NACHRICHTEN
LÄNDER
ZEITUNG 2 5 MITTWOCH, 25. MÄRZ 2009
3000 Tonnen Schnee wurden be-
nötigt, um das Schloss Werdenberg nachzu-
bilden. Carweise fuhren die Werdenberger
am Wochenende ins Klostertal, um ihr
Schloss in Schnee und Eis im Skigebiet
Sonnenkopf zu bewundern.
Rheintaler Herbstmäss Ende
Oktober in Au/Heerbrugg
AU – Nach der erfolgreichen Erstauflage
der Messe folgt in diesem Jahr die zweite.
Am Wochenende vom 30. Oktober bis 1.
November 2009 werden Kaufinteressierten
wieder eine Vielzahl von Ausstellern auf
dem Allmendplatz Au/Heerbrugg geboten.
Die erste Herbstmäss im Jahr 2008 war, bis
auf die Parkplatzsituation, ein grosser Er-
folg. Trotz starken Schneefalls und eisigen
Temperaturen wurde die Messe von Besu-
chern und Ausstellern sehr gelobt. Mit der
kurzen und intensiven Messe wird eine Lü-
cke im Messekalender des Rheintals ge-
schlossen. Über 70 Prozent der Aussteller
im 2008 gaben bei der Befragung an, dass
sie im 2009 bereits wieder mitwirken wol-
len. Aufgrund der hohen Besucherqualität
konnten die Aussteller mit bereits 6.000 Be-
sucherinnen und Besuchern die Messeziele
erreichen und übertreffen. Im 2009 findet
die Messe nun drei Wochen früher statt. In-
teressierte Aussteller können sich bereits
jetzt online unter www.herbstmäss.ch an-
melden. (pd)
Modellflug-Contest am Pizol
WANGS – Die Modellfluggruppe Falknis
führt am Sonntag, den 29. März, erstmals
einen Modellflug-Wettkampf auf Skiern
durch. Im Vordergrund steht aber der Spass.
Am kommenden Sonntag (Verschiebeda-
tum 5. April) werden manche Skitouristen
am Pizol staunen. Ab 10 Uhr werden Ski-
fahrer einen Riesenslalom bestreiten, gleich-
zeitig aber auch ein Segelflug-Modell steu-
ern. Für Zuschauer wird ein Rahmenpro-
gramm durchgeführt. (mr)
AUS DER REGION
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Schweizer Volksseele erzürnt
Was Werdenberger Kantonsräte von den verbalen Attacken aus Deutschland halten
BUCHS – Die Schweizer Volkssee-
le tobt. Was Steinbrück und Co.
vom Stapel gelassen haben, wird
nicht einfach hingenommen. Wie
man in den Wald rufe, so töne es
zurück, lautet der Tenor der Wer-
denberger Kantonsräte.
• Kuno Bont
Freitagabend, Stammtischrunde in
Grabs. Es ist lauter als auch schon.
Die Männer, die sich hier jeden
Freitag treffen, fallen sich ins Wort
und sind in ihrer Wortwahl nicht
zimperlich. Es fallen Flüche und
manch ein Ausdruck liegt so weit
unter der Gürtellinie, dass er hier gar
nicht wiedergegeben werden kann.
Die Volksseele der Schweiz ist tief
beleidigt. Von Hitlertum, Nazigeba-
ren und Machtgelüsten ist die Rede.
Von Geschirr zerschlagen, von Grä-
ben aufreissen und Arroganz.
Peitsche, Indianer und Kavallerie
Überlegt die offizielle Politik da
eventuell etwas weniger emotional?
Die «Rheinzeitung» fragte bei eini-
gen Werdenberger Kantonsräten
nach. Dass die Schweiz aufschreie,
wenn ihr ein Regierungsmitglied
aus Deutschland so unsachge-
mäss auf die Füsse trete, komme
nicht von ungefähr. «Wir fühlen uns
in unserer Souveränität verletzt»,
heisst es. Angegriffen, bedroht.
«Wer wie Finanz-
minister Steinbrück
spricht, redet nicht
zu einem gleichbe-
rechtigten Partner,
sondern als Herren-
mensch zu jeman-
dem, der tief unter
ihm steht», sagt der
CVP-Kantonsrat Josef Dudli. «Die-
ser Ton eines Regierungsmitgliedes
ist in der Geschichte der Bundesre-
publik einmalig und nicht akzep-
tabel!»
Alte Muster
Dem Fass den
Boden ausgeschla-
gen hat indes SPD-
Chef Münteferings
Bemerkung, «frü-
her hätte man Sol-
daten geschickt».
Da greifen die
Schweizer zum
Zweihänder. CVP-Nationalrat Tho-
mas Müller aus Rorschach hält den
Deutschen in der Debatte den Spie-
gel des Nationalsozialismus vor.
«Er hat das gesagt, was viele
Schweizer denken und nicht aus-
sprechen», ist SVP-Kantonsrat Au-
gust Wehrli der Auffassung. «Aber
weiterbringen wird uns das auch
nicht», ist er überzeugt.
Josef Dudli sagt: «Wenn Schwei-
zer sich angesichts solcher Worte an
die unseligen Zeiten vor 1945 erin-
nern, so sind solche Empfindungen
für mich nachvollziehbar.» Auch
für EVP-Kantonsrat Hans Oppliger:
«Wenn deutsche Politiker in ihrer
Wahlkampfrhetorik darauf hinwei-
sen, dass man entsprechende Pro-
bleme früher mili-
tärisch zu lösen
versuchte, muss
man sich nicht
wundern, dass sich
auch andere Leute
an frühere Zeiten
erinnern».
