Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

ANZE10E BLATT DIE KULTURNEWS FÜR LIECHTENSTEIN DIENSTAG, 30. AUGUST 2005 SEITE 23 ERWEITERT Um welchen neuen Ausstellungsteil das Naturmuseum St. Gal­ len erweitert worden ist. 25 VOLKS BLATT 
NEWS Kunst am Bau in Schaan: Gewinner stehen fest SCHAAN - Am Freitag, den <«26. August 2005, fand die Jurierung des Wettbewerbs «Kunst am Bau St. Laurentius Schaan» statt. Aus den sieben eingegangenen Projekten wurden zwei zum Sieger erkoren und zur Ausführung von der Jury weiterempfohlen. Gewonnen haben «Das Leben ist ein Tanz» von der Schaanerin Martha Büchel-Hilti und «Das Archiv der Erinnerungen» von Arno Oehri aus Ruggell. «Das Leben ist ein Tanz» von Martha Bü- chel-Hilti: Das Projekt sieht auf allen Wohn­ stockwerken jeweils zwei raumhohe bestickte Stoffbahnen an den Scheiben gegen den Innen­ hof vor. 
Die Motive der Stickereien werden in einem Prozess des Fragens und Hinhörens von den Bewohnerinnen und Bewohnern ermittelt. Die Stoffe sollen Anregung sein flir Gedanken, Träume, Gespräche und Erinnerungen. Die einzelnen Motive sind sehr sensibel in die Stoffstruktur eingebracht und bestechen durch ihre Transparenz mit einer fröhlichen Ausstrahlung. Die Textur^efc Su>ife« trijgt zur Materialisierung des Proj«tes bei; Die Licht­ modellierung wird durch den Tagesablauf po­ sitiv beeinflusst. Darüber hinaus wirken die absehbaren Bewegungen des Stoffes in der Luft belebend und anregend. «Das Archiv der Erinnerungen» von Arno Oehri: Das Projekt bezieht sich vor allem auf die drei Wohnstockwerke durch differenziert kreisförmige Farbmarkierungen. Diese befin­ den sich einerseits an der Rückwand des Treppenhauses und wiederholen sich anderer­ seits auf Fotobildtafeln in einem Archivregal auf jedem Stockwerk. Dieses Projekt möchte aktives Sehen, persönliches Beteiligen in der Gestaltung des Umfelds, Auslösen von Er­ innerungen, Förderung der Kommunikation, Helfen bei der Orientierung und Schaffen von Identifikation bei den Bewohnerinnen und Bewohnern des Heims auslösen. Dies erfolgt durch individuelle Auswahl und Platzierung der archivierten Fotobildtafeln vor der eige­ nen Zimmertür. Die Projektidee und Umset­ zung Uberzeugt, da sie sich sehr zurückhal­ tend in die Architektur einfügt, sich stark mit dem Ort und seinen Bewohnerinnen und Be­ wohnern auseinander setzt und auf sensible Art ein zusätzliches Orientierungssystem bie­ tet. Das Projekt besticht durch seine konzep­ tionelle Grundstniktur. Sämtliche Arbeiten werden von heute Dienstag, den 30. August 2005, bis zum Frei­ tag, den 9. September 2005; werktags, wäh­ rend der Öffnungszeiten der Gemeindever­ waltung, im Rathaus der Gemeinde Schaan, Parterre, öffentlich ausgestellt. (PD) Führung durch die Beuys- Ausstellung im Kunstmuseum VADUZ - Im Rahmen der Beuys-Ausstel- lung im Kunstmuseum Liechtenstein führt Jo­ hannes Stüttgen am kommenden Donnerstag, den 1. September 2005, morgens um 11 Uhr durch die Beuys-Installation «Raum 3, die ganze deutsche Nachkriegslyrik» und hält am Abend um 18 Uhr einen Vortrag zum Thema «Zur Frage des Kapitals». Johannes Stüttgen, geboren 1945, war Student bei Joseph Beuys und von 1980 bis 1986 als Geschäftsführer der FIU (Freien Internationalen Universität) tätig, deren Geschäftsstelle im Raum 3 ihren Sitz hatte. (PD) 
GENIESSEN Weshalb der Genuss laut der chinesischen Medizin ein wichtiger Bestandteil des gesun­ den Essens ist. 
