Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2009)

WIRTSCHAFT 
LÄNDER 
ZEITUNG 2 
13 MITTWOCH, 14. JANUAR 2009 
Im Sound der Spritsparer 
Martin Feuerstein: PAV Präzisions-Apparatebau trotzt der Krise breit aufgestellt 
VADUZ – Bei der Automesse in 
Detroit will man sich nicht einmal 
über den gesunkenen Benzinpreis 
freuen. Anders die Präzisionsfir- 
ma PAV. Sie produziert längst 
Motorenteile für sparsame Autos. 
Dazu Geschäftsführer Martin Feu- 
erstein. 
• Kornelia Pfeiffer 
«Volksblatt»: Herr Feuerstein, 
viele Autokäufer finden Fahr- 
zeuge cool, die wenig verbrau- 
chen, wenig Steuern kosten und 
das ökologische Gewissen erleich- 
tern. Kommt Ihnen der Trend 
entgegen? 
Martin Feuerstein: Ja und Nein. 
Wir können genauso gut Sprit spa- 
rende 2- und 3-Zylinder-Motoren 
für die Entwicklung herstellen wie 
V8 oder V12 mit hoher Leistung. 
Natürlich schlägt unser Herz 
schneller, wenn es um Motoren mit 
Spitzenleistung oder Motorsport 
geht. Trotzdem haben wir schon 
2007 begonnen umzudenken und 
produzieren mehr kleinere auf 
Sparsamkeit ausgelegte Motoren- 
komponenten. 
«Downsizing» heisst der Trend 
im Fachjargon, haben die Auto- 
hersteller diesen unterschätzt? 
Ich habe schon das Gefühl, dass 
die weltweite Autoindustrie von der 
Geschwindigkeit der Verände- 
rungen überrascht wurde. In Euro- 
pa gibt es schon immer kleine und 
sparsame Fahrzeugmodelle. Nur 
heute sind sie viel mehr gefragt und 
auch die Trendumkehr vom Diesel 
zu Benzin fordert die Hersteller 
ziemlich heraus. 
Gleichzeitig machen Finanz- 
marktkrise und Rezession auto- 
müde. Daimler, BMW, VW und 
Audi legen bis zu fünf Wochen 
lang Fabriken still, grosse Zuliefe- 
rer wie Bosch beantragen Kurzar- 
beit, kleinere Lieferanten laufen 
auf den Konkurs zu. Wie steuern 
Sie die PAV durch die Krise? 
Wir sind breit aufgestellt. Neben 
der Autoindustrie arbeiten wir für 
führende Unternehmen im Maschi- 
nenbau, der Mess- und Medizin- 
technik, der Bahnindustrie und 
Energieerzeugung. Wir trimmen 
unser Unternehmen in allen Be- 
reichen auf Wettbewerbsstärke und 
versuchen stets schneller und bes- 
ser als die Konkurrenz zu sein. 
Qualitativ sind wir bereits seit Lan- 
gem auf sehr hohem Niveau. 
Die PAV gilt als Innovations- 
schmiede für Motoren- und Ge- 
triebeteile für Luxusautos. Wie 
verlief 2008? 
Wir sind sehr zufrieden. Vor dem 
Hintergrund der Turbulenzen in den 
letzten Monaten sind die Ergeb- 
nisse sehr gut. 2008 war aber nicht 
das Jahr der Luxusfahrzeuge. Un- 
sere Umsatzträger waren bereits 
Entwicklungskomponenten für 
Sprit sparende Motoren und für 
neue Nutzfahrzeuge einerseits. Hin- 
zu kam anspruchsvolle Präzisions- 
Mechanik für Maschinen und Ge- 
räte anderer Branchen. 
Mit welchen Innovationen? 
Die Innovationen im Kfz-Bereich 
liegen vor allem in Verbesserungen, 
die den Verbrauch senken. Ein Bei- 
spiel sind «Multifuel»-Anwen- 
dungen, die es erlauben, mit dem- 
selben Motor auf Knopfdruck – sa- 
gen wir – zwischen Benzin und Gas 
zu wechseln, sowie vollautoma- 
tische Getriebe. 
Wo investieren Sie? 
Wir wollen im Rheintal weiter 
wachsen. Am Standort Vaduz wer- 
den wir im kommenden Jahr wie- 
der in neue CNC-Maschinen inves- 
tieren und zusätzliche Arbeitsplätze 
schaffen. Dafür suchen wir übri- 
gens noch Fachkräfte. Das gilt auch 
für unser Werk in Deutschland, wo 
wir dringend qualifizierte Leute für 
anstehende neue Projekte suchen. 
Wie sicher sind die Facharbeiter- 
Arbeitsplätze? 
Insgesamt sehr sicher. Es herrscht 
nach wie vor ein grosser Facharbei- 
termangel im Maschinenbau, sprich 
in der Metallbearbeitung. Insbeson- 
dere Meister und Fachleute mit Er- 
fahrung sind gefragt. Wir planen 
Neueinstellungen. 
