Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2009)

KULTURNEWS 
Mittwoch, 23. Dezember 2009 Seite 21 
KULTURNACHRI CHTEN FÜR DAS RHEI NTAL 
Irrationale Liebesgeschichte 
Theater im Auftrag der Veränderung – Möglichkeit, Impulse zu geben 
SCHAAN – Barbara Ellenberger, 
künstlerische Geschäftsführerin 
des Theaters am Kirchplatz, über 
die Funktion und gesellschaft- 
liche Notwendigkeit des Theaters 
in der heutigen Zeit. 
• Mia Frick 
«Liechtensteiner Volksblatt»: 
Barbara Ellenberger, in Ihrer 
Antrittsrede sagten Sie: «Genau- 
so wie der Föhn wirbelt auch das 
Theater die Verhältnisse durchei- 
nander – hier wird der Kopf ge- 
lüftet und das Herz hebt zu Hö- 
henflügen ab.» Haben Sie dieses 
Ziel erreicht? 
Barbara Ellenberger: Das sind 
natürlich keine Ziele, die wir ein- 
mal erreicht, abhaken können,  sie 
stellen vielmehr eine permanente 
Herausforderung dar: Das bedingt, 
dass wir das Theater immer wieder 
neu hinterfragen und aufgrund der 
gewonnenen Erkenntnisse neue 
Wege gehen und dem Theater da- 
mit auch immer wieder neue Auf- 
gaben geben. Das Theater und das 
Kräftefeld, in dem es wirkt, sind 
sehr komplex. 
Sie wurden 2006 als neue Inten- 
dantin des TaK bestellt, wie war 
Ihr Empfang und wie geht es Ih- 
nen heute in Ihrer Funktion? 
Ich fühlte mich herzlich will- 
kommen und auf Anhieb wohl in 
der ländlichen Gegend. Natürlich 
sah ich mich auch mit einigen Ver- 
werfungen konfrontiert, aber nach 
den vergangenen zwei Jahren wür- 
de ich behaupten, Fuss gefasst zu 
haben. Ich hatte und habe das 
Glück, durch meine Tätigkeit sehr 
viele nette Leute kennenzulernen. 
Offene und neugierige Leute, vor 
allem Menschen, die in kulturellen 
Zusammenhängen aktiv und enga- 
giert sind. 
War der Schritt, nach Liechten- 
stein zu gehen, schwer oder sind 
Veränderungen Bedingung für 
Ihre Motivation? 
Nein, gar nicht. Ich stamme ja 
auch aus ländlichen Strukturen. Zu- 
dem bin ich im Leben schon oft 
umgezogen und habe die Fähigkeit 
und auch den Wunsch dazu entwi- 
ckelt, mir ein neues Umfeld zu ero- 
bern! Was mich antreibt, mein En- 
gagement für das Theater, wurzelt 
vielleicht in meiner unmittelbaren 
und etwas irrationalen Liebe zum 
Theater. Mit Theater meine ich 
nicht nur Schauspiel, sondern auch 
Konzerte, Tanz oder sogar Come- 
dy-Produktionen. Wenn Künstler/- 
innen auf der Bühne mit Leiden- 
schaft und professioneller Ernst- 
haftigkeit agieren, hat das für mich 
einen unwiderstehlichen Zauber. 
Zudem ermöglicht mir das Theater, 
etwas zu bewegen und Menschen 
miteinander ins Gespräch zu brin- 
gen. 
Was haben Sie geändert? 
Zum einen haben wir das Theater 
als Teil der Kulturlandschaft mit 
anderen Institutionen vernetzt. 
Dann war es uns ein Anliegen, das 
Schauspiel auf ein höheres künstle- 
risches Niveau zu bringen. Und v. a. 
das TaK möglichst allen zugänglich 
zu machen und die Zusammenar- 
beit mit den Bildungsinstitutionen 
zu fördern. Um das alles besser 
umsetzen zu können, habe ich die 
Dramaturgie neu besetzt, denn The- 
ater zu machen, ist immer eine sehr 
subjektive Angelegenheit. Da ist 
die Zusammenarbeit mit engen Ver- 
trauten besonders wichtig. Man 
braucht in diesem Metier ein paar 
Menschen, auf die man zählen kann 
und an denen man sich orientieren 
kann. 
