Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2013)

MITTWOCH 
27. FEBRUAR 2013 
13 Wirtschaft 
Konjunktur 
KOF veröffentlicht 
Barometer für Februar 
Die Konjunkturforschungs- 
stelle KOF der ETH in Zürich 
informiert heute über das 
Konjunkturbarometer für 
den Februar. 
Versicherungsbranche 
Swiss Life publiziert 
Jahresergebnis 2012 
Der Versicherungskonzern 
Swiss Life informiert in Zürich 
über den Geschäftsgang im 
vergangenen Jahr. 
Heute 
Arbeitsmarkt 
CH-Beschäftigung 
steigt erneut stark 
NEUENBURG Die Beschäftigung in 
der Schweiz hat im vierten Quar- 
tal erneut stark zugenommen. Im 
vierten Quartal 2012 stieg laut 
der Beschäftigungsstatistik die 
Zahl der Beschäftigten um 1,8 
Prozent auf 4,116 Millionen. Der 
Index der Beschäftigungsaussich- 
ten verminderte sich leicht und 
die Zahl der offenen Stellen 
nahm um 1,4 Prozent auf 44 700 
ab. Das BFS rechnet trotzdem da- 
mit, dass die Beschäftigung im 
ersten Quartal 2013 leicht an- 
steigt. (sda) 
Banken 
JPMorgan streicht 
4000 Stellen 
NEW YORK Auch die erfolgsver- 
wöhnte US-Grossbank JPMorgan 
drückt auf die Kostenbremse. 
Trotz glänzender Geschäfte und 
eines Rekordgewinns im vergan- 
genen Jahr kündigte das Unter- 
nehmen am Dienstag den Abbau 
von 4000 Stellen in diesem Jahr 
an. Dabei setze die Bank auf die 
natürliche Fluktuation: Frei wer- 
dende Stellen sollen nicht wieder 
besetzt werden. Der Abbau soll 
dazu beitragen, die Kosten in 
diesem Jahr um rund eine Milli- 
arde Dollar auf auf 59 Mrd. Dol- 
lar zu senken. (sda) 
www.volksblatt.li 
LGT Bank Schweiz 
Heinrich Henckel 
ab April neuer CEO 
BENDERN Die LGT Bank hat den ehe- 
maligen Chef der Schweizer Börse, 
Heinrich Henckel, zum neuen CEO 
der LGT Schweiz ernannt. Er löst 
Anfang April Hans 
Roth ab, der sich auf 
seine Funktion als 
Verwaltungsrat kon- 
zentrieren wird. 
Henckel arbeitet seit 
Frühling 2009 bei 
der LGT, wo er als 
Mitglied der Ge- 
schäftsleitung für 
die Schweizer Standorte und für 
Kunden aus Westeuropa verantwort- 
lich ist. Der Schweizer Börse in Zü- 
rich und London stand der Jurist von 
2001 bis 2008 vor, wie die LGT am 
Dienstag mitteilte. 
Neu Einsitz in der Geschäftsleitung 
der LGT Schweiz nehmen Florian 
Dürselen und Hanspeter Oes. Dürse- 
len leitete bisher das internationale 
Private Banking Geschäft der LGT 
und wird für die Bereiche Italien, 
Deutschland und International ver- 
antwortlich sein. Oes stösst von der 
Bank Sal. Oppenheim (Schweiz) zur 
LGT. Er übernimmt die Funktion des 
Chief Operating Officers. (sda) 
Albert 
Einstein ist für man- 
che das Idealbild des For- 
schers und Genies, eines 
absolut begabten Geistes, 
der das heutige physikalische Welt- 
bild massgeblich prägte. Dass er 
auch die Intuition hoch bewertete, 
mag überraschen – jedenfalls auf 
den ersten Blick. Doch von Einstein 
kennen wir die Feststellung «Höchs- 
te Aufgabe des Physikers ist also das 
Aufsuchen jener allgemeinsten ele- 
mentaren Gesetze, aus denen durch 
reine Deduktion das Weltbild zu ge- 
winnen ist. Zu diesen elementaren 
Gesetzen führt kein logischer Weg, 
sondern nur die auf Einfühlung in 
die Erfahrung sich stützende Intuiti- 
on». Seine Erkenntnis «Was wirklich 
zählt, ist Intuition» sagt viel über 
sein Verhältnis zum Unbewussten 
aus. Intuitiv zu sein setzt denken 
und wahrnehmen voraus und be- 
deutet nicht, über bestenfalls über- 
natürliche Fähigkeiten zu verfügen. 
