Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

SAMSTAG, 3. DEZEMBER 2005 
bl âTI INLAND 9 LESERMEINUNGEN Mögen Sie Märchen? An dunklen Winterabenden, an denen Schnce und Lichter Märchenlandschaften herzau­ bern, erzählten in «alten Tagen» die Gross- mütter gern weise Märchen. Ihre Botschaft ist nicht wirklich, aber wahr! Ein guter Zwerg zeigte einem armen Mädchcn, wo ein Schatz­ kästchen vergraben war. Das Kind grub es aus - aber der Schlüssel fehlte ... Könnte das Schatzkästchen ein Symbol un­ serer Taufe sein? Sie macht uns zum Glied des Leibes Christi, der Kirche. Und der Schlüssel zum Reichtum, zur Freude, zum Glück? Den muss jede und jeder das ganze Leben suchen. Wie? Indem wir unsere Bezie­ hung zu Gott durch betendes Lesen der Fro­ hen Botschaft Christi vertiefen und das Er­ kannte zu leben versuchen: «So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab ...» Joh 3,16). - «Dies ist mein Gebot, liebt einander, wie ich euch geliebt habe 
1» (Joh 13,34). Ich wünsche uns allen das Staunen vor der Krippe und dann durch das ganze Kirchenjahr immer neue Entdeckungen! Sr. Alma Pia, ASC. Kloster St. Elisabeth, Schaan Liechtenstein im Dialog Der «Dialog mit Liechtenstein» wurde von Redaktor Günther Meier zum Titelthema in der ersten Ausgabe des Magazins «der Mo­ nat» auserkoren. Zwei völlig verschiedene Dialoge werden verglichen. Mit dem einen «Dialogue» versucht Liechtenstein, sein «selbstverordnetcs» Image als konstruktiver Finanzplatz nach aussen zu tragen, also ge­ wissennassen die über das Land gestülpte au­ bergine Imagehülle auch mit Inhalt zu lullen, mit dem anderen «Dialog» versucht der Euro- parat festzustellen, ob unsere Verfassungspra­ xis den Standards des Europarates entspricht. Schade dass der Dialog mit dem Europarat in diesem Artikel von Günther Meier so schlecht abschneidet. Der Verfasser versucht auch gar nicht, diesem Dialog etwas Positives abzugewinnen. Während etwa positive Aussa­ gen des FL-Abgcordneten Paul Vogt gleich kritisch hinterfragt werden, bleiben die nega­ tiven Aussagen des österreichischen Völker­ rechtlers Waldemar Hummer an der Veran­ staltung des LPC unkommentiert. Professor Hummer, der sich zudem erschreckend schlecht auf diesen Vortrag vorbereitet hatte, wird folgendennassen zitiert: «Eine grundle­ gende Frage wirft eine Verfahrensbeteiligung von NGOs (Nicht Regierungs-Organisatio­ nen) auf, noch dazu, wenn es sich dabei nicht nur nicht um solche NGOs handelt, die beim Europarat akkreditiert sind, sondern darüber hinaus um solche, die selbst Initiatoren des Monitoring-Verfahrens waren.» Wenn sich Hummer seriös mit dem Thema befasst hätte, wäre ihm klar gewesen, dass nicht die NGOs Initianten des Dialoges waren. In Wahrheit kam es schlussendlich zum Dialog weil das Fürstenhaus und die Liechtensteinische Euro­ paratsdelegation unter Leitung der Abgeord­ neten Renate Wohlwend alle Hebel in Bewe­ gung setzten, damit die Verfassungsvorschlä­ ge des Fürstenhauses und die Initiative «Ver­ fassungsfrieden» nicht vor der Abstimmung im März 2003 vom Europarat überprüft wur­ den. Diese Tatsache wird nur allzu gerne ver­ schwiegen, kann man doch so die Mitglieder der Demokratiebewegung als die «bösen Bu­ ben» hinstellen. Solange ein Dialog geführt wird, also miteinander gesprochen wird, kön­ nen auch für alle akzeptable Lösungen erar­ beitet werden. Niemand kann schlussendlich etwas erzwingen, ohne die negativen Konse­ quenzen daraus zu ziehen. Aus diesem Grund gab es speziell bei Verfassungsabstimmung 2003 nur Verlierer. Der Schlussbericht des Europarates kann, unabhängig vom Ergebnis, dazu führen, dass auch in Liechtenstein zwi­ schen dem Fürstenhaus, «Verfassungsbefür- wortem» und «Verfassungsgegnern» wieder ein konstruktiver Dialog geführt wird. Auch das wird unser Image im Ausland aufpolie­ ren. Der «Dialogue» Liechtensteins mit dem Ausland und der «Dialog» des Europarates mit Liechtenstein sind also beide durchaus positiv zu sehen. Werner Schädler, GUatli 746, 9497 Triesenberg 
