WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN FÜR DAS RHEINTAL
WIRTSCHAFT
Zinsfrage:
EZB-Chef Trichet
steht vor einem
«sehr wichtigen
Rendezvous»
Wirtschaft / 11
Dienstag, 3. März 2009 Seite 7
Oerlikon kooperiert mit Tokyo Electron
Wirtschaft / 9
AIG mit historischem Verlust
Wirtschaft / 12
NEWSMIX
Jiabao: Höhepunkt der
Finanzkrise steht noch bevor
PEKING – China befürchtet eine weitere
Verschärfung der weltweiten Finanzkrise.
Die Krise habe ihren Höhepunkt noch nicht
erreicht, sagte der chinesische Ministerprä-
sident Wen Jiabao in einer Internet-Diskus-
sion am Samstag. Die Gegenmassnahmen
seiner Regierung könnten in China aller-
dings erste Erfolge vorweisen. Die Regie-
rung hat ein umgerechnet rund 640 bis 680
Mrd. Franken schweres Konjunkturpaket
auf den Weg gebracht und plant Hilfen für
Schlüsselbranchen des Landes von der
Stahl- bis zur Textilindustrie. Das Wirt-
schaftswachstum in China verlor im Zuge
der Krise kräftig an Schwung. Im vierten
Quartal 2008 verlangsamte es sich auf 6,8
Prozent von 9,0 Prozent im dritten und 10,1
Prozent im zweiten Vierteljahr. Die chine-
sische Führung peilt für dieses Jahr ein
Wachstum von acht Prozent an. (reuters)
Konsumenten geben wieder
mehr aus und sparen wie nie
WASHINGTON – Die Kauflaune der Ame-
rikaner hat sich erstmals seit sechs Monaten
wieder gebessert. Die Konsumausgaben stie-
gen im Januar um 0,6 Prozent, wie das Han-
delsministerium in Washington am Montag
mitteilte. Zugleich sparten die Haushalte wie
nie zuvor: Aufs Jahr hochgerechnet spran-
gen die Ersparnisse auf 545,5 Mrd. Dollar in
die Höhe – das höchste Niveau seit Beginn
der Datenerhebung 1959. (sda/Reuters)
Teuerung im Euro-Raum zieht
im Februar auf 1,2 Prozent an
LUXEMBURG – Die Teuerungsrate im
Euro-Raum ist im Februar erstmals seit
acht Monaten wieder leicht gestiegen. Die
Konsumentenpreise kletterten in den 16
Staaten mit der Euro-Währung um 1,2 Pro-
zent im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Dies teilte das Statistikamt Eurostat am
Montag nach vorläufigen Berechnungen
mit. Seit ihrem im Juni und Juli 2008 er-
reichten Rekordhoch von vier Prozent war
die Inflationsrate kontinuierlich gefallen
und hatte im Januar mit 1,1 Prozent den
niedrigsten Stand seit fast einem Jahrzehnt
erreicht. Die geringe Teuerung lässt der
Europäischen Zentralbank freie Hand für
eine historische Zinssenkung. Die Wäh-
rungshüter werden nach einhelliger Auf-
fassung von Analysten am Donnerstag ih-
ren Leitzins von derzeit 2,0 Prozent auf das
Rekordtief von 1,5 Prozent senken. (sda)
www.mentalenergie.ch
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Opelaner
bangen weiter
Rettungskonzept-Prüfung dauert Wochen
BERLIN – Auch nach einem Spit-
zengespräch im Bundeswirt-
schaftsministerium hat sich die
Politik nicht auf Hilfen für den
Autobauer Opel festgelegt.
Der neue Wirtschaftsminister Karl-
Theodor zu Guttenberg kündigte
nach einem Treffen mit dem Euro-
pa-Chef der Muttergesellschaft Ge-
neral Motors, Carl-Peter Forster,
eine gründliche Prüfung des Sanie-
rungskonzepts an, legte sich aber
nicht auf einen Zeitplan oder ein
Ergebnis fest. Guttenberg sagte
nach dem knapp zweistündigen Ge-
spräch, an dem auch Opel-Ge-
schäftsführer Hans Demant und der
Gesamt-Betriebsrats-Vorsitzende
Klaus Franz teilnahmen, der Prü-
fungsprozess werde in dieser und
den nächsten Wochen «initiiert».
«Das lässt sich auch in Wochen
nicht darstellen.» Er werde auch
den Kontakt zum Mutterkonzern
suchen, wenn er in zwei Wochen in
die USA reise, sagte Guttenberg.
Die Lösung müsse auf jeden Fall
«volkswirtschaftlich förderungs-
würdig» sein.