«Die Drohgebärden beeindru-
cken mich nicht und sind der Aus-
druck eines sich anbahnenden
Wahlkampfes in Deutschland, in
dem von eigenen Problemen abge-
lenkt wird», sagt
Kantonsrat Beat
Tinner aus Wartau,
nüchtern analysie-
rend. Er nehme die-
se Äusserungen des-
halb sehr gelassen.
«Sich auf beiden
Seiten ins Kriegs-
vokabular versteigen, kann nur ne-
gativ ausfallen», ist er überzeugt.
Die Retourkutsche
«Alles müssen wir uns nicht ge-
fallen lassen», bringt es FDP-Kan-
tonsrat Paul Schlegel auf den Punkt.
So wie in den Wald gerufen werde,
so töne es eben zurück. Er steht mit
dieser Meinung nicht alleine. Vor
allem die bodenständige Schweiz
erinnert sich nach den Anwürfen
von Steinbrück und Co. an die alten
Eidgenossen. Ihr Widerstandsgeist
ist plötzlich wieder allgegenwärtig.
Dass von ihm auch viele Deutsche
getroffen werden, denen die Ausei-
nandersetzung eher peinlich ist,
wird zu wenig differenziert gese-
hen. Die Antwort von Müller schon.
«Ich finde den Vergleich von Natio-
nalrat Müller mit den Nazis absolut
daneben», entgegnet SP-Kantonsrat
Ludwig Altenburger. Auch die «kin-
dischen Reaktionen einzelner Bun-
desräte» seien fehl am Platz. SVP-
Kantonsrätin Verena Frick möchte
den «Fauxpas» von
Nationalrat Müller
nicht kommentieren.
Sie macht sofort auf
Parteipolitik und für
sie ist denn auch so-
gleich klar: «Nur
wenn wir die CVP
links liegenlassen,
kommen wir hier weiter». SVP-
Kantonsrat August Wehrli kritisiert
den Bundesrat: «Die Gegenforde-
rungen hätten vom Bundesrat früher
ins Feld geführt werden müssen.»
Die Schweiz dürfe nicht bei jedem
Aufschrei erschrocken in die Knie
gehen. Für ihn sei klar, das Bankge-
heimnis müsse zwingend erhalten
bleiben. Er erhält Schützenhilfe von
Verena Frick: «Ich erwarte endlich
mehr Rückgrat von unseren Bun-
desräten. Die aktu-
elle Besetzung er-
bringt leider äus-
serst schwache
Leistungen. Es
herrscht Konzeptlo-
sigkeit und Medien-
geilheit sonderglei-
chen.»
Wie weiter?
Animositäten hin oder her – das
Leben geht weiter. Da Steuerhinter-
ziehung in der Schweiz kein Straftat-
bestand sei, gelte es, eine internatio-
nal allseits akzeptable Lösung zu fin-
den, empfiehlt Josef Dudli und rät:
«Nachdem offenbar auch die Deut-
sche Bundeskanzlerin nicht gewillt
ist, Steinbrück zum nötigen Anstand
zu rufen, sollte man als Retourkut-
sche in dieser Auseinandersetzung
die Rechtshilfe in Steuerfrage mit
Deutschland ganz besonders schlep-
pend und zögerlich abwickeln.»
Kantonsrat Paul Schlegel ver-
langt den Rücktritt von Steinbrück
und möchte, dass ihn die offizielle
Deutsche Politik,
werdenbergerisch
ausgedrückt, «ohrt».
Das Thema EU-
Beitritt sei für ihn
persönlich nach sol-
chen Scharmützeln
in weite Ferne ge-
rückt.
Dennoch müsse man einen ge-
meinsamen Weg finden. Und FDP-
Kantonsrat Beat Tinner rät: «Wir
müssen um Verständnis für die
Schweiz werben. Wer auf Verständ-
nis stossen will, muss Beziehungen
und freundnachbarschaftliche Be-
ziehungen pflegen und nicht erst
aktiv werden, wenn es bereits über-
all brennt», ist er überzeugt.
Kultureller Austausch
Ludwig Altenburger baut auf den
diplomatischen Weg. «Dazu gehört
auch der kulturelle Austausch mit
unseren Nachbarn. Es dürfe keine
«Reisli» nach Luxemburg mehr ge-
ben, um mit den sogenannten Ver-
bündeten auf ein «Bankgeheimnis»
anzustossen und damit erst recht zu
provozieren. Das sei keine Vor-
wärtsstrategie», sagt Altenburger.
Kantonsrat Hans Oppliger kann
nicht ganz verstehen, warum jetzt
Parteiexponenten dem Bundesrat in
den Rücken fallen. «Der Bundesrat
hat sich ja sozusagen im Auftrag
des Volkes und der Mehrheit der
Parteien für das Bankgeheimnis
eingesetzt.»
Peer Steinbrück sorgte mit seinen Aussagen für Empörung.
FOTO KEYSTONE
Verena Frick.
Ludwig
Altenburger.
Hans Oppliger.
Beat Tinner.
Josef Dudli.
August Wehrli.
Paul Schlegel.