Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

DIENSTAG, 11. OKTOBER 2005 üö£?IKULTUR 21 STAMMTISCH ENGLÄNDERBAU Konrad Bitterli spricht über Malerei der Gegenwart VADUZ - Heute Abend um 18 Uhr spricht der Kunstwissenschaftler Konrad Bitterli im Kunstraum Engländerbau in Vaduz über Ma­ lerei der Gegenwart. Aufhänger ist die derzeit gezeigte Ausstellung «wir» von Regina Mar­ xer. Der Eintritt zu diesem Rahmenprogramm ist frei. Konrad Bitterli ist Kurator am Kunstmu­ seum St. Gallen. Sein Arbeitsschwerpunkt ist die Malerei der Gegenwart. Seit über 15 Jah­ ren ist er als Ausstellungsmacher tätig und hat mit Künstlerinnen und Künstlern wie Fabrice Gygi, Raoul De Keyser, Luc Tuymans, Mary Heilman, Lawrence Weiner, Jonathan Lasker und vielen anderen zusammengearbeitet. Zahlreiche Publikationen zeugen von dieser Tätigkeit, u. a. über Pipilotti Rist, Roman Sig­ ner, Donald Judd. Konrad Bitterli nimmt die Ausstellung von Regina Marxer zum Anlass, um nach der Rolle der Malerei in der Kunst der Gegenwart zu fragen. "KUNSTRAUM" Engländerbau 9490 Vaduz  www.kunstraum.li Regina Marxers Installation aus 49 Bildern auf Staffeleien überrascht die Besucher mit vielen bunten Punkten. Auf einer höheren Ebene lotet die Vaduzer Künstlerin die Eigen­ heiten der Farben und deren Zusammenspiel aus. Sie vermeidet auf ihren Bildern konse­ quent jede gestalterische Mitte. Ein Zentrum gibt es nicht. Es geht um die Vielfalt von Far­ ben, die alle gleichberechtigt sind. Keine do­ miniert über eine andere, keine unterwirft sich einer anderen. Insofern könnte die Instal­ lation «wir» eine Parabel sein. Öffnungszeiten Dienstag und Donnerstag von 13 bis 20 Uhr, Mittwoch und Freitag, von 13 bis 17 Uhr, so­ wie Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr. Montag geschlossen,  www.kunstraum.li .  (PD) KONZERTTIPP Gitarrenkonzert in der iohanneskirche VADUZ - Am 22. Oktober wird der Gitarrist Peter Karstens um 19 Uhr ein Konzert in der evangelisch-lutherischen Johanneskirche an der Schaaner Strasse 22 (zwischen Feuerwehr und Schwimmbad) in Vaduz spielen. Der Künstler spielt auf der Solo-Gitarre Werke von der 
Renaissance-Zeit bis zur Moderne und interpretiert eigene Werke. Peter Karstens ist als Konzertgitarrist mit Recitals, als Solist mit Orchester, als Kammermusiker im Duo mit Violine, im Quartett mit Streichtrio und als Liedbegleiter in Erscheinung getreten. Seine ausgeprägte Gestaltungskunst, der kraftvolle, variable und weiche Instrumentalton seiner Gi­ tarre, intensive, einfühlsame und eindrucksvol­ le Interpretation, Temperament und Spielfreu­ de, technische Brillanz und virtuoses Spiel las­ sen sich als «hohe Kunst des Gitarrenspiels» bezeichnen. Von 1992 bis 2000 hatte der Künstler in Aargau eine Hochschulstelle für künstlerisches Gitarrenspiel in der Lehrerbil­ dung. Seit 2002 lebt er wieder in Baden-Baden als freischaffender Tonkünstler. Der Eintritt für das Konzert in Vaduz ist frei. Kollekte. (PD) 
Quicklebendig interpretiert Sonntagsmatinee mit den Liechtensteiner Brügelbeissern im Rathaussaal / 
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  v V ' i • Die Liechtensteiner Brügelbeisser - ein Kiarinettenoktett - boten am Sonntag eine zu Recht viel beklatschte Leistung. SCHAAN - Die Liechtensteiner Brügelbeisser, 2003 aus Anlass des vierzigjährigen Jubiläums der Liechtensteinischen Musik­ schule als vorübergehendes Projekt gegründet, hat sich in den vergangenen zwei Jahren einigen Respekt eitlasen. Am Sonntag gab das Klarinettenen­ semble im Rathaussaal ein lau­ nemachendes Konzert. Es mo­ derierte Klaus Beck. • Arno lüfflar Von Händel bis Gordon Jacob reich­ te die Bandbreite des Programms, mit dem das von Peter Hagmann und Marco Walser ins Leben gerufe­ ne Kiarinettenoktett am Sonntag­ morgen seinem Publikum im bis auf 
den letzten Stuhl besetzten Saal den Schlaf aus den Augen blies. Den Anfang machten Bearbeitungen ba­ rocker und klassischer Werke, Hän­ deis Ouverture aus «Julius Caesar», Haydns «Divertimento Nr. 1» und Mozarts Ouverture zur «Hochzeit des Figaro». Die Brügelbeisser überzeugten in jeder Hinsicht, in In­ tonation, Dynamik und Ausdruck, und Hessen mit ihrem quicklebendi­ gen Interpretationsstil keine Sekun­ de Langeweile aufkommen. Präzises Solo Mit dem «Marsch» und der «Hu­ moreske» aus «Wind in the Reeds» von Gordon Jacob (1895 bis 1984) brachte das Ensemble eine realtive Seltenheit zu Gehör, nämlich origi­ nal für Kiarinettenoktett geschrie­bene 
