Liechtensteiner
VOLKSBLATT
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Mittwoch, 8. Juli 2009
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DI E TAGESZEI TUNG FÜR LI ECHTENSTEI N
Blockade gegen Umfahrung
Angst vor Verkehrskollaps: Eschen-Nendeln wehrt sich gegen Südumfahrung Feldkirch
FELDKIRCH/ESCHEN – Die Vorarl-
berger Landesregierung hat der
Umfahrung Feldkirch Süd grünes
Licht erteilt. Unterdessen wächst
in Liechtenstein der Widerstand
gegen das Mega-Strassenprojekt.
• Michael Benvenuti
Der Start für den Bau der Umfah-
rung Feldkirch Süd rückt zusehends
näher. Nach jahrelangen Diskussi-
onen hat die Vorarlberger Landesre-
gierung nun die Umsetzung des
rund 240 Millionen Franken teuren
Strassenbauprojekts beschlossen.
Diesen Beschluss dürfe man aller-
dings noch nicht als Baustartschuss
einstufen, betonte der zuständige
Landesrat Karlheinz Rüdisser. Zu-
erst müssten anhand der Ergebnisse
des Planungsprozesses geologische
Untersuchungen und das Behörden-
verfahren vorbereitet werden. We-
sentlicher Bestandteil des Verfah-
rens ist eine Umweltverträglich-
keitsprüfung, die dann Grundlage
für die zeitliche und finanzielle Pla-
nung sein wird. Eine Machbarkeits-
studie über eine Anbindung des
Bahnhofs Feldkirch werde ebenfalls
Bestandteil der weiteren Planungen
sein, erklärte Rüdisser.
Widerstand im Unterland
Strassenbauexperten gehen davon
aus, dass die Südumfahrung Feld-
kirch, deren Kernstück ein viertei-
liges Tunnelsystem darstellt, im Jahr
2018 fertiggestellt werden könnte.
Allerdings wächst – nicht nur in
Vorarlberg – der Widerstand gegen
die Südumfahrung. Wie eine Infor-
mationsveranstaltung am Montag-
abend in Eschen-Nendeln zeigte,
steht auch die Bevölkerung in
Liechtenstein dem Bau des «Letze-
tunnel»-Nachfolgeprojekts sehr
kritisch gegenüber.
Die Südumfahrung komme einer
Transitschleuse gleich, erhöhe die
Attraktivität des Strassenverkehrs,
sorge für eine massive Verkehrszu-
nahme und lasse dadurch den An-
reiz zum Umsteigen auf den Öffent-
lichen Verkehr verpuffen, warnte
Rainer Batliner von der Arbeits-
gruppe Verkehrsproblem Liechten-
steiner Unterland. So werde sich die
angestrebte Entlastung durch die S-
Bahn von geschätzten 3500 auf ein-
gesparte 550 Fahrten pro Tag verrin-
gern. In den Voten der Anwesenden
kam aber nicht nur die Ablehnung
der Südumfahrung zum Ausdruck,
mehrfach appellierten die Besucher
der Informationsveranstaltung an
die Politik, in dieser für das Unter-
land «sehr brisanten Verkehrsfrage»
eine aktivere Rolle einzunehmen.
Erst unlängst hatte Regierungs-
chef Klaus Tschütscher aufhorchen
lassen, als er in einem Interview mit
den «Vorarlberger Nachrichten»
zum Thema Südumfahrung erklärte:
«Eine öffentliche Diskussion wäre
nicht zielführend.» Zugleich bekräf-
tigte Tschütscher aber frühere Aus-
sagen von Verkehrsminister Martin
Meyer, der bereits bei den ersten
Plänen zur Südumfahrung unmiss-
verständlich festgehalten hatte,
«dass wir eine Blechlawine ganz si-
cher nicht akzeptieren». Seite 5
Das Wissen aus dem zeitlosen Raum
Inland / 7
NEWSMIX
Schweinegrippe: Weitere
zwölf Fälle bestätigt
BERN – In der Schweiz sind zwölf neue
Fälle von Schweinegrippe bestätigt wor-
den. Seit Ende April steckten sich insge-
samt 104 Schweizerinnen und Schweizer
mit dem Virus A(H1N1) an. Die zwölf neu-
en Fälle wurden in den Kantonen Bern,
Basel-Stadt, Genf, Jura, St. Gallen, Tessin
und Waadt registriert, wie das Bundesamt
für Gesundheit (BAG) am Dienstag mit-
teilte. Darüber hinaus werden derzeit 49
Verdachtsfälle abgeklärt. 96 der 104 Be-
troffenen steckten sich im Ausland mit
dem Virus A(H1N1) an. Die übrigen acht
Personen fingen sich die Krankheit in der
Schweiz ein.
