KULTURNEWS
Samstag, 5. September 2009 Seite 23
KULTURNACHRI CHTEN FÜR DAS RHEI NTAL
Fürstenhaus ausgeleiert
Schlösslekeller: Mit einem «Best of» ins verflixte siebente Jahr
VADUZ – Die Schlösslekeller-
Kerntruppe bereitet sich als «Os-
pelt, Ospelt & Schädler» auf ihre
erste Premiere vor. Weil das neue
Projekt viel Arbeit und Zeit ko-
stet, gibt es in der Kleinkunst-
bühne erstmal «nur» ein «Best of
Schlösslekeller» zu sehen.
• Arno Löffler
Die siebte Schlösslekeller-Saison
fängt ja gut an. Die vormalige Ke-
gelbahn startet am Schweizer Klein-
kunsttag, dem 13. September, mit
einer bunten Auswahl feiner «amu-
se-gueules» in die neue Spielzeit. U.
a. werden Michael Schacht als Phi-
lip Maloney und Jodoc Seidel als
Polizist einen haarsträubenden Ma-
loney-Fall mit «Liechtenstein-Be-
zug» lösen.
Aus Alt mach Neu
Was dann kommt, bis Ende De-
zember, bietet auf den ersten Blick
nichts Neues. Die Verantwortlichen
versuchen gar nicht erst, dies zu
verschleiern, sondern nennen das
Herbstprogramm gleich «Best of».
Freilich kommen die altbekannten
Heroinen und Heroen Bea von Mal-
chus, Gunzi Heil, Pedro Lenz Uta
Köberneck, Willy Astor sowie das
«SchlössleTV»-Duo Mathias Os-
pelt und Marco Schädler mit neuem
Material. Michèle Minelli liest aus
ihrem neuen Buch, und vielleicht
haben sich ja auch die Fine Young
Gässler Guga etwas Neues einfal-
len lassen. Angela Buddecke und
Die Mammutjäger spielen tatsäch-
lich jeweils ein «Best of», Andreal
Thiel präsentiert noch einmal «Po-
litsatire 3, und Marco Schädler er-
wärmt die Herzen noch einmal mit
seiner «Weihnachtsgeschichte».
«Ospelt, Ospelt & Schädler»
«Ab Januar nimmt alles wieder
seinen normalen Lauf, und es wer-
den wieder wie gewohnt unbe-
kannte Leute kommen», versprach
Mathias Ospelt an der gestrigen
Pressekonferenz. Unbekannte Leu-
te? Nicht ganz; immerhin ist für
April 2010 die Biermösl Blosn an-
gekündigt. Ausser dem hellen Fo-
yer, das ab sofort die alte, dunkle
«Garderobenschlucht» ersetzt, gibt
es aber auch schon im Herbst
spannende Neuerungen: Ende Sep-
tember führt Marc Schlossarek aus
Konstanz, bekannt vom TaK-«The-
aterport», einen Improvisations-
theaterworkshop durch. Von den
acht Plätzen sind schon vier verge-
ben. Also schnell sein! Ospelt ver-
bindet mit dem Angebot Hoffnung
für Liechtensteins Zukunft, näm-
lich die, «dass sich etwas daraus
entwickelt» in der hiesigen Szene.
Etwas ganz Neues bieten auch die
Schlösslekeller-Klassiker schlecht-
hin: Mathias und Ingo Ospelt und
Marco Schädler melden sich mit
neuem Programm zurück, aller-
dings nicht als «Das LiGa» Das
Stück von «Ospelt, Ospelt & Schäd-
ler» (Premiere am 11. November
Premiere) heisst «Die Kapelle»,
handelt von drei Beerdigungsmusi-
kern und hat, obwohl im hiesigen
Dialekt gespielt, ausdrücklich
«nichts mit Liechtenstein zu tun»,
d. h. nichts mit Tagespolitik, Erzbi-
schof und Fürst. Gewisse inhalt-
liche Wiederholungen hätten das
Trio im Laufe der Zeit «angeödet»,
gibt Ospelt zu. Das Thema Fürsten-
haus etwa sei – keineswegs nur
dank dem «LiGa» – «ausgeleiert».
