WIRTSCHAFT
VOLKSBLATT
17 DONNERSTAG, 24. SEPTEMBER 2009
BALZERS – Das Thema „Nachhaltig-
keit“ erlangte in den vergangenen
Jahren einen immer wichtigeren
Stellenwert in der Öffentlichkeit.
Auch Unternehmen investieren ver-
mehrt in die Entwicklung „grüner“
Produkte. Durch die öffentliche Hand
werden auch die Entwicklungen
um zukunftsträchtige Technologien
gefördert. Dass dieser Trend nicht
spurlos bei den Finanzintermediä-
ren vorbei zieht, liegt auf der Hand.
Entsprechend werden immer wieder
neue Anlageprodukte angeboten
und zwar mit dem Label „Nachhaltig-
keit“. „Nachhaltigkeit“ als Qualitäts-
begriff oder gar als ein Gütesiegel
für Anlageprodukte, die dem Gedan-
ken der ökologischen und sozialen
Nachhaltigkeit entsprechen, ist nicht
definiert. Entsprechend ist es wich-
tig, dass jeder Anleger, der sich dem
Thema „Nachhaltigkeit“ verschrieben
hat, ganz genau prüft, ob das poten-
tielle Engagement auch seinen Vor-
stellungen der Nachhaltigkeit ent-
spricht.
Der ursprüngliche Wortsinn des Be-
griffes „Nachhaltigkeit“ wurzelt im
forstwirtschaftlichen Nachhaltigkeits-
denken. Dieser wurde bereits im 16.
Jahrhundert formuliert und zwar
wegen der extensiven Nutzung der
Wälder für den Bergbau. Im Jahr
1972 tauchte der Begriff Nachhaltig-
keit („sustainable“) auch im Bericht
„Die Grenzen des Wachstums“ (Auf-
traggeber: Club of Rome) auf. Dieser
Bericht ist eine Studie über die Ent-
wicklung der Weltwirtschaft. Unter
anderem wird in dieser Studie auch
auf die Problematik der Ausbeutung
von Rohstoffreserven eingegangen.
Das Thema „Nachhaltigkeit“ ist schon
mehr als 400 Jahre alt und erhielt in
den 70-er Jahren erstmals eine pro-
minentere Beachtung aufgrund der
vorerwähnten Studie. In der Öffent-
lichkeit hat das Thema „Nachhaltig-
keit“ in der Umweltpolitik erst in den
letzten Jahren an Anerkennung und
Bedeutung gewonnen.
Stellen Sie sich folgende Frage: „Was
bedeutet Nachhaltigkeit?“ Im ersten
Augenblick dürften Sie etwas verlo-
ren nach einer plausiblen Begriffs-
erläuterung suchen. Das ist ganz
normal. Denn, je nach Anwendungs-
bereich kann der Begriff der Nach-
haltigkeit andere Inhalte haben. Im
Bereich der Umwelt beschreibt der
Begriff „Nachhaltigkeit“ ein Umwelt-
system, das trotz derer Nutzung
durch Mensch und Tier, in seinem
Gleichgewicht nicht gestört wird und
sich deshalb in einer natürlichen Art
und Weise regenerieren kann. Dabei
bleibt der Bestand dieses Umweltsys-
tems im Wesentlichen erhalten.
Soviel zur Theorie. Was uns interes-
siert, ist wie das Prinzip der „Nach-
haltigkeit“ im Sinne des Umwelt-
gedankens auch im Bereich der
Finanzplanung bzw. Vermögens-
verwaltung aufgenommen werden
kann. Aspekte wie Gleichgewicht, na-
türliche Regeneration und Erhalt des
Bestandes sind dabei unabdingbar.
Im allgemeinen Verständnis werden
drei Komponenten angesprochen:
ökonomische Nachhaltigkeit, öko-
logische Nachhaltigkeit und soziale
Nachhaltigkeit.
Jedes Investment hat seine ganz spe-
zifischen und ökonomischen Parame-
ter. Wir sprechen hier die Wirtschaft-
lichkeit einer Investition an. Erst wenn
eine Anlage – insbesondere wenn
sie langfristig ausgerichtet ist – aus
wirtschaftlichen und/oder aus för-
dertechnischen Aspekten heraus eine
tragfähige Grundlage zur Erwirtschaf-
tung der erwarteten Rendite bietet,
macht es Sinn, ein Engagement ein-
zugehen. Wir sprechen dann von der
ökonomischen Nachhaltigkeit. Ne-
ben dieser wichtigen ökonomischen
Betrachtung der Nachhaltigkeit ste-
hen insbesondere auch ökologische
Prinzipien im Vordergrund. Die öko-
logische Nachhaltigkeit eines Invest-
ments sollte so ausgerichtet sein, dass
dem Klimaschutz und dem Erhalt der
Artenvielfalt gebührend Rechnung
getragen wird. Für die produzierende
Industrie bedeutet dies, dass die Pro-
duktion von Gütern und Dienstleis-
tungen so umweltschonend wie nur
möglich erfolgt („clean production“).
