Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

FREITAG, 12. AUGUST 2005 
VOLKS BLATT 
KULTUR 
21 AUSSTELLUNG Adam war hundertdreissig Jahre alt SCHAAN - Mit Buchstabenstempeln be­ druckte Herrentaschentücher, die einzeln ge­ rahmt, in einer fortlaufenden Reihe an der Wand hängen. Bedruckt wurden die Tücher mit einem Text aus der Bibel (A.T: Genesis / Die Patriarchen), der die Namensfolge der Patriarchen, deren exakte Lebensdauer und ihre Nachkommenschaft angibt. Die quadratischen Herrentaschentücher zeigen neben dem Textaufdruck das dem Tuch eingewobene Linienmuster, welches es in unterschiedlich große Quadrate unterteilt, aber auch die Bügelfalten, die das Tuch qua­ dratisch falten lassen. Diese mehrfachen, stets quadratischen, kleinkarierten Teilungen wecken Assoziationen wie: endlose Wieder­ holung, ohne Anfang und Ende, Rationalität - sie verweisen auf Tradition und Kontinuität. Die Bibelzitate unterstreichen diesen Sym­ bolcharakter, heben insbesondere das Patriar­ chalische hervor. Die stets gleichen Sätze, innerhalb welcher sich einzig die Personenna­ men und Jahreszahlen ändern, verweisen je­ doch nicht nur auf das vorherrschende Patri­ archat in Kirche und westlicher Gesellschaft, sondern ebenso auf einen monotonen (Kreis-) Lauf des Lebens, der uns das feste, engma­ schige (soziale) Gefüge unseres Gesell­ schaftssystems vor Augen führt und uns zu­ gleich Halt und Sicherheit verspricht - schliesslich kreist die Intention dieser künstle­ rischen Arbeit um das Thema: Freiheit. Taschentücher als solche spielten in unse­ rem Kulturkrcis eine untergeordnete, den­ noch unverkennbare Rolle. Oftmals gar mit den Initialen des Eigentümers versehen, ge­ hörten sie zum persönlichen Gut im Arbeits­ alltag ebenso wie am Festtag. Neben einem schmückenden, hatten die «Sacktücher» vor allem aber einen funktionalen .Wert: sie nah­ men Körperexkrete auf und wurden gerade dadurch zu einem ganz persönlichen Utensil. (Dieser Aspekt ist mir wichtig im Zusammen­ hang init all den (zugeordneten) Zeugungsak­ ten innerhalb der auf die Tücher gedruckten Texte.) Gewiss verwendet heute eine Mehr­ heit Papiertaschentücher. Dennoch sind sol­ che traditionellen Stofftaschentücher auch heute noch im Gebrauch, im Handel erhält­ lich und nach wie vor unterscheiden sich Her­ rentaschentücher deutlich in Form und Ge­ staltung von Frauen- und Kindertaschentü- chern. Schliesslich lässt die Arbeit auch Spielraum für mancherlei Gedanken zum Thema: Hei­ mat. Heimat bleibt hier in ihrer trotzig festge­ fahrenen, traditionsverhafteten Struktur je­ doch flüchtig und fragilliebenswert unver­ ständlich. Ausstellung*-Eröffnung Am Freitag, 19. August, 18 Uhr, im Haus Stein-Egerta, Schaan. Begrüssung von Franz- Josef Jehle, Studienleiter. Einführung durch Sunhilde Wollwage. Anschliessend Apero. Die Ausstellung im Foyer dauert bis zu den Herbstferien und ist während der üblichen Bürozeiten sowie aller Veranstaltungen im Haus Stein-Egerta geöffnet. (PD) ERÖFFNUNG Grösstes Klassikfestival der Schweiz eröffnet LUZERN - Im Beisein von Bundespräsident Samuel Schmid ist am Donnerstag das Luceme- Festival eröffnet worden. Am Festakt sprach der deutsche Philosoph Peter Sloterdijk zum Festival-Thema «Neuland». Mit dem Leitmotiv «Neuland» will Festival-Intendant Michael Häfliger auf Angelpunkte in der Musikgeschichte hinweisen, aber auch aktuelles Neuland betreten - unter anderem mit 14 Uraufführungen. Das Luceme-Festival dauert bis zum 18. September und umfasst rund 80 Konzerte. Das Rückgrat des grössten Klassikfestivals der Schweiz bilden die 35 Sinfoniekonzerte hochkarätiger Orchester. «Composer-in-Residence» ist in diesem Jahr der 70-jährige Helmut Lachenmann, eine Schlüsselfigur der zeitgenössischen Musik. Als «artistes dtoiles» kommen der 46-jährige Bariton Thomas Quasthoff und der 39-jährige Geiger Christian Tetzlaff nach Luzem. (sda) 
