Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

DIENSTAG, 20. DEZEMBER 2005 BLATT 
(INTERNATIONAL 32 VOLKS BLATT 
SPLITTER Mehr Vertrauen, mehr Klarheit, mehr Schwung für die EU BRÜSSEL - Ursula Plassnik erhofft sich für 2006 «mehr Vertrauen, mehr Klarheit, mehr Schwung» für die Europäische Union. Bei der Präsentation der österreichischen EU-Präsi- dentschaft warnte die Aussenministerin vor zu hohen Erwartungen zur EU-Verfassung. Mit der Einigung auf einen EU-Finanzplan noch in diesem Jahr konnte die EU «eine Kri­ se abwenden, die sehr negative Auswirkun­ gen auf Europa gehabt hätte», sagte EU- Kommissionspräsident Jos6 Manuel Barroso am Montag vor den Medien in Brüssel, (sda) Papst sieht in französischen Krawallen «Botschaft» an Paris ROM - Papst Benedikt XVI. sieht in den Un­ ruhen in Frankreichs Vorstädte eine «Bot­ schaft» an die Regierung in Paris. Er rief zu verstärkten Bemühungen um Integration auf. «Die Herausforderung besteht heute darin, die Werte von Gleichheit und Brüderlichkeit zu leben», die Frankreichs Leitmotiv seien,* sagte der Papst am Montag im Vatikan. Den Jugendlichen müsse «ein Gesellschaftsideal und ein persönliches Ideal vorgeschlagen werden», um ihnen eine Lebensgrundlage und Hoffnung zu geben. (sda) Terminator Schwarzenegger schiesst gegen seine Heimat GRAZ - Nach der heftigen Kritik aus seinem Heimatland Österreich wegen der Hinrichtung von Stanley «Tookie» Williams ist der kaliforni­ sche Gouverneur Arnold Schwarzenegger jetzt in die Offensive gegangen. Der gebürtige Steirer entzog der Stadt Graz das Recht auf die Ver­ wertung seines Namens und gab auch den ihm 1999 verliehenen Ehrenring der Stadt zurück. Ein entsprechendes Schreiben erhielt der Grazer Bürgermeister Siegfried 
Nagl, wie die österrei­ chische Nachrichtenagentur APA am Montag berichtete. Mit der Entziehung des Rechts auf seine Namensverwertung kam Schwarzenegger einer möglichen Umbenennung des nach ihm benannten Grazer Sportstadions zuvor. (AP) 
Abzug ausgeschlossen Bush wirbt für Fortsetzung des Irak-Kriegs - Schiiten Sieger der Parlamentswahl WASHINGTON/BAGDAD - US- Präsident George W. Bush hat einen Abzug der US-Truppen aus dem Irak vor einem Sieg über die Aufständischen ausge­ schlossen. In einer Fernsehrede bat 
1 er um weitere Unterstüt­ zung beim Irak-Einsatz. Die Ansprache Bushs wurde am Sonntagabend von den grossen Fern­ sehstationen zur besten Sendezeit di­ rekt aus dem Weissen Haus übertra­ gen. Es war die erste Rede dieser Art seit Bush im März 2003 den Beginn des Irak-Krieges erklärt hatte. In dem Golfstaat sind seither mehr als 30 000 Iraker und 2100 US-Soldaten getötet worden. Der Einsatz kostet die US-Steuerzahler monatlich rund sechs Milliarden Dollar. Bushs Umfragewerte sind seit Wochen schlecht. «Schwerer als erwartet» Bush ging denn in seiner Rede auch offen auf die Zweifel ein, die inzwischen bis in seine eigene re­ publikanische Partei hinein am Irak-Einsatz geäussert werden: Er wisse, dass sich die Menschen in den USA fragten, ob der Einsatz im Irak nicht mehr Probleme geschaf­ fen als gelöst habe. «Ich erwarte nicht, dass Sie alles unterstützen, was ich tue. Aber ich habe heute Abend eine Bitte: Geben Sie sich nicht der Verzweiflung hin 
