Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

MONTAG, 5. DEZEMBER 2005 B?AT!I 
THEMA 
5 NIKOLAUS ÜBER SICH Der Nikolaus ist nicht der Weihnachtsmann * ' * 
«Das ist eine komische Sache, ich weiss, aber ich glaube, ich muss dazu noch einiges sagen. Es gibt Leute, die mich Weihnachtsmann nennen, das bin ich nicht! Der Weihnachtsmann ist eine Erfindung aus dem vor­ letzten Jahrhundert. Die Menschen wussten nicht mehr so richtig was mit Weihnachten anzu­ fangen. Sie kannten zwar die Berichte aus der Bibel, die uns von der Geburt Jesu erzählen, aber irgendwer musste ja schliesslich die Ge­ schenke bringen ... So kam man auf die Idee mit dem Weihnachtsmann. So, wie wir uns den Weihnachtsmann vor­ stellen, hat ihn in den Fünfzigeijahren eine bekannte Getränkefirma aus Amerika entwor­ fen. Mit einer roten Mütze, einer roten Jacke mit schwarzem Gürtel, einer weiten roten Ho­ se und schwarzen Stiefeln. Und dazu natür­ lich ein grosser weisser Bart. Ihr könnt euch sicherlich denken, dass die Menschen da­ durch ganz schön durcheinander kamen, denn schliesslich 
sah der Weihnachtsmann fast so aus, wie der Nikolaus. Viele Kinder stellen sich den Nikolaus deshalb genauso vor - wie man ihn in der Vorweihnachtszeit in der Fern­ sehwerbung sehen kann. Natürlich habe ich viele Dinge zum Anziehen, und auch eine ro­ te Jacke mit einem schwarzen Gürtel, aber ich bin trotzdem der Nikolaus und nicht der Weihnachtsmann! Es ist mir wichtig, das zu sagen, weil ich immer traurig bin. wenn mich die Kinder nicht erkennen.» Euer Nikolaus 
«Ein guter Freund sein» Was der Nikolaus heute tut und wer der heilige Nikolaus wirklich war NIKOLAUSGEDICHTE Eine Auswahl SCHAAN - Hier tine Auswahl nicht so be­ kannter Nikolaus-Gedichte. Nikolaus, oh Nikolaus Nikolaus, Nikolaus, heiliger Mann. zieh die Sonntagsstiefel an! Reis damit nach Spanien, kauf Äpfel, Nüss', Kastanien! Bring den kleinen Kindern was, die Grossen, die lass laufen, die können selbst was kaufen! Am Nikolaustag Horcht einmal hinaus! Bald kommt der heilige Nikolaus! Er geht herum, er klopft bumbum, schaut dort hinauf und da hinein, dann kommt er gar zu uns herein und leert bei uns das Säckchen aus, der gute, gute Nikolaus! Lasst uns froh und munter sein Lasst uns froh und munter sein und uns recht von Herzen freun! Lustig, lustig,trallerallcra ! Bald ist Nikolausabend da. bald ist Nikolausabend da! Dann stell ich den Teller auf, Nikolaus legt gewiss was drauf. Lustig, lustig, trallerallera, bald ist Nikolausabend da! Wenn ich schlaf, dann träume ich, jetzt bringt Nikolaus was für mich. Lustig, lustig, trallerallera, nun war Nikolausabend da! Wenn ich aufgestanden bin, lauf ich schnell zum Teller hin. Lustig, lustig, trallerallera, nun war Nikolausabend da! Nikolaus ist ein braver Mann, dem man nicht genug danken kann. Lustig, lustig trallerallcra, heut war Nikolausabend da! Wer ist da? Klopf, klopf, wer klopft an unsre Türe an?. Klopf, klopf, es ist der heilige Mann! Was stehst du draussen vor der Tür? Komm doch zu uns herein! Es sind ja artige Kinder hier, die sich schon lange freun. Komm herein, sei unser Gast. Bring uns alles, was du hast! (PD) 
SCHAAN - Ruhig muss man da­ sitzen und warten, bis man das GIScfcleln klingeln hört, welches das Kommen vom helligen Niko­ laus ankündigt. Das Herz schlägt bis zum Hals hinauf und manchem Kind wlrds Angst und Bange - «War ich auch brav ge­ nug?» - fragen sich viele. «Karin Hmto r An diesen Moment erinnert sich wohl jeder, der selbst einmal auf das Kommen des Nikolaus gewar­ tet hat; Doch eigentlich habe ein Nikolaus ganz andere Aufgaben als den Kindern Angst zu machen, hat ein langjähriger Nikolaus im Ge­ spräch mit dem Volksbatt verraten. «Es ist für mich immer wieder schön, die Kinder daheim zu besu­ chen», blickt der Nikolaus auf sei­ ne vor ihm liegenden arbeitsreichen Tage. Manchmal erlebe er auch schwierige Situationen in den Häu­ sern. «Einmal hat mir ein Kind er­ zählt, dass sein Vater die Mutter schlage. Das war ein sehr schwieri­ ger Moment für mich und den Krampus», erzählt der Nikolaus nachdenklich. In der Regel aber seien die Erlebnisse sehr schön und bewegend. Der Nikolaus freue sich, wenn die