Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

SAMSTAG, 8. OKTOBER 2005 WIRTSCHAFT 
17 SCHWEIZ i 
EBK zieht Zuger Finanzdienst- | leister aus dem Verkehr BERN - Die Eidgenössische Bankenkom­ mission (EBK) hat einen weiteren dubiosen Finanzdienstleister aus dem Verkehr gezogen. Es handelt sich um die Zen AG mit Sitz in Zug. Laut den EBK-Publikationen vom Frei­ tag wurde der Konkurs bereits am vergange­ nen 29. September eröffnet. Die Bankenkom­ mission schritt wegen verbotener gewerbs­ mässiger Entgegennahme von Publikumsgel­ dern ein, wie EBK-Sprecherin Tanja Kocher auf Anfrage sagte. Zudem sei die Zen AG überschuldet. Die EBK hatte.im letzten Au­ gust mittels superprovisorischer Verfügung zunächst zwei Untersuchungsbeauftragte ein­ gesetzt. Mit der Konkurseröffnung haben die | Gläubiger nun bis Mitte November Zeit, ihre Forderungen anzumelden. Zur Zahl der Anle­ ger und zum mutmasslichen Schaden wollten die Untersuchungsbeauftragten am Freitag noch keine Angaben machen. Die Zen AG war unter anderem im Vermögensverwal- | tungsgeschäft und im Devisenhandelmit ei­ nem Internet gestützten Handelssystem tätig gewesen. Geschäftsführer war ein Brite mit ; Wohnsitz in Zug. (AP) Erster Börsentag von IFG International ZÜRICH - Das Börsendebüt der Zürcher Pri­ vatbank EFG International um die griechische Reedereifamilie Latsis ist durchzogen ausge­ fallen. Die Aktie pendelte gestern Morgen um den Ausgabepreis von 38 Franken. Der Eröff­ nungskurs lag ebenfalls bei 38 Franken, wo­ mit die Börsenkapitalisierung 5,57 Milliarden Franken erreichte. Danach verlor der Titel bis zu 4,2 Prozent auf 36.40 Franken, bevor er wieder ins Plus drehte und um 11.30 Uhr um 1 Prozent fester auf 38.40 Franken notierte. Gehandelt wurden bis dahin bereits 14 Millio­ nen EFG-Aktien, soviele wie von keinem an­ deren Titel an der SWX. EFG hatte 36,67 Millionen Aktien aus einer Kapitalerhöhung bei internationalen Investoren platziert und damit rund 1,4 Milliarden Franken eingenom­ men, wie das auf Private Banking und Vermö­ gensverwaltungsdienstleistungen spezialisier­ te Institut mitteilte. Die bisherigen Aktionäre haben im Zuge des Börsengangs keine Aktien verkauft, wie es heisst. Wenn die Mehrzutei­ lungsoption von rund 5,5 Millionen Titel voll ausgeübt wird, beläuft sich das aufgenomme­ ne Kapital auf 1,6 Milliarden Franken. Der An­ teil der frei handelbaren Aktien am Gesamtka­ pital (Free Float) erreicht dann 27,7 Prozent. In der Mitta der Preisspanne Der Börsengang sei weltweit auf grosses Interesse von institutionellen Investoren ge- stossen. Das Angebot sei siebenmal Uber­ zeichnet gewesen. Der Ausgabekurs lag aber nur in der Mitte der angekündigten Preisspan­ ne von 34 bis 41 Franken pro Titel. Der fUr Kunden und die rund 600 Angestellten reser­ vierte Anteil sei wegen der hohen Nachfrage von 10 auf 15 Prozent aufgestockt worden. Auf dem Bild: VR-Präsident Jean Pierre Cuoni. (sda) 
MEINE MEINUNG: VON ANNE NITZSCHE Reisen bringt Hoffnung Tsunami-Opfer haben nichts davon, wenn wir über Egoismus philosophieren Anne Nitzsche, General Manager, ISB Reisebüro. 
