Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

MITTWOCH. 28. DEZEMBER 2005 BLA??I 
INLAND 
5 «Ich muss mit solchen Querulanten leben» S. D. Erbprinz Alois über Reformen, Tarmed und «Hofquerulanten» (Fortsetzung von Seite 4) -kung bringen kann. Bezüglich Tarmed müssen meiner Ansicht nach auf folgende Fragen Antwor­ ten gefunden werden: Kann Tar­ med so eingeführt werden, dass im Vergleich zu heute keine grossen Datenschutzprobleme hinzukom­ men? Bringt Tarmed den Kranken­ kassen und Patienten jene 
Transpa- Tarmed: Verzögerung einer Reform in einem wichtigen Bereich renz, die zu Kostenreduktionen führt oder ist die Nettobilanz zwi­ schen Transparenzgewinn und Er­ hebungskosten negativ? Können wir bei Tarmed sicherstellen, dass die Anreize so gesetzt werden, dass sie bei den Anten zu Einsparungen führen? In der Schweiz gibt es ja ge­ mischte Reaktionen. Allerdings ist jede Einführung eines neuen Sys­ tems mit Kinderkrankheiten ver­ bunden. Ob das Kinderkrankheiten sind, die nur in der Anfangsphase auftreten, oder diese sich zu dauer­ haften Krankheiten entwickeln, kann ich glicht einschätzen. Am einfachsten wäre es, abzuwarten und zu beobachten, wie sich Tar­ nled in der Schweiz entwickelt. Allerdings würde dies die Verzöge­ rung einer Reform in einem Be- reich-bedeuten, in dem die Sozial­ kosten am schnellsten wachsen. Bezüglich Reform des Steuersys­ tems haben Sie im Herbst die in Europa derzeit heftig diskutierte Fiat Tax in die Ruhde geworfen: Die öffentlichen Reaktionen dar­ auf waren zurückhaltend: Wie bewerten Sie diesen Umstand? Ich bin von einer ausländischen Zeitung gefragt worden, was ich davon halte. Ich habe gesagt, dass ich eine Fiat Tax grundsätzlich für sinnvoll erachte, weil sie eine we­ sentliche Vereinfachung des Steu­ ersystems bringt, und ich sie auch für gerecht erachte, wenn sie mit entsprechend hohen Freibeträgen verbunden ist. Dadurch zahlen Menschen mit niedrigem Einkom­ men sowohl absolut wie auch 
rela- Fiat Tax; Ein wichtiges Element von mehreren tiv sehr viel weniger Steuern als solche mit hohem Einkommen. Ungerecht sind im Grunde jene Steuersysteme, die sehr kompli­ ziert sind und diejenigen bevortei- len, die sich die besten Steuerbera­ ter leisten können. Allerdings halte ich die Fiat Tax nur'für ein wichtiges Element von mehreren, das man näher überprü­ fen sollte. Eine andere Frage ist ei­ ne verstärkte Konsumorientierung der Steuern, um Sparen und Inves­ tieren nicht zu belasten und die marktwirtschaftlichen Mechanis­ men möglichst unberührt zu lassen. Auch ist zu prüfen, ob man bei uns nicht die vielen Steuern, die im Laufe der Zeit gewachsen sind, vereinfachen kann, indem man die­ sen ganzen Wirrwarr durch einige wenige aufeinander abgestimmte Steuern ersetzt. Schliesslich sollten 
«Mir kommt vor, dass wir houte anstelle von Hofnarren wohl einige Hofquerulanten haben, die Uberall versu­ chen, Keile zwischen Regierung und Fürstenhaus zu treiben»: S. D. Erbprinz Alois. wir überlegen, wie wir unser Steu­ ersystem international kompatibler gestalten können. Denn es ist schwierig, mit unserem heutigen Steuersystem Doppelbestcuerungs- abkommen abzuschliessen. Das sind alles Themen, die man disku­ tieren und angehen sollte. Ob es aber wirklich in Richtung Doppelbesteuerungsabkommen gehen soll, 
scheint man sich der­ zeit hierzulande auch noch nicht einig zu sein... Ich sehe Doppelbesteuerungsab- kommen eher als eine mittelfristige Sache. Denn die Länder, mit denen die Industrie ein 