Die Party der Schrillen Der farbigste und schönste Lifestyle-Event steht vor der Tür ZÜRICH - Morgen Samstag ist es wieder soweit: ms 14. Street- parade rollt Uber den Zürcher Asphalt. Unter dem Motto «to- day Is tomorrow» verwandelt sich die Stadt definitiv in eine Weltklasso-Partyiocatlon. Raverinnen und Raver aus der ganzen Schweiz und den Nach­ barländern reisen nach Zürich, um die rund 32 Love Mobiles zu bestaunen und bis in die Mor­ genstunden zu feiern. • Mtuntfra 
KmtmI Dje 2,4 Kilometer lange Streetpa- rade-Route wird wieder die gleiche wie in den Vorjahren sein. Die Pa­ rade startet um 15 Uhr beim Uto- quai im Zürcher Seefeldquartier und rollt dann rund um das Zürcher Seebecken bis zum Hafendamm Enge, wo der Umzug um ca. 22 Uhr sein Ende findet. Schluss mit dem Feiern ist dann aber noch lan­ ge nicht: In ganz Zürich finden da­ nach 100 grosse und kleine Partys statt und neu wird den Fans auch eine gigantische Lasershow ange­ boten. Mit dabei ist auch der liech­ tensteinische DJ Chilli. Alles unter Kontrolle Die Streetparade ist eine De­ monstration für Liebe, Frieden, Freiheit und Toleranz. Seit Jahren ist die absolut friedliche Stimmung eines der Markenzeichen der Para­ de. Trotz dieser Fakten müssen die Organisatoren Sicherheitsvorkeh­ rungen treffen. «Wir haben 600 ei­ gene Leute und bekommen Hilfe von der Stadt- und Kantonspolizei. Alles muss unter Kontrolle sein, die Sicherheitsleute sind auf der gan­ zen Route verteilt», erzählt Stefan Epli, Kommunikationsbeauftragter des Vereins Streetparade Zürich. Auf die Frage, wie die Veranstalter gegen den häufigen Drogenmiss- brauch an solchen Paraden vorge­ hen, antwortet Epli:«Wir müssen uns auf die möglichen Gescheh­ nisse einrichten und Prävention leisten. Wir informieren die Leute über die Drogen und raten ihnen. 
Jahr werden en der Ihootperoda, die morgen Samstag In Zürich ganzen Schweiz und den  Nachb or Un do ni erwartet. 
tausend« von Fans die Finger davon zu lassen. Aber schlussendlich ist jeder für sich selbst verantwortlich.» Liech tenstein war dabei In den Jahren 1998 und 1999 nahmen auch Love Mobiles aus Liechtenstein an der Streetparade teil. Einige waren dazu bereit, zwei Jahre hintereinander ein mit viel Arbeit verbundenes Love Mobile zu erstellen und unser Land damit an der Parade würdig zu vertreten. Mit dabei war beide Male der liechtensteinische DJ lan Cardwell alias Jan Szedalik. «Die Love Mo­ biles waren in beiden Jahren fantas­ tisch, ich war froh, dort auflegen zu können», versichert lan Card­ well. Seit Jahren legt er hier in Liechtenstein auf, aber auch in Zür­ cher KJubs oder in Österreich. Laut Cardwell ist es eher schwierig, ei­ nen Platz als DJ an der Love Para­ de zu ergattern. «Etwa vor sieben Jahren ergab es sich das erste Mal, dass ich an diesem Event auflegen konnte. Mir hat sicher geholfen, dass ich zu dieser Zeit häufig in Zürcher Klubs auflegte. So wurden die Veranstalter auf mich aufmerk­ sam. Irgendwann kam dann der 
Überraschungsanruf und ich war dabei», erzählt lan Cardwell. Die letzten drei oder vier Streetparades mussten allerdings ohne den Liech­ tensteiner DJ stattfinden. Seiner Meinung nach hat sich die grösste House und Techno Parade der Welt in den vergangenen Jahren verän­ dert, «die zweite Generation hat übernommen», und lan Cardwell war schon oft genug dabei. Liechtenstein ist dabei Dieses Jahr übernimmt DJ Chilli, im zivilen Leben heisst er Johannes llic, die liechtensteinische Vertre­ tung an der Streetparade. Er ge- noss die grosse Party einige Male als Zuschauer utid ist nun schon zum dritten Mai als DJ anwesend. «Neben meinem Audio-Enginee­ ring-Studium in Zürich lege ich dort oft in verschiedenen Klubs auf. Vor drei Jahren fragte man mich dann, ob ich nicht an der Streetpa­ rade am DJ-Pult stehen möchte. Ich war natürlich sofort hellauf begeis­ tert», erzählt DJ Chilli. Er konnte sogar schon Erfahrungen vor weit­ aus grösseren Menschenmengen sammeln: Im Mai absolvierte er ei­ ne grosse Tour in China (Bild Pla­kat 