Fassungslos haben uns die Schreckensbilder gemacht, die der Tsunami am zweiten Weihnachts­ feiertag 2004 in Südostasien hinter- liess. Viele von uns haben mit den Menschen dort mitgefühlt und viel Geld für den Wiederaufbau der schönen Tourismusregion gespen­ det. Nur neun Monate später bieten die Reiseveranstalter wieder Char­ terflüge an: zum Beispiel nach Phu- ket und Colombo. Rasch wurden Hotels und Strandanlagen in den über­ schwemmten Gebieten wiederauf­ gebaut. In vielen asiatischen Län­ dern ist der Tourismus die einzige Einnahmequelle. Die Menschen brauchen den Fremdenverkehr zum' Überleben. Und sie müssen Verwüstungen und menschliches Leid möglichst schnell vergessen oder verdrängen. Denn Gäste wol­ len in den Ferien fröhliche Gesich­ ter sehen - kein Elend. Viele Gäste jedoch sind verunsichert und kön­nen 
sich einen Ferientrip nach Süd­ ostasien noch gar nicht vorstellen: an einem Strand in der Sonne zu liegen, wo andere Menschen den Tod gefunden haben. Damit aber tun wir niemandem einen Gefallen. Die leidgeprüften Opfer des Tsuna­ mi brauchen die Wirtschaftskraft der Menschen aus den westlichen Industrieländern. Das bringt die Hoffnung zurück auf kommende gute Jahre. Der Tsunami war eine Naturka­ tastrophe, viele Betroffene haben als Helfer Heldentaten vollbracht. Inzwischen höre ich immer wieder von überlebenden Touristen, die an die Orte 
ihrer Rettung zurückkeh­ ren. Ihr Ziel ist, nun der einheimi­ schen Bevölkerung zu helfen, um etwas an die Menschen zurückzu-. geben, die sich nach Weihnachten 2004 so selbstlos für sie eingesetzt haben. Schon aber erreicht uns die nächs­ ten Schreckensbotschaft. New Or­leans, 
ein beliebtes Reiseziel in den USA, stand im September unter Wasser. Wrir Reiseberater müssen erneut abwarten und schauen, wann die touristischen Gebiete wieder gefahrlos «begehbar» sind. Und nicht selten schämen wir uns, dass wir bei solchen Katastrophen ans Geschäft denken. Die Fragen stehen im Raum: Sind wir gleichgültig oder egois­ tisch, wenn wir sorglos weiterhin in diese Länder reisen und schöne Fe­ rien geniessen wollen? Müssen wir Angst haben, dass man uns als Tou­ risten nachsagt, wir würden das Leid anderer Menschen ignorieren? Wenn ich das Für und das Wider abwäge, komme ich zu dem Schluss: Es nützt den Tsunami-Re­ gionen nichts, wenn wir über unse­ ren Egoismus philosophieren. Hin­ gegen hilft es psychologisch und wirtschaftlich, wenn sich Reisende aufmachen, wiederaufgebaute Fe­ rienparadiese neu zu entdecken. Der Pleitegeier schlägt zu Rekordwert an Konkursen für 2005 erwartet ST. GALLEN - In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres hat die Zahl der Konkurse in der Schweiz ein Rekordhoch er­ reicht. Allein im September wurden ein Viertel mehr Kon­ kurse angemeldet als im Vor­ jahresmonat. Das entspricht 948 Privat- und Fir­ menkonkursen. Für das Jahr 2005 muss somit mit einem neuen Re­ kordwert an Konkursen in der Schweiz gerechnet werden, wie die Gläubigervereinigung Creditre­ form gestern mitteilte. Allein in den ersten neun Monaten 