Doppclbestcue- Interessenkonflikt rungsabkommen haben will, wer­ den wahrscheinlich Doppelbcsteu- erungsabkommen mit grossem In­ formationsaustausch haben wollen, was wiederum unserem Finanz­ platz Probleme bringt. Das kann sich vielleicht mittelfristig ändern, aber momentan liegt die Schwie­ rigkeit in den unterschiedlichen Interessen von Industrie und Fi­ nanzplatz. Aber Sie wären an sich über­ zeugt, dass Fiat Tax für Liechten­ stein gut wäre? Das wäre auf jeden Fall gut. Wenn wir die neuen zukunftsträch- tigen Steuersysteme in Osteuropa anschauen, dann basieren diese grösstenteils auf Flat-Tax-Ansät- zen. Auch in Westeuropa ist sie in Diskussion, nur ist es hier viel schwieriger, ein schon bestehendes Steuersyst£TO(^uf eine Fiat Tax um­ zustellen, als e!»vayf der «grünen Wiese» einzuführen, wie man dies in Osteuropa tun konnte. Inwiefern haben Sie dieses The­ ma bereits mit der Regierung er­ örtert? Ich habe das Thema Steuern mit der Regierung diskutiert, insbeson­ dere die Kriterien für ein gutes Steuersystem, die ich ja auch in 
meiner Rede zur Landtagseröff­ nung dargelegt habe. Politisch war 2005 von der «Initi­ ative für das Leben» mitgeprägt: Das Volk hat überwältigend Ja dazu gesagt, gerade in der heuti­ gen Werte bedrohten Zeit den Lcbensschutz in der Verfassung explizit zu verankern: Heisst das, dass damit eine Fristenlösung eher in weitere Ferne gerückt ist? Es ist sicher so, dass der Lcbens­ schutz heute stärker verankert ist wie vorher, denn bisher stand er nur in einem Nebensatz in der Ver­ fassung. Jetzt haben wir den Schutz des Lebens und den Schutz der Menschenwürde ganz explizit ver­ ankert. Man kann argumentieren, dass diese Verstärkung des Lebens- schutzcs und insbesondere die neue Verankerung der Menschwürde 
ci- Stärkerer Schutz des ungeborenen Lebens gentlich auch eine Verstärkung des Schutzes des ungeborenen Lebens bedeuten muss, wenn man die Menschwürde ernst nimmt. Jeden­ falls kann man aus der Volksab­ stimmung keine Zustimmung für die Fristenlösung ableiten. Es ha­ ben ja selbst die Fristenlösungsbe­ fürworter vor der Volksabstim­ mung gesagt, dass eine Annahme des Gegenvorschlages des Landta­ ges nichts mit einer Zustimmung für die Fristenlösung zu tun hat. Wie weit ist die im November von der Erbprinzessin gegründe­ te Stiftung zur Unterstützung von Schwangeren in Not inzwi­ schen gediehen? Derzeit laufen verschiedenste Bemühungen, um die Stiftung kon­ kret zu erstellen. Es wird noch et­ was an den Statuten gefeilt, aber die eigentliche Gründung sollte in Kürze erfolgen. Parallel dazu sind schon bestimmte Schritte wie die Personal- und Bürosuche oder die Gestaltung der Webseite im Gange. 
Der operative Start ist, wie be­ reits angekündigt, für März ge­ plant. Im Moment schaut es gut aus, dass dann schon ein Grossteil der dafür notwendig Leute im Boot sind und gleich funktionsfähig ge­ startet werden kann. Sie haben in diesem Jahr im No­ vember in Bern Ihren ersten offi­ ziellen Staatsbesuch absolviert: Kritiker haben moniert, dass Sie entgegen den bisherigen Gepflo­ genheiten ohne Begleitung sei­ tens der Regierung gereist sind: Warum? Manche Staatsbesuche finden mit und manche ohne Regierung statt. Das war schon beim Fürsten so. Sein letzter Staatsbesuch in der Schweiz war ein so genannter gros­ ser Staatsbesuch, bei welchem auch alle Bundesräte besucht wur­ den, und daher war die Regierungs­ begleitung auch entsprechend. Mein Staatsbesuch in Bern dage­ gen war lediglich ein Arbeitsbe- such beim Bundespräsidenten, weshalb es auch nicht angebracht war, mit einer grossen Besetzung anzureisen. Im Grunde ist diese Kritik sowieso völlig sinnlos, da sich unsere Regierungsmitglieder jederzeit selbst mit den 
Bundesrä- Hofquerulanten anstelle von Hofnarren teil treffen können und dies auch tun. Mir kommt vor, dass wir heute anstelle von Hofnarren wohl einige Hofquerulanten haben, die überall versuchen, Keile zwischen Regie­ rung und Fürstenhaus zu treiben. FORTSETZUNG Zweiter Teil morgen Den zweiten Teil des Interviews, mit dem Erbprinzen zum Jah­ reswechsel veröfifefttlichen wir in unserer morgigen Ausgabe.' Themen sind: «200 
v Jahre Sou­ veränität», «EWR, wie weiter?» und «Arbeitslosigkeit». 
