INTERNATIONAL
VOLKSBLATT
24 DIENSTAG, 10. MÄRZ 2009
Pfarrer während
Messe erschossen
MARYVILLE – Ein amerikanischer
Geistlicher wehrte vier Kugeln
mit der Bibel ab, ehe er tödlich
getroffen wurde.
Entsetzen nach tödlichen Schüssen
auf den Pfarrer einer Kirche im US-
Staat Illinois während des Gottes-
dienstes: Einen Tag nach der Blut-
tat in der Ortschaft Maryville
herrschte am Montag weiter Rät-
selraten über das Motiv des Schüt-
zen. «Wir haben keine Ahnung,
was diesen Kerl zu dieser Tat ver-
anlasst hat», sagte ein Kollege des
getöteten Geistlichen, Mark Jones.
Messer gezückt
Der Schütze hatte während der
Sonntagsmesse zunächst mehrere
Worte mit Reverend Fred Winters
gewechselt und dann vor den Au-
gen der 150 Kirchenbesucher zu
feuern begonnen. Gottesdienstbe-
suchern gelang es, den Mann, der
mittlerweile ein Messer gezückt
hatte, zu überwältigen.
Bei dem Schützen handelt es sich
um einen 27-Jährigen aus einem
Nachbarort. Der Pfarrer der Bap-
tistengemeinde hatte die ersten vier
Kugeln noch mit seiner Bibel ab-
bremsen können. Er erlag später
seinen Verletzungen. Der Geistli-
che hinterlässt eine Frau und zwei
Kinder.
FOTO
REUTERS
Baptisten-Pfarrer Fred Winters.
BRAUNSCHWEIG – Ausge-
rechnet einen Kreisverkehr hat
sich eine 62-Jährige in Braun-
schweig zum Einfahren ihres neu-
en Kleinwagens ausgesucht. Weil
die Frau mit ihrem roten Flitzer
mehr als 50 Mal den Kreisel um-
rundete, meldeten sich besorgte
Anrainer bei der Polizei. Wie die
Beamten mitteilten, brachten die
Einsatzkräfte die Pilotin sanft
zum Boxenstopp.
Die 62-Jährige begründete ihre
Kurvenfahrt damit, dass sie ihren
Wagen einfahren wollte und dies
im normalen Verkehr «nicht so gut
ginge». Die Beamten veranlassten
einen Alkoholtest, der negativ aus-
fiel, verwarnten die Dame und
schickten sie nach Hause.
Kreisverkehr blockiert
Klatten-Erpresser verurteilt
Schweizer hatte reichste Frau Deutschlands mit Sex-Videos erpresst – 6 Jahre Haft
MÜNCHEN – Kurzer Prozess für
den Erpresser der Multi-Milliar-
därin Susanne Klatten: Nach nicht
mal vierstündiger Verhandlung
hat das Landgericht München I
den Schweizer Helg S. am Montag
zu sechs Jahren Haft verurteilt.
Durch das Geständnis des 44-Jäh-
rigen blieb der reichsten Frau
Deutschlands und BMW-Grossakti-
onärin eine Zeugenaussage erspart.
Helg S. wurde wegen gewerbsmäs-
sigen Betrugs, versuchten gewerbs-
mässigen Betrugs und versuchter
gewerbsmässiger Erpressung verur-
teilt. Er hatte mit vier Frauen Affä-
ren begonnen, um sich deren Geld
zu erschleichen. Insgesamt konnte
er sich so 9,4 Millionen Euro (13,8
Mio. Fr.) ergaunern, alleine sieben
Millionen Euro davon von der 46
Jahre alten Susanne Klatten.
S. räumte ein, seine Opfer mit
heimlich gemachten Videoaufnah-
men von ihren intimen Treffen er-
presst zu haben. Alleine von Klat-
ten wollte er zunächst 49 Millionen
Euro (71,8 Mio. Fr.) und, nachdem
diese nicht zahlte, 14 Millionen Eu-
ro (20 Mio. Fr.) für die Sex-Bilder
haben.
In einer persönlichen Erklärung
sagte S.: «Ich bedauere das Vorge-
fallene zutiefst und entschuldige
mich bei den geschädigten Da-
men.» Der Übersetzer hatte gezielt
den Kontakt zu reichen Frauen ge-
sucht, um sich so seinen Lebensun-
terhalt zu sichern.
Beute verschollen
Zur Beute und den Videoaufnah-
men wollte der Angeklagte keine
Angaben machen. Der Staatsanwalt
warf S. vor, er wolle den Verbleib
der Beute entweder geheim halten,
um nach seiner Entlassung aus der
Haft auf die Millionen zugreifen zu
können. Oder er wolle einen Kom-
plizen decken. Der Schweizer wer-
de deshalb die vollen sechs Jahre
absitzen müssen. Eine vorzeitige
Haftentlassung wegen guter Füh-
rung nach zwei Dritteln der Strafe
sei für solche Fälle ausgeschlossen.
Helg S. ergaunerte von vier reichen Frauen 9,4 Millionen Euro. Susanne
Klatten (Bild) hatte schliesslich Anzeige erstattet.