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TV-ABEND Auf welchen Sendern es heute Abend was zu sehen gibt und wo es gemütlich oder action- reich zugeht. 27 
DUSCH-SPASS Warum in weiten Tei­ len Australiens Paaren empfohlen wird nur noch zusammen zu durschen. 
28 Zeitloses Stück Anton Klotzner, Bernhard Adler und Martin Biedermann im Geapräch VADUZ - DI« Proton zur neuan Produktion des Opernvereins Vaduz, Donlzettts «Uebestrank», sind In vollom Dange. Prämiere ist am 10. September. Das Volksblatt sprach mit den Hauptdarstellern Anton Klotzner (Neftiorfno) und Bernhard Adler (Dulcamara; 2003 als Van Bett In Vaduz) sowie mit dem musi­ kalischen Leiter und Regisseur Martin Biedermann. • Anw Uffll r Volksblatt: Ist Ihre Rolle gesang­ lich anspruchsvoll? Anton Klotzner: Ja. Es sind für eine Tenorpartie keine Spitzentöne drin, kein hohes C usw. Es gibt aber unglaublich 
viel zu singen, im ers­ ten Akt Uber 50 min. Die Partie wird meistens von einem eher lyri­ schen Tenor gesungen, 
weil «^kei­ ne richtigen Spitzentöne hat, aber sie liegt sehr hoch, immer im so ge­ nannten Passagio-Bereich. Ist die Rolle stimmlich so ange­ legt, weil Nemorino so jung und naiv ist? Anton Klotzner: Es ist eine ty­ pische Belcanto-Tenorpartie. Doni- zetti und Bellini haben immer sol­ che Tenöre gehabt. Ausserdem glaube ich, dass früher die Stim­ men hören waren als heutzutage, und es gab es mehr Tenöre. Es be­ steht heutzutage eine Diskrepanz zwischen der Anzahl von Tenorpar­ tien und Tenören. Und sicher, vom Charakter her muss der Naivling keine weiss Gott wie dramatische Stimme haben. Herr Biedermann hat aber absichtlich mich genom­ men, also nicht einen absolut lyri­ schen Tenor. Ich komme vom Bari­ tonfach und habe zum Tenor ge­ wechselt. Geht das so einfach? Anton Klotzner: Das machen eigentlich viele. Ich möchte mich nicht vergleichen mit berühmten Tenören, aber Domingo war auch früher Bariton oder Bergonzi. Es kommt darauf an, welchen Bereich der Stimme man trainiert. Liegt Ihnen vom Inhalt her das komische Fach? Anton Klotzner: Ich habe es schon lieber dramatisch. Vom Charakter her kann ich Nemorino aber sehr gut begreifen, und es fällt mir nicht schwer, ihn zu spielen. Nemorino ist nicht nur komisch. Seine Arien sind ganz natürliche Lieder, keine extravaganten Sa­ chen. Alles, was der Nemorini singt, ist ehrlich gemeint. Er kann sich gar nicht verstellen. Wie heisst es im Egmont: «Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. Glück­ lich allein ist die Seele, die liebt.» Es gibt sehr traurige Szenen, spe­ ziell das Ende vom ersten Akt. Da 
Bernhard Jltier, Anton KMzner und Martin Modemne« bei dar erstes wird er von der gesamten Menge verspottet. Er ist verliebt, und da kann man sich bestimmte Sachen einfach nicht erklären, was man al­ les veranstaltet. Nur die Aussenste- henden sehen: Das ist total dane­ ben. Sie Sind schon zum zweiten Mal hier. Hat sich das aufgrund der mittlerweile gewachsenen per­ sönlichen Kontakte ergeben? Bernhard Adler: Das erste Mal ergab es sich durch Zufall, und das war ein ganz grosser Erfolg. Dann wurde ich das zweite Mal gefragt, und ich sagte zu, weil ich das hier mag und es sich verträgt mit mei­ nen anderen Sachen: keine lange Probenzeit, und ich mag das Um­ feld hier. Es unterscheidet sich vom normalen Theaterbetrieb, so eine freundliche und familiäre Atmo­ sphäre hat man an den Opernhäu­ sern nicht. Van Bett und Dulcamara sind charakterlich vergleichbar, ge­ sanglich aber ganz unterschied­ lich ... Bernhard Adler: Ja, das sind al­ les diese ganzen buffonen Sachen. Das hier ist eine opera buffa im ita­ lienischen Sinne, 
und der Lortzing ist eine opera buffa im deutschen Sinne. Nur hat der Dulcamara mehr Ver­ stand. Van Bett ist einfach blöd. Dulcamara kombiniert ja sehr rich­ tig, er versteht sehr schnell, seine Schlinge zu ziehen. Ist es Uberinterpretiert, zu be­ haupten, dass das neue Stück auf Sie zugeschnitten sei? Bernhard Adler: Wenn man Uber 30 Jahre singt wie ich, trifft man natürlich seine Entscheidun­gen. 
