28 | International
SAMSTAG
5. JANUAR 2013
Die Neue
Zuwachs im
Wolfsrudel
Die Wölfi n Paulina läuft
im Zoo in Osnabrück
durch ihr Gehege. «Pauli-
na» ist einer der Neuzu-
gänge im Zoo. (Foto: VMH)
Nach Depardieu
will auch Bardot
nach Russland
Wechselspiel Obelix nun bei den Russen: Gérard Depardi-
eu hat nach eigenen Angaben aus Liebe zur «grossen Demo-
kratie» Russland die Nationalität gewechselt.
«Ja,
ich habe diesen Antrag
auf einen Pass gestellt
und ich bin erfreut, dass
meiner Bitte stattgegeben
wurde», zitierte der Staats-
fernsehsender Erster Kanal in der
Nacht zum Freitag aus einem Brief
von Depardieu. Putin hatte dem
64-Jährigen am Donnerstag per Er-
lass die russische Staatsbürgerschaft
verliehen. «Ich habe darüber sogar
mit meinem Präsidenten François
Hollande gesprochen. Er weiss, dass
ich Ihren Präsidenten Wladimir Pu-
tin sehr schätze und dass dies ge-
genseitig ist», hiess es in Depardieus
Text, der an russische Journalisten
gerichtet war. Russland sei kein
Land, in dem der Regierungschef
einen Bürger «erbärmlich» nenne,
wie es der französische Premier
Jean-Marc Ayrault getan habe, nach-
dem Depardieu mit Exil in Belgien
drohte. In Frankreich soll bald eine
Reichensteuer von 75 Prozent einge-
führt werden, in Russland beträgt
der Steuersatz 13 Prozent.
«Ein Säufer mehr
fällt in Russland nicht auf»
Depardieu ist auch in Russland äus-
serst beliebt: Er dreht dort Filme, be-
sucht Galas und ist als Werbefigur ge-
fragt. Putin bezeichnete ihn als
«Freund». Dagegen kritisieren Men-
schenrechtler die Auftritte des
Schauspielers etwa zu Ehren des um-
strittenen Machthabers der Konflikt-
region Tschetschenien im Nordkau-
kasus, Ramsan Kadyrow. Und Depar-
dieus Lob, Russland sei «eine grosse
Demokratie», empört derzeit die
Oposition: «Wir werden ihm diesen
Satz niemals verzeihen», sagte der
Journalist Matwei Ganapolski vom
opositionellen Radiosender Moskau-
er Echo. «Er bewundert unsere De-
mokratie – er hat nicht mehr alle Tas-
sen im Schrank», schrieb ein russi-
scher Facebook-Nutzer. Andere Inter-
net-Kommentatoren nahmen es ge-
lassener: «Frankreich hat einen Säu-
fer weniger und in Russland fällt es
nicht auf», schrieb einer auf «Focus
Online». Moskau setzt jetzt auf inter-
nationale Signalwirkung. «Ich hoffe,
dass nun noch mehr Prominente den
Mut haben werden, künftig in Russ-
land zu leben», sagt der einflussrei-
che Aussenpolitiker Leonid Sluzki.
Der kremlnahe Wissenschaftler Wla-
dimir Mau meint: «Russland hat Eu-
ropa als Insel der Stabilität abgelöst.»
Trittbrettfahrerin Bardot
Depardieus Protestexil hat bereits
eine Trittbrettfahrerin auf den Plan
gerufen: Der frühere Filmstar Brigit-
te Bardot, eine glühende Tierschüt-
zerin, will ebenfalls nach Russland
umziehen – falls zwei an Tuberkulo-
se erkrankte Elefanten im Zoo von
Lyon wie angekündigt von ihren Lei-
den erlöst werden. (sda)
Die frühere französische Filmdiva Brigitte Bardot könnte wie ihr Landsmann
Gérard Depardieu die russische Staatsbürgerschaft annehmen – allerdings aus
anderen Gründen. Sie erwäge diesen Schritt, falls die Regierung nicht zwei alte
Elefanten vor dem Tode bewahre. (Foto: VMH)
Technische Probleme
Flugzeug in Not
ZÜRICH Eine Maschine der Air Mauri-
tius musste am Donnerstag den Flug
von Paris nach Mauritius abbrechen.
