INLAND
VOLKSBLATT
7 DIENSTAG, 17. NOVEMBER 2009
Beiträge zur Kirchen-
geschichte Liechtensteins
SCHAAN – Im Verlag des Historischen
Vereins für das Fürstentum Liechtenstein er-
scheint diese Woche ein neues Werk, das ei-
nen bisher noch nicht dokumentierten As-
pekt der Geschichte unseres Landes be-
leuchtet. Wiederholte Anfragen, ob das Ar-
chiv des Dekanats Liechtenstein biogra-
fische Angaben zu dieser oder jener Persön-
lichkeit des kirchlichen Lebens habe, gaben
Pfarrer i. R. Franz Näscher, der ab 1978 als
Dekan amtete, erste Anstösse zu der nun in
Buchform vorliegenden Dokumentation
über liechtensteinische und in Liechtenstein
tätige Geistliche und Ordensleute. Viele er-
innern sich noch an die Zamser Schwestern
oder an die Maristen-Schulbrüder, die in
Unterricht und Pflege über Jahrzehnte bei
uns tätig waren. Die Menschen, die als Mit-
glieder dieser und anderer Ordensgemein-
schaften in Liechtenstein wirkten, werden
im Rahmen der Publikation «Beiträge zur
Kirchengeschichte Liechtensteins» vorge-
stellt. Der Autor dieses dreibändigen Werks,
Pfarrer i. R. Franz Näscher, stellt in den
zwei weiteren Bänden mit jeweils rund 400
tabellarischen Lebensläufen die Seelsorger
in den Pfarreien sowie kirchliche Beru-
fungen aus den liechtensteinischen Gemein-
den vor. Die Buchpräsentation ist öffentlich
und findet am kommenden Sonntag um 17
Uhr im Pfarreizentrum an der Reberastrasse
in Schaan statt. Der Autor, Pfarrer i. R.
Franz Näscher, wird die Publikation selbst
vorstellen. Der Anlass wird von einem Kla-
rinettenquintett der Liechtensteinischen Mu-
sikschule musikalisch umrahmt. Der Histo-
rische Verein als Herausgeber und der Autor
freuen sich über rege Teilnahme. Die Publi-
kation wird zum Kauf aufliegen. (pd)
BUCHPRÄSENTATION
Gutenberg: Interkulturelle
Kompetenz verbessern
BALZERS – Das eigene Wissen und die
Handlungskompetenz im interkulturellen
Kontext mit kreativen, erfahrungsorientierten
und reflektierenden Methoden erweitern er-
möglicht der Lehrgang «Interkulturelle Kom-
petenz». Diese Weiterbildung startet am 27.
November im Haus Gutenberg in Balzers
und gewährt bis 9. Juni 2010 an acht Tagen
und vier Abenden Einblicke in die Integrati-
onsarbeit. Anhand praktischer Beispiele gibt
es für Personen, die beruflich oder ehrenamt-
lich mit Menschen aus anderen Kulturen zu
tun haben, praktische Inputs für die Integrati-
onsarbeit. Dimensionen unterschiedlicher
Kulturen, Geschichte und Gegenwart der Mi-
gration werden vermittelt. Eine grosse Me-
thodenvielfalt soll es den Teilnehmern im
Laufe des Lehrgangs ermöglichen, das eige-
ne Wissen und ihre Handlungskompetenz im
interkulturellen Kontext zu erweitern. Dazu
werden sowohl kreative, erfahrungsorien-
tierte und reflektierende Methoden sowie Im-
pulsreferate und Vorträge angeboten. Die
Gruppe selbst wird zum Ort des Lernens und
Experimentierens. Gestartet wird der von der
Liechtensteinischen Regierung mit dem An-
erkennungspreis zur Förderung der Chancen-
gleichheit 2009 ausgezeichnete Lehrgang
Ende November mit dem Spezialisten für
Konfliktsoziologie Ali El Hashash und dem
Thema «Interkulturelle Verständigung zwi-
schen Einheimischen und Migranten». Wei-
tere Infos/Anmeldung: Haus Gutenberg, Tel.
388 11 33 oder per E-Mail an gutenberg@
haus-gutenberg.li. (pd)
«Glauben Sie den Ärzten»
Frick ortet Versäumnisse der Regierung und fordert Umsetzung von 0,6 V/m
SCHAAN – Pepo Frick, Arzt und
FL-Abgeordneter, wirft Regierung
und Wirtschaftsverbänden vor,
auf beiden Ohren taub zu sein
und keine medizinischen Studien
zum Mobilfunk zu lesen.