von China) und letztes Wochen­ ende drehte er die Plattenteller an der «Nature One» in Deutschland. Wer den erfolgreichen liechten­ steinischen DJ gerne live erleben möchte, muss am kommenden Samstag nach Zürich pilgern und sich um 19 Uhr beim Restaurant Carlton, Bahnhofstrasse 41, oder um 20 Uhr vor dem Geschäft «Kochphoto», Bahnhofstrasse 11, einfinden. Der Liechtensteiner Jofeeimes lüc bekannt als DJ CUM Ist Hve dabei. Rauchende Kinderköpfe c<Kindersommer 2005» im Liechtensteinischen Landesmuseum VADUZ - Die Kursleiterinnen Re­ gula Frei und Flavia Krogh, bei­ de Museumspüdagoginnen, waren sehr glücklich über die begeisterten Rückmeldungen der zahlreichen Teilnehmerin­ nen und Teilnehmer. Am ver­ gangenen Montag und Donners­ tag fand nämlich dar «Kinder­ sommer 2005» im liechtenstei­ nischen Landesmuseum mit grossem Erfolg statt. • Mranini Kunw l Zum zweiten Mal bot das Liechten­ steinische Landesmuseum den Kin­ dersommer an. Mit den beiden Kursen «Von Fröschen und Prin­ zessinnen» am Montag und «Igel­ stacheln und Samtkleider» am Donnerstag trafen die Leiterinnen ins Schwarze und konnten so das Interesse vieler Kinder ansprechen. Die beschränkte Platzzahl war am Donnerstag fast, am Montag voll­ ständig mit 20 Kindern ausgebucht. Ausgestopfte Igel anfassen Der erste Abschnitt am Donners­ tag bestand aus einem halbstündi­ gen «Ein-Frau-Theater», bei 
wel-MH 
grossem Interesse verfolgen die Kinder die Ausführungen i m histori­ schen IUI von Haida Krogh. chem die ausgebildete Schauspiele­ rin Regula Frei die Kinder in das Thema einführte. Die kleinen Be­ sucherinnen und Besucher bezog sie dabei interaktiv in das Theater­ stück mit ein. Danach mussten die Eltern nach Hause, denn die folgenden Stunden waren nur für die Kinder bestimmt: Bei der Museumsführung durch den Naturteil «Nutzen», geleitet von Regula Frei, konnten die Kin­der 
ausgestopfte Igel anfassen und durch Spiele und verschiedene Ak­ tivitäten viel über das Tier lernen. «Die Kinder müssen die Sachen ge­ nau betrachten und anfassen kön­ nen. Man sollte unbedingt mit Ori­ ginalen arbeiten, was in Museen sehr gut möglich ist. Wissen lässt sich am besten durch Erfahrungen aneignen, und die können die Kin­ der hier massenweise sammeln», ist Regula Frei überzeugt. Flavia 
Krogh ist derselben Meinung:«Bei so einem Kurs müssen verschiede­ ne Arten von Museumspädagogik und ganzheitliches Lernen ange­ wendet werden. Somit beziehen wir alle Sinne der Kinder mit ein und sie können viele Erfahrungen mit nach Hause nehmen.» Nach einer kurzen Pause über­ nahm Flavia Krogh die Führung durch den historischen Teil «Herr­ schen» des Museums. Hier be­ staunten die Kinder auf Bildern die Kleider der Bronze-, Barock- und Fabrikzeit. Auch durften sie einige der ausgestellten Kleider anfassen. Fast wie Fesnacht Der dritte und letzte Teil des spannenden Museumstages führten die beiden Kursleiterinnen im Bas­ telraum durch. Dort bastelten die Kinder Igel und zeichneten ge­ meinsam einen Lebensraum für diese Tiere. Zum Schluss konnten sich dje Teilnehmerinnen und Teil­ nehmer noch mit Kleidern von frü­ her verkleiden. Voller Stolz präsen­ tierten sich die Kleinen in den un­ gewohnten Kleidern. Damit ging ein faszinierender und erfolgrei­ cher Kurstag zu Ende. I
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.