Inland | 7
DIENSTAG
29. JANUAR 2013
Ein PLUS an
Wirtschaft mit
Konkurrenzfähigkeit
Carmen Zanghellini-Pfeiffer, Schaanwald
Investition
in die Zukunft www.plus.li
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Schwerpunkt Die Grossparteien unter der Lupe
Die Unterschiede zwischen FBP und VU
Das FBP-Regierungsteam: Regierungsrätin Aurelia Frick, Regierungschefkandidat Adrian Hasler und
Regierungsratskandidat Mauro Pedrazzini. (Fotos: Michael Zanghellini)
Von links: VU-Regierungsratskandidatin Marlies Amann-Marxer, Regierungschefkandidat Thomas
Zwiefelhofer, VU-Präsident Jakob Büchel und Regierungsratskandidat Marcus Rick.
Politische Führung des Landes
Das FBP-Regierungsteam besticht durch eine Mi-
schung aus Wissen, Erfahrung und Kontinuität: Nur
FBP-Regierungschefkandidat Adrian Hasler verfügt
über mehrjährige Berufserfahrung in Industrie, Fi-
nanzplatz und Verwaltung. Mit Aurelia Frick verfügt
nur die FBP über eine Regierungskandidatin, die be-
reits über Regierungserfahrung verfügt und damit für
Kontinuität sorgen kann. Regierungsratskandidat
Mauro Pedrazzini kennt durch seine beruflichen Stati-
onen Industrie und Finanzplatz ebenfalls bestens und
ist als stellvertretender Regierungsrat auch mit der
Regierungsarbeit bestens vertraut.
Im Gegensatz zu Regierungschef Tschütscher, dessen
politische Arbeit hauptsächlich von Alleingängen ge-
prägt war, setzt Adrian Hasler auf den Einbezug und
das Fachwissen aller Liechtensteiner Berufsverbände.
«Es darf nicht sein, dass die Politk Lösungen ohne den
Einbezug der Betroffenen umsetzt und somit auf die-
ses Wissen verzichtet», sagt Adrian Hasler und for-
dert: «Wir müssen vermehrt auf das inländische Wis-
sen, auch auf das Know-how in der Landesverwaltung
zurückgreifen. Denn wir haben ein grosses Potenzial
an Fachwissen – und dieses nicht zu nutzen, ist ver-
passte Chance.»
Die vergangenen vier Jahre VU-Mehrheitsregierung
waren geprägt von innerparteilichen Konflikten bei
der VU, die darin gipfelten, dass Harry Quaderer aus
der Partei austrat und die VU dadurch die absolute
Mehrheit im Landtag verlor. Auch in der Folge offen-
barten sich tiefe Gräben in der Union: Trotz eines Re-
gierungsbeschlusses für den Spitalskredit scherte Re-
gierungschef Tschütscher aus und fiel seiner Regie-
rungs- und VU-Parteikollegin Renate Müssner offen in
den Rücken.
Zuletzt eskalierte der Streit bei der Landtagssitzung
im Dezember, als Teile der VU-Fraktion die von Müss-
ner ausgearbeitete KVG-Revision bodigten, wodurch
im Sparpaket plötzlich ein 23-Millionen-Loch klafft.
Das VU-Wahlversprechen, den bisherigen Kurs weiter-
zuverfolgen, kann deshalb auch als Drohung verstan-
den werden. Regierungschefkandidat Zwiefelhofer
war zwar Hauptmann der Panzerbrigade 11 der
Schweizer Armee, verfügt aber über keinerlei Erfah-
rung in der Führung von Landesbediensteten. Marlies
Amann-Marxer ist hauptsächlich für ihr Zitat «SZU II –
Bauen, aber sofort!» bekannt und Marcus Rick war im
Regierungsressort von Mario Frick während der Zeit
des millionenteuren Telefoniedesasters.
Bekenntnis zur liechtensteinischen Staatsform
Die FBP steht ohne Wenn und Aber zur geltenden
Verfassung und zur Staatsform des Dualismus von
Fürst und Volk. Als einzige Partei des Landes hat die
Bürgerpartei vor der Abstimmung der Volksinitiative
«Ja – Damit deine Stimme zählt» im Juli 2012 eine Ab-
stimmungsparole für die Beibehaltung des fürstlichen
Vetorechts verabschiedet.