Weitere Informationen zum
Schlösslekeller sowie zum Pro-
gramm: www.schloesslekeller.li.
Schlössekeller-Co-Chef Mathias Ospelt hat viel zu tun: Am 11. November startet «Die Kapelle». Erstmal hinhocken.
FOTO
ARNO
LÖFFLER
Was es heute
und morgen auf
den diversen
TV-Kanälen zu
sehen gibt
TV / 27
Das Klanglabor auf Schloss Werdenberg
Kultur / 24
Sex-Skandal in Barcelona
Letzte / 28
Boltanski-Finissage Mor-
gen Sonntag, den 6. September, bietet die
Finissage zu «Christian Boltanski. La vie
possible» von 14 bis 17 Uhr noch ein letztes
Mal Gelegenheit, die Ausstellung zu besu-
chen. Im Kunstmuseum und im Café wird
ein Programm für die ganze Familie ange-
boten, das zum Verweilen und zur Ausei-
nandersetzung mit der Kunst einlädt. Zu je-
der vollen Stunde (14, 15, und 16 Uhr) wer-
den Führungen angeboten und für Kinder
und Jugendliche ist ein offenes Atelier orga-
nisiert. Passend dazu sorgen im Foyer mit
Marianne van Wijinkoop Glättli (Cello),
Philipp Vogt (Klarinette), Res Glättli (Gitar-
re), Reto Jäger (Perkussion), Lukas Heitz
(Kontrabass) für den akustischen und das
Café im Kunstmuseum für den kulina-
rischen Rahmen. Weitere Informationen:
www.kunstmuseum.li. (pd)
NEWSMIX
Zeichen der Hoffnung setzen
ESCHEN – Die «Bosna Quilts» sind Textil-
kunst, die unter dem Druck des Exils und
des Bosnischen Kriegs 1993–1996 entstand.
Sie sind Protokolle gelebter Solidarität ...
verfasst mit Nadel und Faden, tragen sie
doch zum Grundeinkommen von 12 bosni-
schen Frauen in Gorazde bei. Die Quilts
hängen in Privathäusern, Büros und sakra-
len Räumen. Sie werden auch auf Bestellung
entworfen und genäht. Die Ausstellung im
Seminarhaus Boja 19 in Eschen läuft noch
am Samstag und Sonntag von 10 bis 14 Uhr.
Am Sonntag zur Finissage spielen Sarah
Kranz, Hackbrett, Livio Kaiser, Keyboard,
und Anja Kaiser, Cello, Volksmusik aus ver-
schiedenen Ländern. Der Eintritt frei, wei-
tere Infos: www.boja19.li. (pd)
Bont-Film höchst erfolgreich
WERDENBERG – Der vom Werdenberger
Filmemacher und Autor Kuno Bont dieses
Jahr an den Filmtagen von Solothurn präsen-
tierte Dokumentarfilm «Bal a l’üna» ist wei-
terhin sehr erfolgreich. Laut Swissfilms be-
legt das eindrückliche Porträt der vor 20 Jah-
ren ermordeten Bellaluna-Wirtin Paula Roth
inzwischen in der Hitparade des Schweizer
Dokumentarfilms den zweiten Platz. Kuno
Bont arbeitet bereits an seinem nächsten
Werk, einem Porträt über den Liechtensteiner
Wirtschaftspionier Curt Herzstark, der die
erste mechanische Taschenrechnermaschine
«Curta» erfunden hat. «Herzstark», wie der
mit Spannung erwartete neue Film von Kuno
Bont heisst, wurde diesen Sommer in der Re-
gion Liechtenstein, Rheintal und Werdenberg
gedreht. Er wird am 4. Dezember in einer
Vorpremiere im Gemeindesaal Mauren ge-
zeigt und hat dann Mitte 2010 am Filmfest
Vaduz offiziellen Kinostart. (pd)
www.mentalenergie.ch
Sie entscheiden jeden Tag,
welchen Weg Sie gehen wollen.
