Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

DIE WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN FÜR LIECHTENSTEIN SAMSTAG, 10. SEPTEMBER 2005 SEITE 11 VISITE Bei wem der neue WTO-Generaldirektor Pascal Lamy einen An­ trittsbesuch machte und zu welchem Zweck.-J -j 
PREIS Welchen Innovations­ preis die Liechtenstei­ nische Landesbank mit welchem Projekt ge­ wonnen hat. 
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KAMPAGNE Wem die Schweizer Gewerkschaft Unia den Kampf ansagt und mit was für Aktionen sie was fordert. 
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KONKURRENZ Für wen die Deutsche Lufthansa die Kosten senken will und womit sie der Gewerkschaft Verdi droht. 
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NEWS Schweizer Wirtschaft trotzt hohen Ölpreisen BERN - Die Schweizer Wirtschaft hat die Wachstumsdelle überwunden. Dank rekord­ verdächtiger Exporte und Investitionen wuchs das Bruttoinlandprodukt (BIP) im zweiten Quartal um 0,3 Prozent. Der «Katrina»- Schock überschattet allerdings das zweite Halbjahr. Ökonomen fordern eine Fortset­ zung der lockeren Geldpolitik. «Die Schwei­ zer Wirtschaft befindet sich in robuster Ver­ fassung», kommentierte Aymo Brunetti, Chefökonom des Bundes, die am Freitag vor­ gelegten Quartalszahlen des Staatssekretaria­ tes für Wirtschaft (seco). (AP) Antrittsbesuch bei Wirtschaftsminister Deiss 
Wer zu spät handelt,... Liechtenstein Dialogue: Selbstregulierte Finanzplätze schaffen Vertrauen BERN - Die erste offizielle Visite hat den neu­ en WTO-Generaldirektor Pascal Lamy nach Bern geführt. Er wolle damit die engen Bezie­ hungen zum Gastland Schweiz unterstreichen, sagte der Franzose nach seinem Treffen mit Bundesrat Joseph Deiss. Die beiden Ge­ sprächspartner liessen die Verhandlungsdos­ siers der Welthandelsorganisation (WTO) vor der nächsten Ministerkonferenz im Dezember in Hongkong Revue passieren. Dabei habe er die Position der Schweiz in der 2001 in Doha (Katar) begonnenen Verhandlungsrunde erläu­ tert, sagte Deiss vor den Medien. (sda) Texas Instruments hebt Prognosen an SAN FRANCISCO - Der weltgrösste Her­ steller von Handy-Chips, Texas Instruments (TI), hat seine Gewinn- und Umsatzprognosc für das laufende Quartal angehoben. Als Grund nannte das US-Unternehmen die gute Nachfrage in allen Geschäftsbereichen. Für den laufenden Dreimonatszeitraum werde nun mit einem Umsatz von 3,48 Mrd. bis 3,62 Milliarden Dollar gerechnet statt den bislang angenommenen 3,29 Milliarden bis 3,56 Milli­ arden Dollar, teilte TI am Donnerstagabend (Ortszeit) nach US-Börsenschluss mit. (sda) Hewlett-Packard streicht 6000 Stellen in Europa BRÜSSEL - Der US-Computerkonzern Hewlett-Packard will nach Gewerkschaftsan­ gaben in Europa rund 6000 Stellen streichen. Die Hälfte davon sollten in Deutschland, Grossbritannien und Frankreich wegfallen. Dies sagte der französische Gewerkschafts­ vertreter Marc-Antoine Marcantoni am Frei­ tag nach einem Europa-Treffen des Konzerns in Brüssel. Die Zusammenkunft fand an ei­ nem geheimen Ort statt, HP-Mitarbeitern war unter Androhung von Sanktionen verboten worden, sich öffentlich zu äussern. (sda) 
VADUZ - 01« Rnanzmärfcte sind die Wachstumsmotoren dar Wirtschaft. Sie trelban die Mo- ballsleniitg und Ihre algena Dy­ namik. «Die Finanzindustrie steht vor einem neuen Innova­ tionsschub», sagt Professor Ernst k. Brugger, Koordinator des zweiten Liechtensteln-Dla- logs. »tonnHa PWIh r Volksblatt: Herr Brugger, der zweite Liechtenstein-Dialog stellt die internationalen Finanzströme in den Mittelpunkt. Sind die Fi- nanzmärkte durch die Globali­ sierung aus allen Fugen? Professor Ernst A. 
