Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2009)

WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN FÜR DAS RHEINTAL 
WIRTSCHAFT 
USA: Geithner 
kündigt 
verschärfte 
Regeln für die 
Finanzmärkte an 
Wirtschaft / 15 
Freitag, 27. März 2009 Seite 11 
«Das Minus stört uns» 
Anlagefondsverband plant für 2009 hauptamtliche Geschäftsstelle 
GAMPRIN-BENDERN – Der Fonds- 
platz Liechtenstein konnte sich 
2008 behaupten. Das Fondsvolu- 
men sank um 3,25 Prozent auf 
26,8 Mrd. Franken. Nur – hat 
doch die Finanzkrise Europas 
Fondsindustrie schwer zugesetzt. 
• Kornelia Pfeiffer 
Einäugiger unter Blinden will nie- 
mand am Fondsplatz Liechtenstein 
sein. «Das Minus stört uns.» Dies 
unterstrich Matthias Voigt (The- 
Fund AG), Präsident des Liechten- 
steiner Anlagefondsverbandes 
(LAFV) bei der Medienkonferenz 
am Donnerstag nach der General- 
versammlung in Gamprin-Bendern. 
Die weltweite Wirtschaftskrise und 
die internationale Diskussion um 
den Finanzplatz Liechtenstein ha- 
ben auch bei den Investmentgesell- 
schaften ihre Spuren hinterlassen. 
Verwalteten die 46 LAFV-Mit- 
glieder 2007 noch 27,7 Mrd. Fran- 
ken, verbuchten sie Ende 2008 ein 
Fondsvolumen von 26,8 Mrd. Fran- 
ken, was einem Rückgang von 3,25 
Prozent entspricht. Die Zahl neu 
bewilligter Fonds ist 2008 dennoch 
weiter gestiegen. Die Statistik auf 
der Homepage des LAFV verzeich- 
net für März 536 Fonds und ein 
Fondsvermögen von 28,3 Mrd. 
Franken. 
Die Step-by-Step-Strategie geht 
auf, sagt Voigt: 1997 betrug das 
verwaltete Vermögen noch 0,7 Mrd. 
Franken, Ende 2006 war der Stand 
25 Mrd. Franken «Der Fondsplatz 
zeigt auch in schwierigen Zeiten ei- 
ne sehr gute Leistung», bekräftigte 
LAFV-Vorstandsmitglied Michael 
K. Frommelt (IDF Anlagegesell- 
schaft). Neugeschäfte zu machen, 
dies sei allerdings schwierig ge- 
worden, ergänzt Roland Bargetze 
(LLB-Fondsleitung), Vizepräsident 
des LAFV. 
Hauptamtliche Geschäftsstelle 
2009 dürfte ein schwieriges Jahr 
für die Fondsbranche werden, nicht 
zuletzt wegen der anstehenden 
strengen nationalen und internatio- 
nalen Regulierungen, erwartet der 
LAFV. Um trotzdem punkten zu 
können, will der Verband eine 
hauptamtliche Geschäftsstelle ein- 
richten. Neue EU-Direktiven stün- 
den an, die Diskussion über inter- 
nationale Steuerthemen gehe wei- 
ter. Und natürlich werde die Ent- 
wicklung an den Geld- und Kapi- 
talmärkten die Entwicklung der 
liechtensteinischen Fondsindustrie 
beeinflussen. 
Kontinuierliches Wachstum 
des Fondsplatzes 
Entwicklungsziel des Fonds- 
platzes ist kein sprunghaftes, son- 
dern ein kontinuierliches Wachs- 
tum. Seit 2005 lässt das neue Ge- 
setz über Investmentunternehmen 
IUG neue Produktideen zu und 
zieht auch neue Anbieter an. Mit 
dem IUG wurden Lücken geschlos- 
sen, womit der Fondsplatz Liech- 
tenstein mit grossen Fondsplätzen 
wie Luxemburg und Irland gleich- 
zog. Beim LAFV ist man über- 
zeugt, dass die modernen, transpa- 
renten und klaren Strukturen des 
Fondsplatzes auch in den nächsten 
Jahren zum Erfolg der Fondsindus- 
trie beitragen werden. 
