Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

DONNERSTAG, 29. DEZEMBER 2005 
BÜatI INLAND 
3 NACHRICHTEN Hochbetrieb bei Rheinsalinen für Strassensaiz RIBURG/PRATTELN - Die Schweizer Rheinsalinen haben derzeit Hochbetrieb. Die 125 Personen in der Produktion arbeiten in 3 Schichten. 50 Lastwagen, jeder beladen mit 25 Tonnen Auftausalz, verlassen täglich die Lagerhallen in Riburg bei Möhlin AG. Ver­ wendet wird dieses Salz auch für die Stras- senräumung in Liechtenstein. Dazu kämen pro Tag noch bis 25 Bahnwa­ gen mit je 25 Tonnen, sagte Armin Roos, Lei­ ter Marketing und Verkauf bei den Rheinsali­ nen in Pratteln. Damit würden täglich rund 2(XX) Tonnen Auftausalz vertrieben. Gegen­ über Dezember 2004 seien das 80 Prozent mehr. Vorrat bis Ende März In diesen Zahlen nicht eingerechnet ist die Sackwarc. Davon gingen aus dem Werk in Pratteln/Schweizerhalle täglich zusätzlich x Tonnen 50-Kilo-Säcke raus. Auch wenn die momentan tiefen Temperaturen noch länger anhalten, reiche das Auftausalz bis Ende März, verspricht Roos. Möglich ist dies wegen der neuen Lager­ halle «Saldom», die Mitte August in Betrieb genommen wurde. Die Lagerkapazität der Schweizer Rheinsalinen hat sich damit auf 120 (XX) Tonnen Salz erhöht. Das entspricht etwa der Menge eines durchschnittlichen Jah­ resbedarfs an Auftausalz. Der «Saldom» al­ lein hat eine Lagerkapazität für 80 (XX) Ton­ nen. Salzknappheit im letzten Winter Im letzten Winter reichten die Vorräte der Rheinsalinen nicht. Der strenge Winter hatte Mitte Februar dafür gesorgt, dass die Lager­ hallen in Riburg und Pratteln mit ihrer Kapa­ zität von 60 (XX) Tonnen innerhalb zweier Wochen leer geräumt waren. Auch die Tages­ produktion von jeweils 2200 Tonnen wurde sofort abgesetzt. Die Schweizerischen Rheinsalinen gehören den Kantonen, dem Fürstentum Liechtenstein sowie der Südsalz GmbH, München. (sda) Musikalisch umrahmter Silvestergottesdienst in Vaduz VADUZ - Es ist schon gute Tradition gewor­ den, dass der Silvestergottesdienst in der Evangelischen Kirche Vaduz-Ebenholz von einem Musikensemble der Liechtensteini­ schen Musikschule unter der Leitung von Jo­ sef Frömmelt und dem pensionierten Pfarrer Hans Jaquemar gestaltet wird. Helga und Cla- rissa Frommelt (Violinen), Josef Frommelt (Altflöte und Klarinette) sowie Maciej Zbo- rowski (Orgel) spielen Werke von Schmikerer, Bach, Tessarini, Mancini, Telemann und Va- lentini. Pfarrer Jaquemar predigt zum Text aus 2. Mose 13, 21 -23 «Wegzeichen Gottes». Zu diesem musikalischen Silvestergottes­ dienst, der am 31. Dezember um 19 Uhr in der Evangelischen Kirche Vaduz-Ebenholz beginnt, sind alle herzlich eingeladen. (PD) 
«Ich glaube, dass für uns der EWR eine «EU light» ist» S. D. Erbprinz Alois über Souveränität, EWR-Zukunft und Bilderstreit VADUZ - Im zweiten Teil des Interviews, welches das «Liech­ tensteiner Volksblatt» zum Jah­ reswechsel mit S. D. Erbprinz Alois geführt hat, äussert sich der Stellvertreter des Landes­ fürsten heute zu den Stichwor­ ten Souveränität, EWR-Zukunft, Bilderstreit und Arbeitslosigkeit «Martin Fremmi H Volksblatt: Das kommende Jahr steht ganz im Zeichen der 200 Jahr-Feier der Souveränität un­ seres Landes: War es aus Ihrer Sicht einfach göttliche Fügung, dass das winzige Liechtenstein bis heute ein eigener Staat geblie­ ben 
