Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2009)

INLAND 
VOLKSBLATT 
Das Auge hört mit 
Klangfest – «Ohne Rhythmus kein Leben!» 
SCHAAN – Zum Ausklang der 
Klangfest-Saison trat der Schlag- 
werker und Klangfest-Begründer 
Alfred Achberger, der sonst im 
Rahmen der Reihe lieber andere 
in den Mittelpunkt stellt, selbst 
als Solist in Erscheinung. 
• Arno Löffler 
Ein reines Perkussionkonzert ist 
nicht nur für die Ohren ein Genuss. 
Das Auge hört da ganz besonders 
mit, und auch die Kinder kamen bei 
diesem als Familienkonzert ausge- 
wiesenen Anlass, bei dem es nur so 
schepperte, rummste, krachte, aber 
auch wunderschön klang und zu- 
sammenklang, auf ihre Kosten. 
Klangfest vor vollem Haus 
Alfred Achberger und die Klang- 
fest-Ensemble-Perkussionisten 
Markus Lässer, Mathias Schmidt, 
Wolfgang Wehinger, Stefan 
Greussing, Hermann März und 
Benjamin Wehinger 
spielten am Sonn- 
tag im TaK vor na- 
hezu ausverkauf- 
tem Haus: beim 
Klangfest eher die 
Ausnahme als die 
Regel. Einige 
Fans dürfte 
auch der 
Vorarlber- 
ger Schlagwerker und Komponist 
Wolfgang Lindner mitgebracht 
haben, dessen neues Werk für 
Marimba solo namens «EST! EST!! 
EST !!!» Achberger in glanzvoller 
Weise uraufführte. Achberger zeigte 
einmal mehr, was für ein hervorra- 
gender Perkussionist er ist. Hoch- 
konzentriert, traumwandlerisch si- 
cher, präzise wie ein Uhrwerk und 
von der Musik förmlich durchglüht 
bot er auch die weiteren Solostücke 
«Variations on Japanese Children 
Songs» von Keiko Abe und «See Ya 
Thursday» von dem Jazzgitarristen 
Steven Mackay dar. Seinem An- 
spruch, die Marimba in diesem 
Konzert von ihrer schönsten Seite 
zu zeigen, wurde er voll und ganz 
gerecht. Das Klangfest-Ensemble 
lieferte bei den virtuosen Ensem- 
blestücken von Jovan Zivkovic, Mi- 
noru Mihi und Ney Rosauro eine 
koordinative Glanzleistung ab. So 
toll kann Perkussion klingen. 
Zwei Zugaben herbeigeklatscht 
Das Publikum war aus dem Häus- 
chen und erklatschte, ertrampelte 
und erjohlte sich zwei Zugaben, ei- 
ne Ensemblebearbeitung eines bra- 
silianischen Jazzstücks und 
ein von Messiaen inspiriertes 
Marimbabravourstückchen. 
Mit diesem herrlichen Kon- 
zert verabschiedet sich die 
Veranstaltungsreihe 
für zeitgenössische 
Musik in die Som- 
merpause. 
4 MONTAG, 20. APRIL 2009 
Hochlandrinder am Spiess 
Simon Enzler mit «Phantomscherz» im Theater am Kirchplatz 
SCHAAN – Der Schlösslekeller ist 
für den Appenzeller Kabarettisten 
Simon Enzler mittlerweile zu 
klein. Mit seinem Bassisten Dani- 
el Ziegler spielte er am Freitag im 
TaK sein aktuelles Programm vor 
ausverkauftem Haus. 
• Arno Löffler 
Aktuell ist das Programm «Phan- 
tomscherz» nicht nur, weil es neu 
ist, sondern wegen der aktuellen in- 
haltlichen Bezüge. Enzlers Sprache 
ist derb wie immer, es wird viel ge- 
flucht, im ach so beschaulichen Ap- 
penzeller Dialekt natürlich. 
