Liechtensteiner
VOLKSBLATT
AZ 9494 SCHAAN
Freitag, 17. Juli 2009
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DI E TAGESZEI TUNG FÜR LI ECHTENSTEI N
Vereinsseiten
Kampf dem Virus
Verbreitung der Schweinegrippe eindämmen: Infizierte dürfen nicht mehr arbeiten
VADUZ – Die Welt gerät immer
mehr in den Sog der Angst vor ei-
ner Pandemie. Auch in Liechten-
stein werden die Massnahmen
zum Kampf gegen die Schweine-
grippe verstärkt.
• Christian A. Koutecky
Amtsärztin Sabine Erne lässt keine
Zweifel daran, dass die Schweine-
grippe ein grosses Problem für
Liechtenstein werden wird. Des-
halb reagiert das Amt mit einem
Massnahmenpaket: «Ziel ist es, im
Gegensatz zu Beginn des Aus-
bruchs, den Verlauf der Pandemie,
die sicher kommen wird, hinauszu-
zögern. So spät wie möglich, so
langsam wie möglich, so lange wie
möglich, damit die Pandemiewelle
nicht schmal, aber hoch, sondern
flach, aber breit verläuft», sagt
Erne. Schätzungen gehen Erne zu-
folge davon aus, dass die fünffache
Zahl an Personen erkranken wird
wie normalerweise. Entsprechend
werde es fünfmal so viele Einwei-
sungen in das Spital geben und –
fünfmal so viele Tote.
Nicht krank zur Arbeit
Angesichts dieser Aussichten
greift das Amt in den Arbeitsalltag
der Liechtensteiner ein. So heisst es
im Massnahmenkatalog, dass je-
mand, der Grippesymptome ver-
spürt, bis einen Tag nach Abklingen
der Symptome zu Hause bleiben
muss. «Es wird so weit keine recht-
lichen Folgen haben. Es ist aber zum
jetzigen Zeitpunkt bis auf Weiteres
nicht zu befürworten, dass Personen
mit Grippesymptomen zur Arbeit
gehen und die Grippe verbreiten, in-
dem sie Mitmenschen anstecken»,
erklärt die Ärztin. «Aus Sicht der öf-
fentlichen Gesundheit wäre ein sol-
ches Verhalten derzeit als verant-
wortungslos zu bezeichnen.»
Solche Grippesymptome sind
laut Erne: «Fieber höher oder gleich
38 Grad – mit Husten, Niesen oder
Schnupfen. Diese können auch
von Muskelschmerzen, Gelenk-
schmerzen, Kopfschmerzen oder
Erbrechen und Übelkeit begleitet
sein.» Panik sollte aber nicht auf-
kommen: «Die Zahl der Mensch-zu-
Mensch-Übertragungen ist in Liech-
tenstein und der Schweiz noch ge-
ring», beruhigt Erne.
Gleich nach Hause
Was aber, wenn es zu einem
Krankheitsfall im Betrieb kommt,
wenn beispielsweise in einem Büro
mit zwei Personen eine erkrankt und
die zweite Person anniest? «Die er-
krankte Person soll sofort nach Hau-
se gehen und bis einen Tag nach
dem Verschwinden der Beschwer-
den zu Hause bleiben. Sollte die
Grippe schwer verlaufen oder chro-
nische Krankheiten fortbestehen,
soll sich die erkrankte Person beim
Hausarzt melden», betont Erne.
«Die zweite Person soll die Hände
waschen, den Raum lüften und den
Arbeitsbereich der erkrankten Per-
son vorläufig meiden.»
Eine weitere Vorgabe betrifft die
Arztbesuche. «Die neuen Massnah-
men sehen vor, dass nur Personen
mit schwerem Krankheitsbild sowie
Risikopersonen bei Bedarf medizi-
nisch abgeklärt werden», heisst es
vom Amt. Risikopersonen sind Per-
sonen mit chronischen Erkran-
kungen, Kleinkinder und Schwan-
gere. Vor allem, wenn sich diese «in
einem Land mit erhöhtem Expositi-
onsrisiko, zum Beispiel Grossbri-
tannien oder Spanien aufgehalten
haben», ergänzt Erne.
Ansonsten sollten Menschen, die
an Grippesymptomen leiden, Arzt-
besuche vermeiden, um andere Pati-
enten nicht zu gefährden. Falls der
telefonische Kontakt zum Arzt nicht
ausreicht oder dieser keinen Haus-
besuch machen kann, soll der Infi-
zierte beim Arztbesuch eine chirur-
gische Maske tragen.
Elektrobikes boomen in Liechtenstein
Inland / 5
NEWSMIX
Fussballfan nach Attacke
auf SBB-Angestellten verhaftet
ST. GALLEN – Nach dem Freundschafts-
spiel St. Gallen gegen Liverpool wollte ein
betrunkener Liverpool-Fan aus Thun einen
SBB-Angestellten vor einen einfahrenden
Zug stossen. Der 38-jährige Schweizer sitzt
in Untersuchungshaft, gegen ihn läuft ein Er-
mittlungsverfahren wegen versuchter Tötung.
