Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

DIENSTAG, 13. DEZEMBER 2005 
blatt I WIRTSCHAFT 10 SCHWEIZ Lego-Werk gerettet BAAR - Das Lego-Werk in Steinhausen ZG wird nun doch nicht geschlossen. Die Inves­ torengruppe Wisi'on Tool übernimmt die Werkzeugfabrik samt den 62 Angestellten, wie Lego gestern mitteilte. In den ersten ein bis zwei Jahren werde der Werkzeugbau in Steinhausen weiter Spritzgussformen für Le­ go herstellen, sagte Lego-Sprecher Urs Bach­ mann. Der dänische Spielzeughersteller, der im Sommer den Rückzug aus der Schweiz an- kUndete, biete damit dem neuen Unterneh­ men eine Starterleichterung. (sda) Schweizer verbinden ihr Land mit Sicherhett und Frieden ZÜRICH - Die Schweiz steht für viele ihrer Bürgerinnen und Bürger für Sicherheit und Frieden. Diese Ansicht äusserten in einer Zu­ satzuntersuchung des Forschungsinstituts gfs.bern zum jährlichen Sorgenbarometer der Credit-Suisse-Zeitschrift «Bulletin» 28 Pro­ zent der befragten 1000 Stimmberechtigten. Mit 29. Prozent liegt die Neutralität gemäss Mitteilung von gestern neu an zweiter Stelle. 19 Prozent bringen die Schweiz am ehesten mit Freiheit und Meinungsfreiheit in Verbin­ dung. Die direkte Demokratie liegt mit 18 Prozent auf dem vierten Platz. (AP) DEUTSCHLAND Electrolux schliesst Nürnberger AEG-Werk NÜRNBERG - Der schwedische Haushalts­ gerätekonzern Electrolux schliesst sein AEG- Werk in Nürnberg bis Ende 2007. «AEG macht zu», sagte der stellvertretende Be­ triebsratsvorsitzende Roland Weiss der Nachrichtenagentur AP unmittelbar vor einer Belegschaftsversammlung 
gestern in Nürn­ berg, auf der das Konzern-Management den Mitarbeitern seine Entscheidung Uber die Schliessungspläne bekannt geben wollte. Das 
2000 Mitarbeiter zählende Werk 
soll nach Angaben der Arbeitnehmervertreter bis Ende 2007 geschlossen werden. Dies habe der Electrolux-Aufsichtsrat zuvor in Schwe­ den beschlossen. Konzern-Chef Hans Stra­ berg hatte bereits im Sommer angekündigt, das AEG-Werk in Nürnberg schliessen zu wollen und die Produktion aus Kostengrün­ den nach Polen zu verlagern. Dort wurden et­ wa 80 Millionen Euro in den Bau zweier Fabriken investiert. (AP) NEUENBURG - Der positive Trend bei den Übernachtungen In Schweizer Hoteta hat sich Oktober Irich* nor fortgesetzt, sondern 'vnoCh -Insgesamt wurden im wie 'Ä 
Traditionelle Rollen bleiben Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit - Frau ist selten die Ernährerin BERN - IN« Frau vsnHent den Lebensunterhalt, der Mann bleibt zuhause bei den Kindern. Solche Paare gibt es in der Schweiz. Allerdings sind sie ei­ ne rare Spezies. Nach wie vor folgen die meisten Paare hierzulande dem klassischen Muster - er arbeitet Vollzeit, sie kümmert sich hauptsächlich um die Haus- oder Familienarbeit. Das ist bei zwei Dritteln der Paare mit oder ohne Kindern der Fall, wie das Bü­ ro für arbeits- und sozialpolitische Studien (BASS) in einer Publika­ tion festhält, die vom Bundesamt für Statistik herausgegeben wurde. Zu Ideines Pensum In diesem Muster geht die Frau al­ lenfalls einer Teilzeitbeschäftigung ausser Haus nach. Meistens möchten diese Frauen ihr Erwerbspensum er­ höhen, sagt Heidi Stutz, Sozialwis- senschaliterin bei BASS. Doch das lassen die Umstände wie Mangel an Tagesschulen und Krippen sowie die schwierige Arbeitsmarktsituation oft nicht zu. Gemäss Studie sind 28 Pro­ zent der Paare Doppelverdiener mit Pensen von je 100 Prozent. Sie sind meist kinderlos. Hier bleibt aber nach wie vor die Hausarbeit meist an der Partnerin hängen, die somit einer Doppelbelastung ausgesetzt ist. Eine mehr oder weniger gerechte Auftei­ lung der unbezahlten Hausarbeit fin­ det laut Studie nur in 12 Prozent der Haushalte statt. Und das kommt am ehesten vor, wenn die Partner beide Teilzeitjobs ausführen. Generell übernimmt der Mann erst dann den grösseren Teil der Hausarbeit, wenn seine Partnerin einen höheren Er­ werbsgrad 
als er aufweist. 