Die Risikoeinschätzung für die Schweiz
habe sich nicht geändert, schreibt das BAG
weiter. Für die Bevölkerung bestehe nach
wie vor keine erhöhte Gefährdung. Das
BAG rechnet indes damit, dass sich die
Schweinegrippe in der Schweiz im Winter-
halbjahr rasant ausbreiten wird. (sda)
18-jähriger Räuber gefasst
RANKWEIL – Ein 18-jähriger Räuber ist
am Montagabend in Rankweil nach einem
Überfall auf ein Geschäft von einer Spezial-
einheit der Polizei gefasst worden, wie die
Behörden am Dienstag mitteilten. Der junge
Mann war geständig; er hatte den Raubüber-
fall aus Geldnot begangen. (sda)
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Milchverband: Gute Geschäftszahlen
Inland / 3
Julia Hassler startet heute an Jugend-EM
Sport / 13
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Welt haben von Popstar Michael Jackson
Abschied genommen. Seite 24
Heute Morgen
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Weniger Stau trotz mehr Verkehr
Ein Prozent mehr Verkehr auf Schweizer Strassen – Tiefster Stauwert seit sieben Jahren
BERN – Trotz einer leichten Ver-
kehrszunahme sind Autofahrer
auf Schweizer Strassen 2008 so
wenig im Stau gestanden wie
seit sieben Jahren nicht mehr.
Vor allem wegen Baustellen kam
der Verkehr massiv weniger ins
Stocken als in den Vorjahren, wie
aus dem am Dienstag veröffentlich-
ten Verkehrsflussbericht des Astra
hervorgeht. Der Verkehr auf schwei-
zerischen Nationalstrassen nahm
2008 im Vergleich zum Vorjahr um
1,1 Prozent zu. Das liegt klar unter
der durchschnittlichen Wachstums-
rate der letzten zehn Jahre von 2,4
Prozent, wie das Bundesamt für
Strassen (Astra) mitteilte. Noch
2007 war das Verkehrsaufkommen
um knapp drei Prozent angestiegen.
Deutlich zurück ging der Verkehr
2008 vor allem im zweiten Semes-
ter, was laut Astra möglicherweise
an der Entwicklung der Wirtschafts-
lage und dem frühen Winterein-
bruch Ende Oktober lag. Die Fuss-
ball-Europameisterschaft EURO 08
hingegen habe keinen signifikanten
Einfluss auf das Verkehrsgesche-
hen gehabt, hiess es.
Weniger Staus wegen Baustellen
Insgesamt standen Verkehrsteil-
nehmer während 10 048 Stunden
im Stau. Dies entspricht einer Ab-
nahme um 2,6 Prozent im Vorjah-
resvergleich und dem tiefsten Wert
seit sieben Jahren. Abgenommen
haben dabei vor allem Staus wegen
Baustellen, und zwar um über 40
Prozent. Hauptgrund ist laut Astra
der Abschluss der Grossbaustelle
auf der A1 zwischen der Raststätte
Würenlos und der Verzweigung
Limmattal sowie auf der A2 zwi-
schen Basel und Augst. Zudem wur-
den während der EURO 08 keine
neuen Baustellen eröffnet. Infolge
von Unfällen gab es 8,5 Prozent we-
niger Stau. Für drei Viertel aller
Staustunden waren jedoch Ver-
kehrsüberlastungen verantwortlich.
Hier stieg die Zahl laut Astra um 5,3
Prozent auf rund 7.500 Stunden.
Stauschwerpunkt blieb die Agglo-
meration Zürich. Auf dem Abschnitt
Nordumfahrung Zürich - Winterthur
staute sich der Verkehr während fast
2.800 Stunden. Insgesamt gab es an
278 Tagen Stau, also durchschnitt-
lich an jedem Werktag.
Weiter gestiegen ist die Zahl der
Fahrten im alpenquerenden Güter-
verkehr auf insgesamt 1,275 Milli-
onen. Mit einer Zunahme um ein
Prozent hat sich das Wachstum
aber deutlich abgeschwächt, wie
das Astra festhält. Mit 1,4 Millio-
nen gemessenen Lastwagen mar-
kiere das Jahr 2000 nach wie vor
die Spitze. (ap)