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Schwerpunkt Alpiner We
Unaufhaltsam zur
ersehnten Kristallkugel
Ski alpin Dominik Paris
hat seine starke Saison doch
noch mit dem Gewinn seiner
ersten Kristallkugel gekrönt.
Der Italiener feierte im Super-
G von Soldeu seinen siebten
Saisonsieg im Weltcup und
behauptete damit Platz 1 in
der Disziplinenwertung.
Paris, der am Vortag die Abfahrtsku-
gel trotz seines Siegs Beat Feuz hatte
überlassen müssen, verhinderte mit
seinem dritten Double der Saison
nach Bormio und Kvitfjell den ers-
ten Weltcupsieg von Mauro Caviezel.
Der Bündner büsste mit 15 Hunderts-
teln am wenigsten Zeit auf den seit
Ende Dezember in den Speed-Diszip-
linen fast unbezwingbaren Italiener
ein und schloss die Disziplinenwer-
tung im starken 3. Schlussrang ab.
Gleich sechs Fahrer, unter ihnen Ca-
viezel, hatten vor dem letzten Super-
G des Winters zumindest noch theo-
retische Chancen auf die kleine Kris-
tallkugel. Schliesslich setzte sich mit
dem Weltmeister aus dem Südtirol
der Favorit durch. Paris entschied
die letzten vier Speedrennen alle-
samt für sich.
Norwegische Dominanz endet
Er habe den Druck gespürt ange-
sichts der greifbar gewordenen und
lange ersehnten Kristallkugel, ge-
stand Paris im Nachgang. Dennoch
fuhr der 100-kg-Athlet in den Pyre-
näen wie in den vorangegangenen
Speedrennen in einer eigenen Liga.
Indem auch Kjetil Jansrud und Alek-
sander Kilde mit ihren Angriffen
scheiterten, durchbrach Paris die
langjährige norwegische Dominanz
im Super-G. Seit 2011/12 hatte es an
Jansrud, Kilde und dem zurückge-
tretenen Aksel Lund Svindal kein
Vorbei gegeben. Für Italien ist es der
erste Kugelgewinn in dieser Diszip-
lin seit Peter Runggaldier 1995 und
erst der zweite überhaupt. (sda)
Nachdem es in der Abfahrt am Vortag nicht ganz für die kleine Kristallkugel
gereicht hatte, durfte Dominik Paris im Super-G dann doch noch jubeln. (Foto: RM)
Nicht zu bremsen
Shiffrin nun auch im
Super-G ganz vorn dabei
SOLDEU Mikaela Shiffrin nimmt erst-
mals in ihrer Karriere auch die klei-
ne Kristallkugel im Super-G mit nach
Hause. Der Amerikanerin genügte
beim Finale in Soldeu ein vierter
Platz, um sich die Spezialwertung zu
sichern. Der Tagessieg ging an die
Deutsche Viktoria Rebensburg. Sie
revanchierte sich mit ihrem Sieg für
die knappe Niederlage in der Ab-
fahrt. Am Tag zuvor unterlag die
Deutsche noch Mirjam Puchner um
drei Hundertstel, gestern setzte sich
die 29-Jährige dann mit 0,15 Sekun-
den Vorsprung vor Tippler durch.
Platz drei ging mit 0,34 Se-
kunden Rückstand auf die
Siegerin an die Italienerin
Federica Brignone. Für
Rebensburg war es der 17.
Weltcupsieg und neben
14 Erfolgen im Rie-
senslalom der
dritte in ei-
nem Super-G.
In dieser Sai-
son schlug
die Deutsche
zum ersten
Mal zu.
«Nicht sicher,
ob es reicht»
Shiffrin klassierte
sich ex aequo mit
Nicole Schmidhofer
hinter dem Sieger-
trio und sicherte sich
damit erstmals auch in einer schnel-
len Disziplin eine kleine Kristallku-
gel. Insgesamt ist es die zehnte Tro-
phäe für die US-Amerikanerin, die
neben Super-G- und Slalom-Gold bei
der WM in Åre und dem Slalom-
Weltcup heuer auch zum dritten Mal
die grosse Kugel für den Gewinn des
Gesamtweltcups in Empfang neh-
men darf.
«Das ist besonders für mich, weil ich
mir nicht gedacht habe, im Super-G
schon so weit zu sein. Ich war mir
nicht sicher, ob es heute zum Renn-
sieg reicht, ich war manchmal ein
wenig neben der Linie. Aber es
war das Beste, was ich heute
leisten konnte und es hat ge-
reicht», sagte die frischgeba-
ckene Weltcupsiegerin im
Super-G. Detail am Rande:
In ihrem inklusive WM
fünften Start in dieser Sai-
son landete die US-Ame-
rikanerin erstmals
nicht auf Platz eins.