Musik. Eine weitere zeitge­ nössische Komposition war der erste Satz aus Jan van der Roosts «Puszta»-Suite, arrangiert von Maarten Jense, tonsprachlich an Brahms und Dvorak orientiert, allerdings ohne dass sich Roost bei deren Melodien bedient hätte. Eine kleine funkelnde Perle bot Daniel Oehry mit seinem präzisen, selbst- bewussten Solo an der Es-Klarinet- te bei Cailliets Bearbeitung des «Hummelflugs» von Rimsky-Kor- sakoff. Nach Mancinis «Baby Ele- phant Walk» stiess der Schlagzeu­ ger Niko Frick für das restliche Konzert zu den Brüglbeissern, die mit William C. Handys «Saint Louis Blues», mit dem sie vor etwa einem Jahr in der SF-DRS-Sen- dung «Fensterplatz» zu erleben ge­wesen 
waren, noch einmal kräftig aufdrehten. John Philip Sousas «The Stars and Stripes Forever» be- schloss den offiziellen Programm­ teil und gab zugleich einen Ausblick auf das kommende Passivkonzert der Harmoniemusik Schaan, dem die Hälfte der Musiker angehört. Beachtliche Leistung Bei der ersten, lautstark herbei­ geklatschten Zugabe, Sousas «Washington Post», machte sich et­ was Unsicherheit bemerkbar, und der abschliessende Swing-Klassi­ ker «In the Mood» hätte insgesamt ein wenig packender sein dürfen: wirklich gut waren allerdings die vielen kleinen, spritzigen Soli. Al­ les in allem eine sehr beachtliche Leistung aller Beteiligten. Wahrer Held der Unterprivilegierten Attila the Stockbroker's Barnstormer zu Gast im El Lokal ZÜRICH - Attila the Stockbroker dichtet, singt, fiedelt, flötet und schrammelt seit 25 Jahren für eine bessere Welt; vor drei Wo­ chen feierte er im heimatlichen Brighton offiziell sein Bühnenju­ biläum. Am Sonntag gastierte der Punkpoet und Stadionspre­ cher mit seiner Band Barnstor­ mer im El Lokal. «Arno löttla r Angetan mit einem Dress des Bei­ zenteams Zürich United legten Atti­ la the Stockbroker und Barnstormer (Dan Woods, Gitarre; David Bea- ken, Bass; M. M. McGhee, Schlag­ zeug) mit dem programmatischen Medley «March of the Levellers/ The Diggers' Song/The World Up- side Down» los: Punkrock ver­ schnitten mit altertümelnden Folklo­ reklängen, 
und das Ganze natürlich mit einer politischen Botschaft: «Stand up now!» Schliesslich wurde der Text des «Diggers' Song» 1649 von dem Anarchisten und Anführer der Levellers-Bewegung Gerrard Winstanley verfasst. Für Attila ge­ hören Folklore und Punkrock zu­ sammen. Die Beizen dieser Welt waren immer schon der Ort, wo das Wir-Gefühl im Kampf gegen die Herrschenden gepflegt wurde. Einer von Attilas Lieblingshelden ist Wat Tyler, der 1381 den Bauernaufstand 
Attila the Stockbroker sang, fiedelte, flirtete und schrammelte im H Lo­ kal gegen Pinochet und gegen New Labour, fiir die Levellers und für die bedrängten Ossis. gegen die Einführung der Kopfsteu­ er anführte. Musik, Politik und Fussball Sowohl im Medley als auch bei 
seiner Mandoline gekonnt diverse Blockflöten und legte ein beachtli­ ches Violinensolo hin. Stimmlich indisponiert, kämpfte er sich wa­ cker durch ein stürmisches Zwei- «Tyler Smiles» spielte Attila neben stunden-Set, auch er ein wahrer 
Held der Unterprivilegierten! Bei Attilas Konzerten kann sich die lin­ ke Szene noch wohlig zusammen­ kuscheln mit dem Gefühl: Wir sind die Guten. Musik, Politik und Fuss­ ball werden eins: «Wer hat uns ver­ raten? Sozialdemokraten! Wer ver­ rät uns nie? St. Pauli!» Passend zu seiner Rhetorik trug Szene-Maskottchen Attila, der sein nahezu perfektes Deutsch in der DDR gelernt hat, unterm United- Dress als klassische Szeneuniform ein St.-Pauli-Fan-T-Shirt. Dreckigster Schlafsack der Welt Der Brighton & Hove Albion FC («Seagulls») ist das englische St.-Pauli-Äquivalent, der für ein neues, spekulantenfreies Stadion und gegen den Erzrivalen Crystal Palace FC («Eagles») kämpft, und Attlia ist Brightons «offizieller Stadionsprecher, Dichter und DJ». Seine Pro-Stadion-Hymne «Sea­ gulls Ska» schaffte es auf Platz 17 in den britischen Charts. Nicht nur mit diesem und weiteren Ska-Aus- flügen 
bewiesen Barnstormer mu­ sikalische Vielseitigkeit: Ein ech­ ter Höhepunkt waren das «selbst gemachte, antifaschistische T- Rex-Lied» «Scumball Pinochet»; ein weiterer «Joseph Porter's Slee- ping Bag», ein Gedicht über den «dreckigsten Schlafsack der Welt».
	        

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