ist, oder was für Faktoren waren für Sie entscheidend? S. D. Erbprinz Alois: Sicherlich war auch göttliche Fügung mit da­ bei. So zeigt das Beispiel des Zwei­ ten Weltkrieges, dass Irotz Mut und Weitsicht von Fürst und Volk doch sehr viel Glück zum Überleben 
not- Souveränität: Wir wä­ ren gegen Einmarsch machtlos gewesen wendig war. Hätte Hitler es sich an­ ders überlegt, wären wir gegen ei­ nen Einmarsch machtlos gewesen. Schlussendlich mussten wir uns auf Gottes.Fügung verlassen. Vielleicht war die Kleinheit ja der Vorteil, weil wir als zu kleines Gebilde zu uninteressant wa­ ren ... Bis zum Ende des Zweiten Welt­ krieges war es für andere Staaten nicht besonders interessant, Liech­ tenstein zu besetzen oder sich ein­ zuverleiben. Es gibt ja auch Anzei­ chen, dass Hitler Angst hatte, sich lächerlich zu machen, wenn er selbst von Berlin den Marschbefehl nach Liechtenstein gibt. Der Putschversuch ist damals ja lokal von Vorarlberg gesteuert worden und hatte nicht wirklich Rückhalt in Berlin. Wäre Liechtenstein da­ mals nicht ein unbedeutender Kleinststaat gewesen, dann hätte das vielleicht anders ausgeschaut. Bleiben wir noch bei der Souve­ ränitätspolitik: In der Juristen­ zeitung wurde berichtet, dass das Deutsche Bundesverfassungsge­ richt ein neueres Urteil gefällt habe, das zu einer Neuaufrollung des Bilderstreites führen könnte: Hat das Fürstenhaus dies bereits thematisiert? Ich habe diesen Artikel zwar auch gelesen, aber ich glaube nicht, dass sich dadurch tatsächlich etwas ändert. Wir müssen aber mit Deutschland Gespräche führen, um Im Bilderstreit mit Ber­ lin eine Lösung finden die offenen Fragen zu klären, die durch das IGH-Urteil festgestellt wurden. Es ist ja so, dass der IGH völkerrechtlich verbindlich festge­ stellt hat, dass es einen Streit zwi­ schen Deutschland und Liechten­ stein gibt, und dass dieser Streit durch Deutschland verursacht wor­ den ist. Nun wäre es gemäss Völ­ kerrecht die Aufgabe der beiden 
«Was die Zukunftschancen des EWR betrifft, war ich nie so skeptisch wie andere»: S. D. Erbprinz Alois. Staaten, in diesem Streit eine Lö­ sung zu finden. Ich hoffe, dass es in den nächsten Monaten möglich sein wird, eine befriedigende Lö­ sung zu finden. Liechtenstein kann nun auf eine 10-jährige EWR-Mitgliedschaft blicken. Im Raum steht jedoch d̂e Frage,  wie.es   um die Zukunft dieses Vertragswerks bestellt ist: Hat der EWR wieder bessere Zu­ kunftschancen, nachdem dieses Jahr augenfällig wurde, dass die EU genug Probleme mit sich selbst hat? Was die  Zukunft.schan.ccn  des EWR betrifft, war ich nie so 
skep- Ein EU-Beitritt ist vom Tisch tisch wie andere. Mittlerweile hat auch in Norwegen und Island ein Stimmungsumschwung eingesetzt. Aus Norwegen hört man, dass für die kommende Legislaturperiode ein EU-Beitritt vom Tisch ist, und Island denkt momentan auch nicht daran. Aus dem Blickwinkel der EFTA-EWR-Staaten werden sich also keine grossen Änderungen zum EWR aufdrängen. Ich glaube auch nicht, dass von EU-Seite in den nächsten Jahren grundsätzliche Änderungen gewünscht werden. Man wird nun aufmerksam verfol­ gen, in welche Richtung sich die EU entwickeln wird. Ich glaube 
