4 | Inland
FREITAG
28. JUNI 2013
Spendenaufruf
Wohltätigkeitsaktion
für die Flutopfer in
Deutschland
TRIESEN Der in Triesen wohnhafte
Heiko Krüger organisiert zusam-
men mit Firmen aus der Region ei-
ne Hilfsaktion für die Flutopfer in
seiner Heimat, der Altmark. Unter
dem Motto «Wir schauen hin» wird
am Freitag der Erlös des Mittages-
sens im Restaurant Meierhof in
Triesen voll und ganz dieser Aktion
gespendet. Zusätzlich werden an-
hand eines Flyers Spenden gesam-
melt, die Heiko Krüger dann per-
sönlich dem Bürgermeister über-
bringt. Spendenkonto: LI 5608
8100 0400 6040 31. «Die ganze Ak-
tion wird von einem Liechtenstei-
ner Treuhänder begleitet und un-
terstützt», heisst es in der Medien-
mitteilung vom Donnerstag.
(Text: red/pd; Foto: RM)
Mauren
Medard Ritter-Nau
†
Und immer sind irgendwo
Spuren Deines Lebens.
Gedanken, Bilder, Augenblicke
und Gefühle.
Sie werden uns immer
an Dich erinnern.
Am Mittwoch, den
27. März 2013, ver-
abschiedete sich
eine überaus gros-
se Trauergemein-
de von unserem
geschätzten Mit-
bürger Medard
Ritter-Nau. Tief
bestürzt gab die Familie seinen Ab-
schied am 22. März bekannt.
Medard wurde am 19. Oktober 1957
als erster Sohn von Trudi und Ewald
Ritter-Batliner geboren. Seine ersten
Lebensjahre verbrachte er in Nen-
deln, wo sich seine damals 10-jährige
Schwester Irene riesig über die Ge-
burt ihres kleinen Bruders freute. Es
folgten dann die Geschwister Klau-
dia, Lino, Erika und Daniela, bis die
Familie mit sechs Kindern komplett
war. Drei Jahre später zog die ganze
Familie samt der Pflegemutter von
Medards Mama nach Mauren, in das
von Ewald gekaufte Haus, wo sie eine
kleine Bauernschaft betrieben.
Medard erlebte eine schwierige Ju-
gendzeit, da das Familienglück durch
die Alkoholsucht seines Vaters ge-
trübt wurde und seine Mama da-
durch hart arbeiten musste. Dies
machte sich während seines ganzen
Lebens immer wieder bemerkbar.
Auch er und seine Geschwister wur-
den schon früh in die Arbeit des Bau-
ernbetriebs eingespannt und er er-
zählte im Bekanntenkreis oft, wie sie
Runkelrüben geschnetzelt oder
Streue geschnitten hatten. In den Ju-
gendjahren half er zudem jeweils am
Samstag oder in den Schulferien im
Baugeschäft des Vaters seines Schul-
freundes Helmut aus. Mit diesem und
Pius unternahm er während dieser
Zeit eine spektakuläre Mofa-Tour von
Liechtenstein aus nach Südfrank-
reich. Beseelt vom innigen Wunsch,
endlich einmal das Meer zu sehen,
fuhren die drei Freunde tagelang in
Richtung Süden. Dieses Abenteuer
war für Medard eines der grossen
Highlights in seinem Leben und abso-
lut unvergesslich für ihn.
Sein letztes Jahr der Realschule absol-
vierte er in der Alpinen Schule in Vät-
tis, wo er Abstand von den schwieri-
gen Verhältnissen zu Hause bekam.
Es war eine einschneidende Zeit für
Medard, von der er auch immer wie-
der gerne erzählte.
Nach der Schule absolvierte er die
Lehre als Laborant in der Firma
Ivoclar, welche er erfolgreich ab-
schloss.
Unmittelbar nach Lehrabschluss ent-
schlossen sich Medard und Irene, mit
ihrer Mutter und den Geschwistern
wieder nach Nendeln zu ziehen, wo
sie das von Mama gebaute Haus auf-
stockten. Unten wohnte Mama mit
den Kindern und oben Irene mit ihrer
Familie. Aus dieser Situation heraus
wuchs Medard sozusagen zum Fami-
lien-Oberhaupt heran, was auch von
allen akzeptiert und geschätzt wur-
de.
Nach seiner Lehre begann er mit vier
Kollegen aus der Firma Ivoclar in
Chur zu studieren und schloss als
Chemiker HTL ab. Während des Stu-
diums nahm er in der damaligen Fir-
ma Fluka in Buchs eine andere Stelle
an. Im Laufe der Jahre wurde Medard
Abteilungsleiter für eine Gruppe von
13 Leuten, was ihn mit Freude und
Stolz erfüllte.
