dem
Landtags- und dem Regierungsge-
bäude soll das Staatscasino seinen
Platz finden. Ein Name steht auch
schon fest: «Fürsten Palace». Die Plä-
ne dafür seien schon länger in den
Amtsschubladen vorhanden gewe-
sen; sie mussten einfach nur noch
hervorgeholt werden. So kann
der Bau des neuen Casinos be-
reits bald starten. Architekto-
nisch habe man sich am fürstli-
chen Sitz oberhalb von Va-
duz orientiert. «Sozusa-
gen royales Flair direkt
im Städtle und nicht nur hoch auf
dem Berg», freut sich der Regie-
rungschef. «Unser Staatscasino wird
Schloss Vaduz auf jeden Fall
überstrahlen», ergänzt
Daniel Risch. «Da
kommen die einfa-
chen Landesbür-
ger und Touris-
ten sowieso
nicht rein. Dafür sind sie im ‹Fürs-
ten Palace› umso willkommener.»
«Ein Casino gewinnt immer»
Aber haben die Volksvertreter in
dieser Sache nicht auch was zu
sagen? Den Landtag müsse man
nicht fragen, so die einhellige
Meinung – schliesslich würden
die Baukosten schon in ei-
nem Jahr wieder reinge-
holt. «Die Abgeordneten
merken das wahrschein-
lich gar nicht», ergänzen
Hasler und Risch la-
chend. «Sollte es aber
doch die eine oder ande-
re Kleine Anfrage geben,
steht die Antwort auch
schon fest: Mit einem Casino ge-
winnt man immer – das ist sogar ma-
thematisch belegt.» Auch seien die
bevorstehenden Einkünfte vom Amt
für Volkswirtschaft bereits genau
ausgerechnet worden. «Mehr möch-
ten wir aber noch nicht verraten», so
der Regierungschef mit Verweis auf
die nächste Präsentation der Lan-
desrechnung, die «sehr, sehr erfreu-
lich» ausfallen werde. Um den Geld-
und Besucherfluss sicherzustellen
kommt im geplanten Staatscasino
neueste Technologie zum Einsatz.
«Man kann nicht innovativ genug
sein», betont Adrian Hasler. «Eine
Besonderheit wird etwa sein, dass
an den Automaten mit Bitcoins ge-
spielt werden kann.» (red)
So wird das geplante staatliche Casino im Regierungsviertel von Vaduz aussehen. (Visualisierung: Kind und Töchter Architekten)
Ein Geniestreich:
Regierungschef Ad-
rian Hasler und sein
Stellvertreter Daniel
Risch. (Foto: VB)
160 Stellen für
60 Berufe sind
noch zu haben
Berufsbildung Die Zahlen
machen es deutlich: Zwei
Drittel aller Schulabgänger
wählen den beruflichen
Werdegang.
VON MICHAEL WANGER
Früher
oder später muss sich
jede Schülerin und jeder
Schüler die Frage stellen,
wie es nach dem Abschluss
weitergehen soll. Für viele Sekun-
darschüler bedeutet das, dass sie
sich bereits im Alter von 14 oder 15
Jahren entscheiden müssen, wel-
chen Beruf sie später einmal erler-
nen möchten. Um diese Entschei-
dung zu erleichtern, startet die
Liechtensteinische Industrie- und
Handelskammer (LIHK) heute die
«BerufsCHECK»-Woche, an der etwa
300 Schülerinnen und Schüler teil-
nehmen werden. Diese wird an ver-
schiedenen Orten wie zum Beispiel
in verschiedenen Schulzentren des
Landes oder beim Amt für Berufsbil-
dung und Berufsberatung (ABB) in
Schaan stattfi nden.
Die Jugendlichen über das Berufsle-
ben zu informieren ist berechtigt:
Laut Werner Kranz, Leiter des ABB,
vergebe die heimische Wirtschaft
jährlich etwa 400 Ausbildungsplätze
in rund 100 verschiedenen Lehrbe-
rufen. 2019 wird sich diese Zahl sei-
ner Meinung nach nicht ändern. «Bis
Ende März sind beim ABB rund 220
Lehrverträge mit Lehrbeginn Som-
mer 2019 zur Genehmigung einge-
reicht worden. Viele Schulabgänger
verfügen zwischenzeitlich bereits
über eine verbindliche Lehrstellen-
zusage», erklärt Kranz gegenüber
dem «Volksblatt». Für das laufende
Jahr erwarte er, dass etwa zwei Drit-
tel aller Abgängerinnen und Abgän-
ger aus Sekundarschulen eine Be-
rufslehre antreten werden. Jeder
fünfte Jugendliche werde sich wahr-
scheinlich für ein sogenanntes Brü-
ckenangebot, wie zum Beispiel das
10. Schuljahr, oder eine Vorlehre
entscheiden. Etwa 10 Prozent aller
Jugendlichen würden nach den Som-
merferien ins Gymnasium oder an
eine Mittelschule wechseln.
