Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2013)

DIENSTAG 
14. MAI 2013 
9 Wirtschaft 
Flugverkehr 
Flughafen legt 
seine Zahlen vor 
In Kloten wird heute die 
Verkehrsstatistik des Flug- 
hafens Zürich für den Monat 
April vorgestellt. 
Heute 
Italiens Notenbankchef 
EZB könnte Zins 
unter null senken 
FRANKFURT Italiens Notenbank- 
chef Ignazio Visco kann sich für 
eine weitere Zinssenkung der Eu- 
ropäischen Zentralbank (EZB) er- 
wärmen. Sollte die Wirtschaft 
weitere Hilfen benötigen, könne 
er sich vorstellen, dass der Einla- 
gesatz, zu dem Banken Geld bei 
der EZB parken können, unter 
null Prozent gesenkt wird, sagte 
Visco. Er persönlich denke, dass 
eine solche Zinssenkung, die de 
facto einen Strafzins für Banken 
bedeutet, die Geld lieber bei der 
EZB anlegen als es als Kredite an 
Firmen weiterzureichen, wir- 
kungsvoll wäre, sagte Visco dem 
Fernsehsender CNBC. (sda) 
US-Detailhandel 
Umsatz im 
April gestiegen 
WASHINGTON Die US-Detailhändler 
haben ihren Umsatz im April 
überraschend gesteigert – wenn 
auch nur leicht. Sie zählten 0,1 
Prozent mehr in den Kassen als 
im Vormonat, wie das Handelsmi- 
nisterium mitteilte. Besonders gut 
liefen Autos, Baumaterialien und 
Bekleidung. (sda) 
Konjunktur 
Zentralbank sieht 
leichtes Wachstum 
PARIS Frankreichs Zentralbank 
rechnet für das zweite Quartal 
mit einem minimalen Wachstum 
der französischen Wirtschaft. Das 
Bruttoinlandsprodukt dürfte zwi- 
schen April und Juni um 0,1 Pro- 
zent zulegen, hiess es in einer 
Prognose. Die EU-Kommission 
sagt Frankreich für das Jahr einen 
Rückgang der Wirtschaftsleistung 
um 0,1 Prozent voraus. (sda) 
www.volksblatt.li 
Ratingagenturen 
Härtere Auflagen in der EU 
BRÜSSEL Ratingagenturen unterlie- 
gen in Europa künftig strengeren 
Regeln. So können Anleger etwa die 
US-Unternehmen Moody’s, Fitch 
oder Standard & Poor’s für schwere 
Fehler bei Bewertungen haftbar ma- 
chen. Firmen können neu vor Ge- 
richt Schadenersatz für Verluste ein- 
klagen, wenn Ratingagenturen ein 
Unternehmen oder einen Staat ab- 
sichtlich oder fahrlässig falsch beur- 
teilen. Zudem dürfen Ratingagentu- 
ren EU-Staaten nur noch zu festen 
Terminen bewerten. Diese Auflagen 
haben die EU-Minister am Montag in 
Brüssel beschlossen. Damit ist die 
Reform unter Dach und Fach. Der 
Ministerentscheid war der letzte 
Schritt, nachdem sich EU-Parla- 
ment, EU-Kommission und die Mit- 
gliedsstaaten bereits vor Monaten 
auf den Kompromiss geeinigt hat- 
ten. Die neuen Auflagen werden nun 
im EU-Amtsblatt veröffentlicht und 
treten laut EU-Diplomaten 20 Tage 
später in Kraft. 
Lehren aus der Krise 
Die EU zieht damit die Lehren aus 
der Krise. Ratingagenturen bewer- 
ten die Kreditwürdigkeit etwa von 
Staaten oder Unternehmen. Ihnen 
wird vorgeworfen, in der Euro-Krise 
die Kreditwürdigkeit mancher Län- 
der zu äusserst sensiblen Zeitpunk- 
ten heruntergestuft und die Krise 
verschärft zu haben. Staaten muss- 
ten ihren Gläubigern danach häufig 
mehr Zinsen für geliehenes Geld 
zahlen. Künftig beschränkt die EU 
die Bekanntgabe der Noten von Staa- 
ten auf drei zuvor festgelegte Termi- 
ne im Jahr. 
Grenzen der Beteiligung 
Um die Unabhängigkeit der Agentu- 
ren zu stärken, gelten in der EU auch 
für Beteiligungen strikte Vorgaben. 
