Heute
St. Gallen bohrt Start zur
Geothermie-Bohrung geglückt
ST. GALLEN «Meissel frei!» Mit diesem
Befehl hat am Montagmorgen um
7.07 Uhr in St. Gallen die mit Span-
nung erwartete Bohrung nach heis-
sem Wasser begonnen. Ein Erdwär-
me-Kraftwerk soll dereinst bis zur
Hälfte der Häuser in der Stadt um-
weltfreundlich heizen. Kurz vor 7
Uhr wurde der Bohrer vom 60 Meter
hohen Bohrturm im Sittertobel in
den Schacht gesenkt, wie die Stadt
mitteilte. Seither gräbt er sich in die
Tiefe. Am ersten Tag sind 50 Meter
Vortrieb geplant. Dann wird das Ge-
stänge nochmals hochgefahren für
die Montage der empfindlichen
Mess- und Steuergeräte. Auf die
Mannschaft der deutschen Itag Tief-
bohr-GbmH wartet in den kommen-
den Monaten Arbeit rund um die
Uhr, sieben Tage die Woche. In einer
Tiefe von 4000 bis 4500 Metern er-
warten die Geologen eine Schicht
mit 140 Grad heissem Wasser. Ge-
wissheit darüber werden die nächs-
ten Monate bringen.
Finanzielles Risiko
Für die Stadt St. Gallen ist das Geo-
thermie-Projekt eine grosse Chance,
aber auch ein finanzielles Risiko.
Die Stimmbürger hiessen 2010 mit
grossem Mehr einen 160-Millionen-
Kredit gut. Etwa die Hälfte davon
kosten die Tiefenbohrung und der
Bau des Geothermie-Kraftwerks. Die
andere Hälfte ist für den Ausbau des
Fernwärmenetzes vorgesehen. Ver-
läuft alles nach Plan, können mittel-
fristig bis zur Hälfte der Gebäude in
der Stadt umweltfreundlich mit Erd-
wärme aus dem Sittertobel geheizt
werden. Zudem kann das Kraftwerk
Strom erzeugen. Ursprünglich sollte
Ende 2011 mit den Bohrungen be-
gonnen werden. (sda)
Verbund Südostschweiz
Fr. 2.00
9 771812601006
20010
Inhalt
Inland 2–7
Politik 8
Wirtschaft 9–12
Sport 13–17
Kultur 21
Kino/Wetter 22
TV 23
International 24
www.volksblatt.li
Statistik Die Landespolizei
stellt heute ihren Jahresbe-
richt vor. Zu erwarten sind
Fakten zu den Einsätzen, die
die Beamten im vergangenen
Jahr zu bewältigen hatten.
Fotogalerien Auch heute
finden Sie Fotogalerien zu
aktuellen Veranstaltungen in
Liechtenstein und Umge-
bung im Media Center auf
www.volksblatt.li
Kriminalgericht
Junger Mann muss
sich verantworten
In Vaduz steht heute ein
22-Jähriger vor dem Krimi-
nalgericht, der beschuldigt
wird, die Post in Vaduz
überfallen zu haben. Ausser-
dem wird ihm der Überfall
auf die Coop-Filiale im
Städtle zur Last gelegt. Der
Beschuldigte soll am 19. Ok-
tober 2012 im Städtlemarkt
eine Kassiererin mit einem
Holzstock bedroht und 1500
Franken erbeutet haben.