Der Gedanke der ökologischen Nach-
haltigkeit sollte die Finanzinterme-
diäre dazu führen, sich einerseits be-
wusster dem Sinn der Nachhaltigkeit
zu verpflichten und andererseits den
Begriff „Nachhaltigkeit“ ehrlich und
transparent zu verwenden.
Erst wenn unsere Umwelt sich in ei-
nem regenerierbaren Gleichgewicht
befindet, ist es auch möglich, die
soziale Nachhaltigkeit zu gewähren
und zwar im Sinne einer auf Dauer
zukunftsfähigen und lebenswerten
Gesellschaftsordnung. Nachhaltig-
keit berührt somit drei sehr wichtige
Bereiche bzw. Dimensionen, die lo-
kal, regional und global verwirklicht
werden können.
Eine Investition im Bereich der er-
neuerbaren Energien deckt die drei
Dimensionen der Nachhaltigkeit
vollkommen ab: ökonomische, öko-
logische und soziale Nachhaltigkeit.
Mit dem Erneuerbare Energien Ge-
setz (EEG) wird für die Betreiber von
Anlagen zur Erzeugung von erneu-
erbaren Energien die ökonomische
Nachhaltigkeit gesichert und zwar
per Gesetz. Die Stromversorger wer-
den durch das EEG dazu verpflichtet,
Anlagen zur Erzeugung von erneuer-
baren Energien an ihr Netz anschlies-
sen zu lassen und dabei den „grünen“
Strom vorrangig zu einem fixen Preis
(fixer Einspeiseerlös) abzukaufen.
Diese Verpflichtung und diese Preis-
garantie sind während der gesam-
ten Laufzeit einer Anlage garantiert!
Der ökologische Nutzen von erneu-
erbarer Energie liegt auf der Hand.
Denn erneuerbare Energien sind die
Klimaschützer schlecht hin. Sie scho-
nen die Umwelt bei der Erzeugung
von Energie. Die Rohstoffressourcen
werden geschont, da weniger fossi-
le Energieträger verbrannt werden
müssen, um Energie für die Wirt-
schaft und für die Privathaushalte zur
Verfügung zu stellen. Entsprechend
werden auch weniger schädliche
Gase (insbesondere Treibhausgase)
in die Atmosphäre geblasen. Für eine
nachhaltige Umweltpolitik und so-
mit zur Wahrung einer lebensfähigen
Umwelt für die kommenden Gene-
rationen ist erneuerbare Energie un-
abdingbar. Entsprechend kann man
den Gedanken bzw. den Begriff der
Nachhaltigkeit für erneuerbare Ener-
gien ohne Vorbehalte verwenden.
Der „Green Power ECO Fund“ wurde
auf dem Prinzip der Nachhaltigkeit
aufgebaut: ökonomische, ökologi-
sche und soziale Nachhaltigkeit sind
fest im Produkt verankert. Es handelt
sich hierbei um einen Anlagefonds
für qualifizierte Anleger. Das Anla-
gevermögen des Fonds wird in eta-
blierte und bekannte Techniken zur
Erzeugung von erneuerbarer Energie
angelegt. Somit kommen vorwie-
gend Anlagen im Bereich der Wind-
und Sonnenenergie zur Anwendung.
Investitionen werden nur in jenen
Ländern getätigt, in denen das Er-
neuerbare Energien Gesetz (EEG)
etabliert ist und damit ein hohes
Mass an Rechtssicherheit begründet
wird.
Für Anleger, die weniger finanzielle
Mittel langfristig binden wollen bzw.
können, bietet die Bank Frick & Co. AG
ebenfalls eine attraktive Anlageform
im Bereich der erneuerbaren Ener-
gien an. Die Zielrendite pro Einzelin-
vestment wird mit mindestens 10 %
IRR p.a. (ohne Gewähr) definiert. Die-
ser erwartete Zielwert konnte in den
letzten Jahren durch reelle Zahlen
bestätigt werden. Ein Engagement
im Bereich der erneuerbaren Energi-
en lohnt sich für jene Investoren, die
langfristig vom attraktiven Rendite-
potential profitieren möchten. Es ist
geplant, dass während der Investiti-
onszeit regelmässig Ausschüttungen
an die Investoren erfolgen.