Wie Skyguide am Freitag mitteilte,
wurde deswegen Kerosin über dem
italienischen Aostatal, der östlichen
Genferseeregion und über Dijon (F)
abgeworfen. Der Airbus 340 hatte
wenige Zeit nach dem Start techni-
sche Probleme. Die Piloten mussten
deshalb kurz vor Mittag an den Aus-
gangsort zurückkehren. Um das zu-
lässige Landegewicht zu erreichen,
musste die Maschine aber den Treib-
stoff ablassen. (sda)
Mindestens sieben Tote
Feuer in Kinderheim
PEKING Bei einem Brand in einem
Kinderheim in Zentralchina sind
mindestens sieben Kinder ums Le-
ben gekommen. Das Feuer war am
Freitagmorgen in dem Heim in der
Provinz Henan ausgebrochen, melde-
ten staatliche Medien. Die genaue
Zahl der Toten und Verletzten sowie
die Brandursache ist noch nicht be-
kannt. Die Besitzerin des Heims sei
für ihre Hilfe für Waisenkinder be-
kannt, berichtete der Fernsehsender
CCTV. (sda)
Ungewöhnlicher Brauch
Gigantischer Kuchen
MEXIKO-STADT In Mexiko-Stadt haben
Zehntausende Einwohner einen gi-
gantischen Dreikönigskuchen ver-
speist. Der Kuchen von 1,9 Kilometer
Länge wurde auf dem Zocalo-Platz
der Hauptstadt in 200 000 Portionen
aufgeteilt. Für den Rekord-Kuchen
wurden 4884 Kilogramm Mehl, 2800
Kilogramm Butter, eine Tonne Zu-
cker und Konfitüre sowie Hunderte
Kilogramm getrocknetes Obst und
43 000 Eier benötigt. (sda)
Acht Tote auf den Philippinen
Drogenhändler schiesst um sich
MANILA Ein berüchtigter Drogen-
händler ist auf den Philippinen of-
fenbar unter Rauschgifteinfluss aus-
gerastet. Er schoss wild um sich und
tötete mindestens acht Menschen,
darunter zwei Kinder. Unter den Op-
fern waren ein Dreijähriger, eine Sie-
benjährige und eine schwangere
Frau, wie die Polizei am Freitag mit-
teilte. Acht Menschen wurden ver-
letzt, manche davon lebensgefähr-
lich. Der Drogenhändler habe in sei-
ner Nachbarschaft in Cavite südlich
der Hauptstadt Manila plötzlich um
sich geschossen. Die Polizei erschoss
den Schützen nach eigenen Angaben
nach einem Schusswechsel. «Der Tä-
ter ist ein bekannter Drogenhändler
in der Gegend», sagte der Gouver-
neur der Provinz Cavite im Radio.
«Er stand wahrscheinlich unter Dro-
gen.» Der Polizeibeamte Arnulfo Lo-
pez sagte: «Er feuerte auf jeden, der
seinen Weg kreuzte.» Die Motive für
die Tat waren unklar. Bewohner des
Wohnquartiers Kawit sagten, der Tä-
ter habe am Vorabend viel Alkohol
getrunken. «Er rannte schnell und
schwenkte seine Waffe», berichtete
Maita Lacorte, die Tante der getöte-
ten Siebenjährigen und eine Nachba-
rin des Amokläufers. «Ich habe mei-
nen Kindern und Enkeln zugerufen,
dass sie rennen sollen.»
Polizei sucht Komplizen
Nach Angaben des Polizisten Lopez
wird noch nach einem Komplizen
des Schützen gesucht. Der Komplize
hatte laut Zeugenaussagen die halb-
automatische Pistole des Schützen
nachgeladen. Auf den Philippinen
wurde bereits vor dieser Tat über die
vielen Waffen diskutiert. (sda)
Nach der Bluttat
Schütze von Daillon von Staatsanwaltschaft befragt
DAILLON Der Schütze von Daillon ist
erstmals von der Staatsanwaltschaft
befragt worden. Er gab an, dass er
mit der Bluttat ein langjähriges fami-
liäres Problem regeln wollte. Beim
33-Jährigen wurden mehrere Waffen
gefunden. Der Schütze besass zwei
Karabiner, eine Jagdflinte, eine
Schrotflinte, eine Luftpistole sowie
eine Schreckschusspistole. Bei ihm
wurden mehrere Dutzend Patronen,
Ladebänder für Maschinengewehre,
Dolche und Bajonette gefunden. Er
schoss mit mindestens zwei Waffen
und gab mehrere Dutzend Schüsse
ab. Gegen den Schützen wird eine
Untersuchung wegen Mordes, Tot-
schlags, Gefährdung des Lebens an-
derer sowie wegen schwerer Körper-
verletzung eröffnet, wie die Walliser
Staatsanwaltschaft am Freitagabend
mitteilte. Der Schütze wurde bereits
am Donnerstag befragt. In den kom-
menden Tagen wird ein psychiatri-
sches Gutachten erstellt. Der Hinter-
grund der Bluttat, der Tagesablauf
des Schützen und die Beziehung zu
seinem Umfeld sowie den Opfern
würden weiter abgeklärt, hielt die
Staatsanwaltschaft fest.