Wertungsfreies erstes Gefühl 
Aber häufig können wir unser intui- 
tives Wissen nicht richtig einordnen 
und sind daher irritiert. Und doch 
ist es phänomenal zu erkennen, wie 
rasch die Intuition die wesentlichen 
Antworten kennt – noch lange, be- 
vor der Verstand seine gedankliche 
Arbeit aufgenommen hat. Tief in 
uns spüren wir die richtige Ant- 
wort. Oft ist uns sehr früh, häufig 
noch vor der Analyse der Fakten, 
klar, dass etwas nicht stimmen 
kann – oder genau so sein muss. 
Dieses erste spontane Gefühl bleibt 
wertungsfrei – es ist einfach da. We- 
der sollte es unterdrückt noch be- 
kämpft oder gar favorisiert werden. 
Zunächst ist lediglich bedeutsam, 
die Intuition zu verstehen, was aber 
häufig alles andere als naheliegend 
ist. Üblicherweise vertrauen wir un- 
serem analytischen Verstand näm- 
lich wesentlich entschiedener als 
unserem Bauchgefühl. «Der Ver- 
stand, den wir einsetzen, um ver- 
meintlich kluge Entscheidungen zu 
treffen, ist begrenzt und macht nur 
einen kleinen Teil unseres tatsächli- 
chen Wissens aus», sagt der Intuiti- 
onsforscher Milton Fisher. Demnach 
handelt es sich bei intuitivem Wis- 
sen um den Abruf von Informatio- 
nen, die wir irgendwann über unse- 
re Sinne wahrgenommen und ge- 
speichert haben. Damit ist auch ge- 
sagt, dass wir den permanenten 
Lernprozess unseres Gehirns nicht 
unterbrechen können – wir lernen 
und nehmen Informationen ständig 
auf, ob wir nun wollen oder nicht. 
Breit abgestützte Intuition 
Der deutsche Psychologe Gerd Gige- 
renzer geht einen Schritt weiter 
und meint, gute Intuitionen müss- 
ten Informationen ignorieren. 
Längst nicht alle Informationen sei- 
en für die Beurteilung oder die Vor- 
hersage relevant. Daher mache es 
Sinn, bestimmte Daten als entschei- 
dend heranzuziehen und den Rest 
zu ignorieren. Dieses Vorgehen wi- 
derspricht nach Gigerenzer freilich 
einem weit verbreiteten Ideal der 
Maximierer: Mehr Information ist 
besser, mehr Zeit ist besser, mehr 
Optionen sind besser, zusätzliche 
Berechnungen sind sowieso besser. 
Dieses Schema stecke tief in uns 
drin, sei aber irreführend. Gleich- 
wohl dürfen Entscheidungen «aus 
dem Bauch heraus» keiner naiven 
oder pseudo-wissenden Eingebung 
entspringen. Vielmehr funktionie- 
ren Bauchentscheidungen gut und 
ziemlich treffsicher, wenn sie auf 
vertieftem Fachwissen, auf breit ab- 
gestützten Informationen, kontinu- 
ierlichen Erfahrungen und vielfälti- 
gen Erkenntnissen beruhen, die wir 
uns jahrelang und in wechselnden 
Situationen angeeignet haben. 
Wenn wir auf dieses enorme Wissen 
und diesen überwältigenden unbe- 
wussten Fundus zurückgreifen, ma- 
chen wir in der Regel so einiges 
richtig: Wir treffen in bestimmten 
Augenblicken genau den richtigen 
Ton, wir wählen unter mehreren 
hervorragend qualifizierten Bewer- 
bern exakt jenen, der zu uns passt, 
oder wir entscheiden uns gegen ein 
riskantes, aber potenziell hoch luk- 
ratives Engagement im Ausland. 
Denn wir wissen einfach, dass wir 
letzlich richtig liegen. 
Das «Volksblatt» gibt Gastkommentatoren 
Raum, ihre persönliche Meinung zu äussern. 
Diese muss nicht mit der Meinung der Redakti- 
on übereinstimmen. 
ANDRÉ PAHUD 
PARTNER BEI 
AP UNTERNEHMERBERATER GMBH 
Gastkommentar 
Wir wissen so viel – 
ohne es zu wissen 
Heinrich Hen- 
ckel. (Foto: ZVG) 
Trotz Preisdruck: 
Coop ist wieder 
auf Erfolgskurs 
Jahresergebnis Nach einem Rückgang im Vorjahr hat 
Coop 2012 trotz weiterer Preissenkungen und anhaltendem 
Einkaufstourismus den Jahresgewinn steigern können. 
