Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2019)

null   
Schwerpunkt Alpiner We 
Unaufhaltsam zur 
ersehnten Kristallkugel 
Ski alpin Dominik Paris 
hat seine starke Saison doch 
noch mit dem Gewinn seiner 
ersten Kristallkugel gekrönt. 
Der Italiener feierte im Super- 
G von Soldeu seinen siebten 
Saisonsieg im Weltcup und 
behauptete damit Platz 1 in 
der Disziplinenwertung. 
Paris, der am Vortag die Abfahrtsku- 
gel trotz seines Siegs Beat Feuz hatte 
überlassen müssen, verhinderte mit 
seinem dritten Double der Saison 
nach Bormio und Kvitfjell den ers- 
ten Weltcupsieg von Mauro Caviezel. 
Der Bündner büsste mit 15 Hunderts- 
teln am wenigsten Zeit auf den seit 
Ende Dezember in den Speed-Diszip- 
linen fast unbezwingbaren Italiener 
ein und schloss die Disziplinenwer- 
tung im starken 3. Schlussrang ab. 
Gleich sechs Fahrer, unter ihnen Ca- 
viezel, hatten vor dem letzten Super- 
G des Winters zumindest noch theo- 
retische Chancen auf die kleine Kris- 
tallkugel. Schliesslich setzte sich mit 
dem Weltmeister aus dem Südtirol 
der Favorit durch. Paris entschied 
die letzten vier Speedrennen alle- 
samt für sich. 
Norwegische Dominanz endet 
Er habe den Druck gespürt ange- 
sichts der greifbar gewordenen und 
lange ersehnten Kristallkugel, ge- 
stand Paris im Nachgang. Dennoch 
fuhr der 100-kg-Athlet in den Pyre- 
näen wie in den vorangegangenen 
Speedrennen in einer eigenen Liga. 
Indem auch Kjetil Jansrud und Alek- 
sander Kilde mit ihren Angriffen 
scheiterten, durchbrach Paris die 
langjährige norwegische Dominanz 
im Super-G. Seit 2011/12 hatte es an 
Jansrud, Kilde und dem zurückge- 
tretenen Aksel Lund Svindal kein 
Vorbei gegeben. Für Italien ist es der 
erste Kugelgewinn in dieser Diszip- 
lin seit Peter Runggaldier 1995 und 
erst der zweite überhaupt.   (sda) 
Nachdem es in der Abfahrt am Vortag nicht ganz für die  kleine Kristallkugel 
gereicht hatte, durfte Dominik Paris im Super-G dann doch noch jubeln. (Foto: RM) 
Nicht zu bremsen 
Shiffrin nun auch im 
Super-G ganz vorn dabei 
SOLDEU Mikaela Shiffrin nimmt erst- 
mals in ihrer Karriere auch die klei- 
ne Kristallkugel im Super-G mit nach 
Hause. Der Amerikanerin genügte 
beim Finale in Soldeu ein vierter 
Platz, um sich die Spezialwertung zu 
sichern. Der Tagessieg ging an die 
Deutsche Viktoria Rebensburg. Sie 
revanchierte sich mit ihrem Sieg für 
die knappe Niederlage in der Ab- 
fahrt. Am Tag zuvor unterlag die 
Deutsche noch Mirjam Puchner um 
drei Hundertstel, gestern setzte sich 
die 29-Jährige dann mit 0,15 Sekun- 
den Vorsprung vor Tippler durch. 
Platz drei ging mit 0,34 Se- 
kunden Rückstand auf die 
Siegerin an die Italienerin 
Federica Brignone. Für 
Rebensburg war es der 17. 
Weltcupsieg und neben 
14 Erfolgen im Rie- 
senslalom der 
dritte in ei- 
nem Super-G. 
In dieser Sai- 
son schlug 
die Deutsche 
zum ersten 
Mal zu. 