Medard war ein Bewegungsmensch
und so begann er mit seinem Schwa-
ger Fritz mit Skilanglauf. Einige Jahre
fuhren sie jeweils Ende Oktober für
ein verlängertes Wochenende ins
Kaunertal auf den Gletscher. Medard
fing zu dieser Zeit auch an, vermehrt
mit dem Rennrad zu fahren. Das ver-
leitete auch Fritz dazu, sich ein sol-
ches zu kaufen. Die Touren wurden
immer länger und so fuhren sie z.B.
an den Gardasee oder besuchten
auch mal Bekannte in Zürich.
In dieser Zeit lernte Medard Lydia
Nau aus Rans, die damals bei der SBB
arbeitete, beim Mittagessen in Buchs
kennen. Später nahmen sie in Eschen
Wohnsitz und heirateten 1985 in der
Kirche in Schellenberg. Ein Jahr spä-
ter ging für Medard ein Traum in Er-
füllung: er stieg in die mit Kollegen
gegründete Firma Koro AG ein, die
später in die oehri electronic in
Ruggell integriert wurde. Medard
war ein freiheitsliebender Mensch
und so kam ihm dieser Wechsel sehr
entgegen. Die Firma war ihm in all
den Jahren immer sehr wichtig und
so setzte er sich mit all seinem Kön-
nen und viel Zeit stets für deren Wohl
ein.
Dem Ehepaar wurden 1988 und 1990
die beiden Kinder Thomas und Chri-
stof geschenkt. Medard war ein sorg-
samer und stolzer Vater. Immer wie-
der erzählte er, dass es ihm erst so
richtig bewusst wurde, dass er Vater
war, als er die Tragtasche mit Tho-
mas aus dem Spital Grabs trug. Kurz
nach der Geburt von Christof starb
Medards Vater. Dessen Haus gehörte
ihm schon seit vielen Jahren und so
entschloss er sich, es für seine Fami-
lie auszubauen. Er arbeitete während
dreier Jahre mit seiner bekannten Zä-
higkeit beinahe jeden Abend und je-
des Wochenende, neben seiner Ar-
beit bei der oehri electronic, am Um-
bau. Dabei durfte er auf die tatkräfti-
ge Mithilfe von seinem Schwager An-
dré, seinem Schwiegervater Mathias,
sowie Familie und Freunden zählen.
Die Planung übernahm sein Schul-
freund Helmut. Da sich der Umbau
durch viel Eigenleistung verzögerte,
durfte die Familie in der Zwischen-
zeit bei Medards Schwester Erika in
Mauren wohnen. Gross war sein
Stolz, als er dann endlich in sein re-
noviertes Haus einziehen und nach
und nach auch die beiden oberen
Wohnungen fertigstellen konnte. In
diese Zeit fiel leider auch der tragi-
sche Tod von seiner Schwester Klau-
dia.
Es folgten die Jahre, in denen er seine
Jungs aufwachsen sehen und seine
Familie geniessen konnte. Wie stolz
war er, als Thomas Flügelhorn spie-
len lernte und Christof mit dem Fuss-
ballspielen begann und er ihn auf
dem Feld anfeuern konnte!
Auf dem Kunkels, wo Lydias Familie
ein kleines, bescheidenes Maiensäss
besitzt, verbrachte die Familie jeweils
die Sommerferien. Der Weg zum Mai-
ensäss führt durch Vättis. Dabei war
es Tradition, einen Blick auf die Alpi-
ne Schule zu werfen und den obliga-
ten Kaffee im Hotel Tamina zu trin-
ken. Von Kunkels aus unternahm die
Familie viele Wanderungen und Me-
dard bestieg auch mal allein den Ca-
landa und einige hohe Berge dort im
Umfeld. Er begann auch, mit seinem
Kollegen Rupert Hoop und weiteren
Bekannten, die Berge mit Seilen und
Pickel zu besteigen.
Um auch aktiv etwas für den Fuss-
ballverein von Christof zu tun, wurde
er E-Jugendtrainer beim USV, wo er
mit viel Herzblut die Jungs trainierte
und bei ihnen auch sehr beliebt war.
Im Jahre 2002 fragte man ihn für das
Amt als USV-Präsident an, was er ger-
ne für einige Zeit annahm. Dies war
eine sehr lehrreiche Zeit für Medard.