Berufswahl ist ein Wettbewerb
Auf der einen Seite profitieren hei-
mische Unternehmen laut Kranz da-
von, Lernende einzustellen, die aus
der Region stammen. Auf der ande-
ren Seite erzeuge dies jedoch eine
Art Wettbewerbscharakter bei der
Berufswahl. Die Schülerinnen und
Schüler müssten sich anstrengen,
sodass sie aus den zahlreichen Mit-
bewerbern hervorstechen. Derzeit
stünden für den kommenden Som-
mer aber noch rund 160 Stellen für
über 60 verschiedene Berufe frei.
Die meisten freien Lehrstellen gebe
es momentan im Detailhandel, bei
Elektro-, Metallbau-, Heizungs- und
Sanitärberufen. Auch für künftige
KV-Lehrlinge gebe es noch reichlich
Platz.
Einen Beruf, der besonders beliebt
beziehungsweise unbeliebt ist, gebe
es nicht. «Die Berufswahl der Schul-
abgänger ist von Jahr zu Jahr sehr
unterschiedlich, da die Berufswahl
vor allem von den individuellen Nei-
gungen und Eignungen der jungen
Menschen für einen bestimmten
Lehrberuf abhängig ist», sagt Kranz.
Vielmehr spielten die Rahmenbedin-
gungen der jeweiligen Berufe eine
Rolle bei der Berufswahl. Bedingun-
gen wie die Arbeitszeiten, der Lohn
oder die Aus- und Weiterbildungs-
möglichkeiten. Eines jedoch lässt
sich mit Sicherheit feststellen: «Män-
nerdomänen» in der Berufswelt sind
inzwischen eine Seltenheit gewor-
den. «Die besagte Entwicklung eines
zunehmenden Frauenanteils in so-
genannten ‹Männerberufen› ist be-
reits seit einigen Jahren im Gange»,
erklärt Kranz. Inzwischen hätten
zahlreiche junge Frauen ihre Lehren
zu Berufen wie zum Beispiel Auto-
matikerin, Drucktechnikerin oder
Multimediaelektronikerin abschlies-
sen können. Bei dieser Entwicklung
spielte vor allem auch die Meinung
der Eltern eine wichtige Rolle.
Jugendarbeitslosigkeit niedrig
Liechtensteins Bildungssystem biete
laut Kranz eine Vielzahl von Bil-
dungswegen. Die Berufslehre und
die gymnasiale Ausbildung stünden
nicht im Wettbewerb zueinander,
sondern ergänzten sich. «Beide We-
ge führen zum Ziel: Zum Einstieg in
die Berufswelt», erklärt Kranz. Das
trage erheblich dazu bei, dass die Ju-
gendarbeitslosigkeit hierzulande bei
nur 1,9 Prozent liegt.
Ob nun der berufliche oder der
schulische Weg nach Abschluss der
Sekundarstufe beliebter ist, lässt
sich nicht sagen. Letzten Endes kann
aber die heimische Wirtschaft vom
Bildungsweg der Schulabgängerin-
nen und Schulabgängern profitie-
ren, denn die Unternehmen spüren
laut Kranz die demografische Ent-
wicklung anhand der Anzahl jährli-
cher Abgänger. «Somit muss unsere
heimische Wirtschaft, um ihre Nach-
frage an Lehrlingen decken zu kön-
nen, bereits seit Jahren regional rek-
rutieren. Dies gilt übrigens auch für
die Rekrutierung von Fachkräften
auf dem regionalen Arbeitsmarkt
und ist somit nichts Neues», erklärt
Kranz.
