Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

BLATT DIE WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN FÜR LIECHTENSTEIN DONNERSTAG, 24. NOVEMBER 2005 
SEITE 15 BANKNOTEN Wie weltoffen sich die Schweiz bei der Jurie- rung der neuesten Banknotenvorschläge zeigt. -j 
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UNBEDENKLICH Warum man bei Nestld wegen dem Rückzug der Nestl6-Milch von einem Sturm im Was­ serglas spricht. 21 
VERTEIDIGUNG Warum Leica den Per­ sonalabbau verteidigt und wie sie wieder schwarze Zahlen schreiben will. 23 
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REKORDJAHR Warum Deutschlands grösster Autovermieter Sixt derzeit 
auf ein Re­ kordjahr zusteuert und warum. 
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INEWS EU-Minister verhandeln Zuckermarktordnung weiter BRÜSSEL - Die Agrarminister der Europäi­ schen Union setzten am gestern ihre Beratun­ gen über die geplante drastische Reform der 40 Jahre alten EU-Zuckermarktordnung fort. Als Grundlage diente ein neuer Kompromiss­ vorschlag der britischen Ratspräsidentschaft, der den Interessen von Rübenbauern und Zuckerindustrie entgegenkommt. Eine Ent­ scheidung wird im Lauf der Woche erwartet. Zu den Beratungen wurde am Morgen auch der neue deutsche Agrarminister Horst See­ hofer in Brüssel erwartet. EU-Agrarkommis- sarin Mariann Fischer Boel rief nach der Ver­ tagung der Gespräche am Dienstagabend zu einer Einigung noch in dieser Woche auf. Sie verwies auf die WTO-Verhandlungen im kommenden Monat in Hongkong. Diploma­ ten rechneten damit, dass es erst heute zu ei­ ner Einigung kommen werde. Dafür erforder­ lich ist eine qualifizierte Mehrheit der Mit­ gliedsstaaten. (AP) Zunahme von Konsumkredtten ZÜRICH - Geld für eine neue Stereoanlage oder für ein schickes Auto: In der Schweiz wächst das Geschäft mit Konsumkrediten. Obschon es ein schlechtes Image hat, wollen auch renommierte Banken vom Geldsegcn j profitieren. Das Volumen an Konsumkrediten j 
in der Schweiz beläuft sich auf 12,5 Milliar- I den Franken, wie aus einer am Mittwoch ver- : öffentlichten Studie des Beratungsunterneh- | mens Mercer Oliver Wyman hervorgeht. Im j internationen Vergleich ist das indes wenig, j 
europaweit beträgt das Volumen 1,4 Billionen j 
Franken. Die Hälfte davon gehen auf das j 
Konto von Grossbritannien und Deutschland. In Grossbritannien kommen 4122 Euro Kon- sumkredit-Schulden auf jeden Einwohner, in Deutschland sind es 2798 Euro. Die Schweiz weist mit einem Volumen pro Kopf von 924 Euro eine geringe Verschuldung auf. Dabei sind die Hypotheken nicht inbegriffen. Tiefer ist der Wert nur noch in Ungarn mit 216 Euro und in der Tschechischen Republik mit 167 Euro. Diese tiefen Werte für die Schweiz ha­ ben Gründe. In der Schweiz sind Konsumkre­ dite in der Bevölkerung wenig etabliert, das Image ist geprägt von Kredithaien und der Gefahr, in die Schuldenfalle zu geraten. Des­ halb haben die Banken bisher auch Zurück­ haltung geübt. Mit Rücksicht auf ihr Image und weil sie nicht in Konflikt mit dem Kon­ sumentenschutz kommen möchten, drängte sich das Geschäft mit Kleinkrediten trotz ei­ gentlichem Interesse nicht auf. (sda) Deutsche Wirtschaftsforscher werfen EU Blockade-Politik vor BERLIN - Deutsche Wirtschaftsforscher kri­ tisieren