INTERNATIONAL
VOLKSBLATT
32 DONNERSTAG, 5. MÄRZ 2009
Keine Chance auf Überlebende
Köln: Suche nach Vermissten geht weiter – Vorwürfe gegen die Stadt
KÖLN – Nach dem Einsturz des
Historischen Stadtarchivs in Köln
wurden am Mittwochabend im-
mer noch zwei Anwohner ver-
misst. Es ist mit dem Schlimms-
ten zu rechnen.
Die Suche gestalte sich äusserst
schwierig, da angrenzende Gebäu-
deteile einstürzen könnten und der
Boden nicht fest sei, sagte der Di-
rektor der Kölner Feuerwehr, Ste-
fan Neuhoff. Sollten beide Anwoh-
ner tatsächlich unter den Trümmern
liegen, gehe die Überlebenswahr-
scheinlichkeit gegen null. Als Un-
fallursache wird ein Zusammen-
hang mit einer U-Bahn-Baustelle
angenommen. Das Archivgebäude
war am Dienstag nach vorne umge-
kippt und in einem 28 Meter tiefen
Schacht der Baustelle versunken.
400 Mill. Euro Schaden
Der Schaden durch den Einsturz
sei noch gar nicht abschätzbar,
sagte Kulturdezernent Georg Quan-
der. Der Versicherungswert des Ar-
chivmaterials betrage 400 Millio-
nen Euro. «Der finanzielle Verlust
steht aber in gar keinem Verhältnis
zum geistigen Verlust.» Denn im
Archiv befanden sich wertvolle
Kulturgüter: «Es handelt sich um
das Gedächtnis des gesamten
Rheinlandes und weit darüber hi-
naus.»
Das Unglück hängt offenbar mit
dem U-Bahn-Bau zusammen. Feu-
erwehrdirektor Neuhoff erläuterte,
in dem 28 Meter tiefen Bauschacht
sei eine Öffnung entstanden, in die
grosse Mengen Erde nachgerutscht
seien. Dadurch sei dem Archiv
praktisch der Boden entzogen wor-
den, sodass es umkippte und zwei
angrenzende Häuser mit sich riss.
Dennoch soll der Weiterbau der U-
Bahn nicht gestoppt werden.
Das ehemalige Historische Archiv – Ein einziger Trümmerhaufen.
FOTOS
REUTERS
Prozess Während des Prozesses gegen
den Inzesttäter von Amstetten soll über dem
Gerichtsgebäude von St. Pölten ein Flugver-
bot erlassen werden. Damit sollten ein
Fluchtversuch des 73-jährigen Angeklagten
und mögliche Störungen des Prozesses vom
16. bis 20. März verhindert werden.
Und da war noch eine Frau in Florida, die
drei Mal den Notruf gewählt hat, weil ihr
gewünschtes Gericht bei McDonald’s nicht
vorrätig war. Die 27-Jährige erklärte laut
einem Bericht der Zeitung «The Stuart
News», sie habe vergangene Woche eine
Portion Chicken McNuggets bezahlt und
sei später darüber informiert worden, dass
genau dieses Gericht ausgegangen sei. Das
Schnellrestaurant habe ihr das Geld darauf-
hin nicht zurückgeben wollen. Nach Anga-
ben einer Angestellten wurde der Kundin
stattdessen eine grössere Portion eines an-
deren Essens angeboten, was sie wütend ab-
gelehnt habe.
ZU GUTER LETZT
NEWSMIX
Rom kontrolliert Werbung
ROM – In Rom soll künftig ein Kontroll-
gremium entscheiden, welche Werbeplakate
moralisch vertretbar sind und welche nicht.
Der Stadtrat befürwortete einen entspre-
chenden überparteilichen Antrag. Anstoss
dafür war ein mutmasslich frauenfeind-
liches Plakat einer Kleidermarke, das in Ita-
liens Hauptstadt Proteste auslöste. Das da-
raufhin beschlossene Kontrollgremium fin-
den aber auch nicht alle gut. Empört rea-
gierte der Erfinder der aufsehenerregenden
Benetton-Werbekampagnen, Oliviero Tosca-
ni: «Das ist eine Rückkehr zur Zensur. Wie
kann sich jemand erlauben zu bestimmen,
was richtig oder falsch ist in der Wer-
bung?»