Brugger: Nicht aus allen Fugen, doch befin­ det sich die Finanzbranche in ei­ nem ganz dynamischen Prozess. Die Globalisierung wird fUr die 
Ka­ pitalmärkte und ihre Akteure in den nächsten zehn Jahren grosse Verän­ derungen bringen, einen intensive­ ren Wettbewerb mit Chancen wie Risiken. Nur jene werden nachhaltig über­ leben, die sich mit der Zukunft be­ schäftigen, sich dafür fit machen und sich positionieren wollen. Nur wer weiss, welche Kernkompeten­ zen nötig, welche internationalen Verflechtungen entscheidend und welche institutionellen Arrange­ ments zu entwickeln sind, wird er­ folgreich sein. Wer zu spät handelt, wird zu den Verlierern gehören. Die internationalen Standards wie die Produkte der Finanzin­ dustrie sehen in Europa ziemlich gleich aus. Macht das Innovatio­ nen nicht schier unmöglich? Ich bin nicht Ihrer Meinung. Denn immer dann, wenn man in ei­ ner Branche von überall ähnlichen Produktportfolios sprach, passierte etwas. Die Finanzbranche ist genau an diesem Punkt. Über die Infor­ mationstechnologie werden neue Innovationen eingeleitet und ich bin ganz sicher, dass in der Vernet­ zung weltweit eine grosse Innova­ tionswelle bevorsteht. Ich bin eben­ so überzeugt, dass ein Finanzplatz mit Clustern die Wertschöpfungs- kette deutlich verbessern kann. Ich bin auch sicher, dass das Reputa­ tionsmanagement eines Finanzplat­ zes 
ausserordentlich viel Innova­ tion freisetzen kann. Die wirkliche Differenzierung liegt in der Wertschöpfungskette der Dienstleistungen, in der Kom­ munikation, und darin, wie die Ak­ teure ihre international tätigen Kunden international betreuen kön­ nen. 
Privatbanken werden sich nur differenzieren, wenn sie beweisen können, dass Vertrauen ihr Kernge­ schäft ist und bleibt. In einer Welt, in der Vertrauen ein karger Faktor ist, liegt hier viel qualitative Inno­ vation drin. 
Ernst A. Braggw: Erfolg «Ines Fbwnzplatm hingt wen internationalen Ruf ab. Wird es dabei immer stärker spe­ zialisierte Finanzzentren geben? Neben den grossen Finanzzent­ ren wie London. Zürich, Frankfurt, New York müssen sich die kleine­ ren wie Liechtenstein oder auch Luxemburg auch in Zukunft spezi­ alisieren. Andererseits dürfen sie nicht zu eng angelegt sein, sondern müssen sich zu einem Cluster von Dienstleistungen entwickeln. Liechtenstein hat eine gute Aus­ gangslage mit seinem Verständnis des Private Banking, seiner Treu­ handfunktion, die Funktion der Stiftung, Recht und weiteren Dienstleistungen. Die Frage ist, wie man diesen Cluster weiterent­ wickeln und international besser positionieren kann. Finanzplätze müssen berechen­ bar reguliert sein. Da wird heu­ te kein Finanzakteur widerspre­ chen. .Nun häufen sich aber Ängste, dass EU-Richtlinien zu einer Überregulierung führen könnten. Die Gefahr der Überregulierung wird überschätzt. Denn die interna­ tionale Regulierung hinkt hinter der Dynamik der Finanzmärkte her. Viel mehr Aufmerksamkeit und Engagement verdient die Fra­ ge: Wie kann ein Staat und die Fi­ nanzbranche selber genügend, Ein- fluss auf die internationale Regu­ lierung nehmen? Und noch eine Aufgabe stellt sich der Finanzbranche: Eigent­ lich gibt es viel Spielraum für Selbstregulierung. Doch geht man auch in der Schweiz und Liech­ tenstein mit dem Instrument der Selbstregulierung etwas fahrlässig um. 