volksblatt.li
15° 8°
Wetter Viel Sonne
am Nachmittag
hohe Wolken. Starker
Föhn. Seite 22
Adoption
Homosexuelle sollen
adoptieren dürfen
BERN Der Schweizer Ständerat hat
sich dem Nationalrat angeschlossen
und der Adoption von Stiefkindern
in einer eingetragenen Partnerschaft
zugestimmt. Zuvor wollte die kleine
Kammer weiter gehen, schwenkte
dann aber auf die geänderte Fassung
ihres Vorrats ein. Der Nationalrat
hatte die Motion abgeändert und die
Vorlage auf die Stiefkinderadoption
eingeschränkt. Der Bundesrat
nimmt nun eine entsprechende Än-
derung des Adoptionsgesetzes an
die Hand, wie Justizministerin Simo-
netta Sommaruga erklärte. Heute
schliesst das Partnerschaftsgesetz
die Adoption durch eingetragene
gleichgeschlechtliche Paare aus-
drücklich aus. Ein Adoptionsrecht
hätte die Vorlage in der Referen-
dumsabstimmung 2005 sehr wahr-
scheinlich zu Fall gebracht. (sda)
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Die Tageszeitung für Liechtenstein
Dienstag, 5. März 2013
136. Jahrgang Nr. 52
Käserei
in Triesenberg
Eine neue Verordnung
durchkreuzt die ge-
meinsamen Pläne.
3
Kampf gegen
Hunger intensiviert
UNO-Organisation FAO
will Unterernährung
komplett ausrotten.
7
In Rückrunde noch ungeschlagen
Wolfsberger AC im Aufwind
Polverino und Co.
überraschen
13
Einzigartiges Web-TV von volksblatt.li:
Aktuelle Filmbeiträge zu Politik, Wirtschaft,
Sport und Kultur
Projekt «Graubünden
2022» gestoppt
Web-TV
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volksblatt.li
Minus 1,5 Prozent: Liechtenstein
mit sinkenden Gesundheitskosten
Trendwende Nach einem
kräftigen Wachstum 2011
(+3,8 Prozent) sind die OKP-
Bruttokosten in Liechtenstein
im vergangenen Jahr zurück-
gegangen. Dennoch liegen
die FL-Gesundheitskosten
noch immer 38 Prozent über
jenen in St. Gallen.
VON MICHAEL BENVENUTI
«Wenn Liechtenstein weiterhin
möchte, dass alle Menschen alle
Leistungen beziehen dürfen, dann
wird das Gesundheitswesen im
Schnitt 4 bis 5 Prozent pro Jahr teu-
rer», sagte Ärztekammerpräsidentin
Ruth Kranz-Candrian im Jahr 2010 in
einem «Volksblatt»-Interview. Zum
einen sorge die demografische Ent-
wicklung für eine Zunahme der
Hochkostenfälle, zum anderen sei
das Gesundheitswesen sehr perso-
nalintensiv und verteure sich allein
aufgrund der jährlichen Lohnanpas-
sungen sukzessive.
Starke Zunahme in der Schweiz
Die aktuellen Zahlen des Schweizer
Bundesamts für Gesundheit (BAG)
weisen für Liechtenstein allerdings
eine erfreuliche Entwicklung auf und
brechen mit dem langjährigen Trend
kontinuierlicher Kostensteigerun-
gen: 2012 sanken die OKP-Bruttokos-
ten im Fürstentum auf 3943 Franken
pro Versichertem – das entspricht ei-
nem Rückgang von 1,5 Prozent zum
Vorjahr. Zum Vergleich: In der
Schweiz nahmen die Kosten im sel-
ben Zeitraum um 3,2 Prozent zu, im
Kanton St. Gallen um 7,4 Prozent und
in Nidwalden sogar um 12,0 Prozent.
Mit einem Monatsschnitt von 328.58
Franken liegt Liechtenstein trotzdem
noch immer rund 21 Prozent über
dem Schweizer Schnitt und 38 Pro-
zent über den Gesundheitskosten in
St. Gallen. Teurer sind Behandlungen
und Spitalaufenthalte nur in Genf
(445.33 Franken pro Monat) und
Basel-Stadt (361.92 Franken).
Diese Zahlen sind allerdings nur be-
dingt miteinander vergleichbar, weil
Qualität und Leistungsangebot der
einzelnen Kantone zum Teil grosse
Unterschiede aufweisen. Und: We-
gen der Kleinheit Liechtensteins
können Verrechnungsrückstände
oder einige wenige kostenintensive
Einzelfälle – wie eine schwere Herz-
operation mit anschliessendem
Reha-Aufenthalt – die OKP-Statistik
massgeblich verändern.
