Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

SAMSTAG, 29. OKTOBER 2005 KS£?I INLAND 11 WAS JETZT BLÜHT Diese Woche: Nachtkerze 
KOPF DER WOCHE SCHAAN - Vor dem Wimmeln im Schaaner Klosterweinberg ist mir diese ursprüngliche in Nordamerika beheimatete Blutenpflanze aufgefallen. Einzelne Pflanzen mit grossen, hellgelben BiUten säumen noch die begrün- ten Randstreifen der Rheintalautobahn. Bei­ de einheimischen Nachtkerzen-Arten kamen im 17. Jahrhundert in die Botanischen Gär­ ten Europas und verbreiteten sich nach und nach fast überall in Europa. Zusammen mit den Weidenröschen (Epilobium) gehören sie zur Familie der Nachtkerzengewächse (Onagraceae). Lamarcks Nachtkerze (Oenothera glazio- viana) kommt in unserem Land an geeigne­ ten Standorten zerstreut vor. Auf dem Rhein­ damm ist sie nicht selten. Die ähnliche Zwei­ jährige oder Gemeine Nachtkerze (Oenothe­ ra biennis) wird nur bis 600 m festgestellt, auf Ödland, Bahndämmen, Wegrändern, in Steinbrüchen, Kies- und Sandgruben und an Ufern. Im Gegensatz zur Schwesterpflanze hat die Gemeine Nachtkerze keine roten Flecken. Die Nachtkerzen bevorzugen einen trockenen, nicht zu nahrhaften, kalkhaltigen Boden. Die Blätter der Nachtkerze sind lanzett­ lich, bis 15 cm lang. Im ersten Jahre bilden die Pflanzen eine auf dem Boden aufliegen­ de Blattrosette. Im zweiten Jahr entwickeln Sich daraus blütenreiche, traubig verzweigte und drüsig behaarte Stängel, die bis zu 1,5 m hoch werden. Die Blütezeit beginnt Anfang Juni und kann bei guten Standort- und Wetterbedin­ gungen bis Ende Oktober anhalten. Die ein­ zelnen Blüten sind sehr kurzlebig. Sie öffnen sich gegen Abend und sind meistens bis zum nächsten Mittag verblüht. Die rot gefleckten Kelchblätter richten sich nach rückwärts. Vier leuchtend hellgelbe, 3 bis 5 cm lange Kronblätter sind breit abgerundet und am Grunde verschmälert. Die Bestäubung er­ folgt meistens von Nachtfaltern. Die schma­ len grünen Fruchtkapseln werden bis 3 cm lang. Der Name Oenothera leitet sich vom Griechischen «oinos» (Wein) ab und bezieht sich auf den Weingeruch der Nachtkerzen­ wurzel. Antike und mittelalterliche Autoren waren der Meinung, dass die Nachtkerze mit Wein genossen die Menschen heiter und die Tiere sanft macht. Ihre weite Verbreitung ist vor allem auf den Anbau als Gemüsepflanze im 18. und 19. Jahrhundert zurückzuführen. Bereits die nordamerikanischen Indianer verwendeten die Nächtkerze als Heilpflanze. In der Naturheilkunde hat heute das aus den Samen gewonnene Nachtkerzenöl eine Be­ deutung zur äusserlichen Behandlung von Hautausschlägen und vor allem innerlich zur Erleichterung von Neurodermitis. Josef Biedermann Diese Volksblatt-Rubrik wird vom Biolo­ gen Josef Biedermann betreut. Rückfragen per E-Mail an: josef.biedermann@LG-vaduz.li GOTTESDIENST lugendgottesdienst im Kloster St. Elisabeth SCHAAN - Morgen Sonntag feiern wir den Jugendgottesdienst mit Pfarrer Leo Tanner zum Thema «Im Sinne Jesu». Musikalisch begleitet wird der Gottesdienst von der Ju­ gendgruppe (iams unter Leitung von Frau Ruth Dürr. Die Jugendlichen von der Vorbe- reitungsgruppe laden alle zu diesem Gottes­ dienst herzlich ein. Beginn um 19 Uhr in der Klosterkapelle. (PD) 
«Den grünen Daumen bekommt man erst» Mirjam Neyer und die Faszination für das Schöne «Rosen haben etwas ganz Persönliches»: Mirjam Neyer Im schiin dekorierten Hoiistengeschüft. VADUZ - Die Floristik hat sie schon immer fasziniert. Des­ halb hat sie diese zu ihrem Be­ ruf gemacht. Seit 16 Monaten arbeitet die junge Frau als 6e- schäftsführerin bei «Accente» in Vaduz, dem Blumengeschäft von Pro Natura. • Tamara Frömmel t Am kommenden Dienstag ist Aller­ heiligen, der Tag, an dem man der Verstorbenen gedenkt und ihre Grä­ ber besucht. Bereits Tage vorher ist Mirjam 
Neyer mit ihren Kollegin­ nen auf dem Friedhof, um passend zum Grabstein die Bepflanzung auszusuchen. «Wir versuchen, jedes Jahr etwas Neues zu machen», so Neyer. «Ich mache das sehr gerne, weil es im Freien ist.» Obwohl der Anlass kein fröhlicher ist, stimme sie diese Arbeit nicht traurig. Im Gegenteil: Man nimmt sich einen Tag lang Zeit für den Verstorbenen, hat schöne Erinnerungen.» Sie win­ de für Allerheiligen auch Kränze und gestalte für das jeweilige Grab die passende Dekoration. «Das muss man mit etwas Abstand sehen. Es ist eine Aufgabe, die in meinen Bereich gehört.» Rosen sind sehr persönlich Da viele Gräber mit Frischblu­ men gestaltet werden, haben die Floristinnen nur einen Tag Zeit, um alles schön herzurichten. «Am Montag werden wir deshalb alle Hände voll zu tun haben.» Auf Gräbern pflanzt man laut Neyer sehr gut haltbare Pflanzen. «Mindestens drei Monate», sagt die Fachfrau. Und man nehme auch gerne Pflanzen, die auch über den Winter Farbe zeigen. «Rosen haben etwas ganz Persönliches, besonders rote Rosen. Sie sind ein Symbol für eine persönliche Beziehung.» Es gibt keine Blumen, die Neyer für die Grabgestaltung ausschliessen 
