Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

SAMSTAG, 12. NOVEMBER 2005 BLATT 
I WIRTSCHAFT 17 NICHT MIT DER GIESSKANNE VADUZ - Der Ehrgeiz soll jun­ ge Unternehmer packen. 
Daher wird beim Busi­ nessplan-Wett­ bewerb nur ge­ fördert, wer ho­ he Chancen auf Erfolg hat, sagt Christian Haus­ mann (Bild), Geschäftsführer KMU Zentrum Hochschule Liechtenstein. 'Kot—H« PMIftr Volksblatt: Herr Hausmann, der Business­ plan-Wettbewerb kommt gut an. Wie inno­ vativ sind die Startups, denen Sie damit auf die Beine geholfen haben? Christian Hausmann: Der Innovations­ grad variiert stark. Endosmart, Starnotation und Innoforce sind Beispiele - aber wirklich nur einige Beispiele - die für die Gruppe der stark innovativen Startups stehen. Es gab na­ türlich auch viele traditionelle Geschäfts- ideen, was aber den betriebswirtschaftlichen Erfolg überhaupt nicht ausschliesst. Man kann auch mit einer einfachen, klar formu­ lierten Geschäftsidee, die einen hohen Kun­ dennutzen bringt, eine Unternehmung erfolg­ reich starten und nachhaltig entwickeln. Ist Ihr Ziel für den dritten Wettbewerb noch ehrgeiziger? Natürlich will man immer besser werden. Wir möchten die Gesamtzahl der eingereich­ ten Businesspläne erhöhen und den Anteil an innovativen Gcschäftsidcen steigern. Und dann kommt noch das wichtigste Ziel hinzu: die Realisierung erfolgversprechender Ge- schiiftsideen im Fürstentum Liechtenstein und im Rheintal. Da gibt es wohl noch einiges ap Eotenzial. v »'-H wollen Sie die Gewinner der Phase «Pljin it» stärker fördern? Wir möchten junge Unternehmungen nicht nach dem Giesskanncnprinzip fördern, son­ dern uns auf die Geschäftsideen mit hohen Erfolgsaussichten konzentrieren. Wir fördern in Zukunft vor allem die erfolgreiche Reali­ sierung der Geschäftsideen im Markt. Coa­ ching, Erfahrungsaustauschgruppen im Sinne von Entrepreneurial Circles und Networking bei der Finanzierung zählen dazu. Wie können die Besten von «Entrepreneu­ rial Circles» profitieren? Junge, wachsende Unternehmungen haben Chancen und Probleme, die sich nicht mit den etablierten Betrieben vergleichen lassen. Sie sind - um eine Analogie aufzunehmen - nicht einfach kleingebliebene Erwachsene. Beispielsweise ist es in dieser Unternehmens­ phase gar nicht so cinfach, qualifizierte Mit- ! arbeitei 
1 zu finden und an die Unternehmung zu binden. In einem Circle können die Unter­ nehmer Chancen und Probleme definieren, Erfahrungen austauschen und gemeinsam Optionen entwickeln. Durch die Vernetzung in diesen Circles entstehen häufig die ersten, ; 
gewinnbringenden Geschäftskontakte. j ; Wie unterstützen die «Big Bosses» in i 
Liechtenstein junge, wachsende Unterneh- i 
men oder auch Unternehmen im Um- I bruch? ! Vor allem natürlich über die lnnovations- i gruppe Liechtenstein AG (1GL) und andere j 
Finanzierungsgruppen, die Risikokapital zur i Verfügung stellen und eine wichtige Rolle bei | der strategischen Führung der Unternehmun- • gen spielen. Es kommen noch andere Aspek- ! te hinzu, die man nicht unterschätzen darf. : Die so genannten «Big Bosse» gehören häu- ! fig zu den ersten Kunden junger Unterneh- ! mungen und können durch ihr breit gefächer- i tes Netzwerk wichtige Kontakte zu Lieferan- i teil und Kunden knüpfen. | Und zum Schluss: «Big Bosse» hin oder her, ohne die Unterstützung der Regierung da« Fürstentums Liechtenstein und die Zu­ sammenarbeit aller Hochschulen in der Re­ gion wäre es nicht möglich, ein ambitionier- te} Projekt wie den Businessplan-Wettbewerb Liechtenstein zum Erfolg zu bringen. 