Die FBP ist ein Garant dafür, dass die bestehende
Verfassung beibehalten wird und die konstitutionelle
Monarchie nicht einer repräsentativen weichen muss.
Die VU verzichtete vor der «ddsz»-Abstimmung auf
eine Abstimmungsparole und erteilte Stimmfreigabe.
VU-Regierungschefkandidat Thomas Zwiefelhofer
gab gegenüber dem «Volksblatt» zu, dass er für die
Initiative und gegen das Fürstenhaus gestimmt hat.
Es stellt sich die Frage, ob sich Liechtenstein in Anbe-
tracht der kommenden Herausforderungen einen Re-
gierungschef Thomas Zwiefelhofer leisten kann, der
schon einmal offen auf Konfrontationskurs mit dem
Fürstenhaus gegangen ist.
Führung der Landesverwaltung
Adrian Hasler verfügt als Polizeichef über langjährige
Erfahrung in der Führung von Landesbediensteten.
Unter seiner Führung kehrte bei der Landespolizei
wieder Ruhe ein. Adrian Hasler betont: «Wie beim Mi-
litär von oben herab Befehle zu erteilen, ist für mich
der falsche Führungsstil. Ich pflege auch bei der Lan-
despolizei den teamorientierten Führungsstil.»
Unter der Führung von Adrian Hasler gab es bei der
Landespolizei in den Jahren zwischen 2009 und 2012 ein
kaum spürbares Plus von 0,7 Prozent bei den Personal-
kosten. Zum Vergleich: Bei der von VU-Regierungschef
und Zwiefelhofer-Vorbild Klaus Tschütscher geführten
Landesverwaltung war im selben Zeitraum eine massive
Kostenzunahme von 8 Prozent zu verzeichnen.
Thomas Zwiefelhofer hat keinerlei Erfahrung in der
Führung der Landesverwaltung. Er plädiert zwar für eine
enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Füh-
rungsgremien und Mitarbeitern der Landesverwaltung,
gleichzeitig kündigt er aber an, in Tschütschers Fuss-
stapfen treten zu wollen. Marcus Büchel, früherer Leiter
des Amts für Soziale Dienste, erinnerte sich im «Vater-
land» nur ungern an die Führungskompetenzen Tschüt-
schers: «Herrschen anstatt Entwicklungen gemeinsam
gestalten – das wurde zur neuen Gangart (...) Die eige-
nen Experten wurden durch ausländische substituiert
(...) Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass ein-
schneidende Entscheidungen unter völliger Ausklam-
merung der betroffenen Akteure getroffen wurden.»
Künftige politische Zusammenarbeit
Die FBP ist eine in sich geeinte Partei, die in den ver-
gangenen vier Jahren nicht mehrheitlich durch interne
Streitereien auf sich aufmerksam gemacht hat. Nur
bei der FBP werden Wählerinnen und Wähler vorab
über alle Personalentscheide transparent informiert.
Die FBP steht als einzige Partei des Landes uneinge-
schränkt zur geltenden Verfassung.
Adrian Hasler sagt: «Ich bin davon überzeugt, dass
der Einbezug der Schlüssel zum Erfolg ist. Wenn man
die Beteiligten einbezieht, ihre Anliegen anhört und
prüft und ihnen dann erläutert, weshalb ein Entscheid
anders ausgefallen ist, wird dies auch akzeptiert.
Wenn man den Menschen die nötige Wertschätzung
entgegenbringt, kann man viel erreichen.»
Die VU verspricht «mutiges, ehrliches und entschlos-
senes Handeln und eine politische Kontinuität». Aber
was heisst dann «Kontinuität»: Wird ein Regierungs-
chef Zwiefelhofer, wie bereits Klaus Tschütscher, Re-
gierungs- und Parteikollegen in den Rücken fallen?
Wird es unter einem Regierungschef Zwiefelhofer er-
neut einen Parteiaustritt eines VU-Landtagsabgeord-
neten geben? Wird unter VU-Führung das Mauscheln
und Aushandeln von Geheimverträgen fortgesetzt?
Werden unter VU-Führung verfassungswidrige Kodi-
zes Pflicht? Wird Thomas Zwiefelhofer auch als Regie-
rungschef die Konfrontation mit dem Fürstenhaus su-
chen und die Abschaffung des fürstlichen Vetorechts
aktiv unterstützen? (mb)