40 Jahre TaK – in welche Rich- 
tung soll sich das TaK in den 
nächsten 40 Jahren entwickeln? 
Das TaK soll sich noch weiter zu 
einem Begegnungsort entwickeln, 
zur Ideenbörse für unsere Gesell- 
schaft, zu einem Raum für kri- 
tisches Fragen, einem Ort sinn- 
licher, bildender, vergnüglicher, äs- 
thetisch anspruchsvoller Unterhal- 
tung. Das Foyer soll sich weiter 
öffnen und Treffpunkt rund ums  ei- 
gentliche Programm sein. Das 
künstlerische Angebot soll genauer 
strukturiert und die Zusammenar- 
beit mit den lokalen Kulturschaf- 
fenden weiter kultiviert werden. 
Das wunderbare Kinder- und Ju- 
gendprogramm soll noch besser 
wahrgenommen werden und und 
und ... 
Wo sehen Sie den Platz des Thea- 
ters heute, nebst TV, Computern 
und dergleichen? 
Als wichtige Ergänzung in der 
schnellen medialen Zeit. Theater 
erzählt Geschichten mit Bögen, 
Höhen und Tiefen, es zeigt diffe- 
renzierte Charaktere, es lernt, die 
Dinge von verschieden Seiten zu 
betrachten, es verlangt Einfühlung 
und Parteinahme, es bereitet Ver- 
gnügen, weil es gemeinsam genos- 
sen wird und weil es live und echt 
ist. 
Schaan Connery, Nachtbar und 
Co., wer ist ihr Zielpublikum? 
Möglichst alle! Von Jung bis Alt, 
von denen, die ein intelligentes Ver- 
gnügen suchen, bis zu Menschen, 
die sich mit Gott und der Welt aus- 
einandersetzen wollen. Von schrä- 
gen Vögeln bis zu etablierten Gutsi- 
tuierten. Wir möchten mit dem TaK 
einen Treffpunkt haben, an dem 
sich Menschen aller gesellschaft- 
licher Schichten und Altersklassen 
gleichermassen wohlfühlen und 
den sie gerne immer wieder besu- 
chen. 
Theater und Wirtschaftskrise. 
Macht sich das in Besucherzah- 
len oder Programmplanung be- 
merkbar? 
Ganz und gar nicht. Im Hinblick 
auf die Besucherzahlen ist eher das 
gegenteilige Phänomen auszuma- 
chen. Die Finanzen stimmen. An- 
sonsten beschäftige ich mich schon 
mit der Wirtschaftskrise, ich sehe 
sie als Systemfehler und denke, 
dass angesichts der anstehenden 
Probleme gesellschaftliche Verän- 
derungen vonnöten sind. Und da 
kann das Theater Impulse geben. 
Vor allem kann Theater zeigen, 
dass Veränderungen Vergnügen be- 
reiten können. Der vergnügliche, 
spielerische Umgang mit Realität 
im Theater und seine Möglich- 
keiten, Utopien zu generieren, kön- 
nen den Veränderungen ihren 
Schrecken nehmen. 
Wie ist es um die Finanzlage des 
Theaters bestellt? 
Seit der letzten Spielzeit sind wir 
schuldenfrei. Natürlich kalkulieren 
wir mit Zuschüssen von Sponsoren, 
bei denen es jetzt etwas eng werden 
könnte. Aber ich würde allen emp- 
fehlen, gerade in Krisenzeiten in 
die Kultur zu investieren. 
Ist es schwer, Künstler/-innen 
oder Produktionen für das TaK 
zu gewinnen? 
Eigentlich nicht. Natürlich muss 
man manche mehr bitten als ande- 
re. Das TaK geniesst einen sehr 
guten Ruf, die Künstler/-innen 
kommen in der Regel gerne. Das 
hiesige Publikum ist kompetent 
und zugewandt. Nicht selten aber 
scheitert ein Engagement an finan- 
ziellen oder bühnentechnischen 
Fragen. Liechtenstein sollte eine 
sog. Blackbox haben, das ist eine 
flexible Raumbühne, wie sie etwa 
die Gessnerallee oder der Schiff- 
bau in Zürich sind. Manche tollen 
internationalen Gastspiele können 
nur in solchen Räumen gezeigt 
werden. 