So gibt es Grenzen für Anteile, die 
ein Investor an mehreren Rating- 
agenturen halten darf, und umge- 
kehrt für die Beteiligung einer Agen- 
tur an einem Unternehmen, das sie 
bewertet. Emittenten risikoreicher 
Finanzprodukte müssen ihre Rating- 
agentur, die die Produkte bewertet, 
nach einigen Jahren wechseln. Im 
Laufe der Verhandlungen wurden 
die – zunächst noch strengeren – Re- 
geln allerdings aufgeweicht.   (sda) 
Schweiz und China einigen 
sich auf Freihandelsabkommen 
Exporte Die Verhandlungen 
zum Freihandelsabkommen 
zwischen der Schweiz und 
China sind beendet. Details 
zum Inhalt wurden noch 
nicht bekannt. 
Die Länder wollen den Vertrag zu- 
erst unterschriftsreif machen. Bun- 
desrat Johann Schneider-Ammann 
informiert als nächstes die Regie- 
rung. Am vergangenen Freitag ha- 
ben die Delegationen der Schweiz 
und Chinas bei der neunten Runde 
die Verhandlungen «auf techni- 
scher Ebene» abgeschlossen, wie 
das Departement für Wirtschaft, 
Bildung und Forschung (WBF) am 
Montag mitteilte. Die Verhandlun- 
gen hatten die Schweiz und China 
offiziell Anfang 2011 aufgenommen. 
Die Schweiz und China würden das 
Ergebnis als nächstes einer rechtli- 
chen Prüfung unterziehen, damit 
das Abkommen unterschrieben 
werden könne, hiess es weiter. Da- 
mit kann nach dem technischen der 
politische Prozess beginnen. Bun- 
desrat Johann Schneider-Ammann 
will laut WBF der Landesregierung 
am kommenden Mittwoch das aus- 
gehandelte Abkommen vorlegen. 
Dabei wird der Wirtschaftsminister 
seine Kollegen über den Inhalt in- 
formieren. Zum Verhandlungser- 
gebnis wollte das WBF auf Anfrage 
keine Angaben machen. Thema 
wird das Freihandelsabkommen 
auch bei einem Besuch des neuen 
chinesischen Premierministers Li 
Keqiang in der Schweiz sein. Dieser 
trifft sich am 24. Mai unter anderen 
mit Schneider-Ammann. 
Zähe Verhandlungen 
Die Verhandlungen mit China zogen 
sich über mehr als zwei Jahre hin. 
Mehrmals liessen die involvierten 
Bundesräte durchblicken, dass die 
Gespräche harzig verlaufen. Bei ei- 
nem Besuch in Peking Ende April 
gab Aussenminister Didier Burkhal- 
ter an, es gebe noch viel zu tun. 
Streitpunkt war laut Burkhalter zu- 
letzt der Umgang mit Industrie- und 
Agrarprodukten. Während die 
Schweiz tiefere Importzölle in China 
für Industriegüter verlangte, strebte 
China an, seine Agrarprodukte ein- 
facher in der Schweiz verkaufen zu 
können. Als Knackpunkt wurde 
auch immer wieder die Erwähnung 
von Menschenrechtsfragen genannt. 
Die letzten Verhandlungen fanden 
vom 9. bis zum 11. Mai statt, wie das 
WBF weiter schreibt. Verhandlungs- 
leiter auf Schweizer Seite war der 
Delegierte des Bundesrates für Han- 
delsfragen, Christian Etter. China 
wurde vom Assistant Minister Yu Ji- 
anhua vom Handelsministerium ver- 
treten. Die Schweiz hat nach Anga- 
ben des Staatssekretariats für Wirt- 
schaft (SECO) rund zwei Dutzend 
Freihandelsabkommen abgeschlos- 
sen, die teilweise den Handelsver- 
kehr mit ganzen Ländergruppen er- 
leichtern. In der Regel schliesst die 
Schweiz solche Verträge im Rahmen 
der EFTA ab. Das Abkommen mit 
China wird jedoch bilateral ge- 
schlossen.  (sda) 
Beim heutigen Treff en der EU-Finanzminister dürfte weiterer Druck auf das Bankgeheimnis aufgebaut werden. (Foto: SSI) 
Mandat mit der Schweiz auf 
der Liste der EU-Finanzminister 
Bankgeheimnis Der Rat der EU-Finanzminister berät heute über das Verhandlungsmandat für die EU-Kommission mit der 
Schweiz über einen erweiterten Anwendungsbereich der Zinsbesteuerung – inklusive automatischer Informationsaustausch. 
VON BARBARA STÄBLER, SDA 
Das Mandat dürfte von den Finanz- 
ministern beschlossen werden. 
