Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

FREITAG, 26. AUGUST 2005 BLATT 
IKULTUR 
25 NACHRICHTEN «Vom Abbild zur Sehfreiheit» i S VADUZ - Heute Abend wird in der Galerie | am Lindenplatz in Vaduz um 19 Uhr die Aus- j Stellung von Gottfried Honegger «Vom Ab­ bild zur. Sehfreiheit» eröffnet. Der Künstler ist anwesend, die Ausstellung dauert noch bis I zum 15. Oktober. Gottfried Honegger ist Maler, Bildhauer, Grafiker, Literat und Philosoph. Durch den i Einsatz von Gestaltungselementen in seinem Werk, die seriell hergestellt und angeordnet sind, entspricht er dem Künstler des 20. und 21. Jahrhunderts. Gottfried Honegger war nie ! ein angepasster Künstler, sondern er vertritt eine Meinung, die nicht immer ungeteilte An­ erkennung fand. Letztendlich war aber diese künstlerische i Haltung dafür verantwortlich, dass das Werk j von Gottfried Honegger seine eigene Identität ! erfuhr. Andererseits war Gottfried Honegger | von einer aussergewöhnlichen Toleranz gegenüber Künstlerfreunden, die er in grosser Zahl durch Ankäufe in seine eigene Samm­ lung einbrachte und damit auch deutlich machte, dass er sich nicht auf sein eigenes künstlerisches Schaffen reduziert. Diese Sammlung schenkte er dem französi­ schen Staat, der ihm dafür, aber auch für an­ dere grossartige Leistungen vor allem in der Kreativitätsförderung von Kindern, ein eige­ nes Museum im Schlosspark von Mouans Sartoux erbauen Hess. Zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen erhielt er in Frankreich schon vorher und auch nach det Übergabe des Museums. In Liechtenstein wurde er 2001 durch eine Ausstellung im neuen Kunstmu- ' seum geehrt. Das Fürstentum widmete ihm auch zwei Briefmarken. ' 6anz besondere Bira I Die Zusammenarbeit der Galerie am Lin­ denplatz mit diesem Künstler währt nun schon ein Jahrzehnt und es konnte gemein­ sam vieles mit den Freunden Honeggers in i Liechtenstein und Vorarlberg erreicht werden. Dass die Galerie am Lindenplatz den künst- ; lerischen Nachlass von Gottfried Honegger betreuen darf, ehrt diese ganz besonders. Gottfried Honegger hat die Galerie in vieler- i lei Hinsicht beschenkt und dafür möchte ihm das Galerie-Team herzlich danken. Zum Anlass der heutigen Ausstellungser- | Öffnung hat die Galerie zwei farbige Metall- ; Skulpturen 
ediert, die in einer Auflage von je ! 12 Exemplaren nummeriert und vom Künst­ ler signiert sind. Öffnungszattsn Öffnungszeiten der Galerie am Linden- piatz: Dienstag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, i samstags von 10 bis 16 Uhr; Sonn-, Mon- und ; Feiertage geschlossen. (PD) 
Göttin - Hexe - Heilerin Ausstellung zu einer Kulturgeschichte weiblicher Magie im KUefer-Martls-Huus RUGGELL - In Kooperation mit dam Vorarlberger Frauenmu­ seum Hittisau, ist im Ruggeller KUefer-Martls-Huus ab morgen, den 27. August, die Ausstellung «Göttin - Haxe - Heilerin» zu sa­ hen. Bis zum 27. November 2005 haben Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, sich von der Ausstellung «verzau­ bern» zu lassen. Magie war immer ambivalent: Auf der einen Seite bot sie Lebenshilfe in Situationen, für die es keine an­ dere Hilfe gab (Krankheiten von Mensch und Tier, Unwetter, Bezie­ hungsprobleme usw.) auf der ande­ ren Seite konnte diese Hilfe auch ganz leicht zur Bedrohung (Scha­ denzauber) werden. Ähnlich ambi­ valent ist das Frauenbild - insbe­ sondere in der durch den Katholi­ zismus geprägten Kultur. Es schwankt zwischen der Gottesmut­ ter 
und der Verführerin Eva. Wie widersprüchlich muss erst dann die weibliche Magie 
sein. Diesen Gedanken greift die Aus­ stellung auf, indem sie sich an der Form einer Ellipse mit zwei Brenn­ punkten orientiert: Der eine Brenn­ punkt ist die Vergöttlichung (darge­ stellt als die typisch weibliche drei­ fache Göttin, wie sie in vielen alten Kulturen vorkommt), der andere Brennpunkt ist der Scheiterhaufen als Symbol für die Hexenverbren­ nungen, eine der schlimmsten Ver- irrungen der frühen Neuzeit, die zum grösseren Teil Frauen betrof-. fen hat. Um diese beiden Brenn­ punkte spannt sich der Bogen weib­ licher Magie in fünf Bildern von 
