Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2019)

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14. MÄRZ 2019 
Brexit: Britisches Parlament stimmt 
gegen harten Bruch mit der EU 
Brexit Das britische Par- 
lament erteilt einem chao- 
tischen Ausstieg aus der EU 
eine symbolische Absage. 321 
Abgeordnete sprachen sich in 
London dafür aus, ein EU- 
Goodbye ohne Abkommen 
grundsätzlich auszuschlies- 
sen, 278 Parlamentarier 
stimmten dagegen. 
«Im 
Unterhaus gibt es eine 
deutliche Mehrheit gegen 
eine Ausstieg ohne Deal», 
sagte Premierministerin 
Theresa May. Nun müsse diese Ver- 
pfl ichtung auch umgesetzt werden. 
Zudem brachte das Parlament ei- 
nen längeren Verbleib in der EU ins 
Spiel – allerdings unter bestimmten 
Bedingungen. Grossbritannien will 
die Staatengemeinschaft bisher in 
gut zwei Wochen am 29. März verlas- 
sen. Das Pfund legt nach der Abstim- 
mung zum Dollar zu und erreicht 
den Höchststand des Tages. Die EU- 
Kommission erklärte umgehend, 
dass ein Abschied ohne schwere Ver- 
werfungen nicht durch ein Votum, 
sondern nur durch die Annahme des 
Brexit-Abkommens sichergestellt 
werden könne. In der EU wächst ins- 
gesamt angesichts der Blockadehal- 
tung in London der Unmut und die 
Ratlosigkeit. 
«Signal der Vernunft» 
Der Vertrag sei die «einzige Möglich- 
keit» für das Vereinigte Königreich, 
die EU in geordneter Weise zu ver- 
lassen, sagte EU-Chefunterhändler 
Michel Barnier im EU-Parlament vor 
der Abstimmung. Nun müssten die 
Briten bald sagen, was sie wollen, 
um den Brexit-Deal zum Abschluss 
zu bringen, sagte der deutsche Aus- 
senminister Heiko Maas. «Denn die 
Zeit läuft aus.» Er beschrieb das Vo- 
tum vom Mittwochabend als «Signal 
der Vernunft». 
Allerdings hatten die Abgeordneten 
in London genau den über Monate 
ausgehandelten Vertrag am Diens- 
tagabend mit grosser Mehrheit abge- 
lehnt. Es war bereits die zweite gros- 
se Niederlage für Mays Plan. Der von 
ihr mühsam voriges Jahr ausgehan- 
delte Ausstiegsvertrag wurde bereits 
im Januar vom Parlament in West- 
minster zu Fall gebracht. Daraufhin 
sicherte sie den aufgebrachten Abge- 
ordneten verbindliche Änderungen 
am Vertragswerk zu. In Verhandlun- 
gen in letzter Minute rang sie der EU 
am Montagabend Zusicherungen in 
der Frage der Nordirland-Grenze ab. 
Verlängerung der EU-Mitgliedschaft? 
Am heutigen Donnerstag soll das Un- 
terhaus nun über eine Verlängerung 
der EU-Mitgliedschaft abstimmen. 
Parlamentspräsident John Bercow 
erklärte, die Regierung wolle die EU- 
Mitgliedschaft bis 30. Juni ausdeh- 
nen. Voraussetzung sei aber, dass 
das Londoner Parlament das Aus- 
stiegsabkommen bis zum 20. März 
bestätigt. Ansonsten würden die EU- 
Staats- und Regierungschefs auf ih- 
rem Gipfel am 21. und 22. März einer 
Verlängerung wohl kaum zustim- 
men. Die Zeit bis Ende Juni werde 
gebraucht, um die nötige Brexit-Ge- 
setze durch das Parlament zu be- 
kommen. 
«Wofür?» 
Die übrigen 27 EU-Länder müssen ei- 
ne Verlängerung einstimmig billi- 
gen. Barnier stellte einen Aufschub 
zuvor infrage. «Diese Verhandlung 
verlängern – wofür?» fragte er. «Es 
ist vorbei.» Eine Verschiebung des 
Brexit-Termins «auch nur um 24 
Stunden» sollte es nach Ansicht des 
Chefunterhändlers des Europäi- 
schen Parlaments, Guy Verhofstadt, 
nur dann geben, wenn das britische 
Unterhaus seine weiteren Ziele klar 
darstellt. Der Chef der europäischen 
Liberalen warnte zugleich, eine Ver- 
längerung über die Europawahl im 
Mai hinaus würde es Brexit-Befür- 
wortern ermöglichen, die Debatte in 
Europa an sich zu reissen. 
Grossbritannien soll die EU nach gut 
45 Jahren Mitgliedschaft Ende des 
Monats verlassen. Bis Ende 2020 ist 
eine Übergangsphase geplant, in der 
noch EU-Recht gilt. Die Zeit, die not- 
falls um zwei Jahre verlängert wer- 
den kann, gilt aber nur, wenn Lon- 
don vor dem Austritt den Schei- 
dungsvertrag mit Brüssel unter- 
zeichnet.  (apa) 
Die britische Premierministerin Theresa May im Parlament. (Foto: RM) 
Der EU-Ratspräsident zeigt für einmal Herz 
Der Brexit, die kleine Sophie 
und ein Einhorn für die EU 
BRÜSSEL Mitten in der Brexit-Debatte 
hat ein kleines Mädchen eine Bitte 
an EU-Ratspräsident Donald Tusk. 