Schon seit mehreren Jahren pocht 
die EU-Kommission auf einen er- 
weiterten Anwendungsbereich der 
EU-intern geltenden Zinsrichtlinie 
sowie auf ein in die gleiche Rich- 
tung gehendes Mandat mit den 
Drittstaaten Schweiz, Andorra, 
Liechtenstein, San Marino und 
Monaco, um so Steuerschlupflöcher 
zu stopfen. Doch bis anhin hatten 
Luxemburg und Österreich mit 
Blick auf ihr eigenes Bankgeheim- 
nis beides blockiert. Mit dem Strate- 
giewechsel Luxemburgs – das Gross- 
herzogtum wechselt ab 2015 zum 
automatischen Informationsaus- 
tausch – und den positiven Signalen 
aus Österreich hat sich die Situation 
geändert. Damit ist sowohl die er- 
weiterte EU-Zinsrichtlinie sowie 
auch das Mandat für die EU-Kom- 
mission in Griffnähe gerückt. Bei- 
des wird am (morgigen) Dienstag 
verhandelt. EU-Steuerkommissar 
Algirdas Semeta gab sich im Vorfeld 
jedenfalls überzeugt, dass die EU- 
Kommission das Verhandlungsman- 
dat erhalten wird. 
Nicht verknüpft, aber verbunden 
Das Mandat und die EU-interne Zins- 
besteuerungsrichtlinie sind zwar 
nicht formal, doch inhaltlich mitein- 
ander verbunden. Die Richtlinie 
dient als Basis für das Verhandlungs- 
mandat. Konkret wird das Verhand- 
lungsmandat – wie schon früher von 
der EU-Kommission gefordert – die 
Ausdehnung der Zinsbesteuerung 
beinhalten, so beispielsweise auf in- 
novative Finanzinstrumente und 
Zahlungen, die über Trusts und Stif- 
tungen laufen. Neu wurde jedoch 
laut EU-Diplomaten auf Bestreben 
Luxemburgs und Österreichs hin zu- 
sätzlich der automatische Informati- 
onsaustausch in den Mandatsent- 
wurf hineingeschrieben – mit dem 
Hinweis auf «gleich lange Spiesse». 
Unklare Signale aus Österreich 
Die irische Präsidentschaft geht da- 
von aus, dass sich die EU-Finanzmi- 
nister am Dienstag auf das Mandat 
einigen werden – trotz unklarer Sig- 
nale aus Österreich. Denn immerhin 
wurde auf zwei der drei Bedingun- 
gen Wiens eingegangen, welche die 
Alpenrepublik im Vorfeld des Minis- 
tertreffens als Gegenleistung zur 
Einführung des automatischen In- 
formationsaustauschs gestellt hatte. 
Konkret fordert Österreich ein Trust- 
Register, damit Trusts nicht länger 
anonym sind, sowie den OECD-Stan- 
dard als Mindeststandard für den In- 
formationsaustausch mit Drittstaa- 
ten. Unklar ist, wie es um die dritte 
Forderung steht: den Weiterbestand 
der bilateralen Steuerabkommen 
mit der Schweiz und Liechtenstein. 
Doch auch hierzu kommen gegen- 
sätzliche Signale aus Wien. 
Richtlinie in der Warteschlaufe 
Keine Einigung erwarten Einge- 
weihte hingegen bei der EU-internen 
Zinsbesteuerungsrichtlinie. Grund 
dafür ist, dass vor allem Luxem- 
burg, das dieser Richtlinie im 
Grundsatz zwar zustimmt, erst ab- 
warten will, wie sich die Verhand- 
lungen mit der Schweiz entwickeln. 
Das Grossherzogtum möchte mit 
Blick auf seinen Finanzplatz vermei- 
den, dass am Ende die EU-Regelung 
weiter gefasst ist als das künftige Ab- 
kommen mit der Schweiz. Auch Ös- 
terreich stösst ins gleiche Horn. 
Können sich die Finanzminister 
nicht einigen, werden sich die EU- 
Staats- und Regierungschefs an ih- 
rer Sitzung am 22. Mai damit befas- 
sen. Die Schweiz hatte sich schon in 
der Vergangenheit bereit erklärt, 
über eine Ausweitung des Anwen- 
dungsbereichs bei der Zinsbesteue- 
rung mit der EU zu diskutieren, um 
Steuerschlupflöcher zu stopfen. 
Beim automatischen Informations- 
austausch stellt sie sich auf den 
Standpunkt, dass dieser zuerst in- 
ternationaler Standard sein und ent- 
sprechend angewendet werden 
muss. Liechtenstein hingegen er- 
klärte sich am Montag grundsätzlich 
zum automatischen Informations- 
austausch mit der EU bereit. Regie- 
rungschef Adrian Hasler nannte im 
«Handelsblatt» allerdings Bedingun- 
gen – etwa ein Offenlegungspro- 
gramm für bislang unversteuerte 
Gelder. Bankkunden sollen diese zu 
einem vergünstigten Tarif nachver- 
steuern können, ohne eine Strafe 
fürchten zu müssen.
	        

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