Auf jeden FaH einen Besuch rla»-za den Religionen der Vorzeit bis zu den neuen Hexen der Gegenwart. Begiettpubiikation zur Ausstellung Hermann Denz, Manfred Tschaikner, Alltagsmagie, Hexen­ glaube und Naturheilkunde im Bre­ genzerwald, 
(Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft), Innsbruck 2004, (206 Seiten mit Abbildun­ gen), 20 Euro (rund 30 Franken). Begleitveranstattungen «Von Hexen und Tobelhockern» - Vortrag von Manfred Tschaikner, Vorarlberger Landesarchiv. Der Vortrag findet am 21. September 2005, um 19.30 Uhr statt. Der Historiker Manfred Tschaik­ ner hat sich in den letzten Jahren 
- Hexe -1 als Spezialist für Hexenforschung im Bodenseeraum profiliert. Sein Vortrag bietet einen Überblick über die frühneuzeitlichen Hexenverfol­ gungen auf dem Gebiet des heuti­ gen Liechtenstein. Besonderes Au­ genmerk gilt dabei den treibenden Kräften, den Opfern und dem welt­ anschaulichen Hintergrund der Er­ eignisse. Ein eigener Abschnitt ist den Nachwirkungen der Hexenpro­ zesse 
gewidmet, die sich in Form der Tobelhocker bekanntlich bis heute erhalten haben. Literatur: Manfred Tschaikner: «Der Teufel und die Hexen müssen aus dem Land ...» Frühneuzeitliche Hexenverfolgungen 
in Liechten­ stein. Historischer Verein für Fürstentum Liechtenstein. 198 Vaduz 1998. 
Manfred Tschaikner: Von den Tobelhockern - ein Vortrag auf Tu- ass. Veröffentlicht in: Terra plana. Zeitschrift für Kultur, Geschichte, Tourismus und Wirtschaft. (2005), S. 13-18. «Zauberpraktiken als Lebenshil­ fe» - Vortrag von der Ethnologin Margarethe Ruff (Ethnologin). Der Vortrag findet am Mittwoch, den 5. Oktober 2005, um 19.30 Uhr statt. Liebeszauber, Teufelsbeschwö­ rungen, Wahrsagerei, Schatzgräbe- rei und magische Heilkunde haben die Menschen seit jeher fasziniert. Margarethe Ruff ist den Spuren magischer Praktiken in Gerichtsak­ ten, Zeitschriften und Literatur vom Mittelalter bis in unsere Zeit gefolgt. Sie zeigt anhand von Bei­ spielen aus unserer Region, dass die Anwendung der Magie der Be­ wältigung von Krisensituationen und damit als praktische Lebenshil­ fe diente. Literatur: Margarethe Ruff: Zau­ berpraktiken als Lebenshilfe. Ma­ gie im Alltag vom Mittelalter bis heute. 345 Seiten, Campus-Verlag, ISBN 3-593-37380-7 «- - fflL—• - - 
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nrnnrngm durch die Auss tsBu ng Jeweils am Freitag, den 2. und 30. September, 19 Uhr, mit Helga Rädler und Hilda Eberle vom Frau­ enmuseum in Hittisau. Gruppen­ führungen nach Voranmeldung. Öffnungszeiten: Freitag und Samstag von 14 bis 17 Uhr, Sonn­ tag von 11 bis 17 Uhr. Kontakt: Küefer-Martis-HiHis, Giessenstras- se 53, 9491 Ruggell, Telefon: 371 12 66, E-Mail:  kmh@adon.li . (PD) KULTUR IN KÜRZE Neuer Chef für Oscar-Akademie LOS ANGELES - Die US-Film­ akademie, die alljährlich die Oscar- Trophäen vergibt, hat einen neuen Vorsitzenden gewählt. Oscar-Preis­ träger Tom Hanks wurde zum Vize­ präsidenten ernannt. Wie die Aca- demy of Motion Picture Arts and Sciences (Ampas) in Los Angeles bekannt gab, übernimmt der Film- Produzent Sid Ganis den Chefpos­ ten von Frank Pierson, der nach vierjähriger Amtszeit ausscheiden muss. Die Wahl eines Produzenten für die nächste Oscar-Show gehöre 
zu den ersten Aufgaben des neuen Chefs, teilte ein Sprecher der Aka­ demie mit. Hollywoods wichtigste Filmpreise werden am 5. März 2006 zum 78. Mal verliehen, (sda) Fotograf Horst Tappe in Vevey gestorben VEVEY - Der deutsche Fotograf Horst Tappe (Bild) ist am Sonntag 67-jährig in Vevey gestorben, wie seine Familie gestern mitteilte. Tappe lebte seit 1965 in Montreux. Tappe wurde am 13. Mai 1938 in Westfalen geboren und schloss sei­ ne Fotografen-Ausbildung in 
Ham- SCHLOSSKINO BALZERS SpMan gemeinsam hn neue« Joh n Be eip ea fW m «In My Cevetry»: Sa­ muel L 
Jackson (IFNFCS) 
und Juliette  Bloo che. 