Die sechsjährige Sophie schrieb ihm 
einen Brief, den Tusk auf Instagram 
veröffentlichte. «Lieber Herr Tusk», 
schrieb sie. «Ich lebe in Grossbritan- 
nien. Ich weiss, wir verlassen die EU. 
Aber ich denke, dass wir Freunde 
bleiben sollten.» Sie bat Tusk auch 
um ein signiertes Foto für ihr «Euro- 
pa-Buch». Sie malte ein Einhorn und 
klebte bunte Aufkleber dazu. Tusk 
schrieb auf Instagram: «Wir werden 
immer Freunde bleiben, Sophie.» 
Dazu gab es ein Herz. Viele Leute 
kommentierten und fügten unter 
dem Post weitere Herzen hinzu. 
Zuvor waren Tusks Instagram-Posts 
zum Brexit eher ironisch. Im Sep- 
tember erntete er Kritik, als er nach 
einem EU-Gipfel ein Foto postete, 
auf dem er der britischen Premier- 
ministerin Theresa May ein Stück 
Kuchen anbot. «Ein Stück Kuchen, 
vielleicht? Sorry, ohne Kirschen.» 
Dabei spielte er auf das von der EU 
immer wieder beklagte «Cherry Pi- 
cking» an, auf Deutsch Rosinenpi- 
cken. Gemeint ist der Versuch Gross- 
britanniens, zwar aus der EU auszu- 
treten, aber die besten Aspekte ei- 
ner EU-Mitgliedschaft zu behalten. 
Viele Leute kommentierten damals, 
Tusks Kommentar sei taktlos, weil 
May Diabetes habe. (sda/dpa/afp) 
Auf Instagram hat EU-Ratspräsident 
Donald Tusk den Brief der sechsjähri- 
gen Sophie veröff entlicht. (Fotos: RM) 
«Nordkoreas Führung beschafft, was sie kann» 
Luxusautos stören 
UNO-Sanktionswächter 
NEW YORK Rolls-Royce, Mercedes- 
Benz, Lexus – Luxusautos für Nord- 
koreas Machthaber Kim Jong-un ha- 
ben Sanktionswächter der Vereinten 
Nationen auf den Plan gerufen. «Die 
Nordkoreaner beschaffen sich, was 
sie wollen.» Dies sagte der Koordina- 
tor des Expertenkomitees zur Über- 
wachung der UNO-Sanktionen, Hugh 
Griffiths, am Dienstag der Nachrich- 
tenagentur AFP in New York. «Sie be- 
kommen das Beste, falls sie es benöti- 
gen.» Kim hatte im Oktober für Auf- 
sehen gesorgt, als er zu einem 
Treffen mit US-Aussenmi- 
nister Mike Pompeo 
in Pjöngjang mit ei- 
nem neuen Rolls-Ro- 
yce Phantom – Lis- 
tenpreis rund 
500 000 Franken – 
vorfuhr. Beim Gipfeltref- 
fen mit US-Präsident Donald Trump 
im vergangenen Juni hatte die nord- 
koreanische Delegation eine ganze 
Flotte von Mercedes-Limousinen oh- 
ne Nummernschilder. Bei einem Ko- 
rea-Gipfel im September in Pjöngjang 
nutzten nordkoreanische Vertreter 
Autos der Luxusmarke Lexus. Das 
Auffahren der teuren Autos wurde 
als Signal Kims gewertet, dass er sich 
wenig um die gegen sein Land ver- 
hängten Sanktionen schert. Griffiths 
kritisierte dieses Vorgehen. 
Solche «offensichtli- 
chen Verstösse» ge- 
gen die Sanktionen 
bei internationalen 
Treffen seien «nicht 
hilfreich».   (sda/afp) 
Trumps Ex-Manager 
Siebeneinhalb Jahre 
Haft für Manafort 
WASHINGTON Der frühere Wahl- 
kampfmanager von US-Präsident Do- 
nald Trump, Paul Manafort, muss 
für siebeneinhalb Jahre ins Gefäng- 
nis. Ein Gericht in der US-Hauptstadt 
Washington verurteilte den 69-Jähri- 
gen am Mittwoch zu zusätzlich 43 
Monaten Haft, nachdem ein anderes 
Gericht in der vergangenen Woche 
bereits ein Strafmass von 47 Mona- 
ten gegen ihn verhängt hatte. Die 
Richterin Amy Berman Jackson er- 
klärte laut dem Sender MSNBC, Ma- 
nafort habe sich nicht bereit gezeigt, 
echte Verantwortung für sein Ver- 
halten zu übernehmen. Man könne 
die Zahl der Lügen und das Mass an 
Betrug gar nicht genug betonen, sag- 
te sie. Die Vorwürfe standen im Zu- 
sammenhang mit Manaforts Lobby- 
arbeit für prorussische Politiker in 
der Ukraine. Er hatte sich in dem 
Verfahren der Verschwörung gegen 
die USA sowie der Zeugenbeeinflus- 
sung für schuldig bekannt. Der 
69-Jährige entschuldigte sich am 
Mittwoch vor Gericht. «Ich schäme 
mich noch immer für das, was ich 
meiner Familie, meinen Freunden 
und allen Betroffenen angetan ha- 
be», zitierte ihn die «Washington 
Post». Er appellierte an die Richte- 
rin, ihn vor einer weiteren Haftstra- 
fe zu verschonen.   (sda/dpa) 
«Es ist falsch» 
Kalifornien setzt alle 
Hinrichtungen aus 
LOS ANGELES In Kalifornien werden 
sämtliche Hinrichtungen ausgesetzt. 
