Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2009)

INLAND 
VOLKSBLATT 
7 FREITAG, 6. MÄRZ 2009 
Ferienzimmer mit Betreuung 
Entlastungsangebot für 
pflegende Angehörige 
In den Häusern der Stiftung LAK stehen Gäs- 
tezimmer mit Balkon, Telefon, Fernseher für 
Feriengäste zur Verfügung: 
–  zur Betreuung und Pflege, wenn die Angehö- 
rigen in den Ferien sind 
–  zur vorübergehenden Entlastung von pfle- 
genden Angehörigen 
–  als Übergangslösung nach einem Spitalauf- 
enthalt / während oder nach einer Krankheit 
Der Aufenthalt ist auf eine bis vier Wochen be- 
fristet, kann aber mehrmals im Jahr in An- 
spruch genommen werden. Die Belegung er- 
folgt nach Eingang der Anmeldungen. 
Wir beraten Sie gerne. Bitte setzen Sie sich 
frühzeitig mit uns in Verbindung: 
Kontakt Beratung Alterspflege / Stiftung LAK, 
St. Florinsgasse 16, 9490 Vaduz 
Telefon 239 90 80 
ANZEIGE 
FORUM/LESERMEINUNGEN 
Versäumnis 
der Schulleitungen 
(Mitteilung des Schulamtes zum 
Leserbrief vom 4. März 2009 mit 
dem Titel «Schule Mühleholz II 
macht frei») 
In diesem Leserbrief wird er- 
wähnt, dass die Weiterführenden 
Schulen im Schulzentrum Mühle- 
holz II schon am zweiten Tag nach 
den Ferien den Schülern freigege- 
ben hätten, dies mit der Erklärung, 
dass sich die Lehrpersonen auf die 
SPES-Veranstaltung am Abend vor- 
bereiten müssten. Dies sei entgegen 
den rechtlichen Bestimmungen, 
wonach Weiterbildungs- und Infor- 
mationsveranstaltungen nur noch 
an schulfreien Tagen durchgeführt 
werden dürften. An das Schulamt 
wird der Vorwurf gerichtet, warum 
dies geduldet wurde. 
Dazu hält das Schulamt Fol- 
gendes fest: 
1. Die Regelung, wonach solche 
Veranstaltungen nur noch an 
schulfreien Tagen angesetzt werden 
dürfen, tritt erst auf Beginn des 
Schuljahres 2009/10 in Kraft. Bis 
Ende des laufenden Schuljahres 
dürfen solche Veranstaltungen im 
Ausmass von maximal zwei Tagen 
auch in der Schulzeit stattfinden, 
allerdings nur mit Bewilligung des 
Schulamtes. 
2. Im Rahmen von SPES I haben 
bislang verschiedene Sekundar- 
schulen solche Weiterbildungsver- 
anstaltungen durchgeführt, mit Be- 
willigung des Schulamtes auch an 
ein bis zwei Schultagen. Die im- 
mensen Vorarbeiten für das Projekt 
rechtfertigten nach Ansicht des 
Schulamtes solche Bewilligungen 
ausnahmsweise. 
3. Die Schulleitungen der Ober- 
und Realschule Vaduz haben es be- 
dauerlicherweise versäumt, beim 
Schulamt eine Bewilligung für die 
von ihnen durchgeführte Schulein- 
stellung einzuholen. Auch wurde 
die Schuleinstellung nicht rechtzei- 
tig den Eltern angekündigt. Zu die- 
sen beiden Punkten haben die be- 
troffenen Schulleitungen im Nach- 
hinein gegenüber dem Schulamt 
Stellung genommen und ihr Vorge- 
hen begründet. Es ist aber festzu- 
halten, dass schon aus formellen 
Gründen die Schuleinstellung nicht 
hätte stattfinden dürfen. 