Oer Vater kümmert sich um die Familie - ein seltenes Bild. i Aufteilungen Paare, in denen beide Teilzeit­ stellen besetzen, sind aber selten. 
Sie machen gemäss Studie 2 Pro­ zent aus. Exotisch ist mit 2 Pro­ zent auch der Rollentausch, wo­ nach sie Vollzeit arbeitet, und er sich um Haushalt und Familie kümmert. Am Rollentausch findet die So­ ziologin Margret Bürgisser wenig Gefallen. Wenn nun die Frauen ar­ beiten gingen, und die Männer zu­ hause blieben, sei das bezüglich Gleichstellung auch kein Fort­ schritt, sagt sie. Bürgisser plädiert für die egalitäre Rollenteilung. Die partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit biete familiäre Stabilität und sei auch für Kinder vorteilhaft. Das ge­ he aus Befragungen bei Paaren her­ vor, die sich nach diesem Muster organisierten, sagt Bürgisser. Gemäss einer Nätionalfondsstu- die Bürgissers über Elternpaare tei­ len sich ebenfalls nur 2 Prozent Er­ werbs- und Familienarbeit gleich­berechtigt 
auf. Das sei bedauerlich, zumal laut Umfragen viele junge 
Paare ein solches Modell begrüssen und anstreben. «Rush Hour» erschwert Gleichberechtigung Für Heidi Stutz ist klar, dass vie­ le junge Paare gerne eine gleichbe­ rechtigtere Arbeitsteilung realisie­ ren würden. Oft kommt ihnen aber die so genannte «Rush Hour» in die Quere. Da die Ausbildungen heute relativ lange dauerten, kämen die jungen Berufsleute spät in den Ar­ beitsmarkt. Wer Karriere machen wolle, müsste sich die nächsten Jahren im Beruf voll einsetzen. Doch gleichzeitig stelle sich in die­ sem Alter die Kinderfrage. Der Druck, dass mindestens ein Partner voll berufstätig bleibt, ist hoch, was den Spielraum für partnerschaftli­ che Lösungen einschränkt. Am En­ de ist aber oft der Lohn ausschlag­ gebend. Im Durchschnitt verdienen nämlich Frauen rund 20 Prozent weniger als Männer. (sda) AUFTEILUNG ERWERBS- UND FAMILIENARBEIT fraditionallslening, wenn Kinder kommen BERN - Die traditionelle Rollen­ verteilung kommt bei Paaren vor allem dann vor, wenn Kinder da sind. Experten sprechen von der Traditionalisierung der Partner­ schaft. In der Schweiz sei das «Kinderhaben» fiir die meisten Paare mit einer deutlichen Reduk­ tion pder.gar einem Ausstieg aus der Erwerbsarbeit für die Mütter verbunden, heisst e$ in der HASS- Studie Arbeitsteilung in Paar- haushalten. Die Väter dagegen re­ duzierten ihre Pensen kaum oder arbeiteten gar mehr. Für Frauen ist die Familie mit Abstand der wich­tigste 
Grund, nicht Vollzeit er­ werbstätig zu sein. Das traditionel­ le Modell, das vor allem bei Paaren mit Kindern verbreitet ist, wird aber laut Studie auch oft beibehal­ ten, wenn die Kinder nicht mehr zu Hause leben. Zwar sei es fiir Frau­ en inzwischen selbstverständlich, einen Beruf zu erlernen, sagt Julia Nentwich, wissenschaftliche Mit­ arbeiterin an der Universität St Gallen in ihrer 2000 veröffentlich­ ten Studie zur Rollenverteilung in Familien. Allerdings sei es für Frauen ebenso selbstverständlich* den Beruf aufzugeben, sobald eine Familie gegründet werde. Diese Rollenverteilung wird immer noch als natürlich betrachtet. 