• Michael Benvenuti
«Volksblatt»: Was macht die
Menschen mehr krank: Die Mo-
bilfunkstrahlung oder die Angst
davor?
Pepo Frick: Diese Frage macht
mich als Arzt, der sich seit Jahren
mit dieser Problematik befasst,
langsam krank. Es ist wissenschaft-
lich nachgewiesen, dass Mobil-
funkstrahlung Einfluss auf unser
genetisches System nimmt und
krank machen kann. Das Krank-
heitsbild des Elektrosmogs ist bei-
spielsweise in den USA anerkannt.
Fragen Sie dazu die Mitglieder des
Landtags, die Ihnen die gesund-
heitsschädigende Wirkung bestäti-
gen werden. Ihre Frage unterstellt,
dass elektrosensible Menschen psy-
chisch krank sind und Medika-
mente gegen Angst benötigen. Aus
meiner ärztlichen Erfahrungen he-
raus muss ich Ihnen hier allerdings
vehement widersprechen!
Den Mobilfunkanbietern wird ei-
ne Verharmlosung der durch
Strahlung verursachten mög-
lichen Schäden vorgeworfen, den
Mobilfunkkritikern wiederum ei-
ne Panikmache. Wem sollen die
Menschen, die am 4. und 6. De-
zember über die Strahlengrenz-
werte abstimmen, nun glauben?
Wer verdient das Geld damit?
Wie viele Milliarden setzen Mobil-
funkbetreiber um? Und wie viel
verdienen die Kritiker/-innen mit
ihrem Engage-
ment? Uns
Ärztinnen und Ärzte geht es dabei
nicht um Panikmache, sondern da-
rum, die 24 Stunden dauernde Be-
strahlung so tief wie technisch nur
möglich zu senken. Es ist keine
Glaubensfrage mehr, denn die ge-
sundheitsgefährdende Wirkung von
Mobilfunkstrahlen ist eine wissen-
schaftlich nachgewiesene Tatsache.
Denken Sie daher an Ihre Gesund-
heit, glauben Sie den Ärztinnen und
Ärzten und stimmen Sie «Nein».
Anders als der Landtag, der sich
seit Jahren mehrheitlich für 0,6 V/m
einsetzt, machen sich die Regie-
rung und die Wirtschaftsverbän-
de für eine Beibehaltung des aktu-
ell gültigen Grenzwertes von 6,0
V/m stark. Setzen Regierung und
Wirtschaft bewusst die Gesund-
heit der Bevölkerung aufs Spiel?
Diese Frage müssen Sie der Re-
gierung bzw. den Wirtschaftsver-
bänden stellen. Beide scheinen auf
beiden Ohren taub zu sein, lesen of-
fensichtlich keine medizinischen
Studien, glauben nicht den Be-ob-
achtungen Tausender Ärztinnen
und Ärzte und beurteilen in der
Konsequenz elektrosmogsensible
Menschen als eingebildete Kranke.
Dagegen wehrt sich der Landtag in
der Abstimmungsbroschüre: «Er
(der Landtag) bewertet die Gesund-
heit als höchstes Gut und ist der
Meinung, dass die in verschiedenen
Studien geäusserten Bedenken zu
möglichen negativen gesundheit-
lichen Auswirkungen von nicht io-
nisierender Strahlung sehr ernst zu
nehmen sind. Dem Vorsorgeprinzip
folgend muss zur Reduktion der
Belastungssituation alles unter-
nommen und umgesetzt werden,
was im Rahmen der technischen
und wirtschaftlichen Gegeben-
heiten möglich ist.» Dem habe ich
als Arzt und Politiker nichts mehr
beizufügen.
Die Mobilfunkanbieter haben
nicht nur einmal lauthals damit
gedroht, Liechtenstein bei der
Einführung des Grenzwertes von
0,6 V/m den Rücken zu kehren.
Die Wirtschaftsverbände warnen
vor einem Rückfall in die mobile
Steinzeit. Ein reales Zukunfts-
szenario?