Der Gouverneur des US-Westküsten- 
staates, Gavin Newsom, kündigte am 
Dienstag (Ortszeit) ein entsprechen- 
des Moratorium an. «Das absichtli- 
che Töten einer anderen Person ist 
falsch», erklärte er. Als Gouverneur 
werde er Hinrichtungen nicht zulas- 
sen. In 20 der 50 US-Bundesstaaten 
ist die Todesstrafe bereits abge- 
schafft. Drei weitere Staaten hatten 
bereits vor Kalifornien ein Moratori- 
um für Exekutionen verhängt. New- 
som wollte am Mittwoch eine Exeku- 
tivanordnung zur Aussetzung der 
Hinrichtungen unterzeichnen. In ei- 
nem vorab veröffentlichten State- 
ment, das er zu der Unterzeichnung 
abgeben wollte, bezeichnete er die 
Todesstrafe als unvereinbar mit den 
Werten Kaliforniens. Sie passe nicht 
zu einer «zivilisierten Gesellschaft», 
welche die Führungsrolle in der 
Welt beanspruche. US-Präsident Do- 
nald Trump griff Newsom wegen sei- 
ner Entscheidung heftig an. Der 
Gouverneur setze sich mit der Aus- 
setzung der Todesstrafe für «eiskalte 
Killer» über den Wählerwillen hin- 
weg. «Freunde und Familien der 
stets vergessenen Opfer sind nicht 
begeistert, und ich bin es auch 
nicht!» schrieb Trump im Kurzbot- 
schaftendienst Twitter.  (sda/afp) 
Für die Umwelt: Niederländische 
Gemeinden verbieten Luftballons 
Schutz Immer mehr niederländische Kommunen verbieten es, Luftballons aufsteigen zu lassen. 
In 17 Prozent der Gemeinden gibt es ein Ballonverbot, wie aus einer Untersuchung hervorgeht. 
Ein Jahr zuvor waren es noch 5 Pro- 
zent, wie die Umweltorganisation 
De Noordzee herausfand. 20 Pro- 
zent der niederländischen 
Kommunen rieten zudem 
dringend davon ab, Luft- 
ballons bei Feiern stei- 
gen zu lassen. Mehre- 
re Parteien im nie- 
derländischen Parla- 
ment wollen sich für 
weitere Verbote ein- 
setzen und äusserten 
sich am Dienstagabend in Den 
Haag besorgt über mögliche 
Schäden durch Ballonreste und 
Plastikmüll in der Nordsee. 
Vor allem Vögel gefährdet 
Luftballons sind nach Anga- 
ben der Umweltschüt- 
zer gefährlich für 
Meeressäugetiere, 
Vögel und Fische. 
Sie könnten an den 
Plastikresten ersti- 
cken. Ausserdem trage 
der Abfall zur Verschmutzung 
der See und der Küsten bei. Vor 
allem Seevögel werden einer 
Studie zufolge Opfer von Ballon- 
resten: Forscher hatten festge- 
stellt, dass bei 20 Prozent von tot 
gefundenen Seevögeln Plastikmüll 
oder Ballonreste die Todesursache 
waren. 
Vor Kurzem hatte bereits Lauren Ro- 
man von der Universität Tasmanien 
in Australien gesagt: «Ballons oder 
Ballonteile sind der tödlichste Müll 
im Meer.» Die Wahrscheinlichkeit, 
an solchen Gummistückchen zu 
sterben, sei rund 32 Mal höher als 
bei härteren Plastikteilen, schrieben 
die Forscher im Fachmagazin «Sci- 
entific Reports». 
Die Umweltstiftung De Noordzee 
setzt sich für ein allgemeines Verbot 
von Luftballons in der Natur ein. Die 
meisten Verbote in den Niederlan- 
den gibt es der Stiftung zufolge in 
den Küstengebieten und auf den 
Wattenmeer-Inseln.   (sda/dpa) 
Stehen die Luftballons schon bald vor 
dem Aus? In Holland denkt man über 
weitreichende Verbote nach. (Foto: SSI) 
Ein Luxusfahrzeug der Marke 
Rolls-Royce. (Symbolfoto: SSI) www.volksblatt.li
	        

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