Kinder das Gespräch mit ihm suchen oder Gedichte vortra­ gen, singen oder Musik machen. «Die Freude und die Ernsthaftig­ keit der Kinder, die dabei rüber kommen, nehmen ich und der Krampus mit nach Hause.» Mahnender Grossvater «Ich merke, wenn ich in ein Halls* hinein komme sofort, ob die Eltern den Nikolaus gegenüber den Kin­ dern als Drohmittel benutzen», er­ zählt der Nikolaus. Eigentlich gehe es aber darum, dass die Kinder Freude am Nikolaus haben, ihn ernst nehmen und als Freund sehen - und natürlich gehöre es auch da­ zu, dass er etwas Kleines mitbringe und da und dort auch einmal mah­ nend den Finger erhebe. Aber eben mehr als mahnender «Grossvater», nicht als böser Mann. Grosser Wandel und Notvorrat «Im Laufe der Zeit hat sich schon viel verändert. Früher ist die Stim­ mung in den Häusern weitgehend besinnlicher gewesen als heute», erinnert sich der Nikolaus. Heute erlebe man alles mögliche: «Mitt­ lerweile ist es so, dass ich nicht nur Nüsse, Mandarinen und 
Schokola-GESCHICHTE 
Geboten wurde dar heilige Ni­ kolaus um das Jahr 285 in Grie­ chenland. Gestorben ist er ver­ mutlich am 6. Dezember 342 als Bischof von Myra, einer Stadt im SÜden der Türkei. Um seine Person ranken sich etliche Le­ genden, etwa die. Rettung von Seefahrern aus der Seenot oder die Befreiung dreier Jungfauen, die aus Not zur Prostitution ge­ zwungen werden sollten. Drei goldene Äpfel, die er durch die Fenster warf, bewahrte die Fa­ milie vor dem finanziellen Ruin und die Mädchen vor ihrem Schicksal. Auf diese Legetkk ist die Tradition des Schenken« am Nikolaustag zurückzuführen. BRAUCHTUM jmBuch Niloial̂kw kotäusllji Kander ist wohl dt^Spuljtme Figur in der vorwrilmachtlicScn • Zeit Der heilige Nikolaus soll ein wundertätige# Bischof. ges wesen sein, der lim 30ÖÖ1 Kleinaai&i lebte. Z&dreicheJ legefürdeii hen auf dta Sfefe wn 1Ö0$| 1200ziiri|^w«giM " Sein grosser Tag ist zwar erst am morgigen 6. Dezember - aber in zahl­ reichen Gemeinden war er bereits am Wochenende unterwegs: Der hei­ lige Nikolaus mit seinem Hefter, dem Krampus. de oder Lebkuchen mitbringe - sondern oft auch grosse Geschen­ ke, die eigentlich Aufgabe des Christkindes sind», erzählt der Ni­ kolaus. Aber auch ein Extrem auf die andere Seite gebe es - nämlich, dass gar nichts vor der Türe sei, um den Kindern zu geben. «Für solche Fälle haben der Krampus und ich immer einen kleinen Notvorrat da­ bei, damit alle Kinder etwas be­kommen 
von uns.» Wenn er mit dem Krampus von Haus zu Haus zieht, versucht der Nikolaus immer allen Kindern etwas mit auf den Weg zu geben. «Wenn die Kinder eine schöne Erinnerung an meinen Besuch haben, dann haben ich und der Krampus richtig gehandelt», zieht der Nikolaus Bilanz über sei­ ne Tätigkeit bei und mit den Kin­ dern. 
Beamteit und in Trieseab^ j^!^ in den späten Zwanzigeijahsen. Damals erschien der^Npälaus vermutlich noch altoin in den Stuben, später begleileteifan diu Christkind, welches gas» in Weiss gekleidet war, skit aber passiv veritfelt,Die Abjtöwing des Christkinds dutchden Krampus erfolgte in der ?rtfcn Hälfte des 20. Jahrhunderts, in der zweites* Hälftetrat der Kram^wiederin dien Hinter­ grund. Familien rfiit Kindern empfinge» den Nikolaus meist zuhause. Es gibt aber auch viele öffentüche Niloolausfeienf, und der Nikolaus besucht auch Kin- detgätten und Schulen.» ' Der Nikolaus besuchte INesner Sonntagsmesse TRIESEN - Grosse Freude für die Triesner Erwachsenen und Kinder: Traditionell besuchte der Nikolaus mit seinem treuen Begleiter, dem Krampus, die sonntägliche Niko­ lausmesse in der Triesner Pfarrkir­ che. In seiner kurzen Ansprache an die Kirchgemeinde fand der Niko­ laus sehr versöhnliche, aber durch­ aus auch mahnende Worte, welche wiederum für mindestens ein Jahr reichen sollten, um sich des Guten zu besinnen. Nach der Messe durf­ ten Nikolaus und Krampus zusam­ men mit Pfarrer Wemer Fimm und anderen helfenden Händen (Bild) den strahlenden Kindern süsse Weihnachtsgrüsse überbringen. Die kleinen Streicheleinheiten aus Schokolade kamen gut an und be­ reiteten so mach Kind auf den an­ stehenden «Hausbesuch» des Ni­ kolaus vor. (Red.)
	        

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