Enzler gibt wieder den grumme- 
ligen Landbewohner, und Fäkalien 
spielen keine geringe Rolle in den 
diversen Szenen. Bemerkenswert 
ist aber die Rollenverteilung: Der 
Herr im dreiteiligen Anzug, der da 
mit unnachahmlich missmutigem 
Gesicht den E-Bass bedient, wird 
von Enzler als «Herr Direktor» an- 
gesprochen, ein Opfer der Finanz- 
krise, herabgestürzt von der «Tep- 
pichetage» auf die Kleinkunstbüh- 
ne. Daniel Zieglers erfindungs- 
reiche Eskapaden am Bass, getupft, 
gezupft und geschlagen, live ge- 
spielt oder live eingesampelt, tren- 
nen die kabarettistischen Ausflüge 
Enzlers ins absurde Reich der bit- 
teren Realität fein säuberlich vonei- 
nander ab, und gelegentlich beweist 
der Kabarettaufsteiger im Duo mit 
dem Kapitalismusabsteiger auch, 
dass er selbst musikalisch nicht 
ganz unbeleckt ist. 
Reuiger Kleinanleger 
Enzler agiert in einer Szene als 
reuiger Kleinanleger, der wie ein 
Schlosshund heulend bekennt, er 
allein habe mit seiner Gier die 
Weltwirtschaft in die gegenwärtige 
Krise gestürzt. Das ist ganz offen- 
sichtlich Quatsch, und es darf ge- 
lacht werden, aber in der Summe 
der einzelnen Kleinanleger? Der et- 
was brachiale Humor Enzlers ist 
nie sehr weit von der Wirklichkeit 
entfernt, und er öffnet dem Publi- 
kum in seinen Szenen und seinen 
Abschweifereien doch immer wie- 
der das eine oder andere Türchen 
zur Nachdenklichkeit. In der Rolle 
eines Offiziers der Schweizerarmee 
klärt er seine Untergebenen über 
die Gefahren des Gebrauchs von 
Sturmgewehren in der guten Stube 
auf und zielt damit nicht nur auf 
den etwas putzigen Schweizer Mi- 
litarismus, sondern auch auf das 
Risiko von Schusswaffen in Bür- 
gerhand allgemein. Die Amokläufe 
der letzten Jahre braucht er da nicht 
einmal beim Namen zu nennen. 
Geistheiler und bünzlige 
Hausfrauen 
Schön ist auch, wie die Figur 
eines durchgeknallten «Geisthei- 
lers», die sich selbst besondere «Fä- 
higkeiten» attestiert, an späterer 
Stelle im Programm gänzlich uner- 
wartet wieder unter all den anderen 
absurden Gestalten und Ge- 
schichten hervorbricht, oder wie 
der «Herr Direktor» immer wieder 
unwillig mit einer Kaffeetasse in 
der Hand in die Rolle einer bünz- 
ligen Hausfrau im Vorstadtgarten 
schlüpfen muss, die freilich ebenso 
schlechtgelaunt ist wie er selbst. 
Alles in allem ein absolut gelun- 
gener Abend. Nur: Was soll eigent- 
lich der Titel des Programms? 
Simon Enzler betrachtet die Welt und ihren Blödsinn aus Appenzeller Perspektive. 
FOTO 
ARNO 
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Traurig nehmen wir Abschied von unserer lieben 
Marianne Oehri 
20. November 1960 – 19. April 2009 
Sie starb allzu früh, nach langer mit grosser Geduld ertragener 
Krankheit. 
Liebe Marianne, in unseren Herzen wirst Du immer weiterleben. 
Wir verlieren mit ihr einen herzensguten Menschen und bitten, ihr ein 
ehrendes Andenken zu bewahren. 
Eschen, den 19. April 2009 
In stiller Trauer: 
Dr. Walter Oehry mit Familien 
Erna Estermann mit Familien 
Lothar und Heinz Marxer mit Familien 
Anton und Irmgard Gerner 
Peter und Tina Gerner mit Lisa, Maximilian und Sophia 
Anverwandte und Freunde 
Die liebe Verstorbene ist in der Totenkapelle in Eschen aufgebahrt. 
Wir beten für sie im Seelenrosenkranz heute Montag, den 20. April, und am 
Dienstag, den 21. April, jeweils um 19 Uhr in der Pfarrkirsche Eschen. 
Die Verabschiedung mit anschliessendem Trauergottesdienst findet am Mitt- 
woch, den 22. April, um 9.30 Uhr in der Pfarrkirche Eschen statt. 
Die Urnenbeisetzung erfolgt im engsten Kreis. 