kam es bisher zu 7875 Konkursen. Davon entfielen mehr als die Hälfte (4271) auf Privatkonkurse, 3604 Geschäfte mussten 2005 ihre Bilanz deponieren. Die Anzahl Fir­ menkonkurse ging aber erstmals seit vier Jahren wieder zurück. Sie bleibe aber auf sehr hohem Niveau, schreibt Creditreform. Betroffen waren vor allem die Nordwestschweiz und Bern, wo im Vergleich zum Vorjahr um 8,2 re­ spektive 7,4 Prozent mehr Konkur­ se angemeldet wurden. In den an­ deren Regionen der Schweiz blieb die Zahl stabil. Mehr Firmeneintragungen Trotz des Rekordhochs bei den Konkursen, kam es im September zu 2654 Firmeneintragungen. Seit Jahresbeginn wurden knapp 25 000 neue 
Firmen ins Handelsregister 
(HR) eingetragen, was dem zweit­ höchsten Wert seit 19% entspricht. Mit i960 HR-Löschungen im September wurden im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,1 Pro­ zent weniger Firmen aufgelöst. In den ersten neun Monaten dieses Jahres kletterte die Zahl der Lö­ schungen aber auf einen Rekord­wert: 
19 782 Firmen verschwanden 2005 bereits von der Bildfläche. Diese Zahlen dürften jedoch nicht überbewertet werden, da im laufenden Jahr grössere Handelsre­ gisterbereinigungen im 
Gang seien, relativiert Creditreform. Auch beim Nettowachstum 
vom September haben die Löschungen ihre Spuren 
hinterlassen: Gegenüber dem Vor­ jahresmonat sank die Anzahl Fir­ men netto um 13 Prozent. In der Region Bern, dem Schlusslicht in der Auswertung, wurden 2005 bis­ her nur 107 Firmen mehr gegründet als aufgelöst. Das sind fünf Mal weniger als in der gleichen Voijah- resperiode. (sda) SCHWEIZ Neue Form der Partnerschaft GENF - Sieben Unternehmen mit Sitz in der Schweiz haben in Genf die ICRC Corporate Support Group zur Unterstützung des IKRK ge­ gründet. Sie verpflichteten sich, der humanitären Organisation in den nächsten Jahren Millionenbeträge zur Verfügung zu stellen. Das IKRK geht damit erstmals eine langfristige Partnerschaft mit der Privatwirtschaft ein. Gründungs­ mitglieder der ICRC Corporate Support Group sind der Technolo­giekonzern 
ABB, die Genfer Privat­ bank Lombard Odier Darier Hentsch & Cie, der Pharmakonzern Roche, der Rückversicherer Swiss Re, die Zürcher Vontobel-Bank, der Finanzkonzern 
Zürich Financial Services sowie die Fondation Hans Wilsdorf als Besitzerin der Uhren­ firma Rolex SA, wie das Internatio­ nale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) gestern bekannt gab. Alle diese Partner hätten sich verpflich­ tet, dem IKRK über die nächsten sechs Jahre je mindestens drei Millionen Franken zur Verfügung zu stellen, sagte IKRK-Pressechefin 
Antonella Notari auf Anfrage. Die Unternehmen könnten bestimmen, ob die Gelder in die operationeilen Tätigkeiten der humanitären Orga­ nisation oder in den Fonds der be­ reits existierenden Stiftung für das IKRK fliessen sollen. (AP) «Persona non grata» bei Cardinal FREIBURG - Zwischen der Ge­ werkschaft Unia und dem Bier­ brauer Feldschlösschen-Cardinal herrscht dicke Luft. Die Carlsberg- Tochter hat drei Westschweizer 
Unia-Sekretären den Zutritt zu al­ len Schweizer Werken verboten. Grund sei, dass die Gewerkschafter immer 
wieder behaupteten, Carls­ berg wolle die Freiburger Cardinal mit ihren 110 Angestellten aufge­ ben. Diese Desinformation beunru­ hige die Angestellten unnötig. «Wir künden die gute Zusammen­ arbeit mit der Unia nicht auf, aber mit diesen drei Herren wollen wir nichts mehr zu tun haben», bestä­ tigte Feldschlösschen-Sprecher Stefan Kaspar am Freitag einen Bericht des Westschweizer Radios RSR. (sda)
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.