KOPF DER WOCHE Eine schreckliche Nacht Ferdinand Vogt erinnert sich an seinen Einsatz beim Waldbrand vor 20 Jahren «Ich werde dies« Nacht nie mshr vergessen», sagt Ferdinand Vogt, hier vor zwei seiner Uebllngsbllder von Josef Schädler, welche FL-Berge zeigen. BALZERS - Ganz abgeschlossen ist der verheerende Waldbrand auf der Luziensteig in Balzers im Jahr 1985 für Ferdinand Vogt noch nicht. Auch heute denkt er noch oft daran. Auch daran, was alles hätte passieren kün- neh und er sagt: «Wir alle ha­ ben einfach wahnsinnig viel Glück gehabt.» »iUrln Hawh r Anfänglich erzählt Ferdinand Vogt nur zaghaft und in sich gekehrt. Er überlegt lange, bevor er etwas sagt. Während des Erzählens jedoch werden seine Erinnerungen hell­ wach und er erzählt so lebhaft - als ob der Brand erst gestern gewesen wäre. Ferdinand Vogt ist der Mann, der beim verheerenden Waldbrand im Jahr 1985 in Balzcrs alleine die Verantwortung getragen hat. Er war Feuerwehrkommandant von Bal­ zers und als solcher musste er ganz alleine entscheiden, was wann und wo zu tun war. Angesprochen auf den schwie­ rigsten Moment des ersten Tages muss Ferdinand Vogt nicht lange überlegen: «Als wir sahen, dass das Feuer die im Einsatz stehenden Männer übersprungen hatte, war mir klar, dass die Männer unver­ züglich da raus müssen.» Per Funk habe er durchgegeben: «Alle Mann müssen den Brandort unverzüglich verlassen.» Einige hätten zurückge­ meldet: 
«Ja, wir räumen hier noch auf und dann kommen wir.» Ferdi­ nand Vogt musste nachhaken: «Nein, ihr müsst unverzüglich den Brandort verlassen und alles stehen und liegen lassen - ihr werdet sonst HERAUSGEPICKT Einsatzkräfte und Fahrzeuge 581 Personen im Einsatz 11 Tanklöschfahrzeuge 1 Rüstwagen 2 Motorspritzen Typ 3 19 Motorspritzen Typ 2 21 Pikettfahrzeuge 8520 Meter 75-mm-Schläuche 6750 Meter 55-mm-Schläuche Reinheli Balzers: 4 Mann 1 Heli Lama mit Wasserkübel 
eingeschlossen vom Feuer!» Dass es allen Männern gelungen ist, sich aus dieser brcnzlingen Situation zu retten, dafür ist Ferdinand Vogt heute noch dankbar: «Im Nachhin­ ein habe ich oft darüber nachge­ dacht, was alles hätte passieren können ... Wir haben wahnsinnig viel Glück gehabt.» Kampf ums Überleben Immer wieder kommt er auf Ein­ zelheiten zu sprechen: «Einer mei­ ner Männer hat mir erzählt, dass er in 
einem Erdloch gelegen und das Feuer über ihn hinweggedonnert sei.» Einige von denen, die einge­ schlossen gewesen waren und den Weg aus dem Feuer hinaus ge­ schafft hatten, konnten danach die Kraft nicht mehr aufbringen, weiter gegen das verheerende 
Feuer anzu­ kämpfen. Zu gross war der Schock. Ferdinand Vogt denkt kurz nach und erzählt: «Ich war mit dem Auto an den Ort gefahren, wo meine Männer im Einsatz waren. Ich wollte sicher gehen, dass alle raus waren. Als wir nur noch zu zweit waren, habe ich zu meinem Kollegen ge­ sagt: Bleib bei mir, wir fahren mit dem Auto hinunter. Der andere wollte nicht ins Auto einsteigen und so haben wir uns getrennt. Er ist zu Fuss über die Böschung hin­ unter gelaufen und ich bin mit dem Auto gefahren. Es war ein sehr schwieriger Moment für mich. Mir ist wirklich ein Stein vom Herzen gefallen, als er dann am Strassen- rand stand und mir zuwinkte, als ich um die Kurve gekommen bin. Erst dort ist er dann wieder in mein Auto eingestiegen und mit mir an den nächsten Einsatzort gefahren.» Wenn es um Leben und Tod gehe sei sich jeder selbst am nächsten und jeder Einzelne müsse das tun, was er persönlich für richtig halte, erzählt Ferdinand Vogt. «Mane» war erstaunlich ruhig Einer der die ganze Zeit mit Fer­ dinand Vogt in der Einsatzzentrale in der Gemeindeverwaltung von Balzers dabei war, ist der damalige Gemeindevorsteher Emanuel Vogt. Diejenigen, die «Mane» gekannt haben, wissen, dass er einer war, der seine Meinung überall offen 
