Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

Neue Buchreihe Vorzugspreis bei jetziger Bestellung Mauren: Lebendige Dorfgeschichte Der Maurer Ahnenforschungsverein wird in den nächsten drei Jahren eine Buchreihe präsentie­ ren, die sich „Menschen, Bilder & Geschichten" nennt. Sie behandelt die vergangenen 200 Jahre. Das Werk entsteht derzeit im engen Zusammen­ wirken zwischen Verein, dem Medienbüro Oehri' & Kaiser sowie namhaften liechtensteinischen Historikern. Das öffentliche Interesse, das seitens der Bevölke­ rung diesem Werk entgegengebracht wird, ist beein­ druckend. Es zeigt aber auch, wie wichtig den Men­ schen die Herkunft, die Heimat, die Identität und die Einbettung in Familie und Dorfgemeinschaft sind. 
Im Zentrum der Buchreihe stehen die Familien von Mauren und Schaanwald, einschliesslich der Neu­ bürger. Ein weiterer Meilenstein stellen die erzähl­ ten 
und überlieferten Geschichten aus 
den Sippen und Familien dar, welche in den letzten Jahrzehn­ ten zusammengetragen wurden. Es handelt sich zumTeil um heitere, teils traurige Ge­ schichten; sie sind spannend und fesselnd erzählt, resp. geschrieben. Als Beispiele seien genannt die Seidenraupenzucht vonThomas Alber (1840-1917); oder der Unfall von Meus Batliner (1893-1966/Ge- schichte siehe unten); oder wie man vor über 100 Jahren ein komplettes Holzhaus von der Kirche ins Dorf„gedröllt" hat. 
Buch als Spiegel unserer Heimat Welche Persönlichkeiten haben in Mauren-Schaan­ wald während der vergangenen 200 Jahre gelebt und das Dorf geprägt? - Neben Verstorbenen werden aber auch lebende Frauen und Männer porträtiert. Ganz neue Wege beschreitet das aussergewöhnliche Buch mit der Präsentation der 18 alten Maurer Dorf­ teile vom Popers bis in den Rennhof. In jedem Quar­ tier stand einst (oder steht heute noch) ein Brunnen, um den sich das einstige Dorfleben abspielte. Jeder dieser Dorfteile hatte seine eigene Geschichte und Identität. So z. B. im Kirchenbot der letzte Nachwäch­ ter, im Popers der letzte Hennenhirt oder in der Bin- za der letzte Schmied. Die Fülle des vorhandenen Materials ist dermassen gross, dass sich die Heraus­ geber auf das Wesentliche beschränken müssen. Die Buchausgabe wird insgesamt zu einem Spiegel unserer Heimat, wenn wir an die Präsentation der Fürsten von Liechtenstein, an die Landesbeschrei­ bung im Kontext zu Mauren, an die Judengemeinde in Mauren oder an die Hexenverfolgungen denken, welche in Mauren im 17./18. Jh. tobten. MEDIENBUERO OEHRI & KAISER AG Verein für Ahnen­ forschung Beinamputation nach Eberbiss Mens Batliner und seine Frau Theresia Matt Johann Baptist Bartholomäus Batliner, 1893- 196«, genannt der Meus, wurde It. Kaufvertrag vom 14. Juni 1926 der Besitzer des Anwesens Nr. 94neu/81alt, Nr. 43 ab August 2004 und neuer „Rössliwürt" im Kirchenbot. Er heiratete Theresia Matt, 1905-1975, von den„Bolis" vom Popers. Man schrieb den 31. Mai 1940. Alles schien seinen gewohnten Gang zu nehmen. Auch für Rössliwirt Meus Batliner war es ein scheinbar ruhiger Tag. Meus betrieb ein landwirtschaftliches Anwesen und führte daneben noch eine kleine Schweine- • und Eberzucht, „um etwas dazuzuverdienen", wie sich seine Tochter Margrith Büchel, die spätere Rössli-Wirtin, gegenüber Herbert öhri im Septem­ ber 2004 ausdrückte. Sie erzählte uns die Geschich­ te rund um „den Eber" Eberblss brachte Meus in Lebensgefahr Demzufolge ging Meus wie jeden morgen in den Stall. Plötzlich sei - so erzählte ihr Mutter Theres 
- der Nachbar„Küferle" Xaver Batliner schneeweiss im Gesicht zurTür hereingekommen und hätte ge­ sagt, dass der Meus regungslos in der Bündt draus- sen liege. Dort befanden sich die Schweinestallun­ gen. Meus lebte noch, aber seine zerrissenen und blutverschmierten Hosen am Bein Hessen nichts Gutes erahnen. Wie sich später herausstellte, hat­ te ihm einer der Eber bei der Fütterung unterhalb des Knies eine derartig grosse Wunde zugefügt, dass er lebensgefährlich verletzt wurde. Ein Au­ genzeuge, Adolf Marxer, der spätere Personalchef in der FL Landesverwaltung, war damals ein etwa elfjähriger Bub und wohnte im Haus Nr. 95 (Alta- richters, Thedora-Gustav Marxer), direkt neben dem Gasthof„Rössli". Adolf erzählte uns, dass Meus regungslos am Boden gelegen und vor Schmerzen gestöhnt habe. Es sei dann eine gute Stunde spä­ ter der Doktor Heeb von Eschen gekommen. Meus wurde ins Spital transportiert, wo ihm der linke Fuss abgenommen werden musste. Damals gab es bei solch schrecklichen Verwundungen keine Hei­ lungschance mehr. Meus hatte sehr viel Blut verlo­ ren und stand kurz vor dem Tod. Hier sollten wir noch ein paar Worte der stets freundlichen Rössli-Wirtin Theres widmen. Sie hat­ te nach der Beinamputation ihres Mannes Meus 
neben dem landwirtschaftlichen Betrieb auch noch das Gasthaus „Rössli" zu führen und die Familie mit Mann und zwei Mädchen zu versorgen. Sie war aus hartem Holz ge­ schnitzt und meisterte Haus­ halt, Landwirtschaft und Gast­ betrieb bravourös. Meus bekam eine Holzprothese. und musste sein ganzes Leben lang unter diesem Schicksals­ schlag leiden. Damals, im Jahre 1940, steckte die ärztliche Versor­ gung im Gegensatz zur heutigen Zeit buchstäblich in den Kinderschuhen. Meus hat­ te genug von den Schweinen und Ebern und ver­ kaufte kurzerhand die am Haus angebauten Stal­ lungen samt Inhalt an Ferdi Marock, Weiherring, Mauren, welcher einige Jahre lang hauptberuflich der Schweine- und Eberzucht nachging, (erzählt von Margrith Bichel, geb. Batliner Nr.94 und Adolf Marxer, Altarrichters, Nr. 95, Kirchenport).
	        

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