Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

DIENSTAG, 13. SEPTEMBER 2005 BLATT 
I REGION 22 Gutenberg mehr als eine Burg Burg Gutenberg: Vom urgeschichtlichen Kultort zum Kirchenkastell VADUZ - Dia Bürgst** Gutanbarg bai Baizar« varatat In steh dia Spuren urgascMcMHctor und rih marzalttlclier KultsüKtan, dl« Ohanasta atnas friÜMilttslaltar- llchan Klrchenkastells, einer eines neuzettNchen StaMtnidis. Darüber hHtnis ist sie Lebens­ werk aInas llechtenstslnlschen Künstlers. Der aus der Rheinebene aufragende Felskopf mit der Feste Gutenberg hat die Menschen seit mehr als sieben Jahrtausenden immer wieder magisch angezogen. Eisenzeitliche und römer­ zeitliche Siedler haben dort Spuren hinterlassen, welche auf einstige Kultplätze schliessen lassen. Bereits im churrätischen Reichsgutsurbar aus der Zeit um 842/43, 
einem Verzeich­ nis der königlichen Güter im Sargan­ serland, sind im Gemeindegebiet von Balzers zwei Kirchen erwähnt. Eine der beiden muss dem heiligen Dona­ tus geweiht gewesen sein und befand sich auf der obersten Kuppe des Gu­ tenbergs. Es handelte sich dabei wohl um die erste Balzner Dorfkirche samt umliegendem Friedhof. Wohl im 10. Jahrhundert wurde die Anlage mit ei­ ner Ringmauer befestigt. Der Platz diente möglicherweise als Kirchen­ kastell, in welchem die Einheimi­ schen samt ihrem Vieh in Notzeiten Zuflucht finden konnten. In der Fol­ gezeit wurde die Anlage zur Burg einer einzelnen Adelsfamilie umge­ staltet. 
Vor rund 700 Jahren befand sich Gutenberg im Besitz der Herren von Frauenberg. 1314 wurde deren Hinter­ lassenschaft aufgeteilt. Die Herzöge von Österreich erhielten daraus die Burg Gutenberg und bauten sie zu ei­ ner mächtigen Wehranlage aus. Ein Türm mit Wachtstube entstand. Er gab den Blick über das Umgelände, die Rheinfurt und hinüber zur Reichs­ strasse frei, welche Uber den St. Lu- ziensteig führte. Mit dem Bau des Tur­ mes wurden die Zinnenscharten der Ringmauer zugemauert. Im Alten Zü- richkrieg soll die Burg 1445 durch Brand teilweise zerstört worden sein. Danach wurde sie wieder instand ge­ stellt. Die Erhöhung der Ringmauer, nun wiederum mit einem Zinnenab- schluss, geht wohl in diese Zeit zu­ rück. Ab 1461 blieben die Habsburger alleinige Besitzer. Bis ins 18. Jahrhun­ dert wurden sie durch die Herren von Ramschwag als Burgvögte vertreten. «Du Sc hwei zer n Ihre Kuhmäular verhauen» Neue Verwüstungen brachte 1499 der Schwabenkrieg. Ihm fielen mehr als 20 000 Menschen zum Opfer. Habsburgische Söldner sollen von der Gutenberg herab die am Rhein la­ gernden Urner Landsknechte mit dem Zuruf «sy hettind vor jaren ein todten Schwyzer mer gefürchtet, dann jetz zehen labender» verspottet haben. Vorerst wurden die erzürnten Urner zurückgeschlagen. Doch vom 10. bis zum 24. April be­ lagerten BUndner Truppen die Feste. 
Sa kanirt dia Burg Butenbarg wohl fast niemand im Laad. Mar - sa sah si« 1903 aus. Die Angreifer fuhren neueste Ge­ schütze auf. Laut zeitgenössischer Überlieferung haben die Verteidiger auch die BUndner mit der Bemerkung gereizt, dass sich die Treffer mit Be­ sen und Ofenwischen beseitigen las­ sen. In der Folge sollen die Kanonie­ re ein Geschütz derart überladen ha­ ben, dass das Rohr krepierte. 
Diese Geschichte hat in jüngster Zeit wieder an Aktualität gewonnen, denn vor zwanzig Jahren haben Ar­ chäologen aus einer Baugrube am Fusse des Burgfelsens ein Stück einer derartig geborstenen Kanone jener Zeit gefunden. Und anlässlich einer Fassadenrenovation konnten an der Ringmauer der Burg Gutenberg mehr 
als dreissig Einschusslöcher aus der Belagerungszeit von 1499 festgestellt werden. Vem Steinbruch zum Wiederaufbau Nach 1750 diente die vernachlässig­ te Burg den Balznern als Steinbruch. Die Mauersteine wurden kurzerhand rheinseits über die steile Felswand in die Tiefe geworfen und unten wegge­ führt. In diesen Jahren fiel auch die Ka­ pelle St. Donatus der Spitzhacke zum Opfer. Von 1906 bis 1910 verwirklich­ te der Liechtensteiner Architekt und Bildhauer Egon Rheinberger sein Le­ benswerk. Er baute die arg demolierte Burgruine zur heutigen Anlage aus. Rheinberger arbeitete um die Jahrhun­ dertwende als Mitglied der Baukom­ mission massgebend an der Wiederher­ stellung des Schlosses Vaduz mit. Nach Meinungsverschiedenheiten trat er sei­ ne Verantwortung ab und zog sich auf die 1905 käuflich erworbene Guten­ berg zurück. Hier konnte er aus dem Vollen seiner besonderen handwerk­ lichen, architektonischen und künstleri­ schen 
Fähigkeiten schöpfen. Er schuf aus der zerfallenen Feste eine phantas­ tische burgenromantische Anlage, die heute von allen Seiten gut sichtbar das Dorfbild von Balzers prägt. Dabei res­ pektierte und ergänzte Rheinberger die bestehenden Mauem. Das Holz- und Dachwerk erneuerte er vollständig. Am Europa-Tag des Denkmals, am Samstag, 17. September, öffnet die Burg Gutenberg von 10 bis 18 Uhr ih­ re Tore. (pafl)
	        

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