und klar dargelegt hat und diese auch mit Vehemenz und Härte ver­ teidigen konnte. Er nahm kein Blatt vor 
den Mund. Wenn er seinen Willen durchsetzen wollte, dann tat er das. Wiederständc bestärkten ihn gar noch. Seine Willensstärke, sei­ ne Energie und sein schier unend­ licher Tatendrang sowie sein quirli­ ges Wesen 
bleiben unvergessen. Ferdinand Vogt sagt über ihn: «Ich habe den <Mane> nie vorher und nie mehr nachher so ruhig er­ lebt», erzählt Ferdinand Vogt. Nicht einmal der <Mane> habe sich auf ir­ gend eine Art und Weise einge­ mischt. Er habe sich, wie alle ande­ ren auch, voll und ganz auf Ferdi­ nand Vogt verlassen. Vitalität und Freude Der 70-jährige Ferdinand Vogt steht heute noch mitten im Arbeits­ leben. In seiner eigenen Schreinerei ist er für das Büro und den Einkauf zuständig. «Mein Sohn und ein Mit­ arbeiter machen das Handwerkliche und ich bin für die Administration zuständig.» Es mache ihm immer noch Freude und so lange es gehe, arbeite er auch weiter. In seiner Freizeit trifft man Ferdi­ nand Vogt oft in den Bergen an. «Ich liebe die Berge und sie geben mir Kraft und bereiten mir viel Freude», erzählt er. Eine weitere Leidenschaft des vitalen 70-Jähri- gen ist die Jagd, was auch nicht zu übersehen ist, wenn man ihn in sei­ nem Haus, welches unterm Schloss in Balzers steht, besucht. Sehr viel gelernt Angesprochen auf die riesige Verantwortung, die er beim Brand in Balzers zu tragen hatte, erzählt Ferdinand Vogt: «Nach diesem Grossereignis wurde beschlossen, dass es notwendig ist, einen Kri­ senstab einzuberufen.» Aus dem Grossbrand in Balzers habe man viel gelernt. Davon ist Ferdinand Vogt überzeugt: «Das ganze Erleb­ nis war nicht nur eine Katastrophe und eine schier unbezwingbare Herausforderung für uns, sondern auch ein wichtiger Lemprozess für alle Feuerwehrleute im Land und aus der Region.» Gelernt und ein Stück weit auch gelitten haben alle, die in dieser 
Nacht im Dauereinsatz gestanden haben und Hand in Hand für ihren Wald und ein Stück weit auch für ihr Dorf gekämpft haben. Mit Ver­ stand, eisernem Willen und Durch­ haltekraft hat Ferdinand Vogt an der Spitze deT Feuerwehrleute ge­ standen und er musste immer wie­ der blitzschnell die richtigen 
Ent­ scheidungen treffen. «Wenn 
ich heute zurückblicke, dann kann ich sagen, dass ich rich­ tig gehandelt habe», sagt Ferdinand Vogt und wer ihm aufmerksam zu­ hört, wenn er erzählt, kann dies oh­ ne 
den geringsten Zweifel bestäti­ gen. Unvorstellbar bleibt für Aussenstehende dennoch, was die Feuerwehrleute, mit ihrem Kom­ mandanten Ferdinand Vogt an der Spitze, miterlebt haben und was sie leisten mussten in dieser «Nacht des Schreckens». Mit an der Front dabei und eine wichtige Rolle gespielt hat auch der Balzner Helipilot David Vogt. «Er hat für uns wirklich einfach super Arbeit geleistet», sagt Ferdinand Vogt abschliessend und er hat noch eine Geschichte parat: «Den letzten Brandherd, der auf den Waldbrand vom 5. Dezember 1985 zurückzu­ führen ist, haben wir am 24. De­ zember des Jahres 1985 gelöscht. Ein hohler Baumstamm hatte Feuer gefangen und musste von der Feu­ erwehr gelöscht werden.» Eines ist mir ganz klar: Ferdinand Vogt ist und bleibt ein Feuerwehr­ mann mit Leib und Seele - Weih­ nachten hin oder her. ZUR PERSON Nane: Fentimad Vogt Wohnort; Bs stiller Beobachter
	        

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