Jürgen Frick, CEO Bank Frick & Co. AG
Megatrend: Nachhaltigkeit
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Kabinen-Gewerkschaften
rücken zusammen
ZÜRICH – Drei Flugbegleiter-Gewerk-
schaften der Lufthansa und ihrer Tochterge-
sellschaft Swiss verbünden sich. Die deut-
schen Gewerkschaften Verdi und UFO so-
wie die Schweizer Kapers wollen gemein-
sam gegen Sparpläne bei den Airlines weh-
ren. Sie wollen sich «hinsichtlich der bevor-
stehenden Kostensenkungs- und Restruktu-
rierungsmassnahmen» im Lufthansa-Kon-
zern «intensiv austauschen» und «die ge-
meinsamen Strategien in beiden Ländern
umsetzen», wie es in einer Mitteilung vom
Mittwoch heisst. Darauf einigten sich Verdi,
UFO und Kapers am vergangenen Freitag
an einem Treffen in Zürich. Weitere Ar-
beitstreffen sind geplant, an denen auch
Vertreter von Gewerkschaften anderer euro-
päischer Beteiligungen der Lufthansa teil-
nehmen sollen. Die Lufthansa leidet unter
der Wirtschaftsflaute. Allein im Passagier-
geschäft sollen die Kosten bis Ende 2011
um 1 Mrd. Euro gedrückt werden. Die Luft-
hansa hatte zuletzt die angeschlagene Aus-
trian Airlines (AUA) übernommen, bei der
nun ebenfalls drastisch gespart wird. (sda)
SCHWEIZ
ZWISCHENRUF VON ANNE GERHARD
Wenn Gefühle hochkochen
Kleine und mittlere Unternehmer trifft die Nachfolgefrage meist unvorbereitet
Querelen in der Familie – das ist
gar nicht gut. Geht es gar um die
Nachfolge in einem Unternehmen,
kann sich das zur Existenzkrise
auswachsen. Der Klassiker liegt
vor, wenn der Senior nicht bereit ist
loszulassen. Im Extremfall wirft
der designierte Nachfolger irgend-
wann das Handtuch: so wie im Fall
des Gummibärchen-Herstellers Ha-
ribo, als der immerhin schon 51
Jahre alte Hans-Dieter Riegel nicht
mehr warten wollte, bis sein 82
Jahre alter Onkel und Unterneh-
mensgründer die Geschäfte aus
der Hand zu geben gedenkt.
Irgendwann steht jeder Un-
ternehmer vor der Frage, un-
ter welchen Bedingungen
seine Amtsübergabe über
die Bühne gehen soll.
Nicht selten ist die Luft
dann geladen mit heftigen
Gefühlen. Die Beteiligten
werfen sich Wortfetzen nur
so um die Ohren. Oder sie
reden gar nicht mehr mitei-
nander. Im Stillen werden Er-
wartungen aufgebaut, die dann
nicht erfüllt werden. Der Ablauf
gewinnt an Eigendynamik, die
es den Betroffenen meist unmög-
lich macht, allein wieder auf die
sachliche Ebene zukommen. Da
hilft nur noch jemand, der die wah-
ren Motive bei festgefahrenen Hal-
tungen herausschält: Wenn zum
Beispiel der Vater beharrlich an sei-
nem Posten festhält, weil er Angst
vor dem Ruhestand hat. Und der
Sohn hat immer geglaubt, sein Va-
ter halte ihn nicht für fähig.
Die meisten Mittelständler stol-
pern in die Nachfolgeproblematik
einfach hinein. Ein Vermittler kann
da eine echte Chance sein. In 90
Prozent aller Fälle jedenfalls, wo
ein Vermittler
eingeschal-
tet wird,
steht am Schluss eine gute Zu-
kunftslösung. So auch im Fall von
Heinz-Dieter Wörmann. Als der
Geschäftsführer in sein Unterneh-
men zurückkehrte, erkannte er sei-
nen Betrieb kaum wieder: Während
er eine Krankheit auskurierte, hat
sein Sohn die Zeit genutzt und den
Laden gründlich umgekrempelt. So
begeistert der Sohn war, so wenig
war es der Vater. Es gab dicke
Luft. Privates über-
deckte die fach-
liche Diskussion.
Dass der Konflikt nicht vollends
überschäumte und das Unterneh-
men geordnet übergeben wurde,
war einer Vermittlung zu verdan-
ken. Der Sohn hat heute das Sagen
und Heinz-Dieter Wörmann ist im-
mer noch teilweise für die Firma
aktiv.
90 000 Unternehmen in Deutsch-
land, 30 000 in Österreich stellen
jährlich die Nachfolgefrage. Ein
Drittel der Übergabeprozesse ver-
laufen relativ reibungslos, ein
Drittel ist sehr konfliktbehaf-
tet, das letzte Drittel scheitert.
Gerade in kleinen und mittel-
ständischen Unternehmen mit
dünner Eigenkapitalausstat-
tung können Nachfolgequere-
len die Existenz bedrohen. Ängs-
te, Misstrauen, falscher Ehrgeiz
spielen eine zentrale Rolle. Nur
wer mit sortierten Gefühlen in die
Runde der rechtlichen, steuer-
lichen und betriebswirtschaft-
lichen Fragen geht, findet
auch eine nachhaltige Lö-
sung.
Sandra Brunner, Anne
Gerhards (von links) von
der «Brunner & Gerhards
– die Mediatorinnen AG».