möchte. «Ich persönlich würde zum Beispiel nie eine Distel verar­ beiten, aber wenn die Trauernden sie mit einer speziellen Erinnerung verbinden oder es vielleicht die Lieblingsblume des Verstorbenen ist, ein spezielles Symbol, dann schiiesse ich sie nicht aus.» Manchmal Tag und Nacht Die Grabbepflanzung ist natür­ lich nicht die einzige Aufgabe von Mirjam Neyer. Die Geschäftsführe­ rin von «Accente» ist zuständig für die Personal- und Arbeitseintei­ lung, den Wareneinkauf, Organisa­ tion und Dekorationsarbeit. Das Dekorieren, das sie in verschiede­ nen Kursen erlernt hat, ist ihr ge­ nauso wichtig wie die Floristik. «Beim Gestalten von Häusern, Festen und Events ist es eine Hilfe, dies zu können.» «Wenn es die Situation verlangt, arbeitet Mirjam Tag und Nacht» steht auf der Homepage von «Ac­ cente» über sie. Das habe der Fir­ meninhaber geschrieben, sagt sie und lacht. Aber es stimme. Sie nennt ein Beispiel: «Letzte Woche haben wir die Weihnachtsdekora­ tion angefertigt. Da haben wir drei Tage lang bis 22, 23 Uhr gearbeitet. Das war aber nicht nur ich, sondern das ganze Team», wie sie betont. «Zwei Floristinnen kümmern sich um den Laden, die anderen räumen um. Und damit die Kundschaft das nicht merkt, arbeiten wir eben in der Nacht.» Die Annahme, es hand­ le sich vielleicht um spezielle Pflanzen, die nur in der Nacht verarbeitet werden dürfen, wider­ legt sie. Immer wieder begeistert Pflanzen hätten Mirjam Neyer schon als Kind fasziniert. Genauso 
das Dekorieren, die schönen Dinge, mit denen man sich umgibt. Einen «grünen Daumen», so glaubt sie, «kriegt man erst, wenn man sich das ganze Fachwissen angeeignet hat.» Mirjam Neyer kann sich jedes Jahr aufs Neue begeistern. Gäbe es nur den Frühling, meint sie, wäre es schwieriger, aber die vier Jahres­ zeiten seien wunderbar. «Weih­ nachten ist zum Beispiel eine wun­ derschöne Zeit zum Arbeiten.» Die Floristik ist ein Beruf, der viel Kreativität erfordert. Mirjam Neyer besucht viele Messen und findet es immer wieder sehr faszi­ nierend, neue Pflanzenzüchtungen zu sehen oder anderen Floristen «auf die Finger sehen zu können». Inspiration holt sie sich auch aus Fachbüchern. «Wir kopieren sie aber nicht, sondern setzen die Ideen mit unseren eigenen Materialien um.» Aber auch von der Natur, «zum Beispiel dem herbstlich schönen Schlosswald», von Gemäl­ den oder 
einem schönen Raum lässt sie sich gerne anregen. Die Grenzen werden offener Das Schöne an der Floristik ist laut Neyer, dass man sich mehr zu­ traut, 
je länger man arbeitet. Als Lehrling lerne man von Grund auf viele Gestaltungsregeln, später werden die Grenzen offener, was gut sei. Als Floristin muss Mirjam Neyer auch Krankheiten und Schädlinge erkennen und bekämp­ fen können. In ihrer Arbeit als Floristin be­ gleitet sie die Menschen bei allen wichtigen Ereignissen: Von der Taufe, über die Hochzeit bis eben zum Grab. Die Floristik und das Dekorieren ist für Neyer nicht nur Beruf, son­ dern auch Hobby. «Mein Balkon ist aber nicht so üppig, wie man viel­ leicht denken könnte. Ich habe nicht 150 Pflanzen, aber das, was 
ich habe, pflege ich intensiv.» Ein Wohnraum ohne Pflanzen findet sie, ist kein Wohnraum. «Dann fehlt mir etwas. Das Grün macht es gleich freundlich.» Eine Blume ist immer dabei Als Ausgleich zu Beruf und Hob­ by geht Mirjam Neyer geme spa­ zieren, fährt Ski oder verreist. Das kann ein Städtetrip sein oder ein Wellnesswochenende. «Es gibt so viele schöne Orte. Ich möchte einfach alles sehen», sagt Neyer. Besonders gut gefalle es ihr im Norden. Übrigens: Wer das Glück hat, einmal von Mirjam Neyer be­ schenkt zu werden, kann sich freu­ en: 
«Bei jedem Geschenk ist eine Blume dabei.» ZUR PERSON Name: Mirjam Neyer Alter: 28 Wohnort: Feldkirch Beruf: Florittinund ZiviUtand: 
l*Kg, Bobbj« und fotografieren. hauptsächlich Blumen und Landschaften aber auch Man­ schen oder Kinder, Wt̂n sie sich unbeobachtet Ahlen.» Es kann sein, dass Mttjam Neyer fen drei lägen in Sylt 120 Fotos macht, an einem anderen Ifeg aber gar keine. UeMtapMufee: dMtf Mohn- blume fasziniert mich aeta> ' ANZlilGü Zb6 O Für Sie da. Rund um di« Uhr.
	        

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