Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

FREITAG, 9. DEZEMBER 2005 
b?A?TI KULTUR 21 NACHRICHTEN Eröffnung mit toller Party ESCHEN/NENDELN - Die Offene Kinder- und Jugendarbeit (OK&JA) Eschen/Nendeln eröffnet mit einer tollen Party am nächsten Samstag um 18 Uhr ihren neuen Jugendtreff in Eschen. Nach langem Warten hat die Offene Kinder- und Jugendarbeit nun endlich neben dem Treff in Nendeln auch in Eschen ihren ei­ genen Jugendtreff erhalten, der am 17. Dezem­ ber gebührend eingeweiht wird. Die neuen Öffnungszeiten sind ab dem 17. Dezember fol­ gende: Treff Nendeln am Freitag von 17 bis 22 ünd in Eschen am Mittwoch von 16 bis 20 Uhr und am Samstag von 17 bis 22 für Jugendliche ab 12 Jahren! Die Aufgabe der Jugendarbei- ter/-innen liegt darin, junge Menschen in ihrer persönlichen und sozialen Entwicklung zu för­ dern und zu unterstützen, sie zur Mitbestim­ mung zu bewegen und dabei Benachteiligun­ gen zu vermeiden und abzubauen. Im Treff ha­ ben die Jugendlichen die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen, Freundschaften zu knüpfen oder einfach nur «abzuhängen» und die Zeit miteinander zu verbringen. Die Mitarbeiter/-innen der «OK&JA» stehen Ihnen gerne als Bezugspersonen in jeglicher Hinsicht zur Verfügung, egal um welche Probleme es sich handelt! (PD) Uncool-Festival in finanziellen Nöten POSCHIAVO - Vier Mal fanden im Pu- schlav Uncool-Festivals statt - aussergewöhn- Jiche Tage der Improvisation und des freien Jazz. Initiantin Cornelia Müller verzeichnete immer massiv Defizit. Ob es 2(X)7 wieder ein Festival gibt, ist deshalb offen. Seit 1999 organisiert die Musikliebhaberin Cornelia Müller mit viel Idealismus und Enthusiasmus im Zwei-Jahres-Tournus ihre Festivals. Das erste war dem Pianisten Cetil Taylor, das letzte - im Mai dieses Jahres - war dem brasilianischen Multiinstrumentalisten und Komponisten Egber- to Gismonti gewidmet. Auch im Mai 2007 möchte Müller wieder ein Uncool-Festival durchführen. Im Mittelpunkt soll dann die Musik aus dem sibirischen Tuva stehen Be­ reits 2003 waren Schamanen aus Tuva am Fes­ tival zu Gast. Doch zu Stande kommt das Fes­ tival nur, wenn die Kosten voll gedeckt sind. Das war bisher nicht der Fall. (sda) 
Das Leben ist kein Ponyhof Uraufführung von Gabriele Wohmanns «Hilfe, die Kinder kommen!» imTaK SCHAAN - Was passiert, wann ein frustriertes Ehepaar Besuch von seiner frisch varllebten Tochter und deren neuem Freund bekommt? Die Alten be­ nehmen sich total daneben. In Gabriele Wohmanns «Hilfe, die Kinder kommen!» tun sie dies immerhin mit Stil. Am Mittwoch wurde das von Georg Rooterlng als TaK-SWR-Koproduktion In­ szenierte Stück uraufgeführt. • Arno Ltitfl> r Fran (Doris Wolters) und Howie (Uli Plessmann) sind zwei lustige Zeitgenossen: In ihrer trauten Zweisamkeit unterhalten sie sich stets in Form von Bonmots, immer ein Lächeln auf den Lippen oder ei­ ne Rose zwischen den Zähnen. Doch hinter der Ironie verbirgt sich Frust, hinter dem ewigen Hcrumge- kaspere Alkohol, und wenn der ach immer noch so verliebte Howie die Rose zwischen den Zähnen herbei­ trägt, ist dies ein Zähnefletschen. Die Zweisamkeit ist in Wahrheit ei­ ne doppelte Einsamkeit, die ver­ liebte Tochter und ihr neuer Freund müssen als Mülleimer für den Ehe­ frust der Alten herhalten. Dass die sich anlässlich des Besuchs 
Sllvan Kappeler, Laura de Weck, Uli Ptesstnann und Doris Wolter demons­ trieren in «Hilfe, die Kinder kommen!» die Illusion vom ehelichen Clück. schlecht benehmen und besaufen wollen, sagen sie gleich zu Beginn. «Kinder» hören sich die Sprüche an, Tochter Miriam (Laura de Weck) wird sauer, und die beiden gehen wieder. Das Stück ist nach einer knappen Stunde um; als der 
Konflikt sich gerade zuspitzt, ist al­ les schon gesagt. Die Qualität von «Hilfe, die Kin­ der kommen!» macht zweifellos die Sprache aus, die witzigen, geschlif­ fenen Dialoge der Alten, also genau das, was Miriam in Rage versetzt. 
