INLAND
VOLKSBLATT
Das Auge hört mit
Klangfest – «Ohne Rhythmus kein Leben!»
SCHAAN – Zum Ausklang der
Klangfest-Saison trat der Schlag-
werker und Klangfest-Begründer
Alfred Achberger, der sonst im
Rahmen der Reihe lieber andere
in den Mittelpunkt stellt, selbst
als Solist in Erscheinung.
• Arno Löffler
Ein reines Perkussionkonzert ist
nicht nur für die Ohren ein Genuss.
Das Auge hört da ganz besonders
mit, und auch die Kinder kamen bei
diesem als Familienkonzert ausge-
wiesenen Anlass, bei dem es nur so
schepperte, rummste, krachte, aber
auch wunderschön klang und zu-
sammenklang, auf ihre Kosten.
Klangfest vor vollem Haus
Alfred Achberger und die Klang-
fest-Ensemble-Perkussionisten
Markus Lässer, Mathias Schmidt,
Wolfgang Wehinger, Stefan
Greussing, Hermann März und
Benjamin Wehinger
spielten am Sonn-
tag im TaK vor na-
hezu ausverkauf-
tem Haus: beim
Klangfest eher die
Ausnahme als die
Regel. Einige
Fans dürfte
auch der
Vorarlber-
ger Schlagwerker und Komponist
Wolfgang Lindner mitgebracht
haben, dessen neues Werk für
Marimba solo namens «EST! EST!!
EST !!!» Achberger in glanzvoller
Weise uraufführte. Achberger zeigte
einmal mehr, was für ein hervorra-
gender Perkussionist er ist. Hoch-
konzentriert, traumwandlerisch si-
cher, präzise wie ein Uhrwerk und
von der Musik förmlich durchglüht
bot er auch die weiteren Solostücke
«Variations on Japanese Children
Songs» von Keiko Abe und «See Ya
Thursday» von dem Jazzgitarristen
Steven Mackay dar. Seinem An-
spruch, die Marimba in diesem
Konzert von ihrer schönsten Seite
zu zeigen, wurde er voll und ganz
gerecht. Das Klangfest-Ensemble
lieferte bei den virtuosen Ensem-
blestücken von Jovan Zivkovic, Mi-
noru Mihi und Ney Rosauro eine
koordinative Glanzleistung ab. So
toll kann Perkussion klingen.
Zwei Zugaben herbeigeklatscht
Das Publikum war aus dem Häus-
chen und erklatschte, ertrampelte
und erjohlte sich zwei Zugaben, ei-
ne Ensemblebearbeitung eines bra-
silianischen Jazzstücks und
ein von Messiaen inspiriertes
Marimbabravourstückchen.
Mit diesem herrlichen Kon-
zert verabschiedet sich die
Veranstaltungsreihe
für zeitgenössische
Musik in die Som-
merpause.
4 MONTAG, 20. APRIL 2009
Hochlandrinder am Spiess
Simon Enzler mit «Phantomscherz» im Theater am Kirchplatz
SCHAAN – Der Schlösslekeller ist
für den Appenzeller Kabarettisten
Simon Enzler mittlerweile zu
klein. Mit seinem Bassisten Dani-
el Ziegler spielte er am Freitag im
TaK sein aktuelles Programm vor
ausverkauftem Haus.
• Arno Löffler
Aktuell ist das Programm «Phan-
tomscherz» nicht nur, weil es neu
ist, sondern wegen der aktuellen in-
haltlichen Bezüge. Enzlers Sprache
ist derb wie immer, es wird viel ge-
flucht, im ach so beschaulichen Ap-
penzeller Dialekt natürlich.
