Alter Pfarrhof, Balzers
Vom Ursprung ans Licht
Eröffnung der Skulpturen-
Ausstellung mit Werken von
Inge Walker-Gstöhl, Stefan
Kresser, Martin Mittendorfer.
Beginn (heute und morgen)
ist jeweils um 16 Uhr.
Galina, Malbun
Tipsy Crows fordern
Blue Bones heraus
Im beheizten Rockzelt mit
zwei Bühnen fordern Tipsy
Crows die älteste Rockband
Liechtensteins, die Blue Bo-
nes, heraus. Beginn: 18 Uhr.
Tangente und TAK
Jazzfestival
Die Sandro Pallua Group,
das Amik Guerra Quintet
und Gsell/Unternährer spie-
len ab 15 Uhr in der Tangen-
te. Pioneer Plant feat. Karin
Ospelt und The Royal Funk
Force ab 20 Uhr im TAK.
Morgen
Kunstmuseum, Vaduz
«Vom Kleinen,
das ganz gross wird»
Familien-Atelier für Kinder
ab fünf Jahren mit erwach-
sener Begleitperson. Ver-
schiedene Aktivitäten im
Museums-Atelier und Streif-
züge durch die Ausstellung.
Beginn ist um 14 Uhr.
SAL, Schaan
Galakonzert der
Musikakademie
Die Musikakademie fördert
hochbegabte junge Musiker,
so sind beim Konzert der
jungen Musikerelite eine
Reihe von internationelen
Preisträgern zu hören.
Beginn ist um 17 Uhr.
Tangente und TAK
Jazzfestival
Die Big Band Liechtenstein,
Balduin Hirschsteins Hyper-
vitaminose und This is Pan
feat. Gregor Hilbe ab 14 Uhr
im TAK. Das Stefan From-
melt Trio beginnt um 19 Uhr
in der Tangente. Eben dort
schliesst The Outer String
das Festival ab.
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SAMSTAG
23. MÄRZ 2019
Heute
Cristina Branco im TAK
Fado – Von der strikten Vermeidung eines bieder-glücklichen Tralalas
SCHAAN Portugal ist berühmt für den
traurigen Gesang des Fado. «Sauda-
de», das unübersetzbare Wort
drückt eine tiefe Wehmut aus. Da
liegt es nahe, zu erwarten, dass das
Publikum das Konzert der grossen
Fadokünstlerin Christina Branco
ehrfurchtsvoll geniesst, um danach
still und ernst nach Hause zu gehen.
Nichts davon war am Donnerstag-
abend im TAK zu spüren. Kaum war
das erste Lied beendet, wurde so be-
geistert geklatscht, wie man es sonst
nur am Ende eines gelungenen Kon-
zerts erlebt. Was macht den Zauber
von Christina Branco aus?
Eine einfache Antwort würde der
Sängerin nicht gerecht. Aber, natür-
lich, ist ihre weiche, warme Stimme
ein Grund. Mit ihr drückt sie auch in
den – bestens gelungenen – tiefen,
leidenschaftlichen Passagen mühe-
los das aus, wodurch sich für sie die
Kunst des Fado herauskristallisiert:
Das Ineinander unterschiedlichster
Gefühle, die strikte Vermeidung ei-
nes bieder-glücklichen Tralalas oder
eines in Düsternis klebendem Welt-
schmerzes. Nein, gegensätzlichste
Gefühle, Liebesschmerz, Glückselig-
keit, Eifersucht und Geborgenheit,
dies in einem Lied, in einem Ton
auszudrücken, das sei es, wodurch
Fado lebendig werde.
Der «Neue Fado», entstanden nach
der Zeit nach der düsteren Militär-
diktatur, hat Gefühls- und Klang-
spektrum des Fado auf bezaubernde
Weise erweitert. Statt spiessiger,
würdiger Herren, die das Erhaben-
heitsgefühl von Kleinbürgern und
aufgedunsenen Machthabern befrie-
digen, hat sich der Fado geöffnet für
eine verspielte Interpretation, die
nie an Tiefe verliert und nie auf
Licht und Lächeln verzichtet.
Lächeln und Stimme: Vielleicht ist
es diese Mischung, die das Publikum
über das gesamte Konzert in den
Bann zieht und entführt in eigene
Erinnerungen. Ohne jegliches wei-
nerliches Gehabe wagt Christina
Branco sich in leidenschaftlichste
Stimmlagen. Um gleich darauf an-
mutig ein Scheidungsdrama ohne
Happyend mit zwei kleinen Entchen
in der Hand mit jener lächelnden
Ironie zu inszenieren, die dem un-
entrinnbarem Schmerz mit Charme
ein Lächeln abgewinnt.
Bei der ersten, stürmisch geforder-
ten Zugabe wagt Branco sich an eine
der grössten Herausforderungen
des Fado-Repertoires. Der «Canto
Menor» wird zum unvergessbaren
Höhepunkt des Abends. Rhyth-
misch, voll brennender Leiden-
schaft, steigert das Lied und die
Künstlerin den Ausdruck in einer
Weise, die den Zuhörern den Atem
verschlägt. Die ominöse Stecknadel
wäre zu hören gewesen.