Tatort: Das Hotel Holiday Inn in
München. Gut festhalten lautet die Devise
von Gorilla-Baby Frank, während er auf
dem Rücken seiner Mutter durch das Gehe-
ge im Tierpark von San Diego (USA) spa-
ziert. Frank ist der fünfte Spross von Clan-
Chef Paul Donn.
Schreck in der Morgenstunde: Mit lautem
Getöse ist in Australien ein ausgewachsenes
Känguru durch die Glasscheibe eines
Schlafzimmerfensters gestürzt und direkt
im Ehebett eines Schweizers gelandet. Ett-
lins Frau Verity Beman schrie und zog als
erstes die neunjährige Tochter Beatrix an
sich und dann die Bettdecke über den Kopf,
berichtete die Familie Reportern. Das Tier
sprang blutend von der Matratze auf den
Nachttisch, ehe es zur Tür hinaus in das
Zimmer des Sohnes stürzte. Der zehnjähri-
ge Leighton schrie um Hilfe. «Ich dachte,
das kann jetzt für die ganze Familie richtig
gefährlich werden», sagte Ettlin. Der 42-
Jährige stürzte sich nach eigenen Angaben
nur mit Unterhose bekleidet von hinten auf
das Tier, rang es zu Boden, nahm es in den
Schwitzkasten und zerrte es zur Haustür.
Das 40 Kilogramm schwere Tier hinterliess
eine Schneise der Verwüstung.
ZU GUTER LETZT
NEWSMIX
Heckenschütze feuert aus
Hochhaus auf Passanten
PARIS – Ein schwerbewaffneter Hecken-
schütze hat am Montag die Bewohner ei-
ner Hochhaussiedlung in Paris in Atem ge-
halten. Der Mann schoss am Morgen zu-
nächst aus dem Fenster seiner Wohnung
im zwölften Stock einen Passanten an.
Später lieferte er sich ein Feuergefecht mit
der Polizei. Nach dem Schusswechsel wur-
de der 45-Jährige tot in seinem Apparte-
ment entdeckt. Laut Behördenangaben war
zunächst unklar, ob er sich selbst das Le-
ben nahm oder ob ihn Kugeln der Sicher-
heitskräfte töteten.
Ein Polizist wurde bei dem Schusswech-
sel an der Hand verletzt. Für ihn und das er-
ste Opfer des Heckenschützen bestand aller-
dings keine Lebensgefahr.
Bub am Steuer, Vater schlief
WELLINGTON – Polizisten haben einen
13-jährigen Raser in Neuseeland gestoppt,
dessen Vater auf dem Beifahrersitz schlief.
Der Bub war mit 137 km/h unterwegs – auf
einer Landstrasse mit einem Tempo-100-Li-
mit. Er habe seinem Sohn das Steuer über-
lassen, weil er einen Gichtanfall hatte, sagte
der Vater.
Kirche bannt 9-Jährige
RIO DE JANEIRO – Die Exkommunikati-
on von zwei Ärzten und einer Brasilianerin,
die den Fötus ihrer vergewaltigten neunjäh-
rigen Tochter abtreiben liess, schlägt weiter
hohe Wellen. Die Entscheidung des Bi-
schofs von Recife zeuge von «hartem Lega-
lismus», schreibt die katholische Zeitung
«La Croix» in Paris.
Tauchausflug
endet in Tragödie
BANGKOK – Bei einem Tauchaus-
flug in Thailand ist ein Boot mit
21 Touristen und neun Einheimi-
schen in einen Sturm geraten und
gesunken.
Sechs Touristen und ein Einheimi-
scher wurden gestern noch ver-
misst, darunter mindestens ein
Deutscher, zwei Schweizer und ein
Japaner. «Wir müssen davon ausge-
hen, dass auch drei Österreicher
von dem Unglück betroffen sind»,
sagte der Sprecher des österrei-
chischen Aussenministeriums,
Harald Stranzl.
Beliebtes Ziel
Fischer entdeckten Montag früh
die 23 Überlebenden, die sich über
Wasser gehalten hatten, und nah-
men sie an Bord. Von den Ver-
missten fehlte zunächst jede Spur.
«Wir suchen noch», sagte ein Po-
lizeisprecher gestern. Die Simi-
lan-Inseln gehören zu den be-
liebtesten Zielen für Sporttaucher
in Thailand.
Umstrittenes
Medizin-Buch
WIEN – Die von Kurt Lang-
bein in seinem Buch «Ver-
schlusssache Medizin» ge-
äußerte Kritik sorgt für Auf-
merksamkeit: Jährlich wür-
den in Österreichs Kranken-
häusern 2500 Menschen an
den Folgen von Behand-
lungsfehlern sterben. Patien-
tenanwalt Konrad Brustbau-
er: «Mit Todesfällen soll
man nicht hochrechnen –
vor allem nicht mit alten
Zahlen aus dem Ausland.»
Man müsste das hierzulande
erheben.
Mode aus der Kollek-
tion des türkischen Desig-
ners Hussein Chalayan.
FOTOS AP/REUTERS