Wenn Sie allein könnten, wie sie 
wollten, was würden Sie machen 
mit dem TaK? 
Dann würde ich besagte Black- 
box bauen und gelegentlich inter- 
nationale Coproduktionen mitge- 
stalten und vielleicht ein kleines 
temporäres Ensemble aufbauen, 
um noch gezielter hier vor Ort Stel- 
lung zu beziehen. 
Was wünschen Sie sich im neuen 
Jahr? 
Dass es uns gelingt, das Theater 
so weiterzuentwickeln, sodass es 
für möglichst viele Menschen ein 
lebensnotwendiges Vergnügen dar- 
stellt. 
Fordert für das Theater Mitspracherecht bei Wirtschafts- und Politikfragen: Barbara Ellenberger. 
FOTO 
PAUL 
TRUMMER 
Was es heute 
Mittwoch auf 
den diversen 
TV-Kanälen zu 
sehen gibt 
TV / 23 
Der «obdachlose» Prinz William 
International / 24 
Bethlehem ist bereit für Weihnachten 
International / 24 
Vor-Silvester-Party Mit der 
um etliche Gäste angereicherten Musikband 
Pykniker klingt das Jahr im Alten Kino in 
Mels am Mittwoch, den 30. Dezember, aus. 
Eine Vor-Silvester-Party vom Feinsten ver- 
sprechen die Musiker der bekannten Regio- 
nalband Pykniker mit ihren Gästen. Nicht 
weniger als 13 Musiker werden am 30. De- 
zember auf der Bühne des Alten Kinos in 
Mels ihr Können unter Beweis stellen. Es 
empfiehlt sich die Benutzung des Vorver- 
kaufs. Allzu viele Karten stehen nämlich 
nicht mehr zur Verfügung. Vorverkaufsstellen 
sind der Kinder- und Jugendbuchladen Papri- 
ka in Mels und der Getränkehandel Schuma- 
cher in Sargans. Billette können auch telefo- 
nisch (081 723 73 30) oder per E-Mail über 
die Homepage www.alteskino.ch reserviert 
werden. Konzertbeginn ist um 21 Uhr. (pd) 
NEWSMIX 
Akropolis: Gerüste abgebaut 
ATHEN – Die im Jahr 2000 begonnenen 
Restaurierungsarbeiten am Portal der Akro- 
polis in Athen, den Propyläen, sind abge- 
schlossen und die Gerüste abgebaut. Wie 
das griechische Kulturministerium am 
Montag mitteilte, wurden zwei ionische 
Kapitelle – Kopien der antiken Originale – 
auf die beiden Säulen montiert, die den Zu- 
gang zum Heiligtum der Göttin Athene bil- 
den. Auch ein Teil der antiken Kassetten- 
decke aus Marmor wurde rekonstruiert. In 
mühsamer Kleinarbeit hatten die Restaura- 
toren oxidierte Metallteile aus dem Mar- 
mor entfernt, die Anfang des 19. Jahrhun- 
derts als Stützen eingebaut worden waren 
waren und den Stein beschädigten. Wie die 
Leiterin der Restaurierungsarbeiten, Maria 
Ioannidou, der Nachrichtenagentur AFP 
sagte, sollen auch die Arbeiten am Säulen- 
gang nördlich des Parthenons sowie am Ni- 
ketempel im kommenden Jahr abgeschlos- 
sen sein. (sda) 
100 Jahre Kunsthaus Zürich 
und Musée d’art et d’histoire 
ZÜRICH/GENF – Zwei grosse Museen 
der Schweiz feiern 2010 den 100. Geburts- 
tag: das Kunsthaus Zürich und das Musée 
d’art et d’histoire in Genf. Beide Häuser 
wollen sich dem Publikum das ganze Jahr 
mit attraktiven Programmen von der besten 
Seite zeigen. (sda) 
Live-Übertragungen aus 
der Metropolitan Opera 
LUZERN – Fünf Mal werden im nächsten 
Jahr Aufführungen der Metropolitan Opera 
New York live ins Imax-Filmtheater im Lu- 
zerner Verkehrshaus übertragen. Alle Vor- 
stellungen werden deutsch oder englisch 
untertitelt. Weitere Informationen gibt es 
unter www.verkehrshaus.ch. (sda)
	        

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