US-Präsident Bush: In einer Fernsehrede bat er um weitere Unterstüt­ zung beim Irak-Einsatz. und geben Sie in diesem Kampf für die Freiheit nicht auf», bat er ein­ dringlich. «Die Aufgabe im Irak war sehr schwer, schwerer als wir erwar­ tet hauen», gestand Bush ein. Auch der Wiederaufbau im Land und das Training der irakischen Truppen ge­ he langsamer voran als gcdacht. Dennoch gebe es im Irak eine posi­tive 
Entwicklung, die nicht zuletzt mit der Parlamentswahl in der ver­ gangenen Woche offensichtlich ge­ worden sei. Die USA mit ihren Ver­ bündeten seien bereits daran, den Krieg zu gewinnen. Die jüngste Wahl im Irak werde zwar nicht ein Ende der Gewalt bringen. Aber es sei der Beginn von etwas Neuem: 
einer «konstitutionellen Demokra­ tie» im Herzen des Nahen Ostens. Vorsichtiger geworden Bei einem Abzug würde der Irak in die Hände der Feinde der USA fallen, warnte Bush in der 16-minü- tigen Rede. Der internationale Ter­ rorismus würde «gefährlicher als je­ mals zuvor sein». Die Redt an die Nation war der Abschluss einer Se­ rie von Ansprachen Bushs zupi Irak- Einsatz, in der er sich seit Ende No­ vember mit seinen Kritikern ausein­ ander setzt. Der anfängliche Opti­ mismus Bushs wich einer vorsichti­ geren Einschätzung der Lage. Bush -^gestand Fehler bei der Vorbereitung des Kriegs ein und erklärte, dass im Irak noch ein langer Weg zurückzu­ legen sei. Bushs Kritiker vermissten in seiner Rede an die Nation kJarc Aussagen zu den bevorstehenden politischen Entwicklungen im Irak und einem Abzug der US-Truppen. Schiiten Wahlsieger Zu den ParlamentsWahlcn lagen am Montag Teilergebnisse vor. Demnach siegte die Vereinigte Iraki­ sche Allianz, ein islamistisch-schiiti- schcs Bündnis, das unter starkem Einfluss proiranischer Geistlicher steht. Auch die Parteien der arabi­ schen Sunniten werden im Parla­ ment vertreten sein. Diese sympathi­ sieren mit dem bewaffneten Wider­ stand gegen die US-Truppen, (sda) Führer der Koka-Bauern Wahlsieger Ein Indio wird voraussichtlich erstmals Präsident Boliviens LA PAZ - Der Sozialist Evo Mo- rales dürfte die Wahlen in Boli­ vien gewonnen haben. Progno­ sen zufolge eroberte der Anfüh­ rer der Koka-Bauern das Präsi- dentenamt gleich im ersten An­ lauf. Damit dürfte der Anden­ staat erstmals einen Indio an der Spitze haben. «Wir haben gewonnen. Bolivien steht vor dem Beginn einer neuen Geschichte der Gleichheit, Gerech­ tigkeit und des sozialen Friedens», sagte Morales vor Anhängern in seiner Hochburg Cochabamba. Obwohl noch keine aussagekräf­ tigen offiziellen Ergebnisse vorla­ gen, gestanden seine beiden schärfs­ ten Rivalen, der 
Mitterechts-Politi-Der 
Sozialist Evo Morales, gefeiert von seinen Anhängern. ker Jorge Quiroga und der Zement- Millionär Samuel Doria Medina, ihre Niederlage ein. 