4. Das Schulamt bedauert das 
Versäumnis der Schulleitungen bei- 
der Schulen und wird die konse- 
quente Einhaltung der neuen, ver- 
schärften Regelungen bei den Schu- 
len einfordern. Schulamt 
Der letzte Schrei 
Zwar haben die Schülerinnen und 
Schüler im PISA-Test mehrmals 
beste Werbung für das Land ge- 
macht, aber einen Platz auf dem 
Podest haben sie leider nie ge- 
schafft. Damit auch das noch er- 
reicht wird, hat das Schulamt unse- 
re Spitzenlehrkräfte beauftragt, 
neue Wege der Unterweisung zu 
suchen. Und sie sind auf dem Mo- 
demarkt der Pädagogik fündig ge- 
worden: Grossraumbüro heisst das 
Zauberwort, mit dem auf einen 
Tätsch alle alten Zöpfe aus dem 
Weg geräumt werden. Da kleine, 
überschaubare Schülergruppen bis 
anhin den ganz grossen Erfolg nicht 
bringen konnten, sperrt man in 
SPES elfjährige Kinder in Gross- 
gruppen in Hallen, wo bei hohem 
Lärmpegel und bienenstockähn- 
lichem Gewimmel für sie ganz neue 
und einzigartige Lernbedingungen 
geschaffen werden. Wie man bei 
den Aufklärungsveranstaltungen in 
Mauren und Vaduz erfahren konn- 
te, liegt fürs Unterland die beste 
Zahl an Kindern in einem Raum bei 
zirka 50. Da zwischen den Schulen 
aber eine Wettbewerbssituation be- 
steht, haben die Residenzler im 
Mühleholz II noch einen Zacken 
draufgelegt und nach langem Nach- 
denken ihre ideale Schülerzahl bei 
70 angesetzt. Damit werden sie 
aber den Spitzenrang nicht einneh- 
men können, weil der Aussenseiter 
Balzers für einmal die Nase vorn 
hat und anlässlich der Aufstockung 
seines Schulgebäudes bald die 
Wände zwischen den Klassenzim- 
mern herausreissen lässt. Die Esch- 
ner und Vaduzer versuchen zwar, 
mit ihren Köpfen die schweren Ei- 
chentüren im Bauamt einzurennen, 
damit die Beamten dort ihnen subi- 
to die störenden und teils nigelna- 
gelneuen Wände zwischen den 
Klassenzimmern herausreissen. Da 
das Schulamt aber nur ständig den 
Ausbau predigt und das Wort Ab- 
bau fürchtet wie der Teufel das 
Weihwasser, werden die vom Bau- 
amt wohl nicht gleich zur Spitzha- 
cke greifen. Kinder in Grossraum- 
büros, das ist der letzte Schrei: 
möchten Sie, verehrte Leserin, ver- 
ehrter Leser das aber wirklich? 
Da guckt eine hässliche Katz aus 
dem Sack! Deshalb NEIN zu SPES. 
  Otto Kaufmann, Schaan 
Bankgeheimnis 
Die Medien übersäen einen mit Ti- 
teln wie «USA machen Druck auf 
Steueroasen», «Sanktionen gegen 
Steueroasen» und Ähnlichem. Da- 
mit wird die Beseitigung des Bank- 
geheimnisses als Allzweckmittel 
propagiert. Rein rechnerisch dürfte 
dies nicht aufgehen. Die Länder 
scheinen ferner zu vergessen, dass 
viele Mittel zu Reinvestitionszwe- 
cken in deren Wirtschaft effizient 
zurückfliessen. 
Sprechen die Politiker von Steu- 
eroasen, so meinen sie damit Län- 
der, die mit Bezug auf Steuerverge- 
hen nicht umfassend kooperieren. 
Im Moment steht überall die Unter- 
scheidung in Steuerbetrug und 
Steuerhinterziehung im Vorder- 
grund. Liechtenstein wie auch die 
Schweiz machen hier eine konse- 
quente Unterscheidung. 