Der Liverpool-Fan soll sich nach Spiel-
schluss beim 58-jährigen SBB-Angestellten
nach dem nächsten Zug erkundigt haben. Als
der SBB-Angestellte nicht sofort antwortete,
soll der betrunkene Fan versucht haben, ihn
aufs Gleis vor den einfahrenden Zug zu stos-
sen. Der Thuner Fussballfan bestreitet aller-
dings die Tat. (sda)
Bankraub in Bregenz
BREGENZ – In Bregenz kam es am Don-
nerstag gegen 16 Uhr zu einem Überfall auf
eine Sparkassen-Filiale. Der Mann ist mit
vorgehaltener Schusswaffe in die Bank ge-
treten und hat Bargeld gefordert. Er trug da-
bei eine graue Gesichtsmaske. Die Höhe der
Beute ist bislang unbekannt. Vermutlich
flüchtete der Täter mit einem Fahrrad. Beim
Überfall wurde niemand verletzt. Bei der
Flucht des Täters explodierte das Alarmpa-
ket, wodurch der Täter einen Teil der Beute
wegen der Farbverunreinigung auf der
Flucht zurückliess. Ein Teil der Beute konn-
te sichergestellt werden. (red)
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Energieverbrauch wieder gestiegen
Inland / 3
Tour de France: Sörensen gewinnt solo
Sport / 15
Newsshow: LBV Flugtag
FOTO
KEYSTONE
Pleite Der FC Vaduz hat das Europa-
League-Hinspiel in Falkirk (Sco) mit 0:1
verloren. Im Bild rechts FCV-Captain Mi-
chael Stuckmann. Seite 13
Island stimmt für EU
Parlament für Verhandlungen – Beitrittsgesuch am 27. Juli
REYKJAVIK – Das von der Finanz-
krise besonders schwer getrof-
fene Island strebt nun auch offi-
ziell in die Europäische Union.
Nach langer und kontroverser De-
batte stimmte das Parlament in
Reykjavik am Donnerstag mit
knapper Mehrheit für einen EU-
Aufnahmeantrag.
Damit kann die sozialdemokra-
tische Ministerpräsidentin Johanna
Sigurdardottir den umstrittenen An-
trag nach Brüssel schicken. Sollten
die 27 EU-Mitgliedsstaaten dem
Beitritt zustimmen, bedarf es an-
schliessend einer Volksabstimmung
unter den Isländern. Bei der Ab-
stimmung im Althing votierten 33
Abgeordnete für den historischen
Schritt und 28 dagegen. Zwei Par-
lamentarier enthielten sich. Die nö-
tige Mehrheit lag bei 32 Stimmen.
Im Zentrum der Parlamentsdebat-
te standen immer wieder die gigan-
tischen Zahlungsverpflichtungen für
Islands Steuerzahler durch den Kol-
laps der drei grössten Banken
Kaupthing, Glitnir und Landsbanki
im vergangenen Herbst.
Abgeordnete auch aus dem Re-
gierungslager begründeten ihren
Widerstand gegen ein EU-Beitritts-
gesuch damit, dass der finanzielle
Druck von EU-Gläubigerländern
wie Grossbritannien und den Nie-
derlanden mit Blick auf bevorste-
hende Aufnahmeverhandlungen
deutlich steigen würde.
Aussenminister Ässur Skraphé-
dinsson soll das Gesuch beim nächs-
ten EU-Aussenministerrat am 27.
Juli in Brüssel überreichen. Die Bei-
trittsverhandlungen mit der EU sol-
len im kommenden Frühjahr begin-
nen. Als Zeitraum für ein Referen-
dum käme Ende 2011 oder Anfang
2012 infrage. Für einen EU-Beitritt
wäre Liechtensteins EFTA-Partner
dann frühestens 2013 bereit.
In einer aktuellen Umfrage zufol-
ge befürworten etwa 61 Prozent der
Isländer einen EU-Beitritt, knapp
30 Prozent sind dagegen. (sda)
Belgien nicht mehr
am Steuer-Pranger
PARIS – Belgien steht nicht
mehr auf der «grauen Liste»
von Ländern, die gemäss der
OECD in Steuerfragen nicht
ausreichend mit anderen Staa-
ten kooperieren. Die Regie-
rung hat in den vergangenen
Tagen unter anderem mit
Luxemburg, Singapur, San
Marino und Monaco Abkom-
men zum Austausch von Steu-
erinformationen geschlossen.
Damit hat Belgien die not-
wendige Zahl von zwölf Ab-
kommen erreicht, um von der
grauen OECD-Liste – auf der
auch Liechtenstein steht – ge-
strichen zu werden. (sda)