Erstmals in
ihrer Karriere
schlug Mika-
ela Shiff rin
nun auch
im Super-G
zu. (Foto: RM)
«Hätte am liebsten den
Kopf in den Sand gesteckt»
Biathlon Selina Gasparin ist wieder da – und wie. Die einzige Schweizer Biathletin, die je
eine Medaille an einem Grossanlass gewann, überraschte an der WM in Schweden. Das Re-
zept: gute Planung, harte Arbeit und ein Kinderbonus.
VON MARCEL HAUCK (KEYSTONE-SDA)
Pünktlich
wie eine Schwei-
zer Uhr meldet sich Selina
Gasparin an ihrem renn-
freien Tag zur vereinbarten
Zeit aus Östersund. Obwohl sich
die 34-jährige Bündnerin selber als
eher unpünktlich bezeichnet, sind
Organisation und Zeitmanagement
unerlässlich, um die Doppelrolle als
zweifache Mutter und Spitzensport-
lerin unter einen Hut zu bringen.
«Ein bisschen Glück war schon da-
bei, dass es zur WM gereicht hat»,
gibt die Olympia-Silbermedaillenge-
winnerin von 2014 in Sotschi zu.
Vor allem aber brauchte es eine
perfekte Familienplanung. Das
zweite Baby im letzten Herbst zu
bekommen, sei die einzige Möglich-
keit gewesen, um bei Olympia 2018
und der WM dabei sein zu können.
Alles lässt sich aber nicht planen.
Die kleine Kiana kam am 14. Okto-
ber mit zwei Wochen Verspätung
zur Welt. Zwei Wochen, die dann in
der Vorbereitung auf die WM fehl-
ten. «Aber ich wollte nicht noch-
mals ein Jahr aussetzen», erklärt
Gasparin. Bereits zehn Tage nach
der Geburt begann sie wieder mit
dem Schiesstraining.
Viel weniger trainiert
Die Voraussetzungen für Gasparin
sind ideal dafür. Sie wohnt mit ih-
rem Mann, dem russischen Langläu-
fer Ilja Tschernoussow, in Lantsch
(bei Lenzerheide) praktisch einen
Steinwurf vom nationalen Trainings-
zentrum der Biathleten entfernt. Ob-
wohl sie natürlich von den Erfahrun-
gen der ersten Schwangerschaft pro-
fitieren kann, war die Rückkehr ein
hartes Stück Arbeit. Die grösste Her-
ausforderung sei die Athletik. «Nach
der Geburt ist man halt zu schwer,
zu rund und zu schwabbelig», sagt
Gasparin und lacht. Es sei deshalb
schwierig, wieder in Wettkampf-
form zu kommen.
Immerhin scheint Biathlon prädesti-
niert für die Rückkehr nach einer
Babypause. Im Weltcup tummeln
sich ganz viele Mütter. «Die meisten
haben aber nur ein Kind.» Die Slo-
wakin Anastasiya Kuzmina, die letz-
te Woche Sprint-Weltmeisterin wur-
de, habe zwar auch zwei, doch seien
diese schon etwas älter. Dennoch
nützt Gasparin natürlich die Mög-
lichkeit, sich mit diesen anderen
Müttern über ihre Erfahrungen aus-
zutauschen.
Dennoch reichte es Gasparin nicht,
um sich aufgrund der sportlichen Re-
sultate für die WM in Mittelschweden
zu qualifizieren. Sie kam zu keinem
Einsatz im Weltcup, und auch im
zweitklassigen IBU-Cup und an der
EM in Minsk stellten sich nicht die ge-
wünschten Resultate ein. Es war ein
Trainerentscheid, sie dennoch zu se-
lektionieren, in erster Linie mit Blick
auf die Staffel. «Ich hatte einen Baby-
bonus.» Im Sprint lief es mit einem
30. Platz ansprechend. In der Verfol-
gung fiel Gasparin dann mit acht Feh-
lern im Stehendschiessen regelrecht
auseinander. Der Frust darüber war
gross. «Ich habe alles hinterfragt»,
gibt die Grenzwächterin zu. «Am
liebsten hätte ich den Kopf in den
Sand gesteckt. Aber hier hat es ja nur
Schnee», fügt sie lachend hinzu.
In der Staffel keinen Druck
Am Dienstag war die Gemütslage
dann eine ganz andere. Im Rennen
mit Einzelstart lief Gasparin nach ei-
ner fast perfekten Schiessleistung in
den 9. Rang. Zum einen bestätigte sie
damit die Trainer in ihrem Entscheid,
zum andern tankte sie viel Selbstver-
trauen für die restlichen beiden Ren-
nen, die Frauenstaffel am Samstag
und den Massenstart-Wettkampf am
Sonntag. Wäre die Schweiz im Biath-
lon breiter aufgestellt, wäre Selina
Gasparin im Einzel gar nicht zum Ein-
satz gekommen. Weil aber ihre jüngs-
te Schwester Aita für den Single-
Mixed-Wettkampf am Donnerstag ge-
schont wurde, aber wegen des Natio-
nenrankings dennoch drei Schweize-
rinnen starten sollten, erhielt sie die
Chance. Und nützte sie eindrücklich.