«In My Country» Binoche und Jackson auf einer Rei­ se zur Wahrheit. Juliette Binoche hatte schon im­ mer ein Flair für anspruchsvolle Rollen. Einen ihrer eindrücklichs­ ten Leinwandauftritte absolviert die Französin an der Seite von Sa­ muel L.'Jackson in John Boormans Südafrika-Drama 
«In My Count­ ry», dessen Fokus auf einem un­ glaublichen Stück jüngerer Zeitge­ schichte liegt: Als es in Südafrika Mitte der 90er-Jahre nach Abschaf­ fung der Apartheid darum ging, sich der Vergangenheit zu stellen, wurde kein gewöhnliches Kriegs­ verbrechertribunal gebildet, son­ dern unter Vorsitz von Erzbischof Tutu die so genannte «Truth and Reconciliation Commission» (TRC) ins Leben gerufen. Diese konfrontierte bei öffentlichen An­ hörungen quer durchs Land Täter und Opfer miteinander, liess die ei­ nen gestehen und die anderen ver­ zeihen und schuf so die Grundlage für eine gemeinsame neue Zukunft. 
Ausgehend von einem Erlebnis­ bericht der südafrikanischen Schriftstellerin Antjie Krog hat John Boorman über die Tätigkei­ ten der TRC einen Film gedreht. Im Zentrum desselben steht die Südafrikanerin Anna Malan. wel­ che am Radio Uber die Tätigkeiten der TRC berichtet. Am ersten Ar­ beitstag schon macht Anna die 
bürg, Frankfurt und Vevey mit dem Meisterdiplom ab. Er nahm mit Vorliebe Persönlichkeiten der bil- Bekanntschaft des US-Reporters Langston Whitfield, der ihr auf Anhieb tief unsympathisch ist. Doch im Laufe der wochenlan­ gen, emotionsgeladenen Anhö­ rungen und den damit verbunde­ nen, strapaziösen Reisen kommen sich die Afrikaanderin und der Afroamerikaner unverhofft nä­ her ... Der 72-jährige Brite John 
denden Kunst, der Literatur und der Musik auf und war ständiger Mitarbeiter bedeutender Zeitun­ gen, Zeitschriften und Verlage in aller Welt. Bekannt sind etwa seine Foto- porträts von Pablo Picasso, Patricia Highsmith, Gabriel Garcia Mar- quez, Wole Soyinka oder Salman Rushdie. Seine zahlreichen Auf­ nahmen von Vladimir Nabokov, mit dem er eng befreundet war, wurden in viel beachteten Ausstel­ lungen gezeigt. Und im Mus^e de Montreux ist noch bis zum 31. Oktober seine Fbtoserie von Oskar Kokoschka zu sehen. (sda) Boorman hat mit Juliette Binoche und Samuel L. Jackson zwei Schauspieler ausgewählt, die weltbekannt sind und in ihrer Gegensätzlichkeit zu Uberzeugen vermögen. In ihren Rollen, als Journalisten fungieren sie als Ver­ mittler, als Führer durch die Hölle der Verbrechen des Apartheidregi­ mes. Im Verlaufe ihrer Reisen durch das Land, wo sie über die Arbeit der TRC berichten; müssen beide ihre jeweiligen Vorurteile ablegen. Nein, zauberhaft-schön wie an­ dere Boorman-Filme ist «In My Country» nicht. Dennoch ist «In My Country» absolut sehenswert, denn Boorman schafft es, höchste Emotionalität mit Fragen von Schuld und Sühne zu verbinden - und am Ende dann doch wieder ein realistisches Bild des heutigen Südafrika zu zeichnen, wo die Wunden der Vergangenheit noch längst nicht vernarbt sind. «In my country» ist ab heute Freitag täglich um 20.30 Uhr im Schlosskino Balzers zu sehien. (PD)
	        

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