Als die Kinder grösser wurden, erfüll-
te er ihnen den Wunsch, am Meer Fe-
rien zu verbringen. Mit Ines, Günther
und David sowie Hulda und Gebi und
weiteren Freunden verbrachte die Fa-
milie viele Jahre die Sommerferien
beim Zelten in der Toscana. Für die
ganze Familie, speziell aber für Me-
dard und Lydia, war dies eine sehr er-
holsame und wunderbare Zeit. Jog-
gen am Strand, danach Fitness mit
Gebi und am Abend ein feines Essen
im Freien, das waren für sie Ferien
pur. Medard war ein geselliger
Mensch und es war ihm auch in den
Ferien wichtig, mit den Leuten zu
kommunizieren. So lernte er in Ei-
genregie, mithilfe von Büchern und
einem Wörterbuch, italienisch für
den Hausgebrauch.
Medard bestach mit seinem ausseror-
dentlichen Allgemeinwissen. Er war
sehr vielseitig interessiert und wo
auch eine offene Frage auftauchte,
war er im Familien- und Freundes-
kreis der bevorzugte Ansprechpart-
ner. Er war sehr gradlinig und die
Diskussionen mit ihm, welche er stets
temperamentvoll mit seinen Händen
untermalte, waren sein Markenzei-
chen.
Gerne diskutierte er jeweils such am
Jahresende bei Rolande und Karl in
Rans, wo seit mehr als 30 Jahren im
Kreise von Freunden Silvester gefei-
ert wurde.
Seine ausgeprägte Liebe zur Natur
und sein Respekt gegenüber der
Schöpfung waren gross. Seine
Schneeglöckchen- und Schlüsselblu-
menzucht in seiner Bündt zeigte er al-
len Besuchern stets voller Stolz. Wo-
hin sein Weg in der Natur ihn auch
führte, er kam immer mit Wildblu-
mensamen zurück.
Überhaupt schöpfte er aus der Natur
viel Kraft für seine vielfältigen Aufga-
ben im Alltag. Sei dies für die Verant-
wortung, die er in der Firma über-
nommen hatte, familiäre Aufgaben
oder alle anfallenden Arbeiten im und
ums Haus. Auch die gemeinsamen Un-
ternehmungen mit seiner Frau Lydia
erfüllten beide mit viel Freude und
Zufriedenheit. Radfahrten auf den
Montlingerschwamm oder auf Vals-
pus mit anschliessendem Kaffee und
selbst gemachten Kuchen waren für
Medard ein besonderes Vergnügen.
Medard hatte auch eine feinfühlige
und humorvolle Seite, sein einzigarti-
ges Lachen war einfach ansteckend.
Im Sommer 2010 entschloss sich Me-
dard, ein Jahr später die Firma zu
übernehmen. Mit dieser Übernahme
waren viele Vorarbeiten und grosse
Planung verbunden, da zugleich auch
ein Umzug in neue Firmen-Räumlich-
keiten bevorstand. Medard setzte sei-
ne ganze Energie für dieses Vorhaben
ein. Gleichzeitig war es ihm trotz des
Aufwandes enorm wichtig, die Bäu-
me, welche für den geplanten Neu-
dorfweg in Mauren weichen mussten,
selbst zu fällen und zu verarbeiten.
Er wollte alles zu seiner Zufrieden-
heit erledigen und verzichtete dafür
auch auf seine jährlichen Sommerfe-
rien in Italien. Ohne Erholungszeit
stürzte er sich mit Feuereifer in seine
neue Aufgabe als Geschäftsführer.
Während des Firmenumzugs verlor
er in sehr kurzer Zeit seinen Bruder
Lino und seine geliebte Mama. All
diese Ereignisse nagten sehr an Me-
dard und raubten ihm seine Kräfte,
was im Jahre 2012 zu einem Burn-out,
Depressionen und Klinik-Aufenthal-
ten führte. In den letzten Monaten
war Medard jedoch auf dem Weg der
Besserung und fasste schrittweise
wieder neuen Lebensmut. Dies auch
dank der Hilfe von Familie, Freunden
und Verwandten. Doch für sie alle
unfassbar, sah er am 21. März 2013
für einen kurzen Moment das Licht
am Ende des Tunnels nicht mehr.
Medard hinterlässt für alle, die ihn
kannten, unverwischbare Spuren in
ihrem Leben und wird immer einen
besonderen Platz in ihren Herzen ha-
ben.
Den trauernden Angehörigen entbie-
ten wir unser herzlichstes Mitgefühl.
Der Friede sei mit ihm.
ZUM GEDENKEN
VolksPeople
Juni 2013
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