die EU: Mit ihrer starren Haltung bei den Agrarsubventionen verhindere die Union einen Erfolg der Welthandelsrunde. «Der EU kommt eine wesentliche Rolle für den Aus­ gang der Verhandlungen zu, die sie bisher nicht angenommen hat», heisst es in einem am Mittwoch publizierten Bericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Im Agrar-Dossier nehme die Union die gewohnte Rolle eines Blockierers ein. Angesichts der in­ zwischen geringen gesamtwirtschaftlichen Bedeutung der Landwirtschaft in Europa sei diese Haltung nicht nachzuvollziehen. (AP) 
Für mutige Reformen S. D. Erbprinz Alois: Liechtenstein verteidigt Bankgeheimnis weiter VADUZ - Erbprinz Alois warnt In der Schweizer «HandelsZel- tunp»: Der Druck dar Hochsteu­ erländer auf das Bankgeheim­ nis werde verstärkt dazu füh­ ren, dass Kapital aus Europa nach Asien abfliesst. »Konwlla Pteffl w Der Prozess habe schon begonnen und könnte sich stark beschleuni­ gen, erklärte S. D. Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein in einem Interview der Schweizer Wochen­ zeitung «HandelsZeitung» vom Mittwoch. Wenn die Hochsteucrländer in punkto Bankgeheimnis noch mehr Druck auf die Schweiz und Liech­ tenstein ausübten, werde dies dazu führen, dass Kunden ihre Gelder aus der Schweiz und Liechtenstein nach Asien verlagerten. Die Nach­ teile träfen die europäischen Hoch-r steuerländer besonders, weil damit auch der Anteil an Geldern kleiner werde, der sonst wieder in Europa investiert würde. Die Hochsteucr­ länder müssten ihre Hausaufgaben machen. In Ländern mit sinnvollen Steuersystemen bestünde kein Interesse, auf andere Länder auszu­ weichen. Es braucht mutige Steuerreformen Zugleich betonte er, dass man sich dem Trend zum gläsernen Bür­ ger widersetzen und das Bankge­ heimnis weiter verteidigen werde. Es sei nicht einzusehen, warum Liechtenstein Vollzugsbehörde für Hochsteuerstaaten sein solle. Der Erbprinz räumte aber ein, dass auch Liechtenstein mutige Re­ formen seiner Steuergesetzgebung brauche, um die Attraktivität des Wirtschaftsplatzes weiter zu 
erhö-S.D. Erbprinz Alois: Hnanzplatz muss sich auf mehr Pfeiler abstützen. 
"hen: «Unser Steuersystem muss international kompatibler werden und insbesondere den Abschluss von Doppelbesteuerungsabkom­ men erleichtern, sollte dies ge­ wünscht sein. Wir müssen eine star­ ke Vereinfachung des Steuersys­ tems prüfen und dabei Fragen wie die Einführung einer Fiat Tax über­ legen.» Aktiver im Onshore-fieschäft Zur Zielrichtung des Finanzplat­ zes Liechtenstein gefragt, formu­ lierte Erbprinz Alois ein ehrgeizi­ ges Ziel: «Wir wollen, dass Liech­ tenstein zu den wettbewerbsfähigs­ ten Finanzplätzen der Welt zählt. Dazu sollte sich der Finanzplatz auf mehr Pfeiler als heute abstützen können. Zusätzlich zum Offshore- Geschäft sollten wir im Onshore- Geschäft aktiver werden.» Mit dem Fonds- und Versicherungsplatz LiechteOsttm seiea erste erfolgrei­ che Schritte gemacht. Dies gelte es auszubauen aber auch verstärkt Onshore-Produkte für das Private Banking zu entwickeln. Druck seitens der EU bleibt Der Erbprinz erinnerte Überdies daran, dass die Reformen der letz­ ten Jahre klarer kommuniziert wer­ den müssten. Die Akteure müssten besser darüber informieren, dass der Finanzplatz hervorragende Ejiriristleistungen und