Bei Steuerbetrug kooperiert 
Liechtenstein umfassend, dies lässt 
sich problemlos nachweisen, bei 
Steuerhinterziehung hingegen 
nicht. Der Grund liegt darin, dass 
die Steuerhinterziehung eine Ange- 
legenheit zwischen Staatsapparat, 
sprich Steuerverwaltung, und dem 
Steuerpflichtigen ist. Die Daten 
sind zwischen den «Vertragspar- 
teien» auszutauschen, die Tätigkeit 
des Staatsapparates soll transpa- 
rent, nachvollziehbar und ehrlich 
sein. Keine Bespitzelung, keine Da- 
tentransfers zwischen Behörden, 
keine Aktenbeschlagnahme bei 
Dritten. Dies alles ist auf dem Ver- 
waltungswege nicht möglich, und 
dies ist auch gut so, damit das Ver- 
trauen in den Staatsapparat beste- 
hen bleibt. Bedient sich der Staats- 
apparat ohne Mitwissen des Steuer- 
pflichtigen dessen Daten und 
tauscht sie im Geheimen aus, so ist 
dies moralisch verwerflich und 
führt zu einem Vertrauensverlust. 
Diese Ansicht hat sicherlich ihre 
Grenzen, wir ziehen die Grenze 
zwischen Steuerbetrug und Steuer- 
hinterziehung. 
Auch im Ausland wird eine sol- 
che Unterscheidung gemacht, aller- 
dings wird sie anders genannt. Je 
nach Steuervergehen werden Straf- 
behörden aktiv oder nicht, in Spa- 
nien zum Beispiel ab ca. EUR 
130 000. Nur unterscheiden sich 
zahlreiche Länder darin, dass sich 
die Steuerbehörden bei Dritten im- 
mer Informationen holen können. 
Liechtensteins Staatsapparat ge- 
niesst ein hohes Vertrauen, weil die 
direkte Demokratie ihn kontrolliert. 
Wenn wir somit gegen das Bankge- 
heimnis sind, so sind wir eigentlich 
dafür, dass die Tätigkeit des Staats- 
apparates nicht mehr berechenbar 
ist. 
Der Verzicht auf das Bankge- 
heimnis bedeutet den Verzicht auf 
Planungs- und Rechtssicherheit 
beim Umgang mit der Steuerbehör- 
de. Der EU und den USA geht es 
darum, deren Staatsmacht und Ge- 
setze direkt auf uns anzuwenden. 
Staaten wie Liechtenstein, selbst 
auf politisch motivierten Listen, 
müssen auf ihre Rechte pochen. 
Überall auf Druck nachzugeben ist 
falsch, man sollte sich unter Um- 
ständen auch dem Ellbogenwettbe- 
werb stellen. Ich gehe immer noch 
davon aus, dass die Gegenseite 
«fair play» mit uns vorhat. 
Roger Frick, Triesen 
Dipl. Wirtschaftspüfer 
Dipl. Betriebsökonom FH 
Treuhänder, TEP 
Für Gross und Klein – Ruhm: Ein Roman 
in neun Geschichten / Daniel Kehlmann 
Ein Schriftstel- 
ler mit der un- 
heilvollen Nei- 
gung, Men- 
schen, die ihm 
nahestehen, zu 
Literatur zu ma- 
chen, ein ver- 
wirrter Internet- 
blogger, ein Ab- 
teilungsleiter 
mit Doppelle- 
ben, ein be- 
rühmter Schau- 
spieler, der lie- 
ber unbekannt 
wäre, eine alte Dame auf der Reise in den 
Tod: Ihre Wege kreuzen sich in einem Ge- 
flecht von Episoden zwischen Wirklichkeit 
und Schein. Ein Spiegelkabinett voll unvor- 
hersehbarer Wendungen – komisch, tief- 
gründig und elegant erzählt vom Autor der 
«Vermessung der Welt».   (Verlagstext) 
Standort: L DEU KEHLMANN 
Bastian fährt Bagger / Andreas Dierssen 
Bastian wünscht sich nichts sehnlicher als 
einen Bagger. Einen, wie er ihn immer im 
Spielzeugladen sieht, wenn er vom Kinder- 
garten nach 
Hause fährt. 
Und dann steht 
ein richtiger 
Bagger bei 
ihm zu Hause 
in der Einfahrt. 
