Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2009)

KULTUR 
VOLKSBLATT 
27 SAMSTAG, 24. JANUAR 2009 
Keine absolute 
Abstraktion 
VADUZ – Im Gespräch mit Friedemann 
Malsch, Direktor des Kunstmuseums 
Liechtenstein, gab der Liechtensteiner 
Künstler Martin Frommelt am Donnerstag 
Einblick in seine verschiedenen Schaf- 
fensperioden. 
• Arno Löffler 
Das Gespräch fand im Rahmen der Ausstel- 
lung «Martin Frommelt. Frühe und neue 
Malerei» und auf Einladung der Liechten- 
steinischen Kunstgesellschaft statt. Wich- 
tige Themen wurden angesprochen, und 
auch solche Kunstfreunde, die Frommelts 
Schaffen schon seit Langem interessiert 
verfolgen, erfuhren neue Details, gerade 
über die frühen Jahre, in Liechtenstein und 
Paris. Die Ausstellung stand nicht im Mit- 
telpunkt. Malsch wies auf die öffentliche 
Führung am 1. Februar hin, an der From- 
melt selbst diese Lücke schliessen wird. 
Ausführlich sprach der Künstler über sei- 
ne Lehrjahre bei Kanonikus Frommelt in 
der Nachkriegszeit, seine erste Begegnung 
mit abstrakter Kunst im Nachlass Ferdinand 
Niggs und seinen Wechsel nach Paris, da- 
mals noch unumstrittene Welthauptstadt der 
bildenden Kunst, wo er sich bald als Mit- 
glied einer internationalen Ateliergemein- 
schaft der Kunst im öffentlichen Raum zu- 
wandte. 
Als für seine künstlerische Entwicklung 
am wichtigsten schätzte Frommelt seinen 
«Apokalypse»-Zyklus ein, der nach seiner 
Rückkehr nach Liechtenstein nach seinem 
Studium entstand. Die Ausstellung ist noch 
bis 15. Februar zu sehen. 
KUNSTMUSEUM 
Liessen über 50 Schaffensjahre Revue pas- 
sieren: Friedemann Malsch (li.) und Martin 
Frommelt. 
17 Schweizer Filme am 
Ophüls-Festival in Saarbrücken 
ZÜRICH – Nicht weniger als 17 Schweizer 
Filme werden nächste Woche am 30. Film- 
festival Max Ophüls Preis in Saarbrücken 
gezeigt. «Kleiner Sonntag» von Philipp 
Ramspeck und «Tausend Ozeane» von Luki 
Frieden laufen im Wettbewerb der Spiel- 
filme. «Glorious Exit» von Kevin Merz 
konkurriert im Dokumentarfilm-Wettbe- 
werb, «Alice Paris» von Stephan Muggli bei 
den Kurzfilmen. Es werden Preisgelder in 
der Höhe von über 100 000 Euro vergeben. 
Das Filmfestival für Nachwuchstalente wird 
am Montag mit dem Schweizer Spielfilm 
«Happy New Year» von Christoph Schaub 
eröffnet. (sda) 
Kinokrise in Russland 
MOSKAU – Die russische Kinoindustrie 
hat die Finanzkrise heftig zu spüren bekom- 
men. Im Jahresvergleich brachen die Kino- 
besuchszahlen im Dezember 2008 um fast 
die Hälfte ein. In den vergangenen Jahren 
waren die Besucherzahlen regelmässig ge- 
stiegen, 2008 hatten jedoch die Kartenpreise 
um knapp 20 Prozent zugelegt und liegen 
derzeit bei etwa 180 Rubel (6.40 Franken). 
Im Durchschnitt könne ein Russe mit sei- 
nem monatlichen Gehalt 100 Mal ins Kino 
gehen, ein US-Amerikaner demgegenüber 
640 Mal. (sda) 
Chaotische 
Verhältnisse 
Theater Karussell mit neuem Stück im Takino 
SCHAAN – In «Hase Hase», dem 
neuen Stück des Theaters Karus- 
sell, findet einfach alles statt. 