Anleger wollen 
Produkte verstehen 
Im Augenblick warten Fondsan- 
bieter überall ab. Erst wenn sich die 
Märkte beruhigen, werde ein Teil 
des massiv auf Bankkonten gepark- 
ten Geldes zurück in Fonds flies- 
sen, sagen Experten. 2009 scheint 
das Pendel zurückzuschlagen: weg 
von immer spezialisierteren und ri- 
sikoreichen Anlagen hin zu ein- 
facheren, verständlichen und trans- 
parenten Produkten. Im Vorder- 
grund steht, dem gestiegenen Be- 
dürfnis der Anleger nach Sicherheit 
Rechnung tragen. Nach den 
jüngsten Erfahrungen wollen die 
Anleger das, was sie im Depot ha- 
ben, genau verstehen. 
Michael K. Frommelt, Matthias Voigt, Roland Bargetze (von links): Fondsplatz profitiert von modernen, transparenten und klaren Strukturen. 
FOTO 
MICHEL 
ZANGHELLINI 
Jan-Egbert Sturm mit schlechter Prognose 
Wirtschaft / 13 
China will den US-Dollar ablösen 
Wirtschaft / 16 
NEWSMIX 
Finanzkrise USA stecken tiefer 
in der Rezession als erwartet 
WASHINGTON – Die US-Wirtschaft 
steckt noch etwas tiefer in der Rezession als 
bislang angenommen. Das Bruttoinlandpro- 
dukt sank im vierten Quartal aufs Jahr hoch- 
gerechnet um 6,3 Prozent, wie das Handels- 
ministerium am Donnerstag nach endgül- 
tigen Berechnungen mitteilte. Damit wurde 
die Ende Februar ermittelte Zahl von 6,2 
Prozent leicht korrigiert. Analysten hatten 
sogar minus 6,5 Prozent erwartet. Ver- 
glichen mit den anderen beiden grossen In- 
dustriestaaten Japan und Deutschland ste- 
hen die USA damit aber fast noch gut da. In 
Japan schrumpfte das BIP Ende 2008 aufs 
Jahr hochgerechnet um rund 12 Prozent, in 
Deutschland um rund 8 Prozent. 
Grund für die schwerste Rezession in den 
Vereinigten Staaten seit mehr als 26 Jahren 
sind Einbrüche bei Exporten, Konsum und 
Investitionen. Die Ausfuhren sanken wegen 
der weltweiten Wirtschaftskrise um 23,6 
Prozent. (ap) 
Frankreich: Verbot von Boni 
und Aktienoptionen 
PARIS – Angesichts massiver Proteste ge- 
gen die Selbstbedienungsmentalität von 
Managern geht der französische Staat ge- 
gen Aktienoptionen und «Goldene Hand- 
schläge» vor. Der Generalsekretär des Prä- 
sidentenpalastes, Claude Guéant (Foto), 
kündigte ein Verbot von Aktienoptionen 
und Boni für Unternehmen an, die vom 
Staat unterstützt werden. Das Dekret wer- 
de schon kommende Woche vorgelegt wer- 
den, sagte Guéant im Fernsehen. Im Juni 
soll ein Gesetz über die Beteiligung der 
Beschäftigten an Unternehmensgewinnen 
folgen. Die Millionenentlohnungen für 
Topmanager sind in Frankreich mit der 
Verschärfung der Wirtschaftskrise ins Zen- 
trum der Proteste und des politischen 
Streits gerückt. Am Donnerstag traten die 
Beschäftigten des Energiekonzerns GDF- 
Suez an zahlreichen Standorten in den 
Streik, als bekannt wurde, dass der Kon- 
zernchef Gerard Mestrallet im November 
Optionen auf 830 000 Aktien erhalten hat- 
te. Der Staat als grösster Aktionär hatte den 
Aktienoptionen zugestimmt. GDF-Suez 
hat zuletzt 6,5 Milliarden Euro Gewinn ge- 
schrieben und bekommt keine Staatshilfe, 
ist also von dem angekündigten Dekret 
nicht betroffen. (dpa) 
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OC Oerlikon muss restrukturieren 
2008 Verlust von 422 Mio. Franken – Auch 2009 wird Verlustjahr 
PFÄFFIKON – Der Mischkonzern 
OC Oerlikon muss Geschäftsbe- 
reiche neu ausrichten oder gar 
verkaufen. 2008 brachte einen 
Verlust von 422 Mio. Franken. 