Unter dem Strich blieben dem De- 
tailhandelskonzern 452 Mio. Fran- 
ken. Das sind 4,6 Prozent mehr als 
im Vorjahr. Coop habe in einem 
schwierigen Wirtschaftsumfeld ein 
erfreuliches Resultat erzielt, zog der 
Geschäftsleitungsvorsitzende Joos 
Sutter am Dienstag in Muttenz vor 
den Medien Bilanz. Die Gruppe habe 
ihre Ziele weitgehend erreicht und 
sei gar leicht gewachsen. So stieg 
der Gesamtumsatz nominal um 0,3 
Prozent, real gar um 1,5 Prozent auf 
27,8 Mrd. Franken. 
Der Bruttogewinn stieg um 0,7 Pro- 
zent auf 1,93 Mrd. Franken. Im De- 
tailhandel in der Schweiz ging die 
Bruttogewinnmarge wegen Preis- 
senkungen von 29,4 auf 29,1 Prozent 
zurück. Im internationalen Geschäft 
wurden dagegen Verbesserungen 
durch einen besseren Produktemix 
erzielt. Der Betriebsertrag (EBIT) 
stieg um 3,4 Prozent auf 737 Mio. 
Franken. 
Weitere Preissenkungen 
Coop hat laut Sutter auch letztes 
Jahr die Preise von 1500 Produkten 
um einen dreistelligen Millionenbe- 
trag gesenkt. Insgesamt verbilligte 
die Gruppe ihr Sortiment seit 2004 
um 1,5 Mrd. Franken. Nach Ein- 
schätzung Sutters wird der Druck 
auf die Preise anhalten. 
Angesichts der tiefen Gewinnmar- 
gen im Detailhandel – bei Coop stieg 
sie 2012 immerhin von 1,6 auf 1,7 
Prozent – müsse die Kostenstruktur 
laufend angepasst werden, sagte Sut- 
ter. 2012 ging dies indes offensicht- 
lich nicht auf Kosten des Personals. 
So stieg die Zahl der Vollstellen um 
14 auf 64 416 an. Dagegen sollen Lo- 
gistik-Grossprojekte in Schafisheim 
AG und Pratteln BL zu Einsparungen 
von jährlich über 70 Mio. Fr. führen. 
Obwohl zahlreiche Konsumentinnen 
und Konsumenten ständig auf den 
Preis schielen, konnte Coop letztes 
Jahr mit nachhaltigen Produkten 
weiter zulegen. Qualität sei auch in 
schwierigen Zeiten gefragt, konsta- 
tierte Sutter. Im laufenden Jahr will 
Coop beim Umsatz mit Bioproduk- 
ten erstmals die Milliardengrenze 
knacken. 
20 Jahre Naturaplan 
Allein bei den Naturaplan-Produk- 
ten konnte Coop den Absatz letztes 
Jahr um 4,7 Prozent auf 816 Mio. Fr. 
steigern. Für 2013 hat sich das Un- 
ternehmen in diesem Segment die 
Verdoppelung des Wachstums zum 
Ziel gesetzt. Zum 20-Jahr-Jubiläum 
des 1993 von Coop lancierten Biola- 
bels bringen dieses Jahr auch diver- 
se Markenhersteller Bioprodukte auf 
den Markt. Obwohl sich Coop der 
Nachhaltigkeit verschrieben hat, 
ging der jüngste Fleischskandal 
auch an der Nummer zwei im 
Schweizer Detailhandel nicht spur- 
los vorbei. Im Skandal um Pferde- 
fleisch in günstigen Fertigproduk- 
ten habe die Kontrolle bei Coop in- 
des schnell und professionell funktio- 
niert, sagte Sutter. 
Die Ursache solcher Skandale sieht 
der Coop-Chef namentlich in den di- 
versen Handelsstufen. Coop unter- 
suche pro Jahr 50 000 Stichproben 
und unterziehe diese 500 000 Ana- 
lysen. Dass Coop zugleich Schweizer 
Bioprodukte mit präziser Deklarati- 
on der Herkunft wie auch billige 
Convenience-Lebensmittel mit Zuta- 
ten unklarer Provenienz anbietet, 
ist Bestandteil der Strategie. Von der 
Konkurrenz unterscheiden will sich 
Coop namentlich auch durch die 
Differenzierung beim Sortiment. Dies 
führt dazu, dass Coop gegen 100 
Biermarken führt, einzelne aber nur 
in einer oder zwei Filialen. (sda) 
Coop hat 2012 bei Gewinn und Umsatz zugelegt. Auch die Coop-Tochter Mineral- 
öl AG und Prontoshops sowie der Onlineverkauf wuchsen kräftig. (Foto: Keystone)
	        

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