Von Liechtenstein
nach Wien
«Liechtenstein Contemporary» an der Donau
WIEN – Im Beisein zahlreicher
Gäste wurde die Ausstellung
«Liechtenstein Contemporary» im
Palais Porcia in der Herrengasse
eröffnet.
Was im Jahre 2005 mit einer Aus-
stellung in Washington startete,
fand nun nach Strassburg und Ber-
lin einen weiteren Höhepunkt in
Wien.
Nach der Begrüssung durch die
Vertreter Österreichs, Manfred
Matzka vom Bundeskanzleramt
und Andrea Ecker vom Bundesmi-
nisterium für Unterricht, Kunst und
Kultur richtete Regierungsrätin
Aurelia Frick Worte an die überra-
schend zahlreich erschienenen Be-
sucher. Kuratorin Gabriele Braun
sprach über die ausgestellten
Werke.
Aktiver Partner Österreich
Die Regierungsrätin wies darauf
hin, dass die grenzüberschreitende
kulturelle Zusammenarbeit für
Liechtenstein Wunsch und Not-
wendigkeit sei. Sie zeigte sich er-
freut darüber, dass Liechtenstein
mit Österreich einen aktiven Part-
ner an der Seite habe, dem die
Kultur und deren Austausch mit
der Welt von grosser Wichtigkeit
sei. Immer wieder entstehen ge-
meinsame kulturelle Projekte bei-
der Länder: So hielt sich Anfang
des Jahres eine österreichische
Künstlerin für drei Monate als
«Artist in Residence» in Liechten-
stein auf.
Optimale Präsentation
Mit der Ausstellung im Palais
Porcia mitten in der historischen
Altstadt im 1. Bezirk kann das aktu-
elle liechtensteinische Kunstschaf-
fen in einem grösseren Rahmen prä-
sentiert werden. Gezeigt werden Ar-
beiten von Marco Eberle, Barbara
Geyer, Brigitte Hasler, Anna Hilti,
Hanna Röckle und Carol Wyss. Der
Schwerpunkt der Ausstellung liegt
auf den einzelnen künstlerischen
Positionen, die sich optimal ergän-
zen. Die ausgewählten Arbeiten
werden in den Räumlichkeiten des
Palais bestens präsentiert.
Konzept aufgegangen
Die Ausstellungen im Rahmen
von «Liechtenstein Contemporary»
sind der Präsentation des liechten-
steinischen Kunst- und Kultur-
schaffens im Ausland gewidmet.
Sie werden jeweils in Städten mit
liechtensteinischer Repräsentanz
kuratiert und sollen die dynamische
Kunstszene im Fürstentum Liech-
tenstein reflektieren. Für Liechten-
stein bedeutet dies eine Möglich-
keit, auf das zeitgenössische Kunst-
schaffen aufmerksam zu machen
und dadurch die Wahrnehmung
Liechtensteins im Ausland zu be-
reichern. Die Besucher der Vernis-
sage konnten sich davon überzeu-
gen, dass das Konzept «Liechten-
stein Contemporary» in Wien voll
aufgegangen ist.
Die Ausstellung im Palais Porcia,
in der Herrengasse 20, 1010 Wien,
ist noch bis zum 2. Oktober zu se-
hen. (pafl/al)
Erfeut über die gelungene Vernissage, von links: Marco Eberle, Brigitte
Hasler, Anna Hilti, Carol Wyss, Kulturministerin Aurelia Frick, Hanna
Roeckle, Barbara Geyer und Kuratorin Gabriele Braun.
FOTO PAFL