Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2009)

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN FÜR DAS RHEINTAL 
WIRTSCHAFT 
Lediglich 
Novartis 
behauptet sich 
an der 
Börse 
Wirtschaft / 12 
Dienstag, 22. September 2009 Seite 9 
EU: Strenge Überwachung 
Finanzmärkte kontrollieren – Barroso: Banker-Boni auch im Alleingang begrenzen 
BRÜSSEL – Die EU drängt beim G- 
20-Gipfel Ende dieser Woche in 
Pittsburgh auf eine strenge und 
koordinierte Überwachung der Fi- 
nanzsysteme. 
Was Exit-Strategien wegen der 
durch die Wirtschafts- und Finanz- 
krise angehäuften Schulden durch 
Hilfspakete betrifft, wird es laut 
EU-Kreisen keine Frist geben. 
Während EU-Binnenmarktkommis- 
sar Charlie McCreevy zuletzt be- 
züglich notwendiger Kontrollsys- 
teme für den Finanzmarkt zur Vor- 
sicht bei der Aufstellung neuer Re- 
geln mahnte, verlangte der jüngst 
wiedergewählte EU-Kommissions- 
präsident Jose Manuel Barroso eine 
Begrenzung der Manager-Boni, 
notfalls im Alleingang auch ohne 
die USA. 
Die deutsche Bundeskanzlerin 
Angela Merkel dämpfte gleichzei- 
tig die Erwartungen für den Don- 
nerstag und Freitag dieser Woche 
stattfindenden G-20-Gipfel. Sie 
hoffe, dass es in der Frage der Ma- 
nagerboni zu Annäherungen 
komme. Keine Einigung erwartet 
sie bei der Diskussion über eine Fi- 
nanztransaktionssteuer, für die ja 
auch Österreichs Bundeskanzler 
Werner Faymann eintritt. 
In EU-Kreisen hiess es, dass es 
bei der Finanzmarktaufsicht zu ei- 
ner Verbesserung der Kooperation 
zwischen den Institutionen kommt. 
Zu den Exit-Strategien wurde er- 
klärt, man könne derzeit keine 
Deadline setzen. Es gehe darum, 
die Situation zu beobachten. Wenn 
eine zu frühe Frist für den Schul- 
denabbau gesetzt werde, könne 
dies zur Destabilisierung führen, 
wenn es zu spät erfolgt, schaffe 
man sich längerfristig andere Pro- 
bleme. 
Keine Vereinbarung 
Bei den Boni-Zahlungen an Ma- 
nager gebe es bisher keine Verein- 
barung. Allerdings würden gute 
Fortschritte gemacht, hiess es. Mc- 
Creevy wird am Mittwoch – einen 
Tag vor dem G-20-Gipfel – einen 
neuen Vorschlag über ein Europä- 
isches System der Bankenaufsicht 
vorlegen. Darin wird wie bereits 
angekündigt die Bildung eines so- 
genannten «Europäischen Rats für 
Systemrisiken» (ESRB) angeregt, 
der die Risiken für die Stabilität 
von Finanzsystemen als Ganzes be- 
wertet und die notwendigen War- 
nungen und Empfehlungen aus- 
spricht, um solche Krisen wie jetzt 
zu verhindern. Ausserdem präsen- 
tiert der Kommissar noch die Pläne 
zur Schaffung eines europäischen 
Systems der Finanzaufsicht 
(ESFS), das die Arbeit der 27 nati- 
onalen Aufseher über die Banken, 
Versicherungen und Pensionsfonds 
sowie Börsen enger verzahnen soll. 
Knackpunkt der Regelung ist noch 
die Verbindlichkeit. Zuletzt lehnte 
Deutschland ein bindendes Wei- 
sungsrecht der EU-Aufseher ab, 
weil dies die Kompetenzen der na- 
tionalen Aufsichtsbehörden unter- 
laufen würde. 
McCreevy meinte zu schärferen 
Regeln, es sollte nicht zu einem 
«umgekehrten Zyklus» kommen. 
Er habe beobachtet, dass der Regu- 
lierungsgrad nach einer Krise 
sprunghaft grösser werde, dann 
über die Jahre, in der sich die Wirt- 
schaft erhole, der Druck in die an- 
dere Richtung zunehme und die 
Regulierung wiederum zu stark ge- 
lockert werde, was zur nächsten 
Krise führe. 
Deswegen gelte es, sorgfältig in 
diesem Bereich mit neuen Regeln 
umzugehen. Man müsse eine aus- 
gewogene Strategie finden, um 
nicht das Eingehen von Risiken ge- 
nerell zu entmutigen. (apa) 
EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso will die Augen vor den Boni nicht mehr verschliessen. 