«Nicht sicher, 
ob es reicht» 
Shiffrin klassierte 
sich ex aequo mit 
Nicole Schmidhofer 
hinter dem Sieger- 
trio und sicherte sich 
damit erstmals auch in einer schnel- 
len Disziplin eine kleine Kristallku- 
gel. Insgesamt ist es die zehnte Tro- 
phäe für die US-Amerikanerin, die 
neben Super-G- und Slalom-Gold bei 
der WM in Åre und dem Slalom- 
Weltcup heuer auch zum dritten Mal 
die grosse Kugel für den Gewinn des 
Gesamtweltcups in Empfang neh- 
men darf. 
«Das ist besonders für mich, weil ich 
mir nicht gedacht habe, im Super-G 
schon so weit zu sein. Ich war mir 
nicht sicher, ob es heute zum Renn- 
sieg reicht, ich war manchmal ein 
wenig neben der Linie. Aber es 
war das Beste, was ich heute 
leisten konnte und es hat ge- 
reicht», sagte die frischgeba- 
ckene Weltcupsiegerin im 
Super-G. Detail am Rande: 
In ihrem inklusive WM 
fünften Start in dieser Sai- 
son landete die US-Ame- 
rikanerin erstmals 
nicht auf Platz eins. 
Erstmals in 
ihrer Karriere 
schlug Mika- 
ela Shiff rin 
nun auch 
im Super-G 
zu. (Foto: RM) 
«Hätte am liebsten den 
Kopf in den Sand gesteckt» 
Biathlon Selina Gasparin ist wieder da – und wie. Die einzige Schweizer Biathletin, die je 
eine Medaille an einem Grossanlass gewann, überraschte an der WM in Schweden. Das Re- 
zept: gute Planung, harte Arbeit und ein Kinderbonus. 
VON MARCEL HAUCK (KEYSTONE-SDA) 
Pünktlich 
wie eine Schwei- 
zer Uhr meldet sich Selina 
Gasparin an ihrem renn- 
freien Tag zur vereinbarten 
Zeit aus Östersund. Obwohl sich 
die 34-jährige Bündnerin selber als 
eher unpünktlich bezeichnet, sind 
Organisation und Zeitmanagement 
unerlässlich, um die Doppelrolle als 
zweifache Mutter und Spitzensport- 
lerin unter einen Hut zu bringen. 
«Ein bisschen Glück war schon da- 
bei, dass es zur WM gereicht hat», 
gibt die Olympia-Silbermedaillenge- 
winnerin von 2014 in Sotschi zu. 
Vor allem aber brauchte es eine 
perfekte Familienplanung. Das 
zweite Baby im letzten Herbst zu 
bekommen, sei die einzige Möglich- 
keit gewesen, um bei Olympia 2018 
und der WM dabei sein zu können. 
Alles lässt sich aber nicht planen. 
Die kleine Kiana kam am 14. Okto- 
ber mit zwei Wochen Verspätung 
zur Welt. Zwei Wochen, die dann in 
der Vorbereitung auf die WM fehl- 
ten. «Aber ich wollte nicht noch- 
mals ein Jahr aussetzen», erklärt 
Gasparin. Bereits zehn Tage nach 
der Geburt begann sie wieder mit 
dem Schiesstraining. 
Viel weniger trainiert 
Die Voraussetzungen für Gasparin 
sind ideal dafür. Sie wohnt mit ih- 
rem Mann, dem russischen Langläu- 
fer Ilja Tschernoussow, in Lantsch 
(bei Lenzerheide) praktisch einen 
Steinwurf vom nationalen Trainings- 
zentrum der Biathleten entfernt. Ob- 
wohl sie natürlich von den Erfahrun- 
gen der ersten Schwangerschaft pro- 
fitieren kann, war die Rückkehr ein 
hartes Stück Arbeit. Die grösste Her- 
ausforderung sei die Athletik. «Nach 
der Geburt ist man halt zu schwer, 
zu rund und zu schwabbelig», sagt 
Gasparin und lacht. Es sei deshalb 
schwierig, wieder in Wettkampf- 
form zu kommen. 