Man sucht Partien für sich her­ aus, die einem körpermässig, stim- memässig auf den Leib geschnitten sind. Das ist anders, wenn man ei­ nen Vertrag bei einem Haus hat und die gesamte Bandbreite abdecken muss. Ich konzentriere mich auf die Partien, die charakterlich passen, diese Charakterstudien, auch die lustigen Sachen, also auch Kezal in der «Verkauften Braut», das ist ja überhaupt wieder was anderes; das ist ja ein ganz Krimineller. Ist Dulcamara nicht sehr hoch gesetzt für einen Bass? Bernhard Adler: Das sind diese hohen Charaktersachen, die ich sin­ ge. 
Ich bin kein basso profondo oder Buffobass, eher ein Charakter­ bariton mit einer profunderen Stim­ me, dem die 
Höhe nichts ausmacht. Die Buffosachen sind bei Donizetti alle recht hoch. Früher war es Tra­ dition, dass die Buffosachen von alten Heldentenören gesungen wurden. Wie würden Sie Ihr Regiekon­ zept beschreiben? Martin Biedermann: Für mich ist das Stück zeitlos. Wenn ich die Zeitung aufschlage: Überall schwirren Dulcamaras umeinander auf der Welt! Das andere ist: Die Frauen arbeiten, die Männer sitzen rum. So machens die Italiener. Das ist mein erster Versuch, das nach Liechtenstein zu importieren. Ich möchte nicht diese absolute Vördergründigkeit. Manchmal soll man etwas erst auf den zweiten Gedanken kapie­ ren. Das Stück ist urkomisch, aber mit einer grossen Ernsthaftigkeit. Das bemühe ich mich zu zeigen, auch in der Figur des Nemorino. 
Ist er nicht eher eine tragische Fi­ gur? Martin Biedermann: Der Ne­ morino wird im Text als 
Tölpel hin­ gestellt; er ist aber keiner. Wir wa­ ren ja alle schon verliebt. Bernhard Adler: «Klug sein und lieben kann kein Mensch auf dieser Welt.» Martin Biedermann: Wehe man ist einseitig verliebt! Bis zum Schluss hält Adina Nemorino hin. Er wird fast wahnsinnig dabei und macht Aktionen, die ein normal Denkender nicht macht. Und da kommt dieser Dulcamara. Er ist ei­ gentlich 
nicht böse, nur ein Ge­ schäftsmann. Am Anfang liest Adina in einem Buch. Plötzlich hören wir von ihr einen Lacher, und sie erzählt dem Publikum, was sie gelesen hat. Da erfährt man: Es gibt Uberhaupt so­ was wie einen Liebestrank. Und wie es der Zufall will, kommt da gerade der Dulcamara ins Dorf. Der Gegenpol ist der Bplcore, die­ ser aufgeblasene Affe, der glaubt, er könne alle Weiber haben. Es ge­ schieht ihm recht, dass er leer aus­ geht. Aber am Schluss sagt er: Dann nimmst halt du die Adina, ich kann an jedem Finger zehntausend haben. Ist er eine Figur, die sich nicht verändert im Handlungsverlauf? Martin Biedermann: Nein, eben. Die grosse Verwandlung fin­ det bei Nimorino statt und v. a. bei Adina. Das ist die Schwierigkeit bei der Adina, das zu so spielen. Sie ist am Anfang die kühle Dame, die Unnahbare. Sie 
öffnet sich, und am Schluss zeigt sie ein grosses Herz. Ich lasse das Stück so, wie es ist. Man kann auch zu viel tun, das will ich vermeiden.
	        

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