KULTURNEWS
Freitag, 15. Mai 2009 Seite 25
KULTURNACHRI CHTEN FÜR DAS RHEI NTAL
Junge Solisten im Ensemble
Die European Chamber Players mit Stephanie Beck im Vaduzer Saal
VADUZ – Das TaK hatte nicht zu
viel versprochen: Die European
Chamber Players verzückten die
Musikfreunde. Die aus Schaan
stammende Harfenistin Stepha-
nie Beck brillierte als Solistin bei
Ravels «Introduction et Allegro».
• Arno Löffler
Das junge, international besetzte,
Ensemble mit Sitz in London
macht seit 2006 zusammen Kam-
mermusik. Die aus dem European
Union Youth Orchestra hervorge-
gangene Gruppe, der auch die
Schaaner Harfenistin Stephanie
Beck angehört, gab am Mittwoch
ihr lange erwartetes Liechtenstei-
ner Gastspiel im Rahmen des TaK-
Spielplans vor gut besetztem Haus
und präsentierte sich und ihr erfri-
schendes Programm in sehr guter
Form. Brett Deans Nonettfassung
von «Till Eulenspiegels lustigen
Streichen» von Richard Strauss
bildete den Anfang des Abends.
Die Komposition ist ein Bravour-
stückchen gerade auch für das
Horn, enthält es doch eines der be-
kanntesten Hornmotive der Musik-
geschichte. Hornist Alfredo Varela
tat sich in der Tat ganz besonders
hervor. Aber auch die übrigen En-
semblemitglieder, Charlotte Scott
und Amy Cardigan an der Violine,
Raphael Handschuh an der Viola,
Cornelia Burghardt am Violoncel-
lo, Beltane Ruiz am Kontrabass,
Alison Murphy an der Flöte, Tho-
mas Lessels an der Klarinette und
Povilas Bingelis am Fagott profi-
lierten sich als reife Musikerper-
sönlichkeiten, als Solisten, die
auch im gleichberechtigten Zusam-
menspiel zu überzeugen verstehen.
Die European Chamber Players
spielten präzis und mit kräftigem
Zug und verdienten den reichlich
gespendeten Applaus.
Ravel: Interpretatorischer
Höhepunkt
Dann wurde die Harfe hereinge-
rollt und die Frau, auf die alle ge-
wartet hatten, betrat die Bühne:
Stephanie Beck, in Feldkirch als
Konzertharfenistin ausgebildete
und in London zur allseits respek-
tierten Solistin herangereifte Schaa-
nerin. Maurice Ravels «Introduc-
tion et Allegro» für Flöte, Klarinet-
te, Harfe und Streichquartett dürfte
auch sonst nicht nur der Mittel-,
sondern auch der interpretatorische
Höhepunkt des Konzertes gewesen
sein. In flachen Wellenbewegungen
verströmte sich das Klangpoem;
eindrucksvoll war die gewaltige
Zunahme an Bewegung und Dich-
te. Der eigentümliche Zauber des
Stücks entfaltete sich aufs Vortreff-
lichste und traumhaft schön erho-
ben sich die solistischen Stellen der
Harfe über die Musik des Ensemb-
les, wie ein Vollmond über in Nebel
gehülltes Unterholz.
Frisch und locker
Die Konzerthälfte nach der Pau-
se gehörte zur Gänze dem Oktett
F-Dur D 803 von Franz Schubert.
Über 200 Jahre bürgerlicher Kon-
zertkultur sind anscheinend nicht
genug, um zu verhindern, dass es
immer wieder vorkommt, dass
zwischen den Sätzen geklatscht
wird. Weite Teile der Zuhörer-
schaft im Vaduzer Saal klatschten
tatsächlich hartnäckig nach jedem
der ersten drei von insgesamt sechs
Sätzen. Die jungen Musiker nah-
men es gelassen, grinsten und
spielten unbeirrt weiter. Als Zuga-
be brachten die European Cham-
ber Players den 5. Satz aus Dvoráks
Tschechischer Suite zu Gehör,
ebenso frisch und locker wie den
Schubert.
Die European Chamber Players mit Stephanie Beck an der Harfe:Wenn er so klingt, verleiht Ravel Flügel.