Erfolgreiche Förderung Gute Bewertung des Businessplan-Wettbewerbs durch die Teilnehmer Schlussvera nstaltung das Businessplan-Wettbewerbs 2005. Von links: Beat Oehrl, Regierungschef Otmar Haslar, Helmut Jungwirth, Katja Mähr und Stefan Vogel. VADUZ - Die Regierung hat an Ihrer Sitzung vom 8. November 2005 den Evaluationsbericht der Hochschule Liechtenstein zum Businessplan-Wettbewerb Liechtenstein zur Kenntnis ge­ nommen und die Hochschule mit der dritten Durchführung 2007 beauftragt. Die dritte Auf­ lage wird ebenso wie die bei­ den vorangegangenen Wettbe­ werbe von der Regierung finan­ ziell unterstützt werden. Gemäss Evaluationsbericht der Hochschule wird der Businessplan Wettbewerb Liechtenstein als sehr attraktiv beurteilt. Dieses Fazit kann nach der Auswertung einer Evaluation unter den Teilnehmern und den Jury-Mitgliedern gezogen werden. Für den nächsten Wettbewerb wird es dennoch Änderungen ge­ ben. Das Coaching soll künftig auf die Gewinner der Phase «Plan it» konzentriert werden. «Der Businessplan-Wettbewerb Liechtenstein stellt einen äusserst wichtigen Beitrag zur Innovations­ fähigkeit in der Region dar», sind Christian Fäh und Ruedi Gall über­ zeugt. Die beiden jungen Unterneh­ mer, die mit ihrer Idee «Klicksol» zu den zehn Gewinnern des Wett­ bewerbs 2005 gehören, bewerten auch den Standort des Business­ plan-Wettbewerbs als attraktiv: «Das Fürstentum Liechtenstein ist eine ideale Plattform der inter­ nationalen Zusammenarbeit.» Die zwei erfolgreichen Teilnehmer stimmen mit der Absicht der Initia­ toren überein, welche die Grün­ dung von neuen, zukunftsorientier­ ten Unternehmungen unterstützen und das Wachstum bestehender Unternehmen fördern wollen. Bn Blick zurück Der Businessplan-Wettbewerb Liechtenstein wird seit 2003 von der Regierung des Fürstentums Liechtenstein, dem KMU-Zentrum an 
der Hochschule Liechtenstein, der 1GL Innovationsgruppe Liech­ tenstein AG, der Interstaatlichen Hochschule für Technik Buchs NTB und der Fachhochschule Vor­ arlberg veranstaltet. Nach zwei Durchführungen des 
Wettbewerbs führte das KMU Zen­ trum eine Befragung der bisherigen Teilnehmer durch. Mit dieser Eva­ luation wollte das KMU-Zentrum vor der nächsten Ausschreibung des Businessplan-Wettbewerbs die Zufriedenheit der Unternehmer­ teams ermitteln und die Beurtei­ lung der Jury-Mitglieder einhofen. Gleichzeitig konnten die Ergeb­ nisse mit dem ähnlich strukturier­ ten Wettbewerb «Adventure X» in Tirol verglichen werden. Auf der Grundlage "der Rückmeldungen und Vergleiche werden Handlungs­ empfehlungen 
für künftige Durch­ führungen abgeleitet. Analyse der vergangenen Businesspläne Die Analyse der zwei Business­ plan-Wettbewerbe erbringt aus der Perspektive der Teilnehmer und der Juroren eine hohe Zufriedenheits­ quote. Mehr als drei Viertel äussern sich zufrieden, 83 Prozent der Teil­ nehmer empfehlen die Fortführung des Businessplan-Wettbewerbs, der in zwei Phasen durchgeführt wur­ de. Nach der ersten Phase «plan it» wird nach der Bewertung der Busi­ nesspläne entschieden, welche Pro­ jekte prämiert werden. Nach der zweiten Phase «invest it» geht es um die Entscheidung über die Finanzierung der Business­ pläne. Im Mittelpunkt der Bewer­ tung durch die Jury stehen die Er­ folgsfaktoren für die Gründung oder das Wachstum einer Unter­ nehmung. Die Investitionsphase «invest it» ist mit einem Volumen von 250 000 Franken sehr hoch dotiert: Die Ge­ samtsumme setzt sich zusammen aus 100 000 Franken Investitions­ geldern der IGL, weiteren 100 000 Franken Fördergeldern der Regie­ rung Liechtensteins sowie Dienst­ leistungen im Wert von 50 000 Franken. Evaluationsergebnisse Die Ergebnisse der Evaluation zeigen, dass für die Teilnehmer das «Feedback von Unternehmern und Investoren» sowie die Kontakte und Informationen für die Grün­ dung eines eigenen Unternehmens zu den wichtigsten Beweggründen 