Verantwortlich für den Kostenrück-
gang 2012 waren die Segmente Ärzte
Behandlungen (–1,9 Prozent Prozent),
Medikamente Arzt (–6,9 Prozent),
Physiotherapie (–1,4 Prozent) sowie
Spital stationär (– 1,0 Prozent). Im Be-
reich Medikamente (Apotheken) stie-
gen die Kosten hingegen um 9,1 Pro-
zent; Pflegeheime (+4,0 Prozent) und
SPITEX (+4,8 Prozent) gehörten eben-
falls zu den Kostentreibern.
Müssner: «Historische Entwicklung»
Insgesamt ist in Liechtenstein seit
2008 eine merkliche Abflachung des
Zuwachses der Gesamtbruttokosten
der OKP festzustellen. Betrug der
prozentuale Anstieg der Kosten von
2004 bis 2007 zwischen 5,5 und 9,6
Prozent, so lag er ab 2008 bei maxi-
mal 3,8 Prozent und damit immer
unter dem von der Regierung festge-
legten Kostenziel. Die rückläufigen
Kosten bezeichnete Gesundheitsmi-
nisterin Renate Müssner gestern ge-
genüber dem «Volksblatt» als «histo-
risch». «Die kostendämpfenden
Massnahmen der vergangenen vier
Jahre greifen vermehrt», freute sich
Müssner. Auch das Kostenbewusst-
sein der Versicherten habe anschei-
nend verbessert werden können.
Der Kostenrückgang ist für die schei-
dende Regierungsrätin weder eine
Momentaufnahme noch Glück, son-
dern vielmehr Ausdruck eines «mehr-
jährigen Trends der Kostenstabilisie-
rung»: «In der ablaufenden Legisla-
tur konnte die Kostensteigerung im
Vergleich zu den Vorjahren fast hal-
biert werden.» Trotz dieser erfreuli-
chen Entwicklung dürfe sich Liech-
tenstei nicht auf den Lorbeeren aus-
ruhen, warnte Müssner: «Wir müssen
kontinuierlich kostendämpfende
Massnahmen setzen.»
Gesundheitskosten in Liechtenstein
2011 2012 Veränderung
Genf 4012 Fr. 4144 Fr. +3,3 Prozent
Liechtenstein 4004 Fr. 3943 Fr. –1,5 Prozent
Basel-Stadt 4276 Fr. 4343 Fr. +1,6 Prozent
Schweiz 3153 Fr. 3252 Fr. +3,2 Prozent
Graubünden 2729 Fr. 2788 Fr. +2,2 Prozent
St. Gallen 2660 Fr. 2858 Fr. +7,4 Prozent
Appenzell Innerrhoden 2246 Fr. 2381 Fr. +6,0 Prozent
Anteil Kostengruppen an den OKP-Gesamtkosten (pro Jahr)
OKP-Gesamtbruttokosten pro Jahr und Versichertem
2011 2012
Kostengruppe Franken Franken Veränderung
Ärzte Behandlungen (ohne Labor) 986* 967 –1,9 Prozent
Medikamente (Arzt) 539 502 –6,9 Prozent
Medikamente (Apotheken) 147 161 +9,1 Prozent
Spital ambulant 430 430 0,0 Prozent
Spital stationär 936 926 –1,0 Prozent
Pflegeheime 205 213 +4,0 Prozent
Laboratorien 219 218 0,4 Prozent
Labor Arztpraxis 0 0 0,0 Prozent
Physiotherapie 192 189 –1,4 Prozent
SPITEX 38 40 +4,8 Prozent
Übrige 311 297 –4,7 Prozent
Total 4004 3943 –1,5 Prozent
Grafik: «Volksblatt» Benvenuti
Foto: Shutterstock
Quelle: BAG
* Zahlen gerundet
Zitat des Tages
«Das ganze Land steht
in den Flammen des
Terrorismus.»
HAMID KARSAI
PRÄSIDENT AFGHANISTAN