Acht Jahre Haft für Babymord
ZWICKAU – Drei
Babyleichen, alle
mit Klebeband um-
wickelt und ver-
steckt – ein Säug-
ling in einem Kof-
fer im Keller der
Grossmutter, einer
in der Tiefkühltru-
he und der dritte in
einem Blumenkü-
bel. Für den Tod
von zwei dieser
drei Mädchen aus
Plauen ist die 29
Jahre alte Mutter
(Foto) verantwort-
lich. Das Landgericht Zwickau verurteilte
sie am Mittwoch wegen Totschlags zu acht
Jahren Gefängnis. «Wir sind der Überzeu-
gung, dass wir zumindest bei den Kindern
Lisa und Marie die Indizienkette schliessen
können», sagte der Vorsitzende Richter Tor-
sten Sommer. Beim Tod der ersten Tochter
Celine bestehen jedoch laut Gericht Zweifel
an der Verantwortung der Mutter.
Antinori will drei
Kinder geklont haben
Angeblich sind Kinder schon neun Jahre alt
ROM – Der umstrittene italie-
nische Frauenarzt Severino Antino-
ri hat eigenen Angaben zufolge drei
Babys geklont, die mittlerweile
neun Jahre alt seien und in osteuro-
päischen Ländern lebten. Es handle
sich um zwei Buben und ein Mäd-
chen, die bei bester Gesundheit
seien, sagte Antinori in einem In-
terview. «Aus Rücksicht auf das
Privatleben der Familien» wollte
der Klonforscher nicht mehr sa-
gen.
USA: «Baby nach Mass»
Ebenfalls für Wirbel sorgen zwei
Kliniken in den USA: Sie wollen
Paaren in einem halben Jahr Desi-
gnerbabys mit dem gewünschten
Aussehen möglich machen. Die
künftigen Eltern könnten in den
Furchtbarkeitskliniken in Manhat-
tan und Los Angeles über Haar-,
Augen- und sogar Hautfarbe ihrer
Kinder entscheiden, berichtete die
«New York Daily News». Der Me-
diziner Jeff Steinberg, der die Ein-
richtungen betreibt, war bereits an
der Zeugung des ersten Retortenba-
bys beteiligt.
Lingerie aus dem
Hause «Ory» wurde in
Burgos präsentiert.
FOTO
REUTERS
Antinori verhalf vielen Frauen jen-
seits der Menopause zu Kindern.
LOS ANGELES – Schimpfwörter
und Flüche sollen im Bezirk Los
Angeles eine Woche lang tabu sein.
Der Rat des bevölkerungsreichsten
Bezirks in Kalifornien hat die erste
Märzwoche zur «No Cussing Week»
erklärt. Damit werden die Bewohner
aufgefordert, Kraftausdrücke und
Schimpfwörter aus ihrem Wort-
schatz zu streichen. Auslöser für
diesen ungewöhnlichen Erlass ist
die Initiative eines 14-jährigen Schü-
lers in der Ortschaft Pasadena, der
bereits seit zwei Jahren gegen die
unflätige Sprache seiner Mitschüler
ins Feld zieht. An seiner Schule
gründete McKay Hatch den Club
«Nicht Fluchen», der mittlerweile
laut Webseite weltweit auf über
20 000 Mitglieder angewachsen ist.
Fluchfreie Woche
Kobra im Auto
JOHANNESBURG – Einen
giftigen blinden Passagier
hatte ein südafrikanisches
Ehepaar auf der 170 Kilome-
ter langen Rückfahrt vom
Krüger-Nationalpark im Au-
to. Die Speikobra war unbe-
merkt in den Wagen gekro-
chen. Gordon Parratt habe am
Steuer gesessen und während
der Fahrt ein Kribbeln am
Bein gefühlt, dies aber auf
ein Insekt zurückgeführt. Erst
nachdem er wiederholt ver-
sucht hatte, das vermeintliche
Insekt loszuwerden, ent-
deckte er die Schlange.
Tochter abgestochen
PARIS – Eine Französin hat
gestanden, mit einem Messer
auf ihre zehnjährige Tochter
eingestochen zu haben. Der
Fall hatte in Frankreich Auf-
sehen erregt, weil zunächst
der fünf Jahre alte Bruder un-
ter Verdacht stand, im Streit
um ein Videospiel auf seine
Schwester eingestochen zu
haben. Die 35-Jährige soll
nun einem Untersuchungs-
richter vorgeführt werden,
berichtete der Sender France
Inter. Ein Arzt stellte jedoch
fest, dass die Stiche für ein
Kind zu kräftig waren.
FOTO
AP
Spitzbübisch schaut der vier Monate alte Rote Panda. Der
kleine Racker hält die Pfleger im Taronga Zoo in Sydney auf Trab.