Anstelle von Kranz- und Blumenspenden bitten wir, die Krebshilfe Liechten- 
stein (LLB, D-Kto. Nr. 239.322.11) zu unterstützen. 
TODESANZEIGE 
Man sieht die Sonne untergehen 
und ist doch überrascht, 
wenn es plötzlich dunkel wird. 
Junge Talente 
an der Geige 
BAD RAGAZ – Die 3. Meisterkurse der Stif- 
tung «Musik und Jugend» werden zwar 
erst heute Abend im Triesner Guido-Fe- 
ger-Saal feierlich eröffnet, doch die jun- 
gen Violinisten hatten ihre Meisterklasse 
mit Abschlusskonzert bereits. 
• Arno Löffler 
Sechs junge Talente der Geburtsjahrgänge 
1995 bis 2000 erfreuten am Samstag in der 
Grünen Halle des mondänen Hotels Quel- 
lenhof ein Publikum, dessen Altersdurch- 
schnitt etwas sechs Jahrzehnte über jenem 
der Künstler gelegen haben dürfte. Dies 
mag freilich zu einem Gutteil an dem Veran- 
staltungsort gelegen haben. Es bleibt abzu- 
warten, ob die kommenden Veranstaltungen 
eine jugendlichere Zuhörerschaft finden 
werden. Die Violinisten und Violinistinnen 
hatten vier Tage lang Gelegenheit gehabt, 
sich bei der Geigenprofessorin Latica Hon- 
da-Rosenberg aus Berlin in ihrer Kunst zu 
vervollkommnen. Das Ergebnis ihrer Meis- 
terkursteilnahme präsentierten sie nun 
einem durchweg entzückten Publikum, sen- 
sibel am Klavier begleitet von Korrepetitor 
Evgani Sinaiski. 
Diplome zur Halbzeit 
Den Vortragsreigen eröffnete Anastasija 
Tsvetkova (geb. 1995) aus der Ukraine mit 
dem ersten Satz aus Max Bruchs Violinkon- 
zert Nr. 1 in g-Moll, op. 26. Es schlossen 
sich die Vorträge von Philip Huang aus 
Deutschland (geb. 1996) mit dem 2. Satz 
aus Henri Wieniawskis Violinkonzert Nr. 2 
in d-Moll, op. 22, und von Joshua Uhland 
(geb. 1998) aus der Schweiz mit dem «Czar- 
das» von Vittorio Monti an. 
Zur Halbzeit des insgesamt relativ kurzen 
Konzerts gab es keine Pause, sondern die 
Kinder erhielten ihre Diplome aus der 
Hand des strahlenden Künstlerischen Lei- 
ters der Stiftung «Musik und Jugend», 
Drazen Domjanic, überreicht und wurden 
von ihrer Dozentin herzlich in den Arm ge- 
nommen und gedrückt. 
Der Kleinste kam zum Schluss 
Anschliessend brachte die vielfach preis- 
gekrönte Sara Domjanic (geb. 1997; im Bild) 
als einzige Teilnehmerin aus Liechtenstein 
die Chaconne in g-Moll von Tomaso Antonio 
Vitali zum Vortrag. Der Deutsche Miyuko 
Wahr (geb. 1995) spielte  die «Polonaise bril- 
lante» in A-Dur, op. 21, von Henri Wieniaw- 
ski; den musikalischen Schlusspunkt setzte 
der jüngste Teilnehmer, der 2000 geborene 
Elias Moncado, ebenfalls aus Deutschland, 
mit den «Scènes de ballet», op. 100, von 
Charles-Auguste de Bériot. 
Der eine oder andere Ton mochte etwas 
kratzig sein, nicht immer stimmte die Into- 
nation hundertprozentig, und einige Male 
stockte den jungen Geigern ein wenig der 
Vortragsfluss, aber für Musiker ihres Alters 
zeigten alle Vortragenden zweifellos beacht- 
liche Leistungen, die nicht nur auf Talent, 
sondern auch auf ausdauerndes Üben 
schliessen liessen. Von nichts kommt be- 
kanntlich nichts. Das Publikum spendete al- 
len jungen Geigern begeistert Applaus. 
Alfred Achberger bei der Uraufführung von «EST! EST!! EST!!!». 
FOTO LÖFFLER
	        

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