Tragik, Komik, Kritik am System, 
eine Prise Feminismus oder auch 
nur die rührende Geschichte ei- 
ner armen Familie, die zusam- 
menhält. Eines kommt aber auf 
alle Fälle nicht vor: Langeweile. 
Es geht drunter und drüber auf der 
Bühne. Mutter Hase, die Seele der 
Familie, muss viel einstecken. Sohn 
Jeannot versteckt sich zu Hause vor 
der Polizei, Vater Hase hat seinen 
Job verloren, die jüngste Hase Ha- 
se ist von der Schule geflogen, 
Tochter Marie hat sich scheiden 
lassen, die zweite Tochter Lucie hat 
vor dem Standesamt einfach nein 
gesagt, woraufhin ihr zorniger Ver- 
lobter Gerard auch noch mit in die 
enge Wohnung zieht, und der ältes- 
te, Bebert, ist ein Terrorist. Kein 
Wunder also, dass Mutter Hase am 
Rande der Verzweiflung agiert, ist 
sie doch die Einzige, die dieses 
Chaos noch zusammenhält. Dabei 
weiss sie noch nicht, dass ihre 
Jüngste, Hase Hase, von einem an- 
deren Stern kommt und gegen ihren 
Willen zurückbeordert worden ist. 
Sie ist es dann auch, die am Ende 
mit ihren überirdischen Fähigkeiten 
das verloren gegangene Glück der 
Familie wieder herstellt. 
Am Rand zur Tragödie 
Die französische Autorin und Fil- 
memacherin Coline Serreau («Trois 
hommes et un couffin»/«Drei Män- 
ner und ein Baby») versteht es 
meisterhaft, ihr Stück allmählich in 
den ganz normalen Wahnsinn kip- 
pen zu lassen. «Hase Hase» ist eine 
dynamische spritzige Komödie mit 
viel Tiefgang oder aber eine aber- 
witzige Familienkomödie am Rand 
zur Tragödie. 
Neue Gesichter 
beim Theater Karussell 
Einige neue Gesichter sind bei 
Familie Hase dabei. Dodo Büchel, 
vielen bekannt aus zahlreichen Ei- 
genproduktionen des TaK, kommt 
wieder in unserem Stück auf die 
Bühne des Takinos. Daniel Batliner 
und Nicolas Biedermann, bekannt 
aus Schlösslekeller und TaK mit ih- 
rem «Alternativtheater»-Projekt 
«Des Wahnsinns fette Beute», sind 
neu auch beim Theater Karussell 
dabei. Neu sind auch Roswitha 
Fehr und Heide Mayer-Heimböck 
im Ensemble. Dazu  kommen die 
die bekannten Gesichter Jessica 
Matzig, Margrit Knecht, Thomas 
Hassler, Andy Oesch und Karl Mül- 
ler. Inszeniert wird «Hase Hase» 
von der Zürcher Regisseurin Karin 
Arnold, das Bühnenbild kommt 
von Werner Marxer, und die Kos- 
tüme besorgt Kerstin Köck. (pd) 
Hase Hase (Jessica Matzig, links im Bild) kommt von einem andern Stern, 
und Mama Hase (Dodo Büchel) kommt sich manchmal auch so vor. 
FOTO 
ZVG 
Die Vorstellungen 
Premiere ist am 27. Februar um 
20 Uhr im Takino in Schaan, 
weitere Vorstellungen finden am 
4., 6., 11. und 25. März um je- 
weils 20 Uhr sowie am 8. und 
15. März um jeweils 17 Uhr 
statt. Weitere Infos und Bilder: 
www.karussell.li. Karten gibt es 
im TaK-Vorverkauf unter der 
Telefonnummer 237 59 69 oder 
im Internet auf der TaK-Seite 
www.tak.li. 
Für Unterstützung bedankt 
Otmar Hasler und Rita Kieber-Beck erhalten persönliche Exemplare des Ricke-Katalogs 
VADUZ – In Vaduz überreichten die 
Verantwortlichen des Kunstmuse- 
ums Liechtenstein, Stiftungsrats- 
präsident Peter Goop und Direktor 
Friedemann Malsch, Regierungs- 
chef Otmar Hasler und Kulturmi- 
nisterin Rita Kieber-Beck signierte 
Kataloge der Sammlung Ricke. 