Enzler gibt wieder den grumme-
ligen Landbewohner, und Fäkalien
spielen keine geringe Rolle in den
diversen Szenen. Bemerkenswert
ist aber die Rollenverteilung: Der
Herr im dreiteiligen Anzug, der da
mit unnachahmlich missmutigem
Gesicht den E-Bass bedient, wird
von Enzler als «Herr Direktor» an-
gesprochen, ein Opfer der Finanz-
krise, herabgestürzt von der «Tep-
pichetage» auf die Kleinkunstbüh-
ne. Daniel Zieglers erfindungs-
reiche Eskapaden am Bass, getupft,
gezupft und geschlagen, live ge-
spielt oder live eingesampelt, tren-
nen die kabarettistischen Ausflüge
Enzlers ins absurde Reich der bit-
teren Realität fein säuberlich vonei-
nander ab, und gelegentlich beweist
der Kabarettaufsteiger im Duo mit
dem Kapitalismusabsteiger auch,
dass er selbst musikalisch nicht
ganz unbeleckt ist.
Reuiger Kleinanleger
Enzler agiert in einer Szene als
reuiger Kleinanleger, der wie ein
Schlosshund heulend bekennt, er
allein habe mit seiner Gier die
Weltwirtschaft in die gegenwärtige
Krise gestürzt. Das ist ganz offen-
sichtlich Quatsch, und es darf ge-
lacht werden, aber in der Summe
der einzelnen Kleinanleger? Der et-
was brachiale Humor Enzlers ist
nie sehr weit von der Wirklichkeit
entfernt, und er öffnet dem Publi-
kum in seinen Szenen und seinen
Abschweifereien doch immer wie-
der das eine oder andere Türchen
zur Nachdenklichkeit. In der Rolle
eines Offiziers der Schweizerarmee
klärt er seine Untergebenen über
die Gefahren des Gebrauchs von
Sturmgewehren in der guten Stube
auf und zielt damit nicht nur auf
den etwas putzigen Schweizer Mi-
litarismus, sondern auch auf das
Risiko von Schusswaffen in Bür-
gerhand allgemein. Die Amokläufe
der letzten Jahre braucht er da nicht
einmal beim Namen zu nennen.
Geistheiler und bünzlige
Hausfrauen
Schön ist auch, wie die Figur
eines durchgeknallten «Geisthei-
lers», die sich selbst besondere «Fä-
higkeiten» attestiert, an späterer
Stelle im Programm gänzlich uner-
wartet wieder unter all den anderen
absurden Gestalten und Ge-
schichten hervorbricht, oder wie
der «Herr Direktor» immer wieder
unwillig mit einer Kaffeetasse in
der Hand in die Rolle einer bünz-
ligen Hausfrau im Vorstadtgarten
schlüpfen muss, die freilich ebenso
schlechtgelaunt ist wie er selbst.
Alles in allem ein absolut gelun-
gener Abend. Nur: Was soll eigent-
lich der Titel des Programms?
Simon Enzler betrachtet die Welt und ihren Blödsinn aus Appenzeller Perspektive.
FOTO
ARNO
LÖFFLER
ANZEIGE
Zu vermieten in Vaduz
Büroräumlichkeiten 97
m2
im 2. OG
CHF 2'520.- inkl. NK
TEL. +423 237 56 00 / www.jwt.li
Notfallnummer Liechtenstein 230 30 30
ARZT IM DIENST
Traurig nehmen wir Abschied von unserer lieben
Marianne Oehri
20. November 1960 – 19. April 2009
Sie starb allzu früh, nach langer mit grosser Geduld ertragener
Krankheit.
Liebe Marianne, in unseren Herzen wirst Du immer weiterleben.
Wir verlieren mit ihr einen herzensguten Menschen und bitten, ihr ein
ehrendes Andenken zu bewahren.
Eschen, den 19. April 2009
In stiller Trauer:
Dr. Walter Oehry mit Familien
Erna Estermann mit Familien
Lothar und Heinz Marxer mit Familien
Anton und Irmgard Gerner
Peter und Tina Gerner mit Lisa, Maximilian und Sophia
Anverwandte und Freunde
Die liebe Verstorbene ist in der Totenkapelle in Eschen aufgebahrt.
Wir beten für sie im Seelenrosenkranz heute Montag, den 20. April, und am
Dienstag, den 21. April, jeweils um 19 Uhr in der Pfarrkirsche Eschen.
Die Verabschiedung mit anschliessendem Trauergottesdienst findet am Mitt-
woch, den 22. April, um 9.30 Uhr in der Pfarrkirche Eschen statt.