Das TAK bot seinen Besuchern mit
diesem Konzert einen kulturellen
Höhepunkt, der aber zugleich eine
Verpflichtung mit sich bringt. Bran-
co sehr, sehr bald wieder erleben zu
dürfen, das ist der gut vernehmbare,
einhellige Wunsch im Foyer im An-
schluss an das Konzert. (kk)
Gekonnt
traurig:
Cristina
Branco.
(Foto: Michael
Zangellini)
«Würdigster»
Schauspieler:
Iffl and-Ring von
Ganz zu Harzer
Mythos Der Iffland-Ring
gebührt dem «Würdigsten»
unter den Schauspielern im
deutschsprachigen Raum.
Der im Februar verstorbene
Bruno Ganz trug ihn rund 20
Jahre. Er hat testamentarisch
einen Nachfolger bestimmt.
Der neue Träger des höchst renom-
mierten Iffland-Rings ist der deut-
sche Schauspieler Jens Harzer. Das
gab Österreichs Kulturminister Ger-
not Blümel am Freitag bekannt. Bru-
no Ganz, der im Februar einer
Krebserkrankung erlegen war, habe
den 47-Jährigen aus Wiesbaden tes-
tamentarisch zu seinem Nachfolger
als «würdigsten» Schauspieler im
deutschsprachigen Raum bestimmt.
Harzer sei ein Schauspieler, der
durch sein facettenreiches Schaffen
auffalle, lobte Blümel.
Er kann Theater und Film
Harzer, am 14. März 1972 in Wiesba-
den geboren, machte seine Schau-
spielausbildung an der Otto-Falcken-
berg-Schule in München. Ab 1993 ar-
beitete er 16 Jahre lang in den Münch-
ner Kammerspielen und am Baye-
rischen Staatsschauspiel. 2009 wur-
de er Ensemblemitglied am Thalia
Theater Hamburg. Er war wiederholt
bei den Salzburger Festspielen zu
sehen, zuletzt 2018 in «Penthesilea».
Bekannt ist Harzer auch aus dem
Fernsehen, wo er unter anderem im
«Tatort» oder «Babylon Berlin» zu
sehen war. Harzer ist Träger zahlrei-
cher Auszeichnungen und wurde
zwei Mal von der Zeitschrift «Thea-
ter heute» zum «Schauspie-
ler des Jahres» gewählt.
«Dieses Talent erfährt
mit der Auszeich-
nung durch den Iff-
land-Ring nun eine
weitere Würdigung,»
so Blümel weiter.
Ganz hatte gemäss der
Statuten ein versiegeltes
Kuvert hinterlassen, in dem die
Nachfolge geregelt wurde. Am Tag
nach der Beisetzung, bei der Harzer
einen Brief des Dramatikers Botho
Strauss verlesen hatte, wurde das
bei der österreichischen Bundesthe-
aterverwaltung hinterlegte Kuvert
geöffnet. Ganz hatte den Ring einst
vom österreichischen Schauspieler
Josef Meinrad (1913–1996) erhalten.
Ganz soll zunächst seinen fast
gleichaltrigen Bühnenkollegen Gert
Voss als Nachfolger bestimmt ha-
ben, der schon bei Meinrads Tod als
Kandidat gehandelt worden war.
Voss starb aber 2014.
Wer den Iffland-Ring bekommt,
muss sich innerhalb von drei Mona-
ten bereits für einen Nachfolger ent-
scheiden und den Namen in einem
versiegelten Kuvert im österreichi-
schen Kunstministerium deponie-
ren. Meinrad, Ringträger seit 1959,
hatte seine letzte Verfügung 1984 ge-
ändert: «Mein Wunsch ist es, dass
nach meinem Tode Bruno Ganz den
Iffland-Ring erhält», hiess es in dem
Brief ohne nähere Begründung.
Die Auszeichnung wird traditionell
bisher nur an Männer weitergege-
ben. Diesen Umstand hatte jüngst
das Fachmagazin «Theater heute»
kritisiert. Der Preis solle endlich
auch für Frauen geöffnet werden,
forderte die Redaktion. Für Schau-
spielerinnen gibt es den (weitaus
weniger bekannten) Alma-Seidler-
Ring; er wurde 1978 von der öster-
reichischen Bundesregierung als
weibliches Gegenstück zum traditi-
onsreichen Iffland-Ring gestiftet.
Der Iffland-Ring hat eine fast mythi-
sche Tradition: Wie es heisst, wurde
er einst von Goethe an den Schau-
spieler, Dramatiker und Theaterleiter
August Wilhelm Iffland (1759–1814)
gegeben, mit der Massgabe, ihn dem
jeweils bedeutendsten deutschspra-
chigen Schauspieler zu übereignen.
Zum Kreis der Ganz-Nachfolger wa-
ren auch Martin Wuttke, Nicholas
Ofczarek, Ulrich Matthes, Klaus Ma-
ria Brandauer, Lars Eidinger, Joa-
chim Meyerhoff und Ulrich Tukur
gezählt worden. (sda/dpa/apa)
Jens Harzer als
Achilles im Salz-
burger Landes-
theater (2018).
(Foto: RM/APA/
Barbara Gindl)
Der Ring aus Eisen trägt einen blauvioletten Halbedelstein, den
ein Porträt Iffl ands ziert, umgeben von 28 kleinen Diamanten.