Das Kunstmuseum bedankt sich 
damit für den Einsatz und die Un- 
terstützung der beiden Politiker 
beim Ankauf der Werke. 
Im Herbst 2006 erwarb das Kunst- 
museum Liechtenstein zusammen 
mit dem Kunstmuseum St. Gallen 
und dem MMK Museum für Moder- 
ne Kunst in Frankfurt am Main ge- 
meinsam die Sammlung Rolf Ricke. 
Für alle drei beteiligten Museen war 
dies ein Meilenstein ihrer Samm- 
lungsgeschichte, und alle vermoch- 
ten ihre bestehenden Sammlungen 
um einmalige Werke zu erweitern. 
Dem Kunstmuseum Liechtenstein 
ist es damit gelungen, international 
in eine neue Liga vorzustossen. Er- 
reicht wurde der Ankauf dank einem 
neuartigen Finanzierungsmodell, 
welches international viel Beach- 
tung fand. In Liechtenstein ist es den 
Verantwortlichen zudem gelungen, 
einen grossen Teil des Betrags über 
private Sponsoren zu decken. 
«Das bedeutendste kulturelle 
Projekt der Legislaturperiode» 
Rita Kieber-Beck, unter deren 
politischer Führung der Ankauf ge- 
tätigt wurde, war sich des Potenzi- 
als dieser einmaligen Gelegenheit 
von Anfang an bewusst und hat 
sich mit grossem Engagement da- 
für eingesetzt, dass der Ankauf bei 
den Landtagsabgeordneten die not- 
wendige Unterstützung fand. Sie 
bezeichnet den Ankauf der Samm- 
lung Rolf Ricke denn auch als das 
vielleicht bedeutendste kulturelle 
Projekt ihrer Legislaturperiode und 
ist stolz zu sehen, wie stark das 
Kunstmuseum international an Pro- 
fil gewonnen hat. 
Unmittelbarer Blick auf die Kunst 
Dokumentiert wird die Samm- 
lung Rolf Ricke mit dem im Jahr 
2008 erschienenen Buch «Samm- 
lung Rolf Ricke – Ein Zeitdoku- 
ment», herausgegeben von den drei 
am Ankauf beteiligten Museen. 
Christiane Meyer-Stoll, Konserva- 
torin am Kunstmuseum Liechten- 
stein, hat für diese Publikation auf- 
gezeichnete Gespräche mit Rolf Ri- 
cke und den Künstlern, Essays, bis- 
her unveröffentlichte Interviews und 
Briefe der Künstler recherchiert und 
zusammengestellt. Sie erlauben ei- 
nen unmittelbaren Blick auf die 
Kunst seit Ende der 1960er-Jahre 
bis in die Gegenwart. Das Buch 
stellt somit eindrucksvoll 40 Jahre 
aktueller Kunstgeschichte vor. (pd) 
Ein persönlicher Ricke-Katalog als Dankeschön, von links: Konservatorin Christiane Meyer-Stoll, Regierungschef Otmar Hasler, Stiftungsratspräsident 
Peter Goop, Kulturministerin Rita Kieber-Beck und Museumsdirektor Friedemann Malsch. 
FOTO 
ZANGHELLINI 
Die Sammlung 
Die Sammlung Rolf Ricke ist 
eine einzigartige Kunstsamm- 
lung von grosser künstle- 
rischer Qualität. Sie besteht 
vor allem aus US-amerika- 
nischer Kunst seit den 60er- 
Jahren, wobei viele wegwei- 
sende Künstler wie Donald 
Judd (1928–1994), Richard 
Artschwager (*1923), Barry 
Le Va (*1941), Keith Sonnier 
(*1941) oder Richard Serra 
(*1939) vertreten sind. Auf- 
grund ihrer unvergleichlichen 
Dichte von sich optimal er- 
gänzenden Werkgruppen ist 
die Sammlung weltweit ein- malig.
	        

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