FOTO
ARNO
LÖFFLER
Was es heute
Freitag auf den
diversen TV-
Kanälen zu
sehen gibt
TV / 27
Weltraumschrott bedroht «Atlantis»
Letzte / 28
Madrid: Kokain liegt in der Luft
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NEWSMIX
«Fotografien aus dem Riet»:
Ausstellung verlängert
RUGGELL – Aufgrund des grossen Besu-
cherinteresses ist die Ausstellung «Fotogra-
fien aus dem Riet» mit Arbeiten der drei Fo-
tografen Josef Heeb, Marco Nescher und
Xaver Roser noch bis einschliesslich Sonn-
tag, den 24. Mai, im Küefer-Martis-Huus zu
sehen. In der Fotoausstellung im Küefer-
Martis-Huus werden 90 Aufnahmen gezeigt,
die einzigartige Einblicke in das nahe gele-
gene Naturparadies eröffnen. Ein Besuch
lohnt sich auf jeden Fall und lässt sich viel-
leicht mit einem Spaziergang ins Riet ver-
binden, wo die Iris bald zu blühen beginnt.
Die drei passionierten Fotografen, Josef
Heeb aus Ruggell, Marco Nescher aus
Schaan und Xaver Roser aus Ruggell, be-
schäftigen sich in ihrer Arbeit seit vielen
Jahren mit der Naturlandschaft im Ruggeller
und Schellenberger Riet. Dabei ist eine gros-
se Zahl an faszinierenden Naturaufnahmen
entstanden, in denen sie sowohl die jahres-
zeitlich geprägten Stimmungen als auch die
vielfältige Flora und Fauna dieser einzigar-
tigen Landschaft festgehalten haben. Infos:
www.kmh.li. (pd)
Märchenhafte Ritter auf
der Homunculus-Bühne
HOHENEMS – Erneut eine geniale Mi-
schung aus Kabarett und Theater, Film, Mu-
sik und Figuren-/Puppentheater verspricht
das bereits 18. Kleinkunstfestival «Homun-
culus» vom 15. bis 23. Mai in Hohenems zu
werden. Das renommierte «Festival für Pup-
pen, Pointen und Poesie» geht auch in die-
sem Jahr in der Otten Gravur über die Büh-
ne. Neben berührend Bewährtem wie «Der
kleine Herr Winterstein» (17./18.5.) oder der
genial-frechen Adaption des «Dietrich von
Bern» des Theaters Handgemenge, bietet
das Kleinkunstfestival wieder frische, neue,
interessante Produktionen. Weitere Infos so-
wie das vollständige Programm finden Inte-
ressierte unter www.homunculus.info. (pd)
Stöckelschuhe und Kaugummi
aus antiken Theatern verbannt
ATHEN – Griechenland will Stöckel-
schuhe, Kaugummi und Getränke aus sei-
nen antiken Amphitheatern verbannen. Der
Grund: Sie gefährden Marmor und sonstige
Steine der historischen Stätten. Ein entspre-
chendes Gesetz hat der griechische Kultur-
minister Antonis Samaras dem griechischen
Parlament vorgelegt. Ein Verstoss dagegen
soll künftig mit Rausschmiss und in gravie-
renden Fällen mit einer Busse geahndet wer-
den, berichtete die griechische Presse am
Donnerstag. (sda)
Eröffnet Im Kunstmuse-
um Liechtenstein wurde gestern
die Christian-Boltanski-Retros-
pektive «La vie possible» im Bei-
sein des Künstlers eröffnet. Der
1944 in Paris geborene Boltanski
(rechts im Bild) gilt als einer der
wichtigsten bildenden Künstler
der Gegenwart. Seit den Siebzi-
gerjahren gehört er zu den prä-
genden Figuren einer euro-
päischen Konzeptkunst, die ge-
meinhin mit dem Etikett «Erinne-
rungskultur» belegt wird.
Mit seinen im Kunstmuseum
gezeigten Arbeiten spürt Boltans-
ki den Möglichkeiten des eigenen,
«echten», und des kollektiven Le-
bens nach und zeigt die Unmög-
lichkeit auf, sich des Lebens mit
künstlichen Erinnerungshilfsmit-
teln zu versichern. Auch noch
nicht gezeigte Arbeiten sind zu se-
hen. «La vie possible» ist bis 6.
September geöffnet. (al)
FOTO
PAUL
TRUMMER
Weitere Fotos unter:
www.volksblatt.li ➲