WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN FÜR DAS RHEINTAL
WIRTSCHAFT
Markus Kaiser
spricht über
Chancen und
Risiken auf dem
Weltmarkt
Wirtschaft / 15
Donnerstag, 24. Dezember 2009 Seite 13
Mit gewisser Hemdsärmeligkeit
Kundennähe: Ideen für Innovationen entstehen meist im Kopf eines Kunden
SCHAAN – Der Kunde weiss, was
Kunden wünschen. Manches Un-
ternehmen in der Region Rheintal
pflegt eine gute alte Tugend: Es
arbeitet eng mit seinen Kunden
zusammen.
• Kornelia Pfeiffer
Kaum ein Tag vergeht, ohne dass
irgendjemand das Wort «Innovati-
on» in den Mund nimmt. Jenes ma-
gische Wort, das Wirtschaft und
Gesellschaft retten soll. Ideen für
Innovationen werden aber selten im
Labor oder in der Marketingabtei-
lung ausgebrütet. Sie entstehen
meist im Kopf eines Kunden, weil
ihm ein Produkt nicht funktional
genug scheint. «Kundennähe» ist
daher das zweite magische Wort,
das überall fällt – jetzt in der Wirt-
schaftskrise ganz besonders. Im
Rheintal – einem «Nest» kleiner
starker Technikunternehmen –
hängt der Erfolg vieler Unterneh-
men von der Nähe zu den Kunden
ab. Um die Wünsche der Kunden zu
erfassen, braucht es Fleiss und eine
gewisse Hemdsärmeligkeit, sprich
man muss wirklich im Geschäft
stehen.
Ein Kunden-Markt-Radar
Nicht umsonst gehört es zu den
Aufgaben der Geschäftsleitung der
Hilti-Gruppe in Schaan, regelmäs-
sig auf den Baustellen der Welt he-
rumzuklettern. Über das Kunden-
Markt-Radar kommen starke Im-
pulse für Innovationen auf dem
Bau. Tausende von Kundenkon-
takten haben die Hilti-Aussen-
dienstmitarbeiter täglich. Die
Ideen, die sie mitbringen, werden
im Unternehmen gesammelt, in
einem strukturierten, fachkun-
digen Brainstorming gefiltert, um
über Forschungs- und Entwick-
lungszentren in neue Produkte ein-
zufliessen. Ein zweiter Ansatz ist
der Lead-User-Ansatz. Dazu lädt
Hilti Kunden ein, um mit ihnen zu
testen, wo sie bei Produkten Ver-
besserungspotenzial sehen. Eine
dritte Quelle ist eine arbeitswis-
senschaftliche Truppe, die sich aus
Ergonomen zusammensetzt. Sie
leben mit den Kunden auf Baustel-
len und halten mit Videokameras
fest, wo sie Verbesserungsansätze
sehen.
Schulungen egal wo
Eine weitere Form der Kunden-
nähe sind Schulungen. So unter-
hält das Dentalunternehmen Ivo-
clar Vivadent in Schaan eines der
modernsten Dental-Schulungsla-
bors und rund um den Globus regi-
onale Trainingszentren. Hier ler-
nen die Kunden – Zahnärzte und
Zahntechniker – die Hightechpro-
dukte in der Praxis richtig anzu-
wenden. Ähnlich gehört es auch
bei der Kaiser AG in Schaanwald
zur Geschäftsphilosophie, dass die
Kunden bedienen können, was sie
gekauft haben. Der Schreit-Mobil-
Bagger von Kaiser ist mit einem
Helikopter vergleichbar, bei dem
50 verschiedene Operationen mög-
lich sind. Ebenso sind die Kanal-
reinigungsfahrzeuge von Kaiser
höchste Technologie und das Was-
ser-Recycling-System ist weltweit
das Einzige, das auch dann noch
funktioniert, wo andere passen
müssen.
«Egal wo auf der Welt, wir schu-
len die Leute, die die Fahrzeuge be-
dienen müssen, vor Ort», sagt CEO
Markus Kaiser. «Technik und Fort-
schritt spielen in jeder Region eine
ganz unterschiedliche Rolle», er-
klärt er in einem Interview der Se-
rie «Wirtschaft im Gespräch». Hier
lässt das «Liechtensteiner Volks-
blatt» Meinungsführer aus der Wirt-
schaft zu Wort kommen. Seite 15
Zwischenruf von Traudi Hasler-Hilti
Wirtschaft / 17
Weihnachtsgeschenk für OC Oerlikon
Wirtschaft / 18
NEWSMIX
Italiener liefern 80 Milliarden
Euro Schwarzgeld ab
ROM/LUGANO – Der italienische Fi-
nanzminister Giulio Tremonti (Foto) wer-
tet die Steueramnestie als Erfolg. Seine
Landsleute hätten bisher Schwarzgeld in
der Höhe von mindestens 80 Milliarden
Euro aus dem Ausland abgezogen und le-
galisiert. Gleichzeitig verteidigte Tremonti
die Verlängerung der Frist zur Rückfüh-
rung von im Ausland deponierten Vermö-
genswerten bis zum 30. April 2010. Die
Verlängerung sei wegen Überlastung der
Dienststellen notwendig geworden. Zahl-
reiche Anfragen hätten zuletzt wegen der
grossen Nachfrage nicht behandelt werden
können, sagte Tremonti am Mittwoch in
Rom vor den Medien, wie die italienische
Nachrichtenagentur ansa berichtete. Durch
die Verlängerung des «Scudo fiscale», der
ursprünglich am 15. Dezember hätte enden
sollen, erhofft sich Rom eine weitere Rück-
kehr von Kapital im Umfang von 30 Mrd.
Euro. Da auf die legalisierten Gelder eine
Strafsteuer von 6 respektive 7 Prozent zu
entrichten ist, rechnet der Fiskus mit Erträ-
gen von rund 2 Mrd. Euro. (sda)
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Dezember 2009