In Östersund kann sie sich voll und
ganz auf ihren Sport konzentrieren.
Ihre erste Tochter, die mittlerweile
vierjährige Leila, hatte sie noch zu
Wettkämpfen mitgenommen. Nun
ist diese aber in einem Alter, in dem
sie lieber zu Hause bleibt. Selina
Gasparin kann dabei auf die Unter-
stützung der Familie zählen. Aktuell
schaut ihr Mann. «Für die Kinder ist
es auch eine Chance, mehr Zeit mit
dem Vater zu verbringen», sagt sie.
Mit dem 9. Rang im Rennen mit Einzelstart bestätigte Selina Gasparin den Ent-
scheid ihrer Trainer, sie an die WM in Östersund mitzunehmen. (Foto: Keystone)
Skispringen
Kobayashi macht
das Dutzend voll
TRONDHEIM Ryoyu Kobayashi machte
mit seinem Sieg in Trondheim das
Dutzend voll. Der Japaner setzte sich
mit 141 und 141,5 m zum zwölften Mal
in diesem Winter im Weltcup durch.
Kobayashi verwies den Lokalmatado-
ren Andreas Stjernen, der seinen letz-
ten Wettkampf bestritt, deutlich in
den 2. Rang. Der Österreicher Stefan
Kraft wurde Dritter. Der WM-Dritte
Killian Peier und Simon Ammann
hielten nicht ganz mit den Besten mit.
Der Waadtländer belegte nach Flügen
den 14. Rang, Ammann wurde 15. In
der lukrativen RAW-Air-Tour zeich-
net sich vor dem Skifliegen in Viker-
sund ein Dreikampf ab. Kobayashi
schloss dank seinem überlegenen
Sieg bis auf 9,5 Punkte zu Kraft auf.
Auch der Norweger Robert Johansson
darf sich mit 15,2 Zählern Rückstand
noch Hoffnungen machen. (sda)
Resultate: Skispringen, Trondheim (NOR)
Männer
1. Ryoyu Kobayashi (Japan) 298,4 Pkt. (141,0
m/141,5 m); 2. Andreas Stjernen (Norwegen)
288,0 (137,0/137,0); 3. Stefan Kraft (Österreich)
280,5 (136,5/135,0).
Zwischenstand (nach 7 von 10 Bewerben): 1.
Kraft 1.356,4 Punkte. 2. R. Kobayashi 1.346,9. 3.
Robert Johansson 1.341,2
Frauen
1. Maren Lundby (NOR) 274,1 Punkte (133
m/133,5 m). 2. Juliane Seyfarth (GER) 261,0
(131/137,5). 3. Eva Pinkelnig (AUT) 257,9
(132,5/128).
Die Norwegerin Marte Olsbu Roeiseland (im Bild) und ihr Teamkollege Johannes
Thingnes Bö sicherten sich trotz sechs Nachladern den WM-Titel. (Foto: RM)
Biathlon
Norwegen Weltmeister in
der Single-Mixed-Staffel
ÖSTERSUND Norwegen gewann an
den Weltmeisterschaften im schwe-
dischen Östersund Gold in der Sing-
le-Mixed-Staffel. Marte Olsbu Röise-
land und Johannes Thingnes Bö setz-
ten sich bei der WM-Premiere in die-
ser Disziplin vor den Duos aus Italien
und Schweden durch. Die Schweiz
trat mit Aita Gasparin und Serafin
Wiestner nicht in Bestbesetzung an.
Die beiden klassierten sich unter 28
Nationen im 14. Rang. Der Saisondo-
minator Bö liess sich bei seinem
fünften Wettkampf in Östersund be-
reits die dritte Goldmedaille umhän-
gen. Zuvor hatte er bereits in der
Mixed-Staffel und im Sprint das Ziel
als Erster erreicht. Bö ist einer der
wenigen Athleten, der an den Welt-
meisterschaften alle sieben mögli-
chen Einsätze bestreitet. Am Wo-
chenende folgen noch die Männer-
Staffel und der Massenstart. (sda)
Resultate, Single-Mixed-Staffel
1. Norwegen (Röiseland, Bö) 35:43,2 Minuten (0
Strafrunden/6 Nachlader), 2. Italien (Wierer, Ho-
fer) 13,4 Sekunden zurück (0/5), 3. Schweden
(Öberg, Samuelsson) 20,0 (0/8), 4. Deutschland
(Denise Herrmann/Oberwiesenthal, Erik Lesser/
Frankenhain) 30,5 (0/6), 5. Ukraine (Merkuschy-
na, Pidruschni) 41,5 (0/5), 6. Russland (Pavlova,
Jelissejew) 52,7 (0/5), 7. Frankreich (Simon, Gui-
gonnat) 1:06,5 Minuten zurück (0/10), 8. Öster-
reich (Hauser, Eder) 1:08,2 (0/5).