Immerhin scheint Biathlon prädesti- 
niert für die Rückkehr nach einer 
Babypause. Im Weltcup tummeln 
sich ganz viele Mütter. «Die meisten 
haben aber nur ein Kind.» Die Slo- 
wakin Anastasiya Kuzmina, die letz- 
te Woche Sprint-Weltmeisterin wur- 
de, habe zwar auch zwei, doch seien 
diese schon etwas älter. Dennoch 
nützt Gasparin natürlich die Mög- 
lichkeit, sich mit diesen anderen 
Müttern über ihre Erfahrungen aus- 
zutauschen. 
Dennoch reichte es Gasparin nicht, 
um sich aufgrund der sportlichen Re- 
sultate für die WM in Mittelschweden 
zu qualifizieren. Sie kam zu keinem 
Einsatz im Weltcup, und auch im 
zweitklassigen IBU-Cup und an der 
EM in Minsk stellten sich nicht die ge- 
wünschten Resultate ein. Es war ein 
Trainerentscheid, sie dennoch zu se- 
lektionieren, in erster Linie mit Blick 
auf die Staffel. «Ich hatte einen Baby- 
bonus.» Im Sprint lief es mit einem 
30. Platz ansprechend. In der Verfol- 
gung fiel Gasparin dann mit acht Feh- 
lern im Stehendschiessen regelrecht 
auseinander. Der Frust darüber war 
gross. «Ich habe alles hinterfragt», 
gibt die Grenzwächterin zu. «Am 
liebsten hätte ich den Kopf in den 
Sand gesteckt. Aber hier hat es ja nur 
Schnee», fügt sie lachend hinzu. 
In der Staffel keinen Druck 
Am Dienstag war die Gemütslage 
dann eine ganz andere. Im Rennen 
mit Einzelstart lief Gasparin nach ei- 
ner fast perfekten Schiessleistung in 
den 9. Rang. Zum einen bestätigte sie 
damit die Trainer in ihrem Entscheid, 
zum andern tankte sie viel Selbstver- 
trauen für die restlichen beiden Ren- 
nen, die Frauenstaffel am Samstag 
und den Massenstart-Wettkampf am 
Sonntag. Wäre die Schweiz im Biath- 
lon breiter aufgestellt, wäre Selina 
Gasparin im Einzel gar nicht zum Ein- 
satz gekommen. Weil aber ihre jüngs- 
te Schwester Aita für den Single- 
Mixed-Wettkampf am Donnerstag ge- 
schont wurde, aber wegen des Natio- 
nenrankings dennoch drei Schweize- 
rinnen starten sollten, erhielt sie die 
Chance. Und nützte sie eindrücklich. 
In Östersund kann sie sich voll und 
ganz auf ihren Sport konzentrieren. 
Ihre erste Tochter, die mittlerweile 
vierjährige Leila, hatte sie noch zu 
Wettkämpfen mitgenommen. Nun 
ist diese aber in einem Alter, in dem 
sie lieber zu Hause bleibt. Selina 
Gasparin kann dabei auf die Unter- 
stützung der Familie zählen. Aktuell 
schaut ihr Mann. «Für die Kinder ist 
es auch eine Chance, mehr Zeit mit 
dem Vater zu verbringen», sagt sie. 
Mit dem 9. Rang im Rennen mit Einzelstart bestätigte Selina Gasparin den Ent- 
scheid ihrer Trainer, sie an die WM in Östersund mitzunehmen. (Foto: Keystone) 
Skispringen 
Kobayashi macht 
das Dutzend voll 
TRONDHEIM Ryoyu Kobayashi machte 
mit seinem Sieg in Trondheim das 
Dutzend voll. Der Japaner setzte sich 
mit 141 und 141,5 m zum zwölften Mal 
in diesem Winter im Weltcup durch. 