Dazu ein wörtliches Zitat
des Landtags aus der Abstim-
mungsbroschüre: «Der
Landtag vertraut bei der
Umsetzung der von ihm
mehrheitlich postulierten
tieferen Grenzwerte im
Bereich Mobilfunk bis zum Jahre
2013 auch auf die technischen Fort-
schritte und Entwicklungen. Die Er-
möglichung von Mobilfunkdiensten
unter Einhaltung eines Grenzwertes
von 0,6 V/m für nicht ionisierende
Strahlung ist seiner Ansicht nach ein
machbares, realistisches und auch
erstrebenswertes Ziel.» Deshalb
möchte ich nicht von einem Zu-
kunftsszenario sprechen, sondern –
wie die Regierung – von einem rea-
listischen Projekt, das eine tech-
nische Entwicklung voraussetzt.
Dieser Entwicklung verweigern sich
allerdings die Mobilfunkanbieter,
indem sie sich konsequent einer Zu-
sammenarbeit widersetzen. Wenn
überhaupt, sind die Mobilfunkan-
bieter durch ihre Verweigerungshal-
tung für den Rückfall in die mobile
Steinzeit verantwortlich.
Die Mobilfunkanbieter
sind für den Rückfall
in die mobile Steinzeit
verantwortlich
Der Regierungsbericht hat ver-
schiedene Alternativmodelle aufge-
zeigt, wie Mobilfunk bei 0,6 V/m
funktionieren könnte. Das grosse
Problem: Es hätte laut Experten
bereits der Startschuss zur Um-
setzung eines Modells fallen müs-
sen, um bis 2013 ein funktionie-
rendes Netz garantieren zu kön-
nen. Davon sind wir allerdings
noch weit entfernt. Was also tun?
Lesen Sie bitte nochmals den Re-
gierungsbericht, der ja öffentlich ist.
Dort gibt die Regierung einen Zeit-
plan vor, der bestätigt, dass ab dem
Jahre 2013 die Sprach- und Daten-
nutzung qualitativ und quantitativ
sichergestellt sein werden. Ich wäre
froh, wenn diese Regierung endlich
einmal das befolgt, was der Landtag
im Mai 2008 beschlossen hat. Diese
eineinhalb Jahre Zeitverlust hat die
Regierung zu verantworten. Spätes-
tens ab Dezember 2009 soll sie ein-
fach machen, was sie in ihrem Okto-
berbericht 2009 an den Landtag
festgestellt hat: Den tieferen, ge-
sundheitsverträglicheren Grenzwert
ermöglichen.
Entscheidet sich das Volk für 0,6
V/m, hätte dies Vorbildcharakter
für andere gesundheitspolitische
Fragen. Müsste in letzter Konse-
quenz nicht auch der
CO2-Aus-
stoss bei Autos reguliert werden,
was letztlich einem Verbot von
SUVs und Sportwagen gleichkä-
me? Und müsste nicht auch das
strikte Rauchverbot wieder einge-
führt werden?
Vorbildcharakter hin oder her:
Vom Gesundheitsstandpunkt her
gesehen geht es um nichts anderes,
als die 24-Stunden-Mobilfunkbe-
strahlung aller Lebewesen auf den
technisch so tief wie möglichen
Stand zu bringen – ohne qualita-
tiven und quantitativen Verlust bei
der mobilen Kommunikation. Ab-
solutes Ziel bleibt das Vorsorge-
prinzip des Umweltschutzgesetzes,
dem der Landtag konsequent ge-
folgt ist: Mögliche Krankheitsursa-
chen sollen an der Quelle, also am
Mobilfunkturm, minimiert werden.
Der Unterschied zum Rauchverbot
besteht darin, dass ich dort wählen
kann, ob ich mich dem gesundheits-
schädigenden Rauch aussetzen will
oder nicht. Von den Mobilfunkan-
tennen werden wir Tag und Nacht
bestrahlt, ob wir wollen oder nicht.
Folgen Sie der klaren Empfeh-
lung des Landtages sowie vieler
Ärztinnen und Ärzte und stimmen
Sie «Nein».
Für Pepo Frick, Arzt und Landtagsabgeordneter der Freien Liste, ist Mobilfunk längst keine Glaubensfrage mehr: «Denn die gesundheitsgefährdende
Wirkung von Mobilfunkstrahlen ist eine wissenschaftlich nachgewiesene Tatsache.»
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WODICKA
«VOLKSBLATT»-INTERVIEW: PEPO FRICK ÜBER DIE FOLGEN DER MOBILFUNKSTRAHLUNG
Pepo Frick, Arzt und
Abgeordneter der FL. ANZEIGE