Investment- pirodukte anbiete und liechtenstei­ nische Finanzdienstleistungsunter­ nehmen in den letzten Jahren bei unabhängigen Vergleichstext stets in der Spitzengruppe dabei war. Der Finanzplatz sei gestärkt nach der Krise vor vier Jahren, bleibe aber wie die Schweiz wegen des Bankkundengeheimnisses einem hohen Druck seitens der Hochsteu­ erländer der EU ausgesetzt. Aldi in der Schweiz teurer als in Deutschland HSG-Studie zeigt auf, dass Aldi in der Schweiz eine andere Preispolitik betreibt ZÜRICH - Bei seiner Ankunft In der Schweiz hat Aldi keine Kampfpreise mitgebracht Der deutsche Discounter Ist laut ei­ ner HSG-Studle bei Lebensmit­ teln zwar etwas billiger als Mi- gros, Coop oder Denner, aber immer noch deutlich teurer als in Deutschland. Im Gegensatz zu Deutschland sehe sich Aldi hierzulande nicht als Tiefstpreisanbieter, sondern betone den Wert von Qualität und Service, sagte Detailhandelsprofessor Tho­ mas Rudolph von der Universität St. Gallen (HSG) am Mittwoch in Zürich bei der Präsentation einer Studie über das Sparen beim Le­ bensmitteleinkauf. Dass Aldi nicht aggressiver sei, «ist für mich die grösste Überraschung». 
Ende Oktober/Anfang November waren bei einem Vergleich 36 Le­ bensmittel des täglichen Bedarfs bei Aldi in Amriswil TG um 7 Pro­ zent günstiger (107.90 Fr.) als bei Migros, Coop oder Denner (116.40 Franken). Jenseits der Grenze in Konstanz kam der Schweizer Kon­ sument allerdings ganze 36 Prozent billiger weg (74.80 Franken). «Wem allerdings die Zeit kostbar ist, der kauft am besten im Laden um die Ecke ein», sagte Rudolph weiter. Denn bei der Berücksichti­ gung von Einkaufszeit, Fahrzeit und Fahrkosten kann die Schnäpp­ chenjagd jenseits der Grenze zum teuren Vergnügen werden. Ausgehend von der Stadt St. Gal­ len, schlug der gesamte Shopping­ ausflug zu Aldi nach Konstanz mit 
insgesamt 203.50 Fr. zu Buche, al­ so fast dem Dreifachen des reinen Einkaufspreises. Unter den selben Gesichtspunkten kosten die 36 Le­ bensmittel bei Aldi in Amriswil et­ was mehr (179.45 Fr.) als bei der Schweizer Konkurrenz in St. Gal­ len (173.55 Franken). Der Einkauf im Ausland lohne sich nur selten, urteilte Rudolph. Weil sich die Fahrzeiten und Dis­ tanzen zu den Geschäften auf diese Region beziehen, ist die Studie nicht repräsentativ für die ganze Schweiz. Zudem sähe der Vergleich ganz anders aus, wenn Aldi Schweiz einen Laden in St. Gallen hätte. Der deutsche Discounter hat die weitere Expansion bereits ange­ kündigt. Insgesamt könne der Schweizer Kunde durch die An­kunft 
von Aldi hierzulande beim Einkauf leicht mehr sparen, so Ru­ dolph: «Aber die Vermutung, dass Aldi Suisse die Produkte anfäng­ lich mit sehr tiefen Margen oder so­ gar mit Verlust verkauft, um im Vergleich zur bestehenden Konkur­ renz im Inland bedeutend günstiger zu sein und um ein positives Preis­ image aufzubauen, hat sich nicht bestätigt.» Die Preise dürften nächstes Jahr mit dem Markteintritt von Lidl ins Rutschen kommen. Dies habe sich bereits in den Ländern gezeigt, wo Lidl auf breiter Front mit 30 Prozent tieferen Preisen eingestiegen sei. Allerdings dürfte die Schweiz im Gegensatz zu Dänemark, Belgien oder Österreich nicht zum Eldorado für Discounter werden. (sda) /
	        

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