Kobayashi verwies den Lokalmatado- 
ren Andreas Stjernen, der seinen letz- 
ten Wettkampf bestritt, deutlich in 
den 2. Rang. Der Österreicher Stefan 
Kraft wurde Dritter. Der WM-Dritte 
Killian Peier und Simon Ammann 
hielten nicht ganz mit den Besten mit. 
Der Waadtländer belegte nach Flügen 
den 14. Rang, Ammann wurde 15. In 
der lukrativen RAW-Air-Tour   zeich- 
net sich vor dem Skifliegen in Viker- 
sund ein Dreikampf ab. Kobayashi 
schloss dank seinem überlegenen 
Sieg bis auf 9,5 Punkte zu Kraft auf. 
Auch der Norweger Robert Johansson 
darf sich mit 15,2 Zählern Rückstand 
noch Hoffnungen machen.   (sda) 
Resultate: Skispringen, Trondheim (NOR) 
Männer 
1. Ryoyu Kobayashi (Japan) 298,4 Pkt. (141,0 
m/141,5 m); 2. Andreas Stjernen (Norwegen) 
288,0 (137,0/137,0); 3. Stefan Kraft (Österreich) 
280,5 (136,5/135,0). 
Zwischenstand (nach 7 von 10 Bewerben): 1. 
Kraft 1.356,4 Punkte. 2. R. Kobayashi 1.346,9. 3. 
Robert Johansson 1.341,2 
Frauen 
1. Maren Lundby (NOR) 274,1 Punkte (133 
m/133,5 m). 2. Juliane Seyfarth (GER) 261,0 
(131/137,5). 3. Eva Pinkelnig (AUT) 257,9 
(132,5/128). 
Die Norwegerin Marte Olsbu Roeiseland (im Bild) und ihr Teamkollege Johannes 
Thingnes Bö sicherten sich trotz sechs Nachladern den WM-Titel. (Foto: RM) 
Biathlon 
Norwegen Weltmeister in 
der Single-Mixed-Staffel 
ÖSTERSUND Norwegen gewann an 
den Weltmeisterschaften im schwe- 
dischen Östersund Gold in der Sing- 
le-Mixed-Staffel. Marte Olsbu Röise- 
land und Johannes Thingnes Bö setz- 
ten sich bei der WM-Premiere in die- 
ser Disziplin vor den Duos aus Italien 
und Schweden durch. Die Schweiz 
trat mit Aita Gasparin und Serafin 
Wiestner nicht in Bestbesetzung an. 
Die beiden klassierten sich unter 28 
Nationen im 14. Rang. Der Saisondo- 
minator Bö liess sich bei seinem 
fünften Wettkampf in Östersund be- 
reits die dritte Goldmedaille umhän- 
gen. Zuvor hatte er bereits in der 
Mixed-Staffel und im Sprint das Ziel 
als Erster erreicht. Bö ist einer der 
wenigen Athleten, der an den Welt- 
meisterschaften alle sieben mögli- 
chen Einsätze bestreitet. Am Wo- 
chenende folgen noch die Männer- 
Staffel und der Massenstart.   (sda) 
Resultate, Single-Mixed-Staffel 
1. Norwegen (Röiseland, Bö) 35:43,2 Minuten (0 
Strafrunden/6 Nachlader), 2. Italien (Wierer, Ho- 
fer) 13,4 Sekunden zurück (0/5), 3. Schweden 
(Öberg, Samuelsson) 20,0 (0/8), 4. Deutschland 
(Denise Herrmann/Oberwiesenthal, Erik Lesser/ 
Frankenhain) 30,5 (0/6), 5. Ukraine (Merkuschy- 
na, Pidruschni) 41,5 (0/5), 6. Russland (Pavlova, 
Jelissejew) 52,7 (0/5), 7. Frankreich (Simon, Gui- 
gonnat) 1:06,5 Minuten zurück (0/10), 8. Öster- 
reich (Hauser, Eder) 1:08,2 (0/5).
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.