Eine Szene, in der Hausfreund Mark (Daniel Rohr) Fran sein Herz ausschüttet, hängt seltsam in der Luft, und die Jungen haben wenig zu sagen, schon gar nicht Miriams karikaturhafter «Bursche» (Silvan Kappeler), ein grinsender, BWL studierender Sportler und militanter Nichtraucher mit kurzen Hosen, der den Eltern von Miriams kinderrei­ cher Zukunft in der Küche vor­ schwärmt, alles in Ordnung Findet und nicht merkt, wie er vorgeführt wird. Auch Miriams Zukunft ist verpfuscht. Nuancenreiche Darstellung Die Schauspieler haben unter Georg Rooterings umsichtiger Re­ gie, die Gags wie eine Clownsnase oder einen davonpfurrenden Luft-, ballon spar- und wirksam einsetzt. Grossartiges geleistet und aus dem knappen Text sehr viel gemacht: Plessmann und Wolters machen das Maskenhafte, Brüchige der vergif­ teten Idylle jederzeit spürbar, Pless­ mann mit unterschwelliger, lauern­ der Aggressivität und Wolters mit äusserst nuancenreicher Darstel­ lung der seelischen Verbiegungen einer Frau am Ende; und De Wecks Ausbruch am Schluss wirkt tat­ sächlich wie ein solcher. Verwesentlichung des Unsichtbaren Vernissage der Ausstellung «Epiphania» in der Tangente ESCHEN - Fotografion und eine siebenteilige Tapisserie sind In der Gemeinschaftsausstellung von Artemis und lohn McCon- key zu sehen, die den pro­ grammatischen Titel «Epipha­ nia» trägt: Inneres und Verbor­ genes treten in Erscheinung. An der Vernissage am Mittwoch sprach Hans Jaquemar; Jean- Jacques Mengou Tata umrahm­ te den Anlass am Schlagzeug. »Arno Löffl« r Nur auf den allerersten Blick haben John McConkeys Photographien und die siebenteilige Einhorn-Ta- pisscrie von Artemis nichts mitein­ ander zu tun. «Epiphania» bedeutet Erscheinung. Beide Künstler haben sich auf völlig unterschiedliche Weise daran gemacht. Verborgenes erkennbar zu machen. In unserem Kulturkreis wird 
Epi-John 
McConkey und Artemis vor der Tapisserie «La Grande Licorne». phanie gemeinhin mit Weihnachten in Verbindung gebracht, genauer mit Christi Erscheinung beim Be­ such der Heiligen Drei Könige. Das Einhorn galt im Mittelalter, in dem es oft auf Tapisserien dargestellt wurde, in Anlehnung an Tertullian als Symbol Christi, des Wortes 
Gottes, das von der Jungfrau einge­ fangen wird. Dazu trat die erotische Konnotation der absoluten Wild­ heit, die von der absoluten Un­ schuld gezähmt wird. Artemissens Tapisserie, die ein Einhorn in kraft­ voll-dynamischer Bewegung von rechts nach links und ein strahlen­ des Auge im Zentrum zeigt, spielt in der Farbwahl (Blau, Weiss) auf die Licht- und Mariensymbolik an, in der abstrakten Auflösung oder Verschlüsselung der Formen weist sie aber auf die Möglichkeit der et­ lichen anderen mystischen Bedeu­ tungsebenen hin. Das Göttliche, das innere Licht, worauf Kouki Wohlwend in ihrer Begrüssung abstellte, des Sehens und des Erkennens, wovon Hans Jaquemar sprach, stellen die Ver­ bindung zwischen den Arbeiten beider Künstler her. MacConkeys Photographien machen ohne Zu­ hilfenahme von Montage- oder 
sonstiger Bearbeitungstechniken in der Realität Vorkommendes sichtbar, das sonst verborgen bleibt. Er bedient sich lediglich gelegentlich der Farbumkehr, mit erstaunlichen Ergebnissen. Das Licht selbst wird, durch seinen zielgerichteten und verfremden­ den Einsatz zum Medium, das «einsichtig» macht, wie Jaquemar formulierte. An Abbruchkanten im Wald stehende Bäume werden - farbumgekehrt - so ins Bild ge­ rückt, dass die in der Luft hän­ genden Wurzeln wie surreale Spiegelungen der Bäume sichtbar werden; Anlegestege werden von unten fotografiert, von den Booten ist nur der untere Ab­ schnitt zu sehen, als Reflexionen im Wasser verdoppelt. Das Aus­ schnitthafte der Bildausschnitte ist immer evident. Verborgenes wird enthüllt und gleichzeitig ent­ rückt. 
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