Sogenannte «Männerdomänen» gehören der Vergangenheit an. Immer mehr
Frauen üben handwerkliche und technische Berufe aus. (Symbolfoto: Shutterstock)
Bündner Zwischenfazit
Touristen entdecken
Wintersport wieder
CHUR Die Chefs der Bergbahnen und
die Hoteliers in Graubünden sind
von der zur Neige gehenden Winter-
saison begeistert. «Überdurch-
schnittlich gut» sei die bisherige
Wintersaison 2018/19 verlaufen, sag-
te Martin Hug, Präsident des Verban-
des Bergbahnen Graubünden, auf
Anfrage. Zurückzuführen sei die
Entwicklung der Gäste- und Umsatz-
zahlen auf die hohe Anzahl Sonnen-
stunden und die hervorragenden
Verhältnisse auf den Pisten. Laut
Hug war überdies ganz klar die «wie-
der gefundene Freude am Winter-
sport spürbar». Allerdings müssten
Angebote über gute Schnee- und
Wetterverhältnisse hinausgehen. Da-
zu zählen etwa solche in der Infra-
struktur am Berg, die Kulinarik, Ser-
viceleistungen sowie attraktive Pri-
cing-Modelle. Trotzdem sind letzt-
lich die Wind- und Wetterverhältnis-
se entscheidend, ob die gute Konsu-
mentenstimmung für die Bergbah-
nen noch bis Ostern (21. April) an-
hält. «Wir rechnen mit einem guten
Winter», sagte Ernst Wyrsch, Präsi-
dent von Hotelleriesuisse Graubün-
den. Die neuesten Übernachtungs-
zahlen vom Januar bestätigten das
Plus von sechs Prozent im Dezember.
Die Monate Februar und März brach-
ten nach Einschätzung der Hoteliers
gute Ergebnisse vor allem wegen der
Gäste aus der Schweiz und Deutsch-
land. Auch die USA und Grossbritan-
nien gehören für die Bündner Tou-
rismusbranche zu den Hauptmärk-
ten. Ursache für den guten Saison-
verlauf sind für Wyrsch neben Wet-
ter- und Schneebedingungen bessere
Wechselkursverhältnisse sowie «un-
sere immer attraktiver werdenden
Produkte». Die letzte Bahn, die im
Engadin und in ganz Graubünden in
dieser Wintersaison schliesst, ist die
auf die Diavolezza (am 5. Mai). (sda)
AKW Mühleberg
BKW gibt grünes
Licht für AKW-
Nachbetriebsphase
BRUGG/MÜHLEBERG Das Eidgenössi-
sche Nuklearsicherheitsinspektorat
(ENSI) hat das Konzept für die Etab-
lierung des sogenannten «techni-
schen Nachbetriebs» im Kernkraft-
werk Mühleberg gutgeheissen. Es
geht um die Phase zwischen der Ein-
stellung des Leistungsbetriebs im
Dezember 2019 und der Ausserbe-
triebnahme im September 2020. Das
Konzept war von der Betreiberin des
Kernkraftwerks eingereicht worden,
dem Berner Energie- und Infrastruk-
turunternehmen BKW. Wie es auf
seiner Internetseite schreibt, wer-
den in der Phase des technischen
Nachbetriebs alle Brennelemente ins
Brennelement-Lagerbecken verla-
gert. Auch wird eine unabhängige
Brennelement-Lagerbecken-Küh-
lung eingerichtet und es werden alle
Systeme zur Stromerzeugung sowie
weitere nicht mehr notwendige Sys-
teme ausser Betrieb genommen. Wie
das ENSI mitteilte, hat es sein Ja zum
BKW-Konzept an eine Reihe von For-
derungen geknüpft. Beispielsweise
muss die BKW während des techni-
schen Nachbetriebs in Mühleberg
genügend Personal einsetzen. Auch
dürfen die für den technischen
Nachbetrieb vorgesehenen Massnah-
men keine negativen Rückwirkun-
gen auf die für den sicheren Nachbe-
trieb erforderlichen Systeme, Struk-
turen und Komponenten haben. Für
den Gesamtprojektleiter Stilllegung
im Kernkraftwerk Mühleberg bedeu-
tet der ENSI-Entscheid, dass die
BKW nach der Einstellung des Leis-
tungsbetriebs gleich mit den Arbei-
ten für den Nachbetrieb loslegen
kann. Das sagt Stefan Klute in einem
auf der BKW-Internetseite publizier-
ten Interview. Die BKW sei hinsicht-
lich der geplanten Stilllegung des
Atomkraftwerks vor den Toren
Berns «in jeder Hinsicht auf Kurs».
Seit längerer Zeit ist bekannt, dass
die BKW den Leistungsbetrieb des
Kernkraftwerks Mühleberg im De-
zember 2019 einstellt. (sda)