für eine Teilnahme am Business­ plan-Wettbewerb zählen. Die Geldpreise oder die Auf­ merksamkeit der Öffentlichkeit werden bedeutend weniger hoch bewertet als die damit verbundenen Unternehmertätigkeiten: Das Ler­ nen durch die Entwicklung eines Businessplanes und die konkreten Schritte zur Unternehmensgrün- dung rangieren bei den Teilneh­ mern deshalb weit oben auf der Skala. Nicht unerwartet geniesst die Jury, die schwierige Entschei­ dungen über Gewinn und Finanzie­ rung zu treffen hat, die geringste Teilnehmcrzufriedenheit. Die Rückmeldungen der Teilneh­ mer, von denen gut die Hälfte ihre Zufriedenheit ausdrückt, bilden nun die Grundlage für Veränderun­ gen im Bereich des Bewertungs­ prozesses. Im Vergleich weichen die Bewertungen der Jury nicht we­ sentlich ab von den Ergebnissen des Businessplan-Wettbewerbs in Tirol. Reaktionen auf die Trainings Über die Trainings und Coa­ chings, die den Teilnehmern zur Verfügung gestellt wurden, äussern sich zwei Drittel zufrieden. Die Auskunftsbereitschaft und die Kompetenz der Coachs werden hoch eingestuft. Bei den drei Trai­ nings rangieren Kompetenz der Vortragenden und Beratungsnutzen weit oben in der Skala. Hohe Zufriedenheit äussern die Teilnehmer auch über die zur Ver­ fügung gestellten Materialien wie das Businessplan-Handbuch und die Webseite zum Wettbewerb. Der praktisch ausgerichtete Leit­ faden wurde im Verlaufe der beiden Businessplan-Wettbewerbe insge­ samt 3160 Mal aus dem Internet herunter geladen. Trotz der hohen Zufriedenheit der Teilnehmer und der Juroren sieht das KMU-Zen­ trum Verbesserungspotenziale. Künftig sollen zusätzliche Trai­ nings die Teilnehmer bei der Ent­ wicklung des Businessplans unter­ stützen, während die Coachings erst in einer späteren Phase einset­ zen werden, wenn die Sieger aus der Phase «plan it» bereits ausge­ wählt sind. 
Durch die Beschränkung der Co­ achings auf die Sieger wird der Wettbewerb. individualisiert, was die Erfolgswahrscheinlichkeit bei der Gründung und dem Wachstum erhöht. Erwartungen erfüllt Die zwei Auflagen des Business­ plan-Wettbewerbs haben die Er­ wartungen erfüllt, 
denn 39 Prozent der teilnehmenden Teams haben ih­ ren Businessplan in der Praxis rea­ lisiert. Zwei Drittel dieser Unter­ nehmen beschäftigen im Schnitt zwei Mitarbeiter. Etwa 40 Prozent der Jungunternehmen haben zwei Jahre nach der Gründung schon mehr als vier Arbeitsplätze ge­ schaffen. Auf der anderen Seite ha­ ben 60 Prozent der Teilnehmer von der Gründung eines eigenen Unter­ nehmens abgesehen. Bei etwa der Hälfte ist die Planungsphase noch nicht abgeschlossen, für knapp ein Drittel ist die Geschäftsidee noch zu wenig ausgereift. Zu den Verhin­ derungsgründen gehören aber auch das Fehlen von Partnern für die Unternehmensgründung und Fi­ nanzierungsschwierigkeiten. Bei den Neugründungen handelt es sich zum überwiegenden Teil um männ­ liche Unternehmer, nur knapp 10 Prozent sind Frauen. Das Ressort Wirtschaft hat das Projekt im Sinne einer Wirtschafts­ förderung in den letzten beiden Jahren unterstützt. Aufgrund des Erfolgs der ersten und zweiten Aus­ tragung des Businessplan-Wettbe­ werbs ist es zielfuhrend, auch an die dritte Austragung des Business- plan-Wettbewerbs einen finanziel­ len Beitrag zu leisten. Dadurch wird ein aktiver Beitrag zur Weiterentwicklung des Wirt­ schaftsstandorts Liechtenstein, ins­ besondere im Bereich der Förde­ rung von Junguntemehmen, geleis­ tet. Der Businessplan-Wettbewerb hat überregionale Ausstrahlung und leistet somit auch einen positiven Beitrag zum Image Liechtensteins im Ausland. Daher hat die Regierung die Hochschule Liechtenstein mit der Planung der dritten Durchführung des Businessplan-Wettbewerbs be­ auftragt. (pafl)
	        

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