Familienvater in Lebensgefahr
Einer der beiden Verletzten der Blut-
tat – ein Familienvater – schwebt
nach der Bluttat nach wie vor in Le-
bensgefahr. Am Freitag musste er er-
neut operiert werden. Der 33-Jährige
ist bei Bewusstsein, wie die Walliser
Kantonspolizei am Freitag mitteilte.
Ein ebenfalls 33-jähriger Einwohner
des 400-Seelen-Dorfes Daillon hatte
am Mittwoch zur Waffe gegriffen und
zunächst von seiner Wohnung aus ge-
schossen. Anschliessend verliess er
das Gebäude und trat auf die Strasse
vor dem Haus. Er tötete drei Frauen
im Alter von 32, 54 und 79 Jahren. Bei
der getöteten 32-Jährigen handelt es
sich um die Partnerin des verletzten
Familienvaters. Die Frau hinterlässt
zwei kleine Kinder. Die Leichen der
drei Todesopfer wurden inzwischen
mit einem DNA-Test identifiziert und
ihren Familien übergeben.
Täter schoss auf Onkel
Ebenfalls verletzt wurde ein 63-jähri-
ger Onkel des Schützen, der sich
nach einer Operation an der Schulter
in stabilem Zustand befindet. Der
33-Jährige gab ungefähr 20 Schüsse
ab, bevor ihn die Walliser Polizei ge-
waltsam stoppte. Der IV-Bezüger
wurde an der Brust getroffen und
schwer verletzt, befindet sich aber
nicht mehr in Lebensgefahr. (sda)
Zu guter Letzt
Kater bringt
Geschenke ans Grab
FLORENZ Die Geschichte bewegt die
Einwohner des toskanischen Berg-
dorfs Montagnana Pistoiese: Fast je-
den Tag kommt ein Kater zum Grab
seines verstorbenen Herrchens Ren-
zo Iozelli und bringt ihm Geschenke
mit. «Toldo schleppt Zweige, Blätter,
Zahnstocher und Plastikbecher an»,
erzählte Witwe Ada Iozelli. «Manch-
mal kommt er mit mir zusammen,
manchmal ist er allein zum Grab un-
terwegs. Alle Einwohner kennen ihn
inzwischen.» Der drei Jahre alte grau-
weisse Kater nahm an Iozellis Beerdi-
gung teil und kommt seitdem immer
wieder zum Friedhof – eine Treue,
die sonst Hunden zugeschrieben
wird. «Er liebte meinen Mann und
folgte ihm überall hin», sagte Ada Io-
zelli. «Jetzt bin ich noch übrig, meine
Tochter und mein Schwiegersohn –
uns mag er auch.» (sda)
Hitzewelle
Heissester Tag seit
Menschengedenken
SYDNEY Eine Hitzewelle macht der-
zeit den Australiern zu schaffen. Die
eigentlich für ihr mildes Klima be-
kannte Insel Tasmanien vermeldete
gestern den heissesten Tag seit Men-
schengedenken. Das Thermometer
stieg auf 41,8 Grad Celsius, wie das
Wetteramt mitteilte. Es sei der höchs-
te gemessene Wert seit Beginn der
Aufzeichnungen Ende des 19. Jahr-
hunderts. «In der gesamten Zeit der
Aufzeichnungen gab es nur drei oder
vier Tage mit Temperaturen über 40
Grad», sagte Meteorologe Murry Ke-
able. Auch in anderen Teilen Austra-
liens litten die Menschen unter extre-
mer Hitze. In vielen Städten wurden
neue Hitzerekorde erreicht: In Eucla,
1500 Kilometer östlich der Westküs-
tenstadt Perth, wurden diese Woche
48,2 Grad gemessen – so viel wie nie
zuvor in der Region. (sda)