FOTO 
REUTERS 
Protest gegen Sparpläne bei Opel 
Wirtschaft / 11 
IWF und Weltbank suchen Weg aus Krise 
Wirtschaft / 12 
NEWSMIX 
Migros und Coop senken 
ihre Brotpreise 
BASEL/ZÜRICH – Die Grossverteiler 
Coop und Migros senken die Brotpreise. Je 
nach Brot beträgt der Preisabschlag bis zu 
20 Rappen, wie die beiden Grossverteiler 
am Montag mitteilten. Begründet wird der 
Abschlag mit den in diesem Herbst sinken- 
den Preisen von Weizen und Mehl. Coop 
rechnet mit niedrigeren Beschaffungskosten 
von rund vier Millionen Franken. Diese 
Kostenersparnis werde in Form von güns-ti- 
geren Verkaufspreisen der Leaderprodukte 
an die Kundschaft weitergegeben. Auch ei- 
nige Bio-Produkt gehörten zu den umsatz- 
stärksten Brotartikeln bei Coop. Entspre- 
chend würden auch Bio Pagnol und Bio 
Tessinerbrot per sofort günstiger. Die Ein- 
sparungen bei Migros durch die tieferen Be- 
schaffungskosten werden auf sieben Millio- 
nen Franken beziffert. Sie würden vollum- 
fänglich den Kunden weitergegeben, 
schreibt auch die Migros. 
US-Konjunkturbarometer 
zeigt weiter nach oben 
WASHINGTON – Die Anzeichen für eine 
Erholung der US-Wirtschaft werden immer 
deutlicher: Das US-Konjunkturbarometer 
ist auch im August kräftig um 0,6 Prozent 
gestiegen. Damit legte der Index der wich- 
tigsten Wirtschaftsindikatoren den fünften 
Monat in Folge zu, wie das Conference 
Board, ein Institut der Privatwirtschaft, am 
Montag in New York mitteilte. Das hat es 
demnach zum letzten Mal im Jahr 2004 ge- 
geben. Im Juli war der Index nach revi- 
dierten Berechnungen um 0,9 Prozent ge- 
stiegen. Experten hatten für August mit 
einem 0,7-prozentigen Anstieg des Index 
gerechnet, der einen Hinweis auf die Wirt- 
schaftsentwicklung in den nächsten drei 
bis sechs Monaten gibt. (dpa) 
Optimistischere 
Konjunkturerwartungen 
FRANKFURT/MAIN – Die optimis- 
tischeren Konjunktureinschätzungen meh- 
ren sich. Das Institut der Deutschen Wirt- 
schaft (IW) erklärte am Montag den «Welt- 
untergang wirtschaftlicher Natur» für ab- 
gesagt. Die Bundesbank hält im dritten 
Quartal eine merkliche Belebung der deut- 
schen Wirtschaft für möglich, und die 
OECD sieht Zeichen, dass die EU-Mit- 
gliedstaaten schneller als erwartet auf den 
Wachstumspfad zurückfinden, mahnt aber 
mehr Reform- und Innovationseifer an, um 
wieder nachhaltiges Wachstum zu erzielen. 
IW-Direktor Michael Hüther sagte in Ber- 
lin: «Die düsteren Prognosen des Frühjahrs 
haben sich nicht bestätigt.» (ap) 
Waldbesitzer sind verunsichert 
Holzmarkt: Hohe Nachfrage, tiefe Preise 
BRUNNADERN/VADUZ – In Liech- 
tenstein und der Ostschweiz ist 
die Nachfrage der Verarbeiter 
nach Holz derzeit hoch. Die Wald- 
besitzer sind aber wegen der ge- 
sunkenen Preise und des starken 
Frankens verunsichert und halten 
sich mit Holzlieferungen zurück. 
Dies geht aus dem Herbst-Holz- 
marktbericht des Verbands Wald- 
wirtschaft St. Gallen-Liechtenstein 
vom Montag hervor. Zur Verunsi- 
cherung der Holzlieferanten trägt 
auch die Frage bei, wie lange der 
Absatzmarkt noch stabil bleibt. 
Preise um zehn Prozent 
gesunken 
Laut dem Bericht sind die Holz- 
preise derzeit knapp zehn Prozent 
tiefer als vor Jahresfrist. Doch ge- 
rade in der Ostschweiz lägen sie 
noch auf einem akzeptablen Ni- 
veau. Weil die Nachfrage derzeit 
hoch sei, würden die Verarbeiter 
laufend alles Rundholz überneh- 
men, schreibt die verbandseigene 
Holzmarkt Ostschweiz AG in Brun- 
nadern. Deshalb werden die Wald- 
besitzer aufgerufen, sofort mit der 
Holzernte zu beginnen und frisches 
Rundholz auf den Markt zu brin- 
gen. Gute Absatzmöglichkeiten be- 
stehen beim Holz für die Bauwirt- 
schaft sowie beim Energieholz. 
Dessen Nutzung nahm im letzten 
Jahr um fünf Prozent zu; dieser 
Trend dürfte anhalten. 
Kritik am WWF 
Gemäss Verbandsangaben war 
hingegen die Nutzung aller anderen 
Holzsortimente rückläufig. Vor die- 
sem Hintergrund sei die Warnung 
des Umweltverbands WWF vor ei- 
ner Übernutzung des Schweizer 
Waldes völlig unverständlich. Weil 
der Wald seit Jahrzehnten unter- 
nutzt sei, bestehe kein Anlass, die 
Bevölkerung derart zu verunsi- 
chern. Gute Absatzmöglichkeiten 
existieren auch beim Industrieholz 
für die Spanplatten- und Papierpro- 
duktion. Die Holzmarkt Ostschweiz 
AG verfüge über gute Verträge mit 
den Abnehmern. Insgesamt wird 
beim Holzabsatz über das Jahres- 
ende hinaus mit einer guten Nach- 
frage gerechnet. (sda) Lange bleibt Rundholz derzeit nicht liegen – die Nachfrage ist gross. 
FOTO KEYSTONE
	        

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