aber weiterhin, dass selbst dann, wenn Norwegen oder allenfalls auch Island einmal der EU beitre­ ten sollten, der EWR für uns die ideale Form der Kooperation ist. Wenn der EWR dann von der EU überhaupt noch aufrechterhalten bleibt... Sollten diese beiden Länder ein­ mal wirklich der 
EU beitreten, wird man sich mit der EU unterhalten, inwieweit man nicht den EWR so anpasst, damit er sowohl für die EU wie auch für uns leichter administ­ riert werden kann. Liechtenstein muss die verschie­ denen Optionen frühzeitig prü­ fen. Im Land scheint man sich ei­ nig zu sein, dass ein EU-Beitritt derzeit nicht in Frage kommt: Wäre demnach eine Variante «EU light» zu prüfen? Die Frage ist, was eine «EU light» ist. Ich glaube, dass für uns EWR als Ausgangsbasis nehmen und anpassen der EWR eine «EU light» ist und denke, dass man eher den EWR als Ausgangsbasis 
nehmen sollte und ihn dann entsprechend anpassen. Ein Problem, bei dem die Politik auch 2006 gefordert sein wird, ist die Arbeitslosigkeit in Liechten­ stein: Der EWR-Beitritt hat uns «Ich bin jemand, der an und für sich glücklich Ist»: S. 0. Erbprinz Mols. 
nicht nur ein enormes Arbeits­ platzwachstum gebracht, son­ dern auch eine markant höhere Arbeitslosigkeit: Wie kann man hier Abhilfe schaffen? Zunächst gilt es festzustellen, was genau die Ursachen dieses An­ stiegs der Arbeitslosigkeit sind, um dann die richtigen Massnahmen zu setzen. Ich vermute, dass die 
Ar- Anreize für Arbeitslose schaffen beitslosigkeit strukturell und nicht nur auf 
den EWR zurückzuführen ist. Das heisst, dass sie auch ohne EWR gekommen wäre. Denn in den westeuropäischen Ländern ist ein Strukturwandel zu verzeichnen, der es gerade: für schlecht ausgebil­ dete Arbeitskräfte schwierig macht. Bei einer strukturellen Arbeitslo­ sigkeit ist eine entsprechende Aus- und Weiterbildung wichtig. Auch ist darauf zu achten, dass die Lohnne­ benkosten niedrig bleiben, damit die Unternehmungen weiterhin auch weniger gut Ausgebildete beschäfti­ gen. Schliesslich müssen die Anreize ftir Arbeitslose, wieder eine Arbeit aufzunehmen, möglichst attraktiv sein, um die problematische Lang­ zeitarbeitslosigkeit zu vermeiden. Zum Schluss: Was für einen per­ sönlichen und politischen Vorsatz haben Sie sich für 2006 vorge­ nommen? Ich entwickle Uber das Jahr hin­ durch persönlich wie auch politisch Vorstellungen, wie die Zukunft aussehen soll, die ich dann umzu­ setzen versuche. Spezielle Vorsätze zum Jahreswechsel mache ich mir aber nicht. Sind Sie also wunschlos glück­ lich? Ja, ich bin jemand, der an und für sich glücklich ist. Ein Wunsch wä­ re natürlich, dass es uns 2006 
ge- Wunsch: Reformen ausarbeiten lingt, im einen oder anderen der an­ gesprochenen Bereiche zukunfts­ weisende Reformen auszuarbeiten.
	        

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