Als niemand 
zu sehen ist, 
klettert Bas- 
tian ins Füh- 
rerhaus. Da 
kommt Krupp- 
ke, der Bag- 
gerfahrer, und 
die beiden 
freunden sich 
an. Schliesslich darf Bastian auf Kruppkes 
Baustelle sogar richtig Bagger fahren und 
Sand schaufeln. Der Traum des Jungen wird 
wahr.   (Verlagstext) 
Standort: B 
DIER* * * 
In der «Volksblatt»-Rubrik «Buchtipps» 
stellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 
der Liechtensteinischen Landesbiblio- 
thek wöchentlich Bücher vor. Die heu- 
tigen Buchtipps hat Sibylle Marxer zu- 
sammengestellt. 
BUCHTIPPS 
Aneinander vorbeireden 
Referat: «Von der Klarheit der Sprache in geschwätziger Zeit» 
MAUREN – «Wir reden viel, aber 
oft aneinander vorbei», betonte 
Albert Ziegler, Sozialethiker aus 
Zürich, in seinem Referat im 
gestrigen Senioren-Kolleg. 
• Theres Matt 
«Wir leben in einer geschwätzigen 
Welt», sagte Ziegler und unterstrich 
«nachzudenken, was geschieht, 
wenn wir miteinander reden». Es 
gelte, sich bewusst zu machen: 
«Die Botschaft entsteht erst beim 
Empfänger.» 
Hochform des Sprechens 
Der Referent beleuchtete den tie- 
fen Sinngehalt von sagen, reden, 
sprechen, ging auf das Wunder der 
Sprache, auf die durch Luftschwin- 
gungen transportierten Gedanken 
und Gefühle ein. Er verwies auf das 
Singen, als Hochform des Spre- 
chens, das in früherer Zeit inten- 
siver gepflegt wurde, Menschen in 
der Gemeinsamkeit des Liedes zu- 
sammenführte. Dass wir Menschen 
reden können, es aber erst lernen 
müssen, zeigt auch eine Studie, die 
524 Kinder aus vier logopädischen 
Praxen erfasste. 207 Kinder wur- 
den angemeldet, weil sie keine oder 
nur wenige Wörter sprachen, 277 
Kinder, weil sie schwer zu verste- 
hen waren, und bei knapp 20 Pro- 
zent wurde ein auffälliges Verhal- 
ten beschrieben. Es zeigte sich, 
dass Sprachentwicklungsstörungen 
bei Buben zwei- bis dreimal öfter 
vorkommen. Weshalb, weiss man 
nicht. 
Der Sprache Sorge tragen 
In dem, was jemand ausspricht, 
drückt er sein Inneres aus, seine 
Gedanken und Gefühle. Zu der aus- 
gesandten Botschaft müsse der 
Mensch stehen können; er sei ver- 
antwortlich für das, was er gesagt, 
wie er es gemeint habe. Der Spra- 
che müsse Sorge getragen werden, 
betonte Ziegler – schlicht, einfach, 
verständlich solle sie sein, mög- 
lichst ohne Fremd- und Modewör- 
ter! Die Muttersprache enthalte oft 
Aussagen des gesunden Menschen- 
verstandes, der bei allzu gelehrter 
Wissenschaft nicht selten vermisst 
werde. Nur was wir selber verste- 
hen, können wir anderen verständ- 
lich mitteilen, sagte der Referent. 
Modeworte behaupten sich immer 
mehr; gebildet sei jedoch, wer sich 
auf «gut Deutsch»   auszudrücken 
vermöge, keine nur halb verstan- 
denen Wörter verwende. 
Ziegler erläuterte die Herkunft 
vermehrt gebräuchlicher Wörter, 
wie Umwelt, Nachhaltigkeit, Mit- 
arbeiterführung. Er ging auf zu 
Worthülsen verkommene Wörter 
ein, auf die allzu oft gebrauchten 
Englischausdrücke. Auch in der 
Sprache soll mit dem Gegenüber so 
umgegangen werden, wie man dies 
für sich selbst wünscht. 
Albert Ziegler überzeugte beim Senioren-Kolleg mit viel Sprachwitz und Fachwissen. 
FOTO 
MICHAEL ZANGHELLINI
	        

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