(sda) LAFV-GASTBEITRAG Neues Paradigma (5): Das vorherrschende Paradigma LAFV-Gastbeitrag von Richard A. Werner Teil 5 der Serialisierung des dem­ nächst auf Deutsch zu erscheinen­ den Werkes «New Paradigm in Ma- croeconomics» von Professor Ri­ chard A. Wemer, Lehrstuhl für Internationale Bankwissenschaft an der University of 
Southampton. Gemäss den Lehren der ncoklas- sischen Ökonomie hätten die fern­ östlichen Volkswirtschaften, allen voran Japan, in der Nachkriegszeit wirtschaftliche Trümmerfelder sein müssen. Das grundlegende Theo­ rem der neoklassischen Wohlfahrts­ ökonomie bestimmt eine eindeu­ tige Menge von Annahmen, bei deren Erfüllung erst eine auf Wett­ bewerb beruhende Wirtschaft als effizient gelten kann: vollständige Information, vollständige Märkte, vollständiger Wettbewerb, das Feh­ len von Transaktionskosten u.s.w. Diese Bedingungen definieren eine Wirtschaft, bei der Eingriffe, wie etwa durch den Staat, immer nur zur Herabsetzung der allokativen Effizienz führen können. Japan - sowie einige Schlüsselländer Ost­ asiens - haben zu keinem Zeitpunkt in der Nachkriegsgeschichte dem Bild einer derartigen Wirtschaft ge­ glichen. Und doch, statt Leistungsschwä­ che aufzuweisen, hat Japan, ebenso wie die grossen Volkswirtschaften Ostasiens, Uber Jahrzehnte hinweg ein hohes Wirtschaftswachstum er­ zielt. Das phänomenale Wachstum 
der chinesischen Wirtschaft wäh­ rend der letzten beiden Jahrzehnte hat sich gleichfalls zugetragen, oh­ ne von den Vorzügen des Modells der freien Märkte zu profitieren, wie sie die neoklassischen Ökono­ men propagieren. Unterdessen ha­ ben viele der lMF-«Musterschü- ler», die in Afrika und Lateinameri­ ka auf die freien Märkte setzten, daniedergelegen in darbender Ar­ mut. Während zahlreiche neoklassi­ sche Ökonomen einen letzten Schutzwall errichteten, indem sie behaupteten, Japan und China seien der Andersartigkeit ihrer Wirtschaf­ ten zum Trotz erfolgreich gewesen und hätten nur noch erfolgreicher abgeschnitten, wenn sie der neo­ klassischen Wirtschaftspolitik Fol­ ge geleistet hätten, haben andere eingesehen, dass für die ökonomi­ sche Theorie wichtige Lehren zu ziehen sind aus dem, was in Ost­ asien geleistet worden ist. Just, da mehr und mehr Ökono­ men und Wirtschaftspolitiker bereit waren 
einzuräumen, dass die neo­ klassische Ökonomie auf ernsthafte Schwierigkeiten getroffen und des­ halb an alternative, an die ostasiati­ sche Erfahrung angelehnte Ansätze zu denken war, ereilte die Region ein Desaster. Zunächst geriet Ja­ pans Wirtschaft in einen Ab- schwung, der 1992 begann und ein ganzes Jahrzehnt anhielt. Dann, 
1997, brach eine starke finanz- und volkswirtschaftliche Krise in Thai­ land, Korea und Indonesien aus. Die Folge waren der Zusammen­ bruch der Währungen und ein Schrumpfen der Wirtschaften. An­ hänger der Neoklassik waren mit Schuldzuweisungen sofort zur Stel­ le. 
Sie übergingen die Tatsache, dass die vorherrschende Wirt­ schaftslehre den Erfolg Ostasiens nicht zu erklären vermochte, und argumentierten, dass die ökonomi­ sche Krise unvermeidlich war. Immerhin, hatten staatliche Ein­ griffe in das Wirtschaftgeschehen und die Reglementierung von Märkten eine grosse Rolle gespielt, die Volkswirtschaften waren weit davon entfernt, dem Paradigma der freien Märkte zu folgen. Dies, so wurden wir abermals belehrt, sei ein Rezept, das ins Desaster führen muss. Gegenwärtig fühlen sich viele neoklassische Ökonomen von der Wirtschaftsschwäche Japans im letzten Jahrzehnt in ihren Auffas­ sungen bestätigt, auch wenn sie zu­ geben müssen, dass die meisten ostasiatischen Wirtschaften auf den Weg hoher Wachstumsraten zu­ rückgekehrt sind. Japan bleibt der Dreh- und An­ gelpunkt einer bedeutenden ökono­ mischen Debatte: war die unge­ wöhnlich lang anhaltende Rezes­ sion der 90er Jahre tatsächlich 
durch die Wirtschaftsstruktur Japan hervorgerufen worden? Wenn nein, wie ist sie zu erklären? Ob Anhän­ ger der ökonomischen Hauptströ­ mung oder Verfechter alternativer Ansätze: Alle müssen sie sich mit den Realitäten Japans auseinander­ setzen. Seine Wirtschaft ist zu­ gleich der Stolperstein und die Messlatte ökonomischer Theorien. Verfasser: Professor Richard A. Wemer ist Verwaltungsrat von Pro- fitFundCom AG, Vaduz (www.pro- fitfund.com)  und Berater des Glo­ bal Macro Fund. Er ist Autor von «Princes of the Yen» (M. E. Sharpe, New York), ein Bestseller in Japan. Die alleinige inhaltliche Verant­ wortung für diesen Beitrag trägt der Verfasser. ANZEIGE PanAlpina Sicav Alpina V Preise vom 12. Dezember 2005 Kategorie A (thesaurlerend) Ausgabepreis: € 66.30 Rücknahmepreis: € 64.97 Kategorie B (ausschüttend) Ausgabepreis: € 64.60 Röcknahmepreis: € 63.26 Zahlstelle In Liechtenstein: Swisslirst Bank (Liechtenstein) AG Austrasse 81, Postfach, FL-9490 Vaduz 4
	        

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