Am meisten leidet OC Oerlikon un- 
ter den katastrophalen Marktver- 
hältnissen für Textilmaschinen. Die 
Textilsparte sei für fast 90 Prozent 
des Rückgangs der Bestellungen 
verantwortlich, sagte Konzernchef 
Uwe Krüger am Donnerstag vor 
den Medien in Zürich. Diese 
sackten 2008 gruppenweit um 26 
Prozent auf 4,32 Mrd. Fr. ab. 
«Das Ergebnis ist enttäuschend», 
lautete Krügers nüchternes Fazit. 
2007 hatte der heute vom rus- 
sischen Investor Viktor Vekselberg 
kontrollierte Konzern noch 319 
Mio. Fr. verdient. Der Umsatz der 
fortgeführten Aktivitäten sank we- 
gen weltweit schlechter Absätze 
2008 um 12,1 Prozent auf 4,75 
Mrd. Franken. 
Das Betriebsergebnis vor Steuern 
und Zinsen (EBIT) beträgt 37 Mio. 
Franken, nach 467 Mio. Fr. im Vor- 
jahr. Auf dem Betriebsergebnis la- 
sten einmalige Restrukturierungs- 
kosten von 66 Mio. Fr. und Wertbe- 
richtigungen des Goodwills von 
252 Mio. Franken. Das Eigenkapi- 
tal schrumpfte von 1,9 auf 1,1 Mrd. 
Franken. 
Die Konzernführung antwortet 
auf die Krisenerscheinungen, in- 
dem sie eine Straffung aller Ge- 
schäftsbereiche und Restrukturie- 
rungen anstrebt, besonders in der 
Textilsparte. «Wir werden auch Un- 
ternehmensteile kontrolliert abstos- 
sen müssen», kündigte Finanzchef 
Jürg Fedier an. Dies geschehe auch 
im Interesse der Kreditbedingungen 
für die 2,5 Mrd. Schulden, die OC 
Oerlikon bei einem Bankenkonsor- 
tium hat. Derzeit erfüllt OC Oerli- 
kon die Auflage, dass die Verschul- 
dung das 3,5-fache des Betriebser- 
gebnisses nicht übersteigt. 
Wegen des unsicheren Umfelds 
müsse der Konzern aber Schritte 
zum Schutz der Bilanz vorbereiten: 
So soll mit den 23 beteiligten Ban- 
ken über die Kreditbedingungen 
neu verhandelt werden, sagte Fe- 
dier. Der Finanzchef rechnet damit, 
dass die Finanzierungskosten für 
OC Oerlikon steigen werden. 
Stellen gestrichen 
Zur Situation der Arbeitsplätze 
nannte Krüger keine Details. In den 
vergangenen Monaten hat der Kon- 
zern 2200 Stellen gestrichen, davon 
rund 1000 feste Stellen. 3800 Be- 
schäftigte sind in Kurzarbeit: «Wir 
nutzen dazu den gesetzlichen Rah- 
men in der Schweiz und Deutsch- 
land voll aus», sagte Krüger. (ap)
	        

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