Für den 46-jährigen früheren Minenarbeiter Morales stimmten nach Berechnungen mehrerer Um­frageinstitute 
auf Grund von Nachwahlbefragungen und Paral­ lelzählungen von Stimmzetteln 51,3 Prozent. Damit hätte er mit seiner Bewe­ gung zum Sozialismus (MAS) die notwendige absolute Mehrheit er­ reicht. Er könnte als erster Indio in der Geschichte des verarmten Lan­ des am 22. Januar das Präsidenten­ amt übernehmen. Der ehemalige Präsident Quiroga bot Morales Zusammenarbeit an. Quiroga, der mit etwa 31 Prozent auf dem zweiten Platz landete, ist Vertreter der aus den Nachfahren europäischer Einwanderer beste­ henden regierenden Gesellschafts­ schicht. Er verficht ein neoliberales Wirtschaftsmodell. (sda) ANZhKil-jiLi • v Woitoi e Infos W VJ V, Profitieren Sie als -Abonnent von Vorzugspreisen 
Blair unter Beschuss EU-Kompromisse umstritten LONDON - Der britische Premier Tony Blair ist wegen seiner Zu­ geständnisse beim EU-Finanz­ gipfel von der Opposition Im Par­ lament heftig kritisiert worden. Blair habe britische Interessen leichtfertig geopfert, sagte der neue Tory-Chef David Cameron. \Der britische Regierungschef ha- 6fe\«bei jedem einzelnen seiner Ziele für das EU-Budget versagt», kritisierte^ameron. Vor allem ha­ be Blair viel'-zu grosse -Ieile des britischen EU-Beitragsrabatts auf­ gegeben, ohne 
von Frankreich ein bedingungsloses Bekenntnis zum Abbau der Agrarsubventionen be­ kommen zu haben. Jetzt stehe London mit einer Milliardcnrech-nung 
da, die britische Steuerzah­ ler zu begleichen hätten, erklärte der neue Vorsitzende der Konser­ vativen Partei in einer von Tumul­ ten begleiteten Debatte im Unter­ haus. Blair seinerseits betonte, Grossbritannien könne stolz sein, zum Zustandekommen eines Kompromisses für den EU-Fi- nanzplan 2007 bis 2013 beigetra­ gen zu haben. Wenn London sich nicht zu einer Erhöhung seiner Zahlungen bereit erklärt hätte, «wäre dies dem Verrat an allem gleichgekommen, wofür Grossbri­ tannien einsteht». Vor allem sei es darum gegangen, dass «auch wir unseren fairen Anteil an den Las­ ten tragen», die mit der EU-Er- weiterung entstanden seien, (sda) 
+ + +;+ + Zügutör Letzt... + + + + + Oft gemacht und kaum gehalten ZÜRICH - Neujahrsvorsätze sind gemäss einer Umfrage of­ fenbar mehr Ritual als feste Ab­ sicht. Laut einer Online-Umfrage der Welln'es-Marke «Carpe Diem» machen drei Viertel der Schweizerinnen und Schweizer durchschnittlich zwei gute Vor­ sätze zum Jahreswechsel, und Uber die Hälfte bricht sie bereits im Januar. 10 Prozent gaben so­ gar an, ihre Vorsätze bereits in der ersten Stunde des neuen Jahrs wieder verworfen zu haben. So scheitern. also auch die meistge- fassten Vorsätzedie körperliche Verfassung zu verbessern, sich 
mehr Zeit für sich zu nehmen und sich gesünder zu ernähren - mehrheitlich schön früh. Haupt­ grund dafür ist Willensschwäche, wie fast die Hälfte der Befragten eingesteht. 40 Prozent machen Zeitmangel geltend. Im Vergleich mit s««hs weiteren westeuropäi­ schen Ländern machen die Schweizer gemäss der Umfrage zusammen mit den Holländern am wenigsten Vorsätze. Eine ho­ he Quote erzielen allerdings die Romands, die mit den Spitzen­ werten der Iren und der Belgier mithalten. Nur 8 Prozent von ih­ nen verzichten auf Vorsätze. In der Deutschschweiz sind es 31 Prozent. Es wurden 500 Schwei­ zer befragt. (AP)
	        

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