Die Urnenbeisetzung erfolgt im engsten Kreis.
Anstelle von Kranz- und Blumenspenden bitten wir, die Krebshilfe Liechten-
stein (LLB, D-Kto. Nr. 239.322.11) zu unterstützen.
TODESANZEIGE
Man sieht die Sonne untergehen
und ist doch überrascht,
wenn es plötzlich dunkel wird.
Junge Talente
an der Geige
BAD RAGAZ – Die 3. Meisterkurse der Stif-
tung «Musik und Jugend» werden zwar
erst heute Abend im Triesner Guido-Fe-
ger-Saal feierlich eröffnet, doch die jun-
gen Violinisten hatten ihre Meisterklasse
mit Abschlusskonzert bereits.
• Arno Löffler
Sechs junge Talente der Geburtsjahrgänge
1995 bis 2000 erfreuten am Samstag in der
Grünen Halle des mondänen Hotels Quel-
lenhof ein Publikum, dessen Altersdurch-
schnitt etwas sechs Jahrzehnte über jenem
der Künstler gelegen haben dürfte. Dies
mag freilich zu einem Gutteil an dem Veran-
staltungsort gelegen haben. Es bleibt abzu-
warten, ob die kommenden Veranstaltungen
eine jugendlichere Zuhörerschaft finden
werden. Die Violinisten und Violinistinnen
hatten vier Tage lang Gelegenheit gehabt,
sich bei der Geigenprofessorin Latica Hon-
da-Rosenberg aus Berlin in ihrer Kunst zu
vervollkommnen. Das Ergebnis ihrer Meis-
terkursteilnahme präsentierten sie nun
einem durchweg entzückten Publikum, sen-
sibel am Klavier begleitet von Korrepetitor
Evgani Sinaiski.
Diplome zur Halbzeit
Den Vortragsreigen eröffnete Anastasija
Tsvetkova (geb. 1995) aus der Ukraine mit
dem ersten Satz aus Max Bruchs Violinkon-
zert Nr. 1 in g-Moll, op. 26. Es schlossen
sich die Vorträge von Philip Huang aus
Deutschland (geb. 1996) mit dem 2. Satz
aus Henri Wieniawskis Violinkonzert Nr. 2
in d-Moll, op. 22, und von Joshua Uhland
(geb. 1998) aus der Schweiz mit dem «Czar-
das» von Vittorio Monti an.
Zur Halbzeit des insgesamt relativ kurzen
Konzerts gab es keine Pause, sondern die
Kinder erhielten ihre Diplome aus der
Hand des strahlenden Künstlerischen Lei-
ters der Stiftung «Musik und Jugend»,
Drazen Domjanic, überreicht und wurden
von ihrer Dozentin herzlich in den Arm ge-
nommen und gedrückt.
Der Kleinste kam zum Schluss
Anschliessend brachte die vielfach preis-
gekrönte Sara Domjanic (geb. 1997; im Bild)
als einzige Teilnehmerin aus Liechtenstein
die Chaconne in g-Moll von Tomaso Antonio
Vitali zum Vortrag. Der Deutsche Miyuko
Wahr (geb. 1995) spielte die «Polonaise bril-
lante» in A-Dur, op. 21, von Henri Wieniaw-
ski; den musikalischen Schlusspunkt setzte
der jüngste Teilnehmer, der 2000 geborene
Elias Moncado, ebenfalls aus Deutschland,
mit den «Scènes de ballet», op. 100, von
Charles-Auguste de Bériot.
Der eine oder andere Ton mochte etwas
kratzig sein, nicht immer stimmte die Into-
nation hundertprozentig, und einige Male
stockte den jungen Geigern ein wenig der
Vortragsfluss, aber für Musiker ihres Alters
zeigten alle Vortragenden zweifellos beacht-
liche Leistungen, die nicht nur auf Talent,
sondern auch auf ausdauerndes Üben
schliessen liessen. Von nichts kommt be-
kanntlich nichts. Das Publikum spendete al-
len jungen Geigern begeistert Applaus.
Alfred Achberger bei der Uraufführung von «EST! EST!! EST!!!».
FOTO LÖFFLER