Prüfung so schnell wie möglich
Bei dem Mutterkonzern sei «die
letzte Sicherheit noch nicht gege-
ben», ergänzte Guttenberg. Auch
mit der Washingtoner Regierung
werde er sprechen, weil es auf ein
«Miteinander der beiden Regie-
rungen» ankomme. Seine Spreche-
rin Beatrix Brodkorb ergänzte, die
Prüfung solle so schnell wie mög-
lich erledigt werden, es müsse aber
so viel Zeit wie nötig dafür verwen-
det werden.
Alles muss passen
Forster beschrieb das Konzept
mit den Worten: «Eigenständig, ab-
geschottet, überlebensfähig.» Der
Konzern habe am Montag förmlich
«um 3,3 Milliarden Euro europa-
weit nachgesucht». Die Mutterge-
sellschaft sei bereit, Sachdienstleis-
tungen in die neue Firmenstruktur
einzubringen, gegebenenfalls auch
Geldleistungen. Das hänge aber
von den Vereinbarungen mit der
amerikanischen Regierung ab. Als
Sachleistungen nannte er Tochter-
unternehmen sowie die Rückfüh-
rung europäischer Patentrechte.
Der nordrhein-westfälische Mi-
nisterpräsident Jürgen Rüttgers
sagte vor einer Präsidiumssitzung
der CDU in Berlin: «Wenn wir hel-
fen können, dann werden wir hel-
fen. Aber die Voraussetzungen müs-
sen stimmen.» (ap)
Die Maschinen in den Opelwerken arbeiten weiter, obwohl die Zukunft
des deutschen Autoriesen nicht gesichert ist.
FOTO
KEYSTONE
BRÜSSEL – Der schwedische
Ministerpräsident Fredrik Rein-
feldt hält schmerzhafte Ein-
schnitte in der europäischen Au-
toindustrie für unvermeidbar.
«Wir haben eine Überkapazität,
die abgebaut werden muss»,
sagte Reinfeldt am Sonntag vor
dem EU-Krisengipfel in Brüssel.
In der EU würden jährlich 18
Millionen Autos gebaut, die
Nachfrage belaufe sich aber nur
auf elf bis zwölf Millionen. Staat-
liche Hilfen sollten dazu beitra-
gen, die Autohersteller für die
Zukunft zu rüsten, erklärte der
schwedische Regierungschef.
Ziel müsse «eine klimaschutz-
freundliche Produktionweise für
die Zukunft sein». (ap)
REINFELDT: «EINSCHNITTE
UNVERMEIDLICH»
«Mehr Wettbewerbsfähigkeit»
Economiesuisse-Präsident zieht drittes Konjunkturpaket in Betracht
ZÜRICH – Falls sich die Wirt-
schaftslage verschlechtert, sieht
Economiesuisse-Präsident Gerold
Bührer Bedarf für ein weiteres
Konjunkturpaket.
Dafür müsste allenfalls sogar die
Schuldenbremse des Bundes gelo-
ckert werden, so Bührer. Dem «An-
nus horribilis» für den Finanzplatz
folge nun ein solches für den Werk-
platz Schweiz, sagte Bührer in
einem Interview mit der «NZZ am
Sonntag». Der derzeitige Absturz
der Industrie sei noch massiver als
befürchtet.
Die Wahrscheinlichkeit, dass der
Bund ein weiteres Konjunkturpaket
lancieren muss, schätzt Bührer auf
50 Prozent. Wichtig sei, dass solche
Pakete rechtzeitig wirkten, befristet
seien und nicht nur dort ansetzten,
wo eine starke Lobby agiere. «Trotz
der Konjunkturpakete hat die Ver-
besserung der langfristigen Wettbe-
werbsfähigkeit absolute Priorität»,
sagte Bührer.
Auch Werkplatz Schweiz leidet
Der Präsident des Wirtschafts-
dachverbandes glaubt zudem, dass
auch der Werkplatz Schweiz unter
der derzeitigen Krise des Finanz-
platzes leide. Zwischen den beiden
Branchen bestehe ein Transmissi-
onsriemen, sagte Bürer in einem
Interview in der Zeitung «Sonn-
tag». Wenn die UBS nicht rasch ge-
nug stabilisert und das Vertrauen in
den rechtlichen Rahmen wieder ge-
stärkt werden könne, würde die
Schweizer Industrie den inter-
nationalen Bonus der absolu-
ten Verlässlichkeit und Recht-
staatlichkeit verlieren. Diese
hätten einen immensen Wert
für den Werkplatz Schweiz,
so Bührer. (sda)
Economiesuisse-
Präsident Gerold Bührer.