Selbstregulierung heisst ja, dass eine Branche oder ein Cluster sich auf bestimmte Spielregeln 
verpflichtet, um eine staatliche oder internationale Regulierung zu vermeiden. Sie haben für den Liechtenstein Dialog insgesamt 17 Thesen auf­ gestellt Sagen Sie drei, an denen niemand vorbeischauen kann. Eine sehr wichtige These ist: Globalisierung und wachsender Wettbewerb fordern eine verstärkte Spezialisierung und Profilierung insbesondere der kleineren Finanz­ plätze und entsprechend eine kon­ sequente Standortpolitik. Zweitens scheint mir zentral: An­ gesichts der Intemationalisierung der Finanzmärkte jedoch sind inter­ nationale Regulierungen nötig. Sie müssen optimiert werden mit der nationalen Regulierung, weshalb jeder Finanzplatz Interesse haben muss, bei der Gestaltung der inter­ nationalen Regulierungen mitzu­ wirken. Eine effektive, glaubwürdi­ ge Selbstregulierung sollte dabei möglichst viel Platz einnehmen. Eine dritte aus siebzehn Thesen weist auf etwas Zwingendes hin: Der nachhaltige Erfolg eines Fi­ nanzplatzes wie Liechtenstein oder 
die Schweiz wird davon abhängen, welchen Grad an Reputation der Fi­ nanzplatz international erringen kann. Ein guter Name ist Ausdruck des Vertrauens in einen Finanz- platz-Cluster, der nicht nur die Banken umfasst, sondern alle Dienstleistungen der Wertschöp­ fungskette. Reputationsmanage­ ment ist auf lange Sicht gesehen von erstrangiger Bedeutung. Welche Kontroversen erhoffen Sie sich beim Dialog? Kontrovers wird die Einschät­ zung der Dynamik des Wandels und die daraus entstehenden Folgen diskutiert werden. Kontroverse Philosophien gibt es auch zum The­ ma Regulierung versus Selbstregu­ lierung. 
Eine dritte Debatte wird sich um die Gestaltung von Reputa­ tion drehen. Denn Reputationsma­ nagement wird meistens relativ oberflächlich angepackt, funktio­ niert aber nur Uber einen tiefgründi­ geren Ansatz. Und eine weitere spannungsvolle Diskussion dürfte über die Bedeutung und die Ausge­ staltung einer Cluster-Standortpoli- tik entstehen. PODIUMSDISKUSSION FÜR ALLE Beim Liechtenstein-Dialog zum Thema «Dynamik globalisierter Finanzmärkte» lädt die Regie­ rung die Bevölkerung zu einer hochkarätigen Podiumsdiskus­ sion ein. Nach Referaten von Vaira VUce- Freiberga, Präsidentin der Repu­ blik Lettland, und Hans Dieter Pötsch, Mitglied des f̂orstende, Volkswagen AG, diskutieren die­ se mit Otmar Hasler, Regierungs­ chef Liechtensteins, Silva» Koch-, 
Mehrin, Vorsitzende der FDP im Europaparlament, Jeaa-Pierre Roth, Präsident des Direktoriums Schweizerische Nationa&ank- Donnerstag, 27. Oktober 2005, 16.15 -18.00 Uhr, im Auditorium der Hochschule Liechtentfein. Eintritt ist frei. Aus Platzgrüaden bitten wir tan Anmeldunfen, die nach Eingang berücksichtigt wer­ den: AA)ce$diak)fue.LL 
Informa­ tionen zum Liechtenstein-Dialog: wwprJWogsifjJi A
	        

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