NACHRICHTEN Seit 25 Jahren Weihnachts- konzerte in der Friedenskapelle MALBUN - Heute Mittwoch, den 28. De­ zember, findet um 17 Uhr in der Friedenska­ pelle Malbun das allseits beliebte Weih­ nachtskonzert statt. Diese Veranstaltung kann heute ein kleines Jubiläum feiern, denn es sind nun 25 Jahre, in denen jeweils am 28. Dezember den Musikfreunden aus Liechten­ stein und den Feriengästen aus dem Ausland dieses musikalische Weihnachtsgeschenk ge- •boten wird. Helga und Josef Frommelt haben zusammen mit Lehrkräften und fortgeschrit­ tenen Schülerinnen und Schülern der Liech­ tensteinischen Musikschule in diesen 25 Jah-. ren mit den Weihnachtskonzerten den Zuhö­ rern mit weihnachtlichen Werken grösser Komponisten, aber auch mit Weihnachtslie­ dern aus verschiedenen Ländern viel Freude gegeben und Festtagsstimmung vermittelt. Um diesen Anlass gebührend zu würdigen wird der Triesenberger Gemeindevorsteher Hubert Sele eine Ansprache halten. Im heutigen Konzert werden das «Weih­ nachtskonzert für zwei Frauenstimmen, Strei­ cher, Flöte und Orgel» von Johann Vierdanck, das «Salve Regina», 
op. 118 von'Joseph Ga­ briel Rheinberger, die Arie «Bist du bei mir» und die Lieder «Ich steh an deiner Krippe hier» und «O Jesulein süss» von Johann Se­ bastian Bach, Violin-Solowerke von Tele- mann und Tessarini sowie die «Weihnachts­ sinfonie» von Giuseppe Valentini zu hören sein. Das Publikum ist auch wieder eingela­ den, zusammen mit den Solisten einige be­ liebte Weihnachtslieder zu singen. Die Ausführenden sind: Helga und Clarissa Frommelt, Violinen, Thomas Dünser, Cello, Celia Längle und Corinne Grendlmeier-Nipp, Gesang, Josef Frommelt, Klarinette und Block­ flöte und Maciej Zborowski, Orgel. Der Eintritt ist frei, es wird eine Kollekte geben. (PD) Bridge - Einstieg in die Welt des faszinierenden Kartenspiels SCHAAN - Bridge ist ein Partnerspiel für vier Personen, welches, Gedächtnis, Kombina­ tionsgabe und Konzentrationsfähigkeit trai­ niert. Es nimmt unter den Kartenspielen den gleichen Rang ein wie Schach T)ei den Brett­ spielen. Einfache Grundregeln, Logik und Spieltechnik reduzieren den Einfluss des Kar­ tenglücks und machen das Spiel planbar. Dies eröffnet ungeahnte Möglichkeiten und macht jede Kartenverteilung zu einer neuen spannen­ den Herausforderung. Dabei kommen auch Spass und Geselligkeit nicht zu kurz. Lassen Sie sich in dieses variantenreiche und fesseln­ de Spiel für Alt und Jung einführen. Der Kurs beginnt am Donnerstag, den 12. Januar 2006, um 19.30 Uhr im GZ Resch in Schaan unter der Leitung von Peter Felix. (PD) Obstbäume richtig schneiden ESCHEN - In diesem Kurs wird das richtige Schneiden von Hoch- und Niederstammbäu­ men erklärt und verständlich aufgezeigt. Kursziel: Die Teilnehmenden können einen Baum fachgerecht beschneiden. Leitung: Der Kursleiter, Hugo GstöhL, ist Landwirt und lei­ tet schon seit einigen Jahren Baumschnittkur­ se bei der Erwachsenenbildung Stein-Egerta. Der Kurs 192 findet am Samstag, den 14. Ja­ nuar 2005, von 13 bis 16 Uhr statt. Treffpunkt ist beim Parkplatz vom Restaurant Hirschen in Eschen. (PD) Qigong für Anfänger SCHAAN - Das «Qi», oftmals als Lebens­ energie bezeichnet, soll aktiviert werden, um letztendlich ungehindert in seinen Bahnen (Meridianen) fliessen zu können. Auf scho­ nende Art und Weise wird der Körper in sei­ ner Gesamtheit durch die ruhigen, fliessenden Bewegungen trainiert und ausgeglichen. Um die Qigong-Methode zu erlernen, bedarf es keiner Vorerfahrung, noch wird sportliches Engagement oder Fitness vorausgesetzt. Sie ist für alle Generationen und Leistungsgrup- pen gleichermassen geeignet. Der Kurs 774 unter der Leitung von Rüdiger Breustedt be­ ginnt am Montag, den 9. Januar 2006, um 18 Uhr im Haus Stein-Egerta in Schaan. Anmeldungen und Auskunft bei der Er­ wachsenenbildung Stein-Egerta, Tel. 232 48 22 oder per E-Mail info@stein-egerta.li.(PD)
	        

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