Porsche und BMW hatten ge- 
glaubt, einen grossen Teil ihrer Lu- 
xusautos wenigstens von Russland 
bis Indien verkaufen zu können. 
Wie steht es um den Luxusmarkt? 
Luxusfahrzeuge verzeichnen der- 
zeit – bis auf wenige Ausnahmen – 
einen Verkaufseinbruch. Der Slo- 
gan «Luxus geht immer» gilt nicht 
mehr. Zumindest nicht im Volu- 
men. Ich hätte auch nicht erwartet, 
dass sich die Nachfrage weltweit 
und gleichzeitig so dramatisch än- 
dert. In diesem Markt spielt die Fi- 
nanzkrise sicher eine grosse Rolle. 
Dieser Schock wird sich aber lang- 
fristig wieder legen. 
Wie laufen die Geschäfte mit 
Messschiebern und Kalibrierla- 
bor? 
Der Messgerätebau und unser 
Mess- und Kalibrierlabor sind voll 
ausgelastet. Wir würden gern grös- 
ser werden, doch hier hindert uns 
der ausgetrocknete Arbeitsmarkt 
nach wie vor daran, stärker zu 
wachsen. Vielleicht finden wir ja 
im neuen Jahr begeisterte Mess- 
techniker und Feinmechaniker. 
Was haben Sie für 2009 in der 
Pipeline? 
Wir arbeiten derzeit an einer 
Nutzfahrzeug-Neuentwicklung für 
Indien und an neuen Projekten für 
2-, 3- und 4-Zylinder-Motoren für 
die grossen Automobilhersteller. 
Zudem haben wir herausfordernde 
Projekte für Präzisionsmechanik in 
µm-Genauigkeit, also zehn Mal ge- 
nauer als ein Haar. 
Nebenbei wollen wir unsere Auf- 
trags-Durchlaufzeiten deutlich re- 
duzieren und den Kundenservice 
weiter ausbauen. 
Martin Feuerstein: Wir wollen im Rheintal weiter wachsen. 
FOTO 
CHRISTINA 
PFLÜGER 
VADUZ – Die PAV hat erkannt, 
dass eine durchmischte Beleg- 
schaft Vorteile bringt. Jung und 
Alt, Liechtensteiner und Rhein- 
taler sind miteinander innovativ. 
Fast alles sieht bei der PAV so aus, 
wie man es bei einem Unterneh- 
men erwartet, wo Technik pas- 
siert, wo Motorenteile für Porsche 
oder VW entwickelt werden, wo 
Metall gefräst und gedreht wird. 
Polymechaniker stehen im «blau- 
en Anton» an CNC-Maschinen, 
Fräser und Schleifer an anderen 
Werkzeugmaschinen. Was aber 
auffällt: Alle Altersgruppen sind 
vertreten, über 50-Jährige so 
selbstverständlich wie Lehrlinge 
und Familienväter in den mittleren 
Jahren. Und zwar aus drei Län- 
dern: Liechtenstein, Vorarlberg 
und dem St. Galler Rheintal. 
Wettbewerb um Talente 
Hier scheint klar: Ein Unter- 
nehmen mit einer möglichst bunt 
gemischten Führungstruppe und 
Belegschaft aus Liechtensteinern 
und Ausländern, aus Jung und 
Alt bildet Kundengruppen und 
Gesellschaft besser ab, ist inno- 
vativer und erfolgreicher im 
Wettbewerb um Talente. Zu- 
gleich macht die PAV aus der 
Not eine Tugend: In Zeiten des 
Fachkräftemangels ginge dem 
Unternehmen sonst die Puste 
aus. «Die Zusammenarbeit ver- 
schiedener Generationen ist nicht 
immer einfach», gesteht PAV- 
Personalchefin Christine Pflüger. 
Doch das Konzept gehe auf: «Die 
Jüngeren profitieren von der Er- 
fahrung der Älteren, langjährige 
Mitarbeiter vom Innovationsgeist 
der neuen.» Und um Lücken zu 
schliessen, die durch Pensionie- 
rungen entstehen, kommt der ei- 
ne oder andere Ruheständler re- 
gelmässig in den Betrieb, um die 
zwei anderen Generationen zu 
schulen und ihnen sein Fachwis- 
sen weiterzugeben. (kopf) 
Das Drei-Generationen-Haus 
Geschäftsbereiche: Prototypenferti- 
gung, Präzisionsmechanik, CNC-Se- 
rienfertigung, Mess- und Kalibrier- 
dienstleistung, Messmittelherstel- 
lung 
Marktführer: Hersteller µm-ge- 
nauer Einzelteile 
Gegründet: 1941 
Seit 1995: eigenständiges Unterneh- 
men unter der Geschäftsführung von 
Martin Feuerstein 
Standorte: Vaduz (FL), Zella-Meh- 
lis (D), Feldkirch (A) 
Mitarbeiter: insgesamt 160 
Besonderheiten: Lehrlingsausbil- 
dung (>15 Prozent), klimatisierte 
Fertigung 
PAV 
Manor-Gruppe erhöhte Umsatz 
im 2008 um 3,5 Prozent 
BASEL – Die Detailhandelsgruppe Manor 
hat 2008 ihren Umsatz um 3,5 Prozent ge- 
steigert. In den Filialen der Warenhauskette 
Manor, der Möbelhauskette Fly und des 
Sportfachmarktes Athleticum wurden ins- 
gesamt 3,33 Mrd. Fr. umgesetzt. In den Wa- 
renhäusern erzielte die Manor-Gruppe 
letztes Jahr 2,99 Mrd. Fr. Umsatz. Mit 
einem Wachstum von 3,2 Prozent im Ver- 
gleich zum Vorjahr habe Manor die Position 
als Marktführer im Warenhausbereich festi- 
gen können, teilte die Detailhandelsgruppe 
am Dienstag mit. Manor schätzt seinen An- 
teil am Schweizer Markt auf 58 Prozent. Al- 
lerdings steht die Kette durch den derzei- 
tigen Preiskampf unter enormem Druck: 
Zwar machen Lebensmittel nur einen Vier- 
tel des Umsatzes der Manor-Gruppe aus, 
dennoch zog das Unternehmen letzte Wo- 
che mit der Konkurrenz gleich und senkte 
die Preise von 600 Markenprodukten. (sda) 
Spar führt Tiefpreislinie 
für Gemüse und Früchte ein 
ST. GALLEN – Die Spar-Gruppe führt ab 
sofort eine neue Tiefpreislinie für Früchte 
und Gemüse ein. Bis zu 30 Früchte und Ge- 
müse sollen dabei wöchentlich im Durch- 
schnitt um 15 bis 20 Prozent günstiger ange- 
boten werden. Die Produkte werden speziell 
gekennzeichnet, teilte Spar am Dienstag 
mit. Zu den Kosten dieses Preisabschlags 
machte Spar keine Angaben. Dank dem ver- 
stärkten Einkauf über das internationale 
Spar-Netzwerk, dem 33 Spar-Länderorgani- 
sationen angeschlossen seien, sei es für das 
Schweizer Familienunternehmen Spar mög- 
lich, eine entsprechende Preispolitik zu be- 
treiben. Spar-Sprecherin Silvia Manser be- 
stätigte weiter einen Bericht der Gratiszei- 
tung «.ch», wonach nächste Woche die Prei- 
se für 400 bis 600 Markenprodukte auf Dis- 
counter-Niveau gesenkt werde. (sda) 
Weko-Präsident Stoffel: 
«Preissenkungen substanziell» 
BERN – Für den Präsi- 
denten der Wettbewerbs- 
kommission (Weko), 
Walter Stoffel, sind die 
derzeitigen Preissen- 
kungen im Detailhandel 
substanziell und Aus- 
druck des zunehmenden 
Wettbewerbs. Ausländische Markteintritte 
und Parallelimporte dürften für weitere Dy- 
namik sorgen. Wie der Weko-Präsident in 
einem Interview mit der Nachrichtenagen- 
tur SDA weiter sagte, werden in erster Linie 
die Konsumenten von den aktuellen Preis- 
senkungen profitieren. Lieferanten und der 
Handel werden jedoch den Druck verspü- 
ren. Die tieferen Preise sind für Stoffel ein 
Beitrag zur Stützung des Konsums in der 
Rezession. Ausschlaggebend sei aber, dass 
die Märkte, nicht nur der Detailhandel, in 
Bewegung blieben. (sda) 
Migros baut 15 Stellen ab 
ZÜRICH – Der Detailhandelsriese Migros 
baut 15 Stellen ab. 12 Personen werden ent- 
lassen. Für diese besteht ein Sozialplan. 
3 Mitarbeitende werden frühpensioniert, 
wie das Unternehmen am Dienstag mit- 
teilte. Der Migros-Genossenschaftsbund 
(MBG) habe beschlossen, die beiden Ge- 
schäftssparten «Near-Food» und «Non- 
Food», also das Geschäft mit Esswaren und 
anderen Artikeln, organisatorisch zusam- 
menzulegen. Es sollte dadurch eine «schlag- 
kräftige Organisation» mit rund 200 Mitar- 
beitenden entstehen, heisst es in der Mittei- 
lung weiter. Mit diesem Zusammenschluss 
würden Synergien genutzt. Migros-Spre- 
cher Urs-Peter Naef erklärte auf Anfrage, 
zu den Entlassungen komme es, weil beim 
MBG derzeit keine anderen Stellen angebo- 
ten werden können. Die Betroffenen er- 
hielten ein Mobilitätsmanagement zur Seite 
gestellt, damit sie möglichst schnell wieder 
eine Arbeit finden. Sie könnten sich für an- 
dere